Mutant High 3 - Das RPG

Sprung um ein paar Stunden

Kara liebte ihre Väter. Zumindest zeitweise. Im Augenblick war Nick ihr heißgeliebter Favorit (er hob ihr Lasagne auf!) und Zach war unten durch (er hatte nicht versprochen die Finger davon zu lassen!). Aber alles in Allem war sie froh sie beide zu haben. Vor allem jetzt wo sie Kinder hatte. Und auch noch so aktive. Es war immer wieder schön die beiden mal für ein paar Stunden behütet zu wissen um zu Schlafen. Oder eben wie jetzt zu ihrem Freund zu fahren und ihm zu helfen. Die parkte ihren Wagen in der Garage und macht sich dann auf den Weg zu Liams Zimmer. Sie war noch nicht so lange nicht mehr an der Schule, aber irgendwie hatte sie schon das Gefühl nicht mehr wirklich hier her zu gehören. Auf dem Weg traf sie auf Mr. Haynes - Nate, wie er sie jetzt aufforderte ihn zu nennen. Sie tauschten ein paar Allgemeinplätze aus. Kara erkundigte sich nach seinem Bruder und wünschte ihm alles gute. Und er wünschte ihr viel Glück dabei Liam zur Vernunft zu bringen. Etwas beunruhigt sah Kara ihrem ehemaligen Lehrer hinterher. Wenn sogar die Lehrer merkten, dass etwas nicht richtig war, musste Liam wirklich in Schwierigkeiten stecken. Was war sie wieder für eine schlechte Freundin, dass sie es nicht gemerkt hatte. Mit einem kleinen Seufzen setzte sie ihren Weg fort und klopfte leise an Liams Tür. Als er aufmachte und sie etwas schuldbewusst ansah, lächelte sie entschuldigend zurück. "Hey", sagte sie und freute sich trotz allem sehr ihn zu sehen. Da wurde ihr gleich viel wärmer. "Ich hab gehört, dass es hier einen leicht verbohrten Streber gibt, der dringend mal eine Lektion benötigt."

Zuerst hob Liam etwas überrascht die Brauen, als er Kara vor seiner Tür vorfand. Doch dann sah er zunehmend schuldbewusst drein. Wahrscheinlich hatte Kaya sich mit ihr ausgetauscht… Er konnte es seiner Cousine nicht einmal übelnehmen. Kaya hatte heute deutlich gemacht, wie sehr sie sein Verhalten der letzten Wochen beunruhigte. Auch sein Vater hatte ihn neulich erst beiseite genommen. Und seine Mom? Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, schon eine Weile nicht mehr daheim gewesen zu sein. Seine kleine Schwester hatte sich schon beschwert. Und seine Mom textete ihm – nur antwortete er nicht immer zurück.
Liam ließ die Schultern sinken und brachte im Gegenzug seine Mundwinkel ein wenig nach oben. Mit einem matten Lächeln machte er Platz, damit Kara eintreten konnte und schloss anschließend die Tür hinter ihr. „Hmm, hast du das? Dann vermute ich, hat sich Kaya bei dir gemeldet…“ Liam fuhr sich mit einer Hand über den Nacken und ließ sich anschließend auf sein Bett sinken.
„Ich… es ist einfach so viel…“, sagte er leise und sah müde zu Kara auf.

Kaya drehte sich auf Aarons Schreibtischstuhl, hielt dann an und sah zu ihrem Freund hinüber. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und strahlte dabei förmlich aus, dass sie etwas beschäftigte. Und ihr Gegenüber musste sicher nicht raten, was es war. „Meinst du, dass er es verstanden hat? Dass er es einsieht?“, fragte sie Aaron und machte dabei ein unglückliches Gesicht. Sie machte sich wirklich Sorgen um Liam, dass ihm gerade einfach die Decke auf den Kopf fiel, so viel Druck und Stress, wie er sich machte. „Vielleicht hätte ich lieber mit meinem Onkel und meiner Tante reden sollen, als es Kara zu schreiben…“, überlegte sie laut und ruckelte auf dem Stuhl ein wenig hin und her.

Kara folgte ihrem Freund in den Raum, den er mittlerweile alleine bewohnte, und ließ ihre Tasche auf den Boden gleiten. Als sie Liam dabei zusah, wie er müde fast schon geschlagen zu seinem Bett ging und sich sinken ließ, fragte sie sich ob es wirklich so gut war, dass er alleine wohnte. Sicher, es war immer nett zu kommen und nicht darauf achten zu müssen, dass sie irgendjemanden störten. Aber wenn er einen Zimmergenossen hätte, hätte er auch jemanden der ihn dran erinnern konnte mal raus zu gehen. Sie nickte auf seine Frage hin. Da er sich ja nicht (dessen bezüglich) bei ihr gemeldet hatte, konnte es ja nur Kaya gewesen sein. Und sie war sehr froh, dass ihre Freundin es getan hatte, weil als Liam sie so müde anschaute und gestand, dass es zu viel war, da brach ihr fast das Herz. "Ich weiß", sagte sie mit belegter Stimme und trat zu ihm. "Es tut mir Leid. Ich wünschte ich könnte einige Dinge ändern um es dir einfacher zu machen." Ihre Hand legte sie an seine Wange, während sie ihn ein wenig traurig anlächelte. "Deswegen bin ich hier. Es kann so nicht weiter gehen. Es wird viel zu viel von dir verlangt. Du musst Prioritäten setzen und lernen dich auch mal zu entspannen. Wir brauchen dich, weißt du?"

Aaron hatte aus dem Augenwinkel seine Freundin schon eine Weile dabei beobachtet, wie sie sich auf seinem Stuhl drehte. Als sie endlich anhielt und sich an ihn wandte, warf er das Schulbuch beiseite und lachte ein wenig. "Machst du Scherze? Würdest du auf deine Eltern hören oder auf deinen Freund? Ich denke mal, dass Liams Eltern schon wissen was mit ihm los ist. Sie können ihm ja schlecht sagen er soll sich nicht um einen Abschluss bemühen. Also, ja. Ich glaube Kara bescheid geben ist die bessere Lösung als mit seinen Eltern reden", antwortete er und hielt einen Moment inne. Kaya sah immer noch ziemlich beunruhigt aus, weswegen sein Gesichtsausdruck etwas sanfter wurde. "Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Du hast die richtige Wahl getroffen. Die Frage ist nur, ob Liam auch zuhört."

Liam sah zu seiner Freundin auf, schmiegte sein Gesicht in seine Hand und für einen winzigen, klitzekleinen Augenblick wünschte er sich, es wäre alles wie früher. Sie an der Schule. Und die Kinder… Und damit war der Moment vorbei. Er schämte sich für den Gedanken. Die beiden Mädchen waren wundervoll! Er liebte sie! Es war nur… er fühlte sich noch immer nicht bereit. Zu gar nichts. Liam nickte stumm, als Kara meinte, es konnte so nicht weitergehen. Sie hatte ja recht.
Prioritäten. Aber welche? An erster Stelle stand die Familie. Aber was taugte er schon als Vater, wenn er seinen Abschluss jetzt nicht machte?
„Ich weiß“, sagte er und sah dabei verzweifelt aus. „Ich weiß, dass ihr mich braucht! Deswegen strenge ich mich doch so an! Ich brauche einen guten Abschluss, um, keine Ahnung, ein gutes Studium beginnen zu können, für einen guten Job. Aber die Lernerei nimmt Zeit in Anspruch. Gleichzeitig, will ich so viel wie möglich bei euch sein. Ich… ich habe so schon das Gefühl, alles zu verpassen…“ Liam ließ den Blick sinken und schloss seine Augen schließlich, um nicht am Ende Karas Enttäuschung sehen zu müssen.

Kaya wog den Kopf hin und her und musste zugeben, dass Aaron recht hatte. Bestimmt war es Onkel Matt auch schon aufgefallen… vielleicht hatte er sogar längst mit seinem Sohn gesprochen. In diesem Fall hatte es offensichtlich nichts gebracht. Unzufrieden seufzte Kaya, drehte sich auf dem Stuhl, sodass sie ihren Kopf auf die Lehne legen konnte. „Ich hoffe es. Ich hoffe, er hört spätestens Kara zu… Ich mache mir nur Sorgen… Seine Optionen sind begrenzt“ Sie zuckte mit den Schultern und fühlte mit ihrem Cousin. Blinzelnd sah sie nach ein paar Sekunden wieder zu Aaron auf und sah ihn verzeihungsheischend an. „Entschuldige. Ich ruiniere mal wieder die Stimmung“, sagte sie und hob ihren Kopf wieder von der Lehne. „Danke übrigens. Dass du mitgekommen bist. Und was du zu Liam gesagt hast“ Kaya schenkte ihm ein warmes, dankbares Lächeln.

Ohje. Karas Herz blutete wirklich, während ihr Freund sprach. Liam machte sich viel zu viel Stress und trotzdem konnte Kara völlig verstehen warum er es tat. Was vor allem der Grund dafür war, dass sie jetzt gegen einen Kloß im Hals schlucken musste. Auf der Fahrt hierher hatte sie sich schon einige Gedanken gemacht, wie sie ihm helfen konnte. Und wie es aussah musste sie sich mit der harten Lösung abfinden. Liam schloss die Augen und saß da wie ein Häufchen Elend. "Nichts davon ist wirklich wichtig", sagte sie leise und versuchte sich ihren Weg durch ihre widersprüchlichen Gefühle zu finden ohne gleich Liam zu verletzen. "Abschlüsse, Jobs, Erwartungen. Das ist nicht das, worum du dich kümmern solltest. Nicht aus den Gründen zumindest. Es ist deine Zukunft, du solltest tun, was du dir wünscht, was du machen willst. Ganz ohne dir Gedanken darüber zu machen, was du tun solltest." Karas zweite Hand legte sich jetzt auch an seine Wange um seinen Kopf zu heben und ihm einen liebevollen Kuss zu geben. Er fiel nur kurz aus und danach lehnte sie ihre Stirn an seine, die Augen jetzt auch geschlossen. "Ich weiß, dass der Abschluss und ein guter Job dir wichtig sind. Deswegen solltest du dich darauf konzentrieren. Den Abschluss kannst du nicht noch einmal machen, das ist ein einmaliges Ereignis. Konzentrier dich darauf. Die Kinder und ich, wir werden noch da sein, wenn du fertig bist. Tu was gut für dich ist, nicht was du meinst, was von dir erwartet wird", beendete sie ihre kleine Ansprache und lehnte sich wieder zurück um ihn anzulächeln. Leider sammelten sich auch Tränen in ihren Augen, sie war einfach zu nah am Wasser gebaut! Dabei wollte sie Liam wirklich kein schlechtes Gewissen machen! Sie würde auf ihn warten, während er seine Träume verwirklichte und die Kinder würden es vermutlich auch gar nicht wirklich mitkriegen, dass ihr Vater wenig da war. Sie hätten ja immer noch die Semesterferien.

Aaron zuckte die Schultern auf ihre Entschuldigung. So wirklich ruiniert hatte sie ja nichts und er konnte ihre Sorge ja sogar verstehen. Es hatte ihn ja selbst überrascht wie fertig Liam aussah. Da machte er sich auch etwas Sorgen um den Jungen. Als sie ihn dann lobte, verschluckte er sich fast und stammelte ein wenig herum. "Ich.. ach.. pff.. Das.. Keine Ahnung. Es war recht offensichtlich, dass er nicht so ganz gut nachgedacht hat", brachte er heraus und kratzte sich verlegen den Nacken. Mit Lob konnte er schlecht umgehen und vor allem in dem Zusammenhang, wo er so gar keine Ahnung gehabt hatte, was er eigentlich tat oder tun sollte, war es irgendwie merkwürdig.

Blinzelnd öffnete Liam die Augen, als sie ihn küsste, nur um sie kurz darauf wieder zu schließen. Kurz darauf sprach sie weiter. Liam runzelte die Stirn und sah wieder auf. „Aber-“, fing er an, aber sie sprach weiter und er bekam Bauchschmerzen bei ihren Worten. „Kara, nein-“, sagte er und war nun derjenige, der eine Hand sacht an ihr Gesicht legte. Behutsam strich er eine Träne weg und sah sie mit gequälter Miene an. „Ich würde so viel verpassen, was ich nicht verpassen möchte. Ein ganzes halbes Jahr! Sie würden ihre ersten Worte sagen, zahnen und anfangen zu krabbeln – und bei alledem wäre ich nicht da“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Das möchte. Ich. Nicht“, sagte er entschieden und seufzte dann wieder. „Vielleicht… gibt es noch einen anderen Weg. Ich… Ich rede mit meinem Vater. Irgendwie muss es doch noch einen anderen Weg geben. Für uns“, sagte er, zog Kara sanft zu sich und schlang seine Arme um sie.

Kaya grinste, als Aaron so vor sich hin stammelte. Niedlich, dachte sie. Und irgendwie erinnerte er sie gerade mehr an den Kerl, der er war, wenn er daheim war. Als wäre er zwei Menschen in einem. Der Aaron an der Schule und der Aaron daheim. „Nein, das hatte er nicht. Aber es war trotzdem sehr, sehr nett von dir gewesen“, sagte Kaya mit einem warmen Lächeln und stand nach kurzem Zögern vom Schreibtisch auf. Sie setzte sich neben Aaron aufs Bett und schlang dann ihre Arme um ihn. In ihrer Umarmung lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter und genoss seine Nähe und die Umarmung. Kurz überlegte sie, ob sie ihm von der Untersuchung erzählen sollte, verwarf diesen Gedanken dann jedoch wieder. Sie wollte keine Pferde scheu machen…

Kara ließ sich zu ihrem Freund ziehen und legte ihre eigenen Arme um ihn. Auf der einen Seite war sie zwar froh, dass Liam sich nicht nur auf seinen Abschluss konzentrieren wollte, auf der anderen Seite waren sie damit nicht aus den Problemen raus. Liam war nicht aus den Problemen raus. Wenn er weiter alles miterleben wollte und einen guten Abschluss hinlegen wollte, dann würde er nur noch mehr Stress haben. Sie fuhr sanft mit ihren Fingern durch seine Haar und seufzte ein wenig. "Tu das aber wirklich. Glaub nicht, dass ich nicht will, dass du bei uns bist. Aber ich würde dich mit Fotos und Videos vollspamen, damit du nichts verpasst, wenn es nicht anders geht", stimmte sie nach einem Moment zu und schmiegte sich dann an ihren Freund.

Ein wenig verwundert sah Aaron dabei zu, wie Kaya ein bisschen haderte und dann aufstand und zu ihm rüber kam. Er legte seinen Arm um Kaya und freute sich über die Nähe. In letzter Zeit kam das immer weniger vor, zumindest hatte Aaron das Gefühl, dass er immer weniger Zeit mit Kaya hatte. Und wenn sie da war, war sie abgelenkt. Er seufzte ein wenig frustriert. "Naja, ich hoffe es hat auch wirklich was gebracht. Wenn Liam morgen von alleine aus dem Zimmer kommt, dann kannst du mir Danken. Und ignorieren, dass er es vermutlich wegen Kara tut", fügte er hinzu und kratzte sich leicht die Nase. Seine Worte hatten wohl wirklich wenig Einfluss auf Liam, schon gar nicht wenn seine Freundin heute aufschlug und ihn zurecht stutzte.

„Mache ich. Versprochen“, sagte Liam und meinte es auch so. Sein Vater hatte zwar schon mehr als einmal versucht mit ihm darüber zu sprechen und zu ihm durchzudringen, aber Liam hatte so eisern daran festgehalten (oder festhalten wollen), dass er das schon irgendwie hinbekäme. Dass dem nicht so war, hatte er nun eingesehen. Er merkte ja selbst, wie ausgelaugt er war. Und Kaya und Aaron hatten ihm vor Augen geführt, dass er auch sozial momentan eher ein Einsiedler war.
Liam ließ seinen Kopf auf Karas Schulter sinken und fühlte sich nur noch müde. Er schloss die Augen und atmete Karas Duft ein, der ihn zur Ruhe kommen ließ, wenigstens für diesen Augenblick. Dann kam ihm der Gedanke, dass sie wahrscheinlich auch müde war – immerhin kümmerte sie sich um Phoebe und Rhea. Blinzelnd öffnete er also wieder seine Augen und lehnte sich zurück. Da zeigte sich mehr als deutlich, wer von ihnen beiden die stärkere Person war. Sie hatte so viel aufgeben müssen… und hier war sie, um für ihn da zu sein.
„Weißt du eigentlich, wie großartig du bist?“, fragte er leise und strich ihr sanft mit den Fingern übers Gesicht, ehe er ihr einen liebevollen Kuss gab.

„Und selbst wenn, ich finde, dann ist es noch immer zu 50% dein Verdienst gewesen“, sagte Kaya mit einem Lächeln und sah zu ihm auf. Sie überlegte kurz, wann sie zuletzt in der Stadt waren. Oder überhaupt außerhalb des Schulgebäudes unterwegs gewesen waren. Sie hatte zwar noch nicht alle Hausaufgaben erledigt, aber die Vorstellung, durch die Stadt zu schlendern, war gerade soo verlockend, dass sie nachgab. „Hättest du Lust in die Stadt zu fahren? Ein bisschen durch die Straßen schlendern und später dort was zu essen? Ich hätte irgendwie Lust auf richtig ungesunde Pommes, für die mir Serge eine ellenlange Predigt halten würde. Am besten mit Mayo und Ketchup“, sagte sie und lehnte sich etwas zurück, um Aaron besser anschauen zu können.

Kara runzelte ein wenig die Stirn, als Liam so einfach zustimmte. Sie würde nachhaken müssen, ob er es wirklich tat. Am Ende hatte er es noch vergessen oder meinte es wäre nicht so wichtig. Als er seinen Kopf auf ihre Schulter sinken ließ, war es aber viel zu angenehm um das Thema weiter zu verfolgen. Liam schien auch so einfach viel zu müde zu sein. Und sie war ja schließlich auch hier um ihn etwas zum entspannen zu kriegen und nicht um ihm noch mehr Stress zu verursachen. Sie ließ ihren Kopf gegen seinen sinken und wünschte sich, dass der Moment ewig halten könnte. Was unfair war, weil dann würden sie ihre Kinder ja nie sehen, aber manchmal wollte Kara einfach ein bisschen egoistisch sein. Der Moment war dann viel schneller vorbei, als sie erwartet hatte. Abrupt setzte Liam sich wieder auf und sah sie ernst an. Seine Worte ließen sie dann verblüfft blinzeln. So schnell viel ihr keine passende Antwort ein, aber er küsste sie auch erst einmal, was ihre Gedanken sowieso etwas sehr abschweifen ließ. Zufrieden erwiederte sie seinen Kuss und fühlte sich angenehm entspannt, als er sich wieder zurück lehnte. "Hm.. Von mir überzeugt war ich ja schon immer, aber was bringt dich jetzt dazu es festzustellen?", fragte sie mit einem leichten Lächeln. "Wenn du versuchst mich damit davon abzulenken, dass du Unsinn gemacht hast, dann muss ich dir sagen, dass es nicht wirklich funktioniert."

Aaron wurde noch ein wenig verlegener, als Kaya darauf bestand ihn loben zu wollen. Gleichzeitig fühlte er sich auch ziemlich gut dabei. Er erwiderte ihr Lächeln mit einem kurzen Grinsen und kratzte sich den Nacken. "Wenn du nicht darauf bestanden hättest, dass wir zu ihm gehen, wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen selbst was zu tun. Also ist es im Grunde genommen zur Hälfte auch dein Verdienst", sagte er und sah dann auf seine irgendwie zögernde Freundin. Ihr Vorschlag überraschte ihn, aber auf eine sehr positive Art. Sie hatten schon lange nichts mehr miteinander unternommen. Zumindest kam es ihm so vor. Daher reagierter er auch mit einem vorfreudingen Lächeln. "Ja! Das klingt klasse. Wir können ja schauen ob wa sim Kino läuft, wenn du willst. Oder einfach schauen was uns sonst so interessiert", stimmte er sofort zu.

„Das würde mir nicht im Traum einfallen“, beteuerte Liam ernst, ehe sein Blick wieder wärmer, sanfter wurde, während er seine Hand an ihrem Gesicht ruhte und er mit dem Daumen über ihre Haut strich. „Es ist mir einfach mal wieder bewusst geworden, was für ein großartiger Mensch du bist. Dass du hier bist… obwohl ich so ein Dummkopf bin“, seufzte er und lächelte schief. „Ich bin hier zu nichts mehr zu gebrauchen und du kümmerst dich bei deinen Dads um Phoebe und Rhea. Und du machst das so toll. Ich bin so stolz auf dich.“ Liam ließ seine Hand wieder sinken, als ihm etwas in den Sinn kam. Wenn Kara hier war, kümmerte sich jemand anderes um die Kinder – wahrscheinlich Zach und Nick. „Ich vermute, deine Dads passen auf die Mädchen auf? Wie viel Zeit hast du denn, bis du wieder zurückmusst?“, fragte er und hoffte, dass sie vielleicht noch ein paar Stunden wenigstens bleiben konnte…

Kaya lächelte Aaron breit an und stand dann mit Schwung auf. „Dann hole ich eben auf meinem Zimmer meine Sachen. Gib mir…“ Sie warf dem Wecker auf dem Nachttisch einen Blick zu. „Sagen wir, eine Viertelstunde? Wir können uns ja gleich unten in der Eingangshalle treffen. Das müsste reichen, um gemütlich den Bus in die Stadt zu bekommen“, sagte sie und sah wieder zu Aaron hinüber. „Und wegen Kino schauen wir mal. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn wir einfach nur ein bisschen durch die Stadt laufen“, fügte Kaya hinzu und steuerte schon einmal die Tür an. „Dann bis gleich?“

"Ich bin hier, weil du so ein Dummkopft bist", warf sie dazwischen und lauschte dann etwas schockiert weiter. Was dachte er, was sie den ganzen Tag machte? Gut, die Zwillinge hielten sie ziemlich auf trab, aber das war ja nichts was sie ähnlich stark beanspruchte. Sie hatte noch ihre Dads, die immer einsprangen wenn sie es brauchte. Und wenn es gar nicht anders ging, konnte sie immer noch einen Babysitter organisieren. Gegen das was er alles tat, war ihre Leistung jetzt nicht wirklich besonders. Sie nickte langsam auf die Frage, wusste aber immer noch nicht wie sie Liam ausreden konnte, dass sie eine Supermutter war. Sie fand, sie stellte sich da eher mittelmäßig an. "Ja, die beiden passen heute Nacht auf sie auf. Ich hab versprochen morgen früh zurück zu sein. Übrigens! Ich hab auf Lasagne für dich verzichtet. Was für ein Opfer das ist und was das über meine Gefühle für dich sagt, weißt du hoffentlich."

Einfach nur durch die Stadt laufen kam Aaron zwar etwas langweilig vor, aber wenn Kaya Zeit mit ihm verbringen wollte, würde er sich gerne eines besseren belehren lassen. Sie trennten sich also, wobei nur Kaya wirklich irgendwohin musste. Aaron war ja in seinem Zimmer und konnte seine Sachen zusammensammeln. Eine Viertelstunde später trafen sie sich in der Eingangshalle und schlenderten zur Bushaltestelle. Aaron legte seinen Arm um Kaya, damit ihr warm blieb und er einfach gerne nahe bei ihr sein wollte. "Wie geht seine Uni Suche voran? Hast du dich entschieden, wo du dich bewerben möchtest?", fragte er, während sie warteten.

Die Nacht? Liams Mundwinkel zuckten nach oben. Er freute sich, dass sie über Nacht an der Schule bleiben würde. Bei ihm. Hier. Er blinzelte noch versonnen, als sie das L-Wort in den Mund nahm. „Lasagne? Nicks Lasagne?“, fragte er und stöhnte gequält auf. „Wie kann ich das je wieder gut machen? Dein Opfer… ist ohne Grenzen… Du hättest nicht zufällig warten können, bis die Lasagne fertig ist und mir ein Stück- nein? Okay“, er brach ab und machte einen Rückzieher – ein Blick in ihr Gesicht genügte. „Ich bin froh, dass du hier bist. Sehr“, sagte er, langte nach ihrer Hand und drückte diese sanft. „Dann… hast du noch nicht gegessen? Wir könnten runter in die Mensa gehen. Serge würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen und dir was zu machen“, sagte er lächelnd.

Kayas Lächeln, als sie Aaron sah, bekam einen jähen Dämpfer als er von der Uni anfing. Musste er jetzt davon anfangen? Sie atmete tief ein und versuchte ihr Lächeln dann wieder zu richten. Sie wusste ja, dass er es nur gut meinte. Sie mochte das Thema nur nicht so sonderlich. „Ja. Ich schätze schon. Irgendwie. Camille hat mich auf eine Idee gebracht. Der gehe ich jetzt nach… aber, naja, das heißt noch nicht, dass es klappen wird. Also… Themenwechsel?“, fragte sie und sah ihn bittend an. „Du willst schließlich doch sicher eine gut gelaunte Freundin an deiner Seite, oder?“, fragte sie und schenkte ihm ein Lächeln. „Frag mich bitte alles andere. Wie ich das Wetter finde, oder Serges Kochkünste oder welchen Schauspieler ich am bestaussehendsten finde, aber heute bitte keine Fragen, die meine Zukunft betreffen.“

Tyra rückte den Riemen der Tasche zurecht. Sie hatte sich ein, zwei Bücher aus der Bibliothek geholt, die sie für eine Hausaufgabe benutzen wollte. Aus dem Internet hätte sie die Informationen vermutlich auch bekommen, aber von Zeit zu Zeit mochte sie es, analog zu arbeiten. Sie war gerade auf dem Weg zurück zu ihrem Zimmer, steuerte die Treppe an, als von oben Stimmen zu hören waren. „ – mit Tyra!“ „Nie im Leben“, antwortete eine andere Stimme, woraufhin Gelächter erklang. „Das glaube ich nicht! Nicht mit Cooper. Der ist doch von einem ganz anderen Stern. Nie und nimmer hat er Gefühle für sie. Oder für sonst irgendwen“ „Oh, für seine Videospiele hat er ganz sicher welche“, gab die andere zurück und sie kicherten erneut. Tyra drückte sich an die Wand vor den Stufen und lauschte. Sie wusste gar nicht, warum sie es tat. Eigentlich wollte sie nicht hören, was andere über sie und Cooper sagten… aber… Sie nagte auf ihrer Unterlippe herum und blickte hinauf, von wo die Stimmen kamen. Es schien, als säßen ein paar Mädchen dort oben. Zwei, drei, vermutlich. Zwei der Stimmen kannte sie – das waren Bree und Shannon. Und die andere hat bisher nur gelacht.
„Mal im ernst, der wird als Jungfrau sterben-“ „Bree!“, empörte sich die dritte Stimme, die Tyra nun als Vivian identifizierte. Tyra presste die Lippen aufeinander und ballte ihre Hand zur Faust.
„Was denn? Ist doch so. Und Tyra auch. Als ob sie je bei irgendwem landen wird. Die ist so ein Freak. Deswegen hängt sie ja auch mit so einem schrägen Vogel wie Cooper ab. Freaks unter sich!“, raunte sie und sie und Shannon fielen wieder in Gelächter ein. Vivian blieb still. „Mann, Viv, macht dich mal locker. Man könnte noch meinen, du hättest was für Freaks übrig“, raunte Shannon. Vivian machte gerade den Mund auf, um etwas zu erwidern, als plötzlich Schritte zu hören waren. Im nächsten Augenblick stand Tyra vor ihnen, mit pinken Augen. „Hast du dich verirrt, Freak?“, fragte Bree mit einem zuckersüßen Lächeln. „Nein, ich bin genau da, wo ich sein möchte“, gab Tyra zurück, hob ihre Hand und pustete. Sporen flogen auf die Mädels zu und ohne, dass sie es verhindern konnten, atmeteten sie sie ein. „Redet nie wieder so über Cooper!“, fügte Tyra warnend hinzu, während die Mädchen noch versuchten, die Sporen zu vertreiben, unwissend, dass es längst zu spät war. „Ich sag doch, Freak!“, zischte Bree und begann dann angestrengt zu blinzeln, als Tyra vor ihren Augen plötzlich Feenflügel bekam. Shannon sah derweil Gesichter in dem Holz des Bodens und Vivian hatte sich spontan auf den Boden gelegt, direkt auf die Gesichter.
Tyra biss sich auf die Unterlippe, wartete kurz, dann drehte sie sich um und machte sich rasch davon.

Die Frage hatte Liam ja wohl nicht wirklich stellen müssen. Ihr Blick sagte wohl alles, weil Liam gleich zurück ruderte und das Thema umlenkte. "Nein, hab ich nicht", antwortete sie ein bisschen zögernd. Sie hatte ja schon ein bisschen Hunger, auch weil sie sich ja schon so sehr auf die Lasagne gefreut hatte. Und Serge konnte in der Küche auch zaubern. Aber sie war keine Schülerin mehr und das Mittagessen war ja auch schon rum, also würde Serge wirklich extra was machen müssen. Da könnte sie auch auf das Abendessen warten, das würde weniger Umstände machen. "Hast du denn gegessen? Kaya sagte, dass du das Frühstück ausgelassen hast. Wieder", fragte sie und sah ihren Freund dann etwas misstrauisch an. Er war hoffentlich zum Essen gegangen und hatte nicht gleich wieder den Vormittag am Schreibtisch verbracht. Aber auch deswegen war sie ja hier, nicht? Auf der Fahrt hierher hatte sie eine Menge nachgedacht was sie tun sollte, aber als sie ihn gesehen hatte, hatte sie die Pläne dann doch noch wieder umgestoßen. Er sah so müde aus, dass sie dafür sorgen würde, dass er sich mal endlich ausruhte. Und wenn sie sich auf ihn draufsetzen musste dafür.

"Uhm.. gut", antwortete Aaron betreten und fragte sich, wie er es bloß immer schaffte aber auch wirklich jedes Fettnäpfchen mitzunehmen. Dabei hatte er ihr doch nur zeigen wollen, dass er sich für ihre Probleme und ihre Zukunft interessierte. Wobei es vielleicht ganz gut war, dass sie nicht weiter darüber redeten, wenn schon wieder Camille schon wieder die Lösung für Kaya hatte. So aus dem Stehgreif jetzt aber ein anderes Thema zu finden war echt nicht einfach. "Okay", murmelte er einen Moment und sah sich um, als könnte ihm irgendetwas eine Inspiration liefern. "'Ne Idee wohin in die Stadt wir fahren wollen? Einfach durch die Stadt laufen oder lieber in eins der Einkaufszentren?", fragte er dann, als sie fast schon an der Bushaltestelle angekommen waren.

Charlie sah den Jungen vor sich an, der zerknirscht den Kopf hängen ließ und seufzte leise. Jedes Mal wieder das selbe mit ihm. Man rief ihn ins Lehrerzimmer, erinnerte ihn daran, was er falsch gemacht hatte und jedes Mal sah er wirklich schuldbewusst drein und versprach es besser zu machen. Und dann, eine Woche später hatte er seine Aufgaben schon wieder nicht in Ordnung. "Du musst dich wirklich zusammenreißen, Cooper. Es ist dein letztes Jahr, aber wenn du deine Aufgaben nicht endlich in Ordnung bekommst, dann wird es schwer für dich die Prüfungen zu bestehen", sagte sie ernst, woraufhin Cooper nickte und ein kleinlautes: "Ja, Miss Cohen", hören ließ. Nicht überzeugt davon, dass der Schüler irgendetwas ändern würde, erklärte Charlie ihm, dass er für die nächste Zeit Zusatzaufgaben bekommen würde, um das bisher verpasste aufzuholen, dann schickte sie ihn zurück in sein Zimmer.
Cooper war froh dem Lehrerzimmer zu entkommen. Er war für seinen Geschmack viel zu häufig da und jedes Mal nahm er sich vor es dieses Mal besser zu machen. Und dann vergaß er es doch jedes Mal wieder und tauchte unvorbereitet zum Unterricht auf. Cooper hätte nicht mal sagen können wie es passierte, es war plötzlich einfach keine Zeit mehr. Seufzend rieb Cooper sich den Nacken und war sich gar nicht so sicher, ob er es überhaupt noch versuchen sollte. In zwei Wochen würde er sicher wieder ins Lehrerzimmer zitiert werden. Und so richtig eine Ahnung, was er mit einem Abschluss anfangen sollte, wusste er ja sowieso auch noch nicht. Vor sich sah er eine bekannte Gestalt und sofort vergaß er, worüber er gerade noch nachgedacht hatte. "Hey, Tyra!", rief er und hielt dann etwas abrupt inne, als er sie richtig sah. War sie wütend? Sie wirkte so angespannt. "Alles gut?", fragte er daher direkt hinterher.

„Naja, ich habe gegessen, was Kaya und Aaron mir mitgebracht haben…“, antwortete Liam und gestand damit, dass er danach nicht nochmal in der Mensa war. Tatsächlich hatte er mit den anderen Zweien noch ein bisschen geredet und danach hatte er die Ordnung, die Kaya und Aaron gemacht hatten, noch einmal ‚richtig‘ geordnet. „Ich würde aber jetzt etwas essen, wenn du mitkommst“, fuhr er fort und lächelte seine Freundin auf eine Weise an, von der er hoffte, dass sie sie milde stimmen würde. Er wusste ja, dass er einiges ändern sollte. Nicht nur sein (aktuell nicht existentes) Sozialleben, sondern auch sein Essverhalten. Wobei er bei den Scotts immer normal aß. Nur hier nahm er sich nicht wirklich die Zeit dafür. Und die Portionen waren auch kleiner geworden. „Ich kann mir aber auch einfach schnell etwas holen und esse es dann hier. Wie es dir lieber ist.“

Kaya beobachtete schmunzelnd, wie Aaron sich umsah, als wäre er auf der Suche nach einem Thema, das hier wild herumlaufen könnte. Am Ende frag er sie erneut wegen der Stadt. Dabei hatte Kaya eigentlich gar keinen konkreten Plan. Sie hatte einfach in die Stadt gewollt, Tapetenwechsel eben. Außerdem tat etwas frische Luft immer gut, um den Kopf freizubekommen. Und sie war mit Aaron schon lange nicht mehr einfach so in der Stadt gewesen.
„Hmm… auf Einkaufszentrum habe ich nicht so Lust. Es sei denn, es regnet, wenn wir nachher aussteigen. Dann wäre Einkaufszentrum okay…“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
„Gibt es irgendetwas, was du in der Stadt machen möchtest? Wolltest du noch in einen bestimmten Laden? Oder was Einkaufen? Oh! Vielleicht ein Weihnachtsgeschenk für deine Mom?“, fragte sie und strahlte Aaron an, während sie an der Bushaltestelle zum Stehen gekommen waren und nun auf den nächsten Bus warteten.

In Gedanken versunken, bemerkte Tyra ihren Mitschüler erst, als er sie grüßte. Erschrocken zuckte sie zusammen, riss den Kopf nach oben und sah Cooper blinzelnd aus pinken Augen an. Als er seinerseits innehielt, sie irgendwie musterte und dann fragte, ob alles gut war, senkte sie rasch den Blick. Hatte sie noch pinke Augen!? Sie schloss kurz die Augen, atmete tief ein und aus und sah daraufhin mit einem leicht wackligen Lächeln wieder auf, dieses Mal hatten ihre Augen wieder eine normale Farbe angenommen. „Sicher, klar, alles gut“, antwortete sie, wahrscheinlich eine Spur zu eilig. Dessen wurde sie sich sogleich bewusst, als sie Coopers Mienenspiel verfolgte. Seufzte ließ sie die Schultern sinken und sah sich als nächstes vorsichtig um. „Eigentlich… ist gerade gar nichts gut. I-ich habe was Dummes gemacht. Gott, ich werde so Ärger bekommen!“, stöhnte sie und schlug sich ihre Hände an den Kopf. Tyra biss sich auf die Unterlippe und schob ihre Brille dann wieder ein Stück zurück. Sollte sie es ihm erzählen? Wenn nicht ihm, wem dann? Außerdem würde es spätestens morgen vermutlich eh die Runde machen und besser, er hörte es von ihr, als von irgendwem sonst… „Komm mit, ich erzähle es dir lieber auf meinem Zimmer und nicht hier“, sagte sie und griff instinktiv nach seiner Hand, um ihn mit sich zu führen.
In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie die Tür und ließ sich danach wie ein Häufchen Elend auf ihrem Bett sinken. „Ich… ich habe meine Fähigkeit eingesetzt. G-ganz bewusst.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah von unten zu Cooper auf. „Shannon, Bree und Vivian sitzen im Treppenhaus und haben gerade alle einen Tripp“, seufzte sie und ließ ihr Gesicht dann in ihren Händen verschwinden. „Normalerweise mache ich sowas nicht! Und ich hatte mich bislang auch so gut im Griff! Aber-aber als sie angefangen haben, über dich herzuziehen, bin ich einfach so wütend geworden- …“ Mit feuchten Augen blickte sie wieder zu ihm auf. „Bist du…enttäuscht?“

Also nicht. Obwohl Kaya und Aaron ihn auf seine Versäumnisse aufmerksam gemacht hatten (und tat es nicht weh, dass sie dem Scheißer dankbar sein musste!?), war Liam nicht los gegangen um etwas zu ändern. Sein bittender Blick, brachte ihm da keine Pluspunkte ein. Wie gnädig von ihm, dass er wenigstens essen wollte, wenn sie jetzt mit ihm in die Mensa ging. Dabei war die Essenszeit für die Schüler doch schon rum. Als er dann aber vorschlug, er könnte auch einfach etwas holen und es schnell essen, sah sie ihn etwas fassungslos an. Und auch ein bisschen wütend. "Kannst du dir vorstellen, was Nick mit dir machen würde, wenn ich ihm erzähle, dass ich seine Lasange verpasst habe um mit dir schnell mal was zu snacken?", fragte sie ziemlich kühl und nahm dann Liams Gesicht zwischen ihre Hände. "Liam, ehrlich. Du musst mehr auf dich achten. Du hast in den letzten Monaten bestimmt zehn Kilo abgenommen, gehst gar nicht mehr zu den Mahlzeiten und jetzt willst du dir nur schnell einen Snak holen? Am Besten noch etwas ziemlich ungesundes, weil Fingerfood nunmal nicht sonderlich ausgewogen ist? Nick würde mich enterben, wenn ich nicht mit dir Schluss mache."

Weihnachtsgeschenke.. War es schon wieder so weit? "Ömh.. Ich hab tatsächlich nichts für sie. Wir sind aber auch gar nicht so groß im Geschenke machen", gab er kleinlaut zu und kratzte sich dann unter Kayas fassungslosen Blick den Nacken. "Aber wenn du mir hilfst, dann finden wir bestimmt gemeinsam was schönes für sie", lenkte er ein und versuchte sich an einem charmanten Lächeln. Nebenbei konnte er vielleicht auch herausfinden, was sie sich als Geschenk vorstellen könnte. Klar könnte er sie auch einfach fragen, aber er hatte so das Gefühl sie wäre ein bisschen enttäuscht, wenn er ihr nur besorgte, was er haben wollte. Mädchen waren manchmal echt zu kompliziert in der Hinsicht. Vor allem wenn sie dann auch noch wütend wurden, weil man ihren Browser Suchverlauf durchgeschaut hatte.

Cooper blinzelte überrascht, als Tyra sich ihm mit leuchtenden, pinken Augen zuwandte. Er war ziemlich sicher, dass das nicht ihre normale Augenfarbe war. Ehe er fragen konnte, sah sie schon wieder weg und sammelte ganz offensichtlich ihre Fassung. Er glaubte ihr daher kein Wort, als sie sagte es wäre alles gut, schon gar nicht mit dem Lächeln. War ihm wohl anzusehen, weil Tyra gleich darauf zugab, dass sie in Schwierigkeiten steckte. "Bestimmt ist es nicht so schlimm", versuchte er sie zu trösten und legte ihr die Hand auf die Schulter. Er müsste sicherlich fragen, was eigentlich los war, war sich aber nicht sicher, ob das nicht zu persönlich wäre. Ehe er sich entscheiden konnte, nahm Tyra auch schon seine Hand und zog ihn mit sich in ihr Zimmer. Als sie sich niedergeschlagen auf ihr Bett sinken ließ, wurde ihm das Herz ganz schwer. Sie sollte nicht so niedergeschlagen sein, so schlimmes konnte sie gar nicht angestellt haben. Während sie erzählte was passiert war, ging er auf sie zu und sah dann hin und hergerissen auf sie nieder. "Tyra.. Das ist doch nichts schlimmes. Wir alle verlieren mal die Beherrschung", sagte er mit einem kleinen Lachen. Himmel, er wollte nicht lachen, aber irgendwie fand er es ziemlich cool, dass sie die drei mal in ihre Schranken gewiesen hatte. Allerdings konnte er durchaus sehen, dass die Lehrer das wohl nicht so lustig finden würden. Und dann würde sie auch noch wegen ihm den Ärger kriegen. Wesentlich nüchterner ging er vor ihr in die Knie und sah ihr ins Gesicht. "Aber warum?", fragte er leicht verwirrt. "Wenn sie nur über mich hergezogen sind? Das ist doch kein Grund die Beherrschung zu verlieren."

Liam öffnete den Mund, um zu antworten, aber Kara ließ ihm gar keine Zeit. Sie war verärgert, das hörte er ihr an. Er schloss den Mund wieder, als sie sein Gesicht in beide Hände nahm. Zehn Kilo? Sie übertrieb! Ja, er hatte etwas abgebaut und abgenommen, aber es war nicht ganz so viel. Und dann kam der letzte Satz, von dem er nur die letzte Hälfte mitbekam. Fast ein wenig benommen blinzelte er. „W-Was?“ Er schüttelte leicht den Kopf und sah sie aus großen Augen an. „Du willst… Du willst Schluss machen?“ Seine Schultern waren nach unten gesackt und ihm stand wohl ins Gesicht geschrieben, wie sehr ihn diese Vorstellung fertigmachte. Kara sah ihn erst verwirrt an, dann berichtigte sie ihn. „Aber du hast doch gerade-!? Oh… Ah“ Verlegen kratzte er sich am Nacken. „Also, zu meiner Verteidigung, ich esse durchaus und lasse keine Mahlzeiten aus – das heute, war eher eine Ausnahme, als die Regel!“, erklärte er rasch und hob beschwichtigend die Hände. „Ich habe das Essen nur immer mit aufs Zimmer genommen, um nebenher lernen zu können. Und ja, die Portionen wurden wohl auch etwas kleiner, aber es ist nicht so, als ob ich gar nichts mehr essen würde… Es sind übrigens nur fünf Kilo. Und spätestens nach Weihnachten bei meinen Eltern und Silvester bei deiner Familie habe ich die ohnehin wieder drauf“, sagte er mit einem schiefen Lächeln und klopfte sich auf seinen flachen Bauch.
„Ich wollte mir auch kein Fingerfood oder einen kleinen Snack holen“ Liam ging zu seinem Schreibtisch, schob die Schublade auf und holte einen Schlüssel heraus. „Für irgendetwas muss ja gut sein, der Sohn dies Direktoren zu sein. Wir gehen in die Küche und ich kann mir was kochen. Okay?“, fragte er mit schiefem Lächeln.

Verwirrt sah Tyra zu Cooper auf, als dieser beteuerte, es wäre nicht schlimm – und dann lachte er. Aber nicht lange. Denn kurz darauf wurde er wieder ernst und kniete sich vor sie hin. Gott verdammt, er kniete sich direkt vor sie hin und sah sie an und ihr rutschte das Herz in die Hose. „Doch. Gerade weil sie über dich hergezogen haben, war das Grund genug für mich“, sagte Tyra leise und sah ihn mit einem Blick an, in dem noch etwas mehr lag. „Hätten sie nur über mich so schlecht gesprochen, wäre ich weitergegangen und hätte nichts getan. Aber weil sie diese hässlichen Dinge über dich gesagt haben… konnte ich nicht anders“ Sie biss sich auf die Unterlippe und ließ den Blick wieder sinken. Sie starrte auf ihre Hände, die sie malträtierte, während ihr das Herz in der Brust schlug. Dieses verdammte, blöde Herz! Und diese bescheuerten Hormone, die sie dazu brachten, mehr für Cooper zu empfinden. Das machte alles so viel (unnötig) komplizierter.

Schluss machen? Wie kam Liam denn jetzt darauf? Sie klärte ihn, mit einem Kuss auf die Nase auf und war beruhigt, dass er ihr das auch direkt glaubte. Meine Güte, er musste wirklich langsam zu wenig Nährstoffe für sein Gehirn haben. Daher schnaubte sie auch nur ungläubig, als er meinte es wäre weniger Verlust, als sie dachte. "Beim lernen essen macht es nicht besser. Man soll sich auf seine Mahlzeiten konzentrieren. Ich kann dich nie wieder bei Nick erwähnen", sagte sie mit einem Grinsen und sah dann, wie Liam den Schlüssel aus der Schublade holte. Dummerweise fühlte sie sich direkt wieder schuldig. Er hatte ihr irgendwann gestanden, dass er ihn nur geklaut hatte, weil er sauer auf seinen Dad gewesen war. Wegen ihr. Und ihrer Geschichte in der Vergangenheit. "Ich dachte den hättest du wieder zurück gegeben", murmelte sie und sah auf den Boden. "Wenn du etwas kochst.. Ich würde gerne etwas mit dir kochen gehen."

Sie hätte nichts getan, wenn sie über sie hergezogen hätten? Immer verwirrter schaute Cooper seine Freundin an. "Aber über mich wird doch immer irgendwas gesagt", sagte er und runzelte die Stirn. "Das hat doch mit dir nichts zu tun. Du solltest lieber sauer werden, wenn sie über dich herziehen. Das ist nämlich nicht okay." Er streckte die Hand aus und ließ sie auf ihre Hände sinken. Es sah schmerzhaft aus, was sie da anstellte. "He, es wird schon alles gut. Deswegen werden sie dich nicht rauswerfen", versuchte er sie aufzumuntern. Er würde jedes Wort für sie einlegen, wenn es helfen würde, dass sie nicht zu schlimm bestraft wurde. Wobei er wohl gerade selbst nicht den besten Stand bei den Lehrern hatte.

Es sagte immer irgendwer etwas über ihn? Das machte es aber noch lange nicht besser! Das zu hören, tat ihr tatsächlich weh. So etwas verdiente Cooper einfach nicht! Die anderen waren einfach alle- Tyra spürte, wie ihre Fingerspitzen kribbelten. Vermutlich waren ihre Augen gerade wieder etwas ‚pinkisch‘ geworden. Das hielt jedoch nur einen Wimpernschlag, dann waren sie wieder blau. Blinzelnd sah sie auf ihre Hände, als Cooper seine Hand auf die ihre gelegt hatte. Ihre Hände kribbelten nun aus einem ganz anderen Grund. Tyra blickte wieder zu ihm auf, sah ihm ins Gesicht und spürte, wie ihr die Augen brannten. Sie blinzelte und schniefte leise. „Nein. Rauswerfen werden sie mich vermutlich nicht… Aber es wird die Runde machen und die anderen werden mich für einen noch größeren Freak halten. Der ich ja auch bin! Und- verdammt“, stöhnte sie und ließ den Kopf wieder sinken. „Sie werden es garantiert meinen Eltern sagen. Spätestens jetzt werden sie erfahren, was für eine Versagerin sie als Tochter haben…“

Sie hatten sich erfolgreich in die Küche gemogelt und hatten sicherheitshalber wieder hinter sich abgeschlossen. Liam und Kara hatten in den Kühlschrank in die Vorrats-Schubladen geschaut und sich letztendlich für Spaghetti Bolognese entschieden. Immerhin gab es im Kühlschrank noch Parmesan und auf der Küchentheke stand Basilikum. Das Gericht war jetzt zwar nichts extravagantes und Nick hätte darüber sicher auch nur den Kopf geschüttelt, aber es war eine Mahlzeit, für die Liam sehr dankbar war. Und noch mehr, weil er es mit Kara genießen konnte.
Sie nahmen an dem kleinen Tisch in der Ecke der Küche Platz. „Guten Appetit“, wünschte Liam ihr mit einem breiten Lächeln und machte sich dann ans Essen. Er nahm sich sogar noch einen zweiten Teller (nachdem er Kara gefragt hatte, ob sie noch etwas wollte und es verneint hatte). Wenn sie bei ihm war, fühlte er sich einfach besser. Und er benahm sich wohl auch normaler.
„Wenn du magst, kann ich gleich abspülen und du trocknest ab?“, fragte er und drehte die letzten Spaghetti auf seine Gabel.

"Du bist kein Freak", sagte Cooper einfach und setzte sich neben seine Freundin auf das Bett. "Wenn überhaupt sind wir alle Freaks. Und eine Versagerin bist du auch nicht. Du hast dich für deine Freunde eingesetzt, das ist kein Versagen. Ich finde das ist ziemlich das genaue Gegenteil davon. Deine Eltern sehen das bestimmt auch so. An ihrer Stelle wäre ich stolz auf dich." Er überlegte einen Moment und grinste sie dann übermütig an. "Was sag ich da. Ich bin stolz auf dich. Auch wenn ich finde du solltest das nächste Mal sowas machen, wenn sie über dich herziehen."

Spaghetti von Liam waren nicht Lasagne von Nick, aber es schmeckte ihr fast noch besser, einfach weil sie Zeit mit ihrem Freund verbringen konnte. Was in letzter Zeit etwa sehr wenig geworden war. Es freute sie sogar noch mehr, als Liam sich noch einen Nachschlag holte. Sein Appetit war zumindest da. Irrsinniger Weise machte sie das zuversichtlicher, dass sie den ganzen Rest auch schaffen würden. Als Liam dann fertig war und das Abwaschen vorschlug, seufzte sie und sah auf die schon laufende Spülmaschine. "Ja, müssen wir wohl. Serge wird sich wohl ziemlich wundern, wenn da plötzlich Geschirr steht, dass er nicht produziert hat", stimmte sie nicht begeistert zu. Der Abwasch war zum Glück nicht so schlimm. Und es hatte den schönen Vorteil, dass sie die Stimmung etwas aufheitern konnte. Als Liam mit den Händen in der Spüle hatte, schob sie ihre Hand auch hinein und schnippte ihm ein wenig vom Spülschaum in das Gesicht. "Dich müssen wir auch sauber machen", lachte sie.

Tyra sah nicht sonderlich überzeug zu Cooper hinüber, als dieser sich zu ihr aufs Bett setzte, nachdem er meinte, sie wäre kein Freak. Klar, so wie er fortfuhr, waren sie durchaus irgendwie alle Freaks, weil sie Fähigkeiten hatten, die andere Menschen hatten. Aber ihre Mutation… war Mist! Sie war so… wahllos. Sie konnte nicht einmal steuern, wer die Sporen einatmen soll und wer nicht, noch, was man dadurch sieht. Es war einfach Mist! Wenn sie mal die Kontrolle verlor, endete das gleich im Chaos. Tyra schob sich die Brille auf ihrer Nase zurück und wurde etwas rot, als Cooper meinte, er wäre stolz auf sie. Das brachte sie nun doch wieder ein wenig zum Lächeln. Man konnte gar nicht anders, so wie er sie angrinste. „Sollte ich vielleicht… Aber so finde ich vermutlich auch nicht mehr Freunde“, sagte sie, wobei sie den zweiten Teil leiser sagte, mehr zu sich, als zu Cooper.
„Danke… für deine Worte. Ich denke darüber nach“, sagte sie und stieß ihn leicht mit ihrer Schulter und einem kleinen Lächeln an.

Liam wischte sich den Spülschaum aus dem Gesicht und lächelte schief. „Aber wohl kaum hier und nicht mit dem Wasser“, sagte er und deutete auf das Waschbecken, in dem er das Geschirr versenkt hatte. „Ich ziehe da doch lieber mein Badezimmer vor. Wobei ich erst vorhin geduscht habe. Als Kaya und Aaron bei mir waren“, sagte er, während er den Schwamm nahm und sich an die Teller machte. „Vielleicht musst ja eher du saubergemacht werden“ Er grinste schief und stieß sie leicht mit der Hüfte an. „Du kannst gerne mein Bad nutzen. Ich schaue dir auch gerne einfach nur beim Baden zu“, setzte er hinzu und grinste leicht. Der Gedanke gefiel ihm wirklich. Nicht zwingend, sie beim Baden zu beobachten, sondern einfach einen ruhigen Moment mit ihr zu haben… Liam reichte Kara die sauberen Teller weiter. „Wie geht es deinem Bruder? Gefällt ihm die Uni?“

"Solltest du, solltest du wirklich", stimmte Cooper gut gelaunt zu und ließ sich nach hinten auf seine Arme sinken. Er starrte zur Decke, während er überlegte ob er etwas zu dem Kommentar mit den Freunden sagen sollte. Sie hatte wirklich nicht viele, es wäre für sie sicher schön, wenn da ein paar mehr dazu kamen. Aber sie hatte ganz eindeutig nicht gewollt, dass er sie hörte. Vielleicht hielt er sich da lieber mit einem Kommentar zurück. Wo er eh nicht der Experte war, was das Freunde machen anging. Außer Tyra und Greg hatte er auch keine richtigen Freunde. Klar, er kam mit fast allen gut aus, aber dass Tyra da etwas anderes meinte, das verstand er schon. Wieder etwas in dem er nicht gut war. "Also", fragte er und sah wieder in Tyras Richtung. "Solange noch niemand weiß, dass du eine Schwerverbrecherin bist. Pläne für deine letzten Stunden in Freiheit?"

"Was? Schlimmer kann es ja wohl nicht werden", erwiederte sie mit einem Lachen, in das Liam nicht einstimmte. Nein, er führte sogar ins Feld, dass er schon geduscht hatte. Wenn nicht Kaya und Aaron seine Referenz gewesen wären, hätte Kara vielleicht einen schlüpfrigen Witz gemacht. So seufzte sie nur leise und musterte das Gesicht ihres Freundes aufmerksam. Er sah immer noch so müde aus. Das Essen und das nette Gespräch hatte da (offensichtlich) nicht geholfen. Und wenn sie so lauschte was er sagte... Er musste nicht nur müde, sondern echt erschöpft sein. Er schlug ihr vor bei ihm zu duschen und sah dabei aus wie der nette Onkel von nebenan. Sie nahm ihm den Teller ab und seufzte leise. Ihr Freund machte sich zu viel Druck und sie hatte es nicht einmal richtig mitbekommen. Sie war echt eine schlechte Freundin. "Ja, ich denke. Das meiste was er erzählt verstehe ich nicht. Aber er scheint ziemlich begeistert dabei, also nehme ich mal an, dass das Studentenleben ihm gefällt. Und das ganz ohne die obligatorischen Parties und Exzesse. Kannst du dir vorstellen, dass er schon angefangen hat den Stoff für die Prüfungen aufzubereiten?", fragte sie und sah Liam schockiert an.

Lächelnd sah Tyra Cooper von der Seite an, der sich ein wenig zurückgelehnt hatte und nun gen Decke blickte. Er war wirklich toll. Sie konnte es daher umso weniger fassen, was für gemeine Sachen die anderen über ihn sagten! Wahrscheinlich würde sie beim nächsten Mal wieder nicht einfach nur weitergehen können. Anstatt jedoch ihre Kräfte zu benutzen, sollte sie Cooper vielleicht stattdessen verbal verteidigen. Und sich. Hm. Mal schauen… erst einmal hieß es wohl abwarten, was für eine Strafe sie erwarten würde. Ob sie vielleicht eine weniger schlimme Strafe bekäme, wenn sie es den Lehrern von sich heraus erzähle? Sie könnte es ihren Onkeln sagen…
Tyra hatte ihren Kopf wieder abgewandt und sah grübelnd nach vorne, als ihr Mitschüler sie wieder ansprach. Blinzend sah sie ihn an und lächelte dann leicht. „Ehrlich gesagt habe ich gerade überlegt, ob ich mich nicht ‚stellen‘ sollte. Vielleicht mindert das die Strafe… Andererseits… ich denke, drei, vier Partien Super Mario könnten wir davor noch schaffen“, sagte Tyra schmunzelnd, wartete darauf, dass Cooper zustimmte und stand daraufhin auf, um ihre Konsole anzuschalten sowie die Kontroller zu holen.

Liam zog eine Braue hoch und sah Kara von der Seite an. „Wir reden über deinen Bruder. Natürlich kann ich mir das vorstellen. Bei seinem Schulabschluss war er doch am Ende auch so… hm. Strebsam und gewissenhaft. Und dass er die Parties und Exzesse auslässt, wundert mich auch nicht. Immerhin hat er Oli. Und ich meine, dass er erzählt hatte, dass er mit Oli zur Ersti-Kneipentour hatte gehen wollen“, antwortete er und lächelte schief. Er freute sich wirklich sehr für seinen Freund, dass er jemanden gefunden hatte, der ihn so glücklich machte. Inzwischen waren Blake und Oli ja auch schon ein Jahr zusammen… Wie die Zeit verging. Liam ließ das Wasser in der Spüle ab, als er fertig war und drehte sich dann leicht weg, als er gähnen musste. Mit einem müden Blinzeln und einem leicht schiefen Lächeln wandte er sich anschließend wieder zu Kara um. „Es freut mich auf jeden Fall, dass es für ihn so gut läuft. Sind beide über die Feiertage bei euch? Ich würde mich freuen, die beiden da dann wiederzusehen“, raunte er und lehnte sich mit dem Küchen leicht gegen die Küchenzeile. Blake würde sicher da sein, nahm er zumindest an. Weihnachten oder an Silvester. Schon allein für das Essen, dass Nick an den Feiertagen auftischte, lohnte es sich… Liam dachte an die Lasagne, die es heute bei den Scotts gab und die, wie er aus persönlicher Erfahrung wusste, der absolute Hammer war. Dass Kara trotzdem hierhergekommen war (und nicht erst danach), rechnete er ihr sehr hoch an.

Cooper grinste überrascht, als sie vorschlug zu spielen. Und das direkt nachdem sie gesagt hatte, dass sie den Lehrern erzählen wollte, was sie angestellt hatte. Wobei angestellt eigentlich nicht das richtige Wort war. Als Doug aus Spaß ein Loch in das Basketballfeld gebrannt hatte, dass war "etwas angestellt". Tyra hatte ein bisschen über die Stränge geschlagen, wenn man es so sehen wollte. Er hoffte, dass die Lehrer das auch so sehen würden. Ihr zumindest keine Mutwilligkeit unterstellen würden. Er nahm ihr den Controler aus der Hand und sie wählten ihre Figuren. Sie waren halb durch das erste Spiel durch, als Cooper sich dann doch noch mal an das Thema wagte: "Wirst du mit deinem Onkel reden? Er ist doch auch Lehrer und wird sicher verstehen, dass du quasi dazu gezwungen worden bist so zu handeln. Und wenn du ganz lieb guckst, kann er dir doch sicher nicht lange böse sein." Mit einem Lächeln sah er kurz zu Tyra, ehe er schnell wieder auf den Bildschirm sah, damit nicht irgendwas passierte, was er nicht wollte.

Natürlich sah Kara das Gähen und die Müdigkeit. War wohl auch nicht so überraschend, wo Liam jetzt einen vollen Magen hatte. Musste sie ihn jetzt nur noch ins Bett bekommen und dazu kriegen auch wirklich zu schlafen. "Soweit ich es gehört habe, werden sie zumindest an einem der Tage da sein. Ich glaub Oli hat auch noch Familie, die er gerne besuchen würde. Von daher kann ich dir nicht genau sagen wann sie da sein werden. Aber definitiv werden sie da sein", sagte sie und ging zu ihrem Freund rüber. Mit einem Lächeln nahm sie seine Hand und schob ihre Finger durch seine. "Du hast hoffentlich vor auch den einen oder anderen Tag da zu sein. Und wenn deine Eltern mich noch sehen mögen, dann würde ich auch gerne ein paar Tage mit den kleinen bei euch verbringen." Sie hoffte wirklich, dass Liams Eltern nicht allzusauer auf sie waren. Immerhin waren sie ja auch die Großeltern ihrer gemeinsamen Kinder. Da wäre es doch sehr schön, wenn sie sie auch kennen lernten und Zeit mit ihnen verbrachten. Karas Lächeln fror ein bisschen ein, als Geräusche aus der Mensa zu hören waren. Waren sie schon so lange hier, dass Serge zurück kam? "Zimmer?", flüsterte sie leise und als Liam nickte, sprang sie einfach mit ihm zurück. Die Ankunft war ein bisschen holprig, sie hatte ihre Mutation schon länger nicht genutzt und sich wohl in der Überraschung etwas verschätzt. Sie geriet ein bisschen ins Straucheln und ließ sich auf Liams Bett plumpsen, wo sie gleich los prustete. "Ohje. Das wäre ja was geworden", lachte sie.

Tyra lachte leise auf, den Blick dabei jedoch noch auf den Bildschirm gerichtet, um Cooper nichts zu schenken. „Oh, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie es verstehen werden. Nate vielleicht mehr als Noah… Wahrscheinlich würde Nate mich sogar abklatschen und mir sagen, dass er stolz ist… Aber die beiden sind eben auch nicht ganz subjektiv, was mich betrifft“, sagte sie und sah kurz mit einem schiefen Lächeln zu Cooper hinüber. „Das Problem werden wohl eher die anderen Lehrer sein… Und ich kann es ihnen nicht einmal übelnehmen. Ich bin zu weit gegangen“, seufzte sie und sah wieder zum Bildschirm. „Ich habe ja nicht umsonst so lange Einzelunterricht gehabt… Sie wollten die anderen vor mir schützen und jetzt mache ich sowas“ Kurz packte Tyra die Angst, dass man sie womöglich wieder zum Einzelunterricht zwingen würde. Bei dem Gedanken zog sich in ihr alles zusammen, wodurch sie mit ihrem Controller zu spät reagierte. „Mist“, fluchte sie und ließ seufzend den Kopf sinken. „Entschuldige!“

„Natürlich“, antwortete Liam sehr entschieden. „Natürlich werde ich da sein“ Er nahm ihr Gesicht behutsam in seine Hände und gab ihr einen liebevollen Kuss. „Ich möchte Weihnachten mit meiner Familie feiern. Und du und die Mädchen sind meine Familie“, sagte er und lächelte sie warm an. „Ich finde, eigentlich könnten unsere beiden Familien auch zusammenfeiern. Wenigstens an einem der beiden Feiertage. Oder nicht? Ich werde meine Eltern mal fragen. Ich bin mir sicher, dass sie zustimmen werden. Und unsere Eltern verstehen sich doch ganz gut. Und Kayleigh wird sich sowieso freuen. Sie beneidet mich immer um Nicks Essen“ Liam grinste breit. Er liebte seine Mom wirklich, aber sie war nicht unbedingt die beste Köchin – und das nicht nur im Vergleich zu Nick, der vermutlich so ziemlich jeden unter den Tisch kochen konnte, soweit Liams Erfahrung. Er fand die Idee zumindest gut und würde sie gleich morgen mit seinen Eltern besprechen. Viel Zeit bis Weihnachten war ja nicht mehr.
Gemeinsam mit Kara ließ er sich zurück in sein Zimmer teleportieren, allerdings war es dieses Mal doch ein wenig holpriger als sonst. Kara geriet ins Straucheln und plumpste auf sein Bett. Liam schüttelte mit einem leisen Lachen den Kopf. „Da ist aber wer ziemlich aus der Übung“, raunte er und ließ sich neben sie aufs Bett fallen. Mit einem Lächeln schloss er die Augen und fühlte sich so entspannt (und satt) wie schon lange nicht mehr.

"Wieso entschuldigst du dich, wenn du mir den Sieg schenkst? Solltest du nicht lieber über mich fluchen, weil ich dich abgelenkt habe?", fragte er, während das Spiel wieder in das Menü wechselte. Er legte den Controler halb weg, damit er mit Tyra in Ruhe anschauen konnte. "Vielleicht müssen die anderen Lehrer es ja gar nicht wissen. Wenn Mr. Haynes, oder beide, das absegnen, dann reicht es doch, wenn die anderen Lehrer wissen, dass du eine Strafe bekommen hast. Was für eine, muss dann doch keiner wissen. Und bereuen tust du es doch schon, also sollte es doch wirklich vom Tisch sein. Anders als die Mädels, die bereuen ihr Lästern bestimmt nicht. Also Kopf hoch. Das Recht ist auf deiner Seite", grinste er und stieß sie mit der Faust leicht an der Schulter an.

Kara schmolz innerlich, als Liam festhielt dass sie und die Kinder seine Familie waren. Eigentlich wusste sie das, natürlich wusste sie es. Sie glaubte es ihm sogar. Meistens jedenfalls. Manchmal, in ganz finsteren Momenten, fürchtete sie, dass er es ziemlich bald anders sehen würde oder es nur sagte weil er sich verpflichtet fühlte. Aber in Momenten wie diesen? Kara hätte ihm auch geglaubt wenn er ihre gesagt hätte, dass die Welt eine Scheibe wäre. Das warme Gefühl verschwand auch nicht, als er sich neben sie auf das Bett sinken ließ. Sie liebte diesen jungen Mann einfach, durch und durch. Selbst wenn er sie aufzog. Sie schnaubte hörbar und stubste ihm mit dem Finger gegen die Wange. "Die Kleinen sind noch nicht so mobil, da hab ich wenig Grund schnell von A nach B zu kommen. Außerdem war die Landung doch wohl weich. Beschweren darfst du dich, wenn ich dich von einer Brücke fallen lasse", erwiederte sie liebevoll und kuschelte sich dann an ihn. So wie er gerade aussah, würde es nicht lange dauern bis er einschlief. Was sehr gut war. Er brauchte Ruhe, sehr viel davon.