Vampire-Das RPG IV

"Nein, war es nicht", gab Jael leise lachend zu und sah Rubina dann dabei zu, wie sie überlegte. Auf die Frage nach seinem Alter musste er dann doch lachen. "Nein, beileibe nicht. Knapp die Hälfte. 400 ist wirklich übertrieben", antwortete er. Nach einem amüsierten Blick entschloss er sich dann, dass es doch böse wäre, ihr keine Antwort zu geben. "Ich kann tanzen. Alle die, die du aufgezählt hast und noch einige mehr. Nur hab ich selten Anlass mein Wissen zu nutzen."

„Weil du dir keinen Anlass suchen möchtest, um dein Wissen zu nutzen, oder weil du keine passende Partnerin dafür hast? Ich kann zumindest nicht glauben, dass es hier in einer Stadt wie dieser keine Tanzveranstaltungen gibt! Du musst dich vermutlich nur umhören. Und Tanzpartnerinnen gibt es bestimmt auch wie Sand am Meer. Dort trüben fängt das erste Sandkorn schon zu sabbern an“, bemerkte Rubina schmunzelnd und nickte in Richtung der Bar, von wo aus die Bedienung, diese Mila, immer wieder zu ihnen hinüber sah.
Ruby lehnte sich leicht hinüber und stützte ihre Ellenbogen auf dem Tisch, eine Hand dabei seitlich von ihrem Mund. „Mal im ernst, sie würde bestimmt Ja sagen, wenn du sie fragen würdest“, raunte sie leise und rutschte dann wieder etwas zurück.
„Also ich habe zumindest von einem Tanzereignis gehört“, sagte sie, öffnete eine Tasche ihrer Lederjacke und zog einen Flyer heraus. Diesen entfaltete sie und schob ihn dann Jael hinüber.
Es war ein schwarzer, recht stilvoller Flyer auf dem, neben der weißen Schrift, die Silhouette eines Paares zu sehen war. Der Mann verneigte sich und gab der Frau im Ballkleid einen Handkuss.
„Der Ball der Vampire“, sagte sie, obwohl Jael sicherlich ganz gut selbst lesen konnte. „Ich habe gehört, dass der ganz gut sein soll. Und er findet bald statt“

Was...was hat das zu bedeuten?" Emlyn drehte sich stirnrunzelnd zu Michael um und sah ihn fragend an. Solche Moment gab es viel zu oft: Sie stand da und wusste einfach nicht, wie ein bestimmtes Ereignis oder ein Gespräch zu deuten war. Die Vampire hatten über die Jahrhunderte eine derart differenzierte Kommunikation entwickelt, dass sie sich oft vorkam wie ein Elefant im Porzellanladen: Pausenlos trampelte sie ungelenk durch eine filigrane zerbrechliche Welt.

Rubina wechselte ziemlich abrupt das Thema und das gleich mehrmals. Schmunzelnd hörte er ihr zu und als sie den Flyer rauszog, hatte er das Gefühl, dass es ihr von anfang an darum gegangen war. Aber irgendwie war sie ja niedlich, was ihn echt verwunderte, wenn er daran dachte, dass Damion sie erschaffen und erzogen hatte. Ein blindes Huhn fand eben auch mal ein Korn? "Ball der Vampire? Wie passen", sagte er leise lachend und lehnte sich vor, um den Flyer genauer anzusehen. "Könnte für dich eng werden, oder nicht? So lange wolltest du ja nicht in der Stadt bleiben."

„Das... Weil sie mich erschaffen hat, hat Adriana ihr die Entscheidung über mein Leben überlassen. Sie war schon immer eine von Adrianas Lieblingstöchtern und bestimmt hat Adriana auch darauf gebaut, dass sie mich tot sehen will, nach allem, was ich ihr angetan habe. Was ich persönlich auch verstehen würde.. Aber... sie hat anders entschieden. Und Adriana steht zu ihrem Wort“, versuchte Michael das ganze noch einmal zusammen zu fassen und schüttelte dabei jedoch selbst etwas verwirrt den Kopf. Er wurde einfach nicht daraus schlau, warum sie Adriana nicht die Erlaubnis gegeben hatte.
„Sollte...sie ihre Meinung ändern, wird Adriana jedoch unverzüglich handeln. Und es mich wissen lassen“, raunte er leiser fort, wobei er mit seinem Daumen einmal längs über seinen Hals fuhr. „Bis dahin wird sie mich im Auge behalten“

„Es geht. Der Ball wäre am letzten Abend meines Aufenthalts hier“, antwortete Rubina und zuckte locker mit ihren Schultern. Gut, eigentlich hatte sie zu Beginn früher abreisen wollen, hatte dann aber den Flyer gesehen und es sich anders überlegt. Nur länger konnte sie wirklich nicht bleiben, sonst fraß das Hotel ihr Geld auf. Rubina musterte den Flyer und strich sich ihr dunkles Haar zurück. „Ich war schon ewig nicht mehr tanzen. Naja... nicht soo ewig, aber es ist auf jeden Fall eine lange Zeit her. Dabei... habe ich das ganz gern“, erzählte sie, lehnte sich mit dem Oberkörper ein wenig nach unten, um von dort aus mit 'Dackelblick' zu Jael aufzuschauen.
„Ich weiß, eigentlich sollte ich dich das nicht fragen, weil ich dich gerade mal seit zwei Stunden kenne, wenns hoch kommt, aber... du bist der einzige nette, anständige Kerl den ich hier kenne, daher“ Sie atmete tief ein. „Würdest du mich zum Ball begleiten? Bitte? Danach siehst du mich vermutlich nie wieder“, raunte sie, legte dabei ihre Handflächen bittend an einander und berührte mit ihren Fingerspitzen ihre Lippen.

Dass sie direkt war, damit hatte Jael schon gerechnet. Bzw, das war ihm schon aufgefallen. Ihr Umgang mit Damion war definitiv sehr direkt gewesen. "Ich hoffe zwar nicht, dass es das letzte Mal ist, dass ich dich sehen werde, aber wenn du so nett fragst kann ich ja schlecht nein sagen", gab Jael schmunzelnd dem Dackelblick nach. Das Argument, dass er der einzige 'anständige Kerl' war zog. Er kannte ihre Bekanntschaften zwar nicht alle, aber er konnte es sich durchaus vorstellen, dass es stimmte.

„Echt?“ Rubina blinzelte verblüfft und setzte sich wieder gerade hin. „Ouw, klasse, vielen Dank!“, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und legte klatschte leise mit ihren Händen. „Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, lass es mich wissen. Ich revanchiere mich gerne, auch wenn ich nicht mit so vielem bieten kann. Ich lebe noch nicht so lange, ich kann also weder mit einem Berg an Büchern dienen, noch mit Geld. Alles in allem, hab ich recht wenig... Aber ich verspreche dir, ich werde dir nicht auf die Füße treten. Wenn ich etwas sehr gut kann, dann ist es tanzen“, sagte sie und strahlte noch immer vor Freude.

Lachend hob Jael die Hände. Soviel Enthusiasmus konnte eigentlich nur ansteckend sein. Nur machte Jael es ein bisschen Angst, nicht dass sie sich nachher wirklich zu irgendwas verpflichtet fühlte, was ihr nicht gefiel. "Ach quatsch", wehrte er deswegen ab und schüttelte den Kopf. "Es ist mir ein Vergnügen mit dir dahin zu gehen, also bist du mir gar nichts schuldig. Genauso gut könnte ich dir etwas schuldig sein, weil es mir sicherlich ein Vergnügen sein wird dich zu begleiten. Oder in Begleitung einer so schönen Frau gesehen zu werden." Fröhlich und ein ganzes Ende galant zwinkterte er ihr zu.

Emlyn schluckte unbewusst, als Michael sich mit dem Daumen über die Kehle fuhr und zuckte kaum merklich zusammen. "Was willst du jetzt tun?", fragte sie so leise, dass der warme Wind ihre Worte teilweise wegtrug. Was machte man wenn man wusste, dass das eigene Leben ausschließlich von der Laune eine Frau abhing, die man zu töten versucht hatte? Einfach fliehen wollte er nicht, das hatte er ja bereits vorhin klar gemacht...
Emlyn spürte, wie sich eine Gänsehaut über ihrem Körper ausbreitete, was aber nicht an der Temperatur lag, sondern vielmehr an der Vorstellung, dass Michael hier blieb und auf den Tod wartete.

Während Matthew sich von Maryam instruieren ließ stellte er fest, dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn er noch einige Jahre mit seiner Rückkehr gewartet hätte. Zur Zeit waren viele Jungvampire in der Stadt unterwegs und damit die Gefahr, dass einer eine Dummheit beging, sehr hoch. Zudem stand wieder einmal der Ball der Vampire an, was bedeutete, dass dekadente Blutsauger aus dem ganzen Land nach Los Angeles strömten, um sich eine Nacht lang zu feiern.
"Richten wir den Ball dieses Jahr aus?", unterbrach Matthew Maryams Monolog und drehte den Kopf dann in ihre Richtung. "Nein, Mr. Murdoch", erwiderte Maryam, "ich beschloss, die Planung Mortimer aus Anaheim zu überlassen."
"Sehr gut", bemerkte Matthew und nickte nachdenklich. ja, Mortimer war verlässlich, er würde schon dafür sorgen, dass nichts schief lief...

Aw. Da Rubina erst eben getrunken hatte, stieg tatsächlich eine leichte Röte in ihre braunen Wangen, während sie ihr Gegenüber charmant anlächelte. Sicher, sie bekam oft Komplimente, das bekam vermutlich die meisten weiblichen Vampire – besonders nachts in seltsamen Gegenden. Aber Jael war ein wirklich netter Kerl und da bedeuteten Komplimente einfach etwas mehr, auch wenn er es nur aus Höflichkeit sagte.
„Dankeschön. Du bist auch nicht hässlich, aber ich glaube das weißt du“, gab sie zurück, lachte leise und konnte nicht anders, als kurz nochmal in Richtung der Bar zu nicken, von wo aus Mila wieder Jael ansah. „Langsam werde ich ja noch neidisch, ich sehe hier leider keinen gut aussehenden Kerl, der meinetwegen zu lechzen anfängt“, sagte Rubina nüchtern und sah sich im Raum um.

„Die Frage ist wohl eher, was ich tun kann. Und die ist ganz leicht. Nichts. Ich kann nichts tun... Was sollte ich auch schon machen? Ich weiß, dass es unklug wäre, Adriana noch mehr zu verärgern. Außerdem wäre es ganz gleich wohin ich gehe, sie hat genug Leute unter sich, um mich beschatten zu lassen. Was Matthew hier ist, dass ist Adriana in Italien in verschiedenen Städten. Sie hat Einfluss... und sie kennt diverse Mittel und Wege, um Vampire zu quälen, ohne sie zu töten“, raunte er leise, sah sich dabei verstohlen um. Wer wusste schon, ob sie nicht in diesem Moment von jemanden beobachtet wurden?
„Und mit meiner Erschafferin Kontakt aufzunehmen... wäre mir nicht so lieb. Adriana vermutlich auch nicht... Wenn, dann müsste es von ihr ausgehen“

Die Enttäuschung klang doch sehr deutlich durch ihren nüchternen Ton durch, was Jael fast zum Lachen brachte. Ein Glück, dass er schon einige Jahre mehr auf der Welt weilte, so hatte er sich doch sehr gut unter Kontrolle und tarnte das ganze als leichtes Hüsteln. "Wir können auch woanders hingehen, wo mehr männliche Teilnehmer mit Geschmack sind", antwortete er mit einem zuvorkommenden lächeln. Ihm ging die Bedienung nämlich auch langsam auf den Geist. Einen Schaten, der ihm den ganzen Abend lang folgte brauchte er nämlich wirklich nicht.

„Ach was, Unsinn. Mir reicht es, wenn ich irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr auf mein Zimmer gehe und mich der Kerl an der Rezeption anlächelt und mir eine gute Nacht wünscht“, sagte Rubina locker und winkte ab. „Er heißt David und ist 58 Jahre alt. Wenn der gute wüsste, dass er nur ein paar Jahre älter ist als ich“ Sie schmunzelte und zuckte mit ihren Schultern. „Ich werde mich hüten, es ihm zu sagen. Vor allem, weil ich befürchte, er könnte deswegen am Ende noch einen Herzinfarkt bekommen“, sagte sie, fischte nach dem Flyer und zog ihn wieder an sich. Sorgsam faltete sie ihn wieder zusammen und steckte ihn zurück in ihre Lederjacke.
„Aber dann wäre es abgemacht, wir gehen zusammen auf den Ball“ Lächelnd hielt sie ihm die Hand hin, so als wolle sie zu einem Handel einschlagen.

"Das heißt...du kannst im Prinzip nur warten, was deine Erschafferin beschließt und davon hängt dann ab ob du...lebst oder stirbst?" Bei den letzten Worten war Emlyns Stimme gebrochen und sie biss sich fest auf die Unterlippe, damit Michael das Zittern selbiger nicht sehen konnte. Sie schlang die Arme um sich selbst und drehte sich von Michael weg, hin zur Stadt mit ihrem Lärm, ihrem Gestank und den hunderten von Menschen.
Ja, sie wusste, dass Michael den größten Teil seines bisherigen Lebens als Vampir damit verbracht hatte, andere Vampire zu töten. Und einem Teil von ihr war wohl schon immer klar gewesen, dass er eines Tages die Quittung dafür bekommen würde. Dennoch war sie mit dieser Situation heillos überfordert.

Der Bass der Musik war selbst noch in Nines' Büro zu hören, doch das störte ihn nicht, im Gegenteil. Die Monate der Restauration hatten ihn fast in den Wahnsinn getrieben, da natürlich nachts die Bauarbeiter nicht arbeiteten und es gespenstisch still im Gebäude blieb.
Ein Blick auf seine Uhr verriet Nines, das inzwischen die Happy Hour begonnen hatte, weswegen er seinen Papierkram beiseite tat, nach dem Martini griff, der schon viel zu lange unberührt auf seinem Schreibtisch gestanden hatte und sein Büro verließ.
Zwar war der Club noch nicht brechend voll, doch es hatten sich bereits zahlreiche Leute um Bar und Bühne geschart. An der Stange tanzte gerade eines der neuen Mädchen, Silver, und den Gesichtern der männlichen Gäste nach zu urteilen, bestritt sie ihre Feuerprobe erfolgreich. In zufriedenes Grinsen legte sich an Nines Lippe, während er die Treppe hinunterging und dann gemächlich zur Tanzfläche hinüber schlenderte, aus der die ersten Mutigen sich zum Rhythmus der Musik wiegten.

Jael bezweifelte zwar, dass David ihr glauben würde. Heute glaubten die Menschen erstaunlich selten, wenn man ihnen die Wahrheit sagte, auch wenn es gesünder für sie wäre es zu tun. Aber das behielt er für sich, Rubina meinte das bestimmt eher als Scherz. Lächelnd ergriff er ihre Hand und drückte sie sanft. "Abgemacht", erwiederte er freundlich, ließ ihre Hand aber auch schnell wieder los. Das war ja fast wie auf dem Pferdemarkt hier. "Ich hoffe trotzdem, dass du etwas sagst, wenn es dir nicht mehr gefällt hier ignoriert zu werden. Selbst wenn dir das Lächeln deines Rezeptionisten reicht."

„Es...“, finge Michael an, verstummte dann jedoch wieder und starrte zu Boden. Leise atmete er die kühle Luft ein, trat auf Emlyn zu, die ihm ihren Rücken zu gewandt hatte und legte ihr seine Hände auf die Schultern. „Tut mir Leid... dass du mit mir nur Ärger hast. Ich bin einfach kein... leichter Fall“, sagte er leise und mehr als reumütig. Zwar stand er zu seinen Taten, aber für Emlyn wünschte er sich, sie hätte es leichter mit ihm. Bei diesen Gedanken langen Adrianas Worte in seinem Kopf nach, dass Emlyn nicht wüsste, was er für ein Monster war...
„Sollen wir.. irgendwohin, wo es ruhig ist? Weiter weg vom Zentrum?“

„Ach, so lange du mit mir redest, habe ich damit kein Problem“, antwortete Rubina lächelnd und winkte locker. Nein, an dieser Bedienung würde sie sich nicht weiter stören, schließlich war sie ja auch nicht in der Laune, Männer aufzureißen – davon hatte sie für heute genug. Darum brauchte sie auch nicht mehr Männer um sich – Jaels Gesellschaft reichte.
„Übrigens, ich glaube, bei diesem Ball muss man mit einer Maske erscheinen, ansonsten darf man nicht hinein“, setzte sie hinzu, als ihr das kleine Detail wieder einfiel.
„Und natürlich muss man sich herausputzen. Anzug und Kleid. Für dich nur ersteres“ Ruby strahlte noch immer vor Freude darüber, dass sie jemanden hatte, der sie begleiten würde.

"Was und du musst beides tragen?", fragte Jael halb erstaunt, wobei seine Augen lachten. Ernster sah er dann aber an sich herunter. "Ein Anzug wird wohl nicht das Problem. Aber die Maske. Ich fürchte dieses Accessoire habe ich beim Packen nicht für nötig befunden." Nicht dass er eine gehabt hätte. Wofür hätte er in London auch eine Maske gebraucht. Nur hätte er dort gewusst, wo er eine finden könnte. Eventuellerweise.

„Hm. Die können wir bestimmt noch auftreiben. Hier, diese...“ Rubina schnippte mit ihren Fingern und schien sich angestrengt an etwas zu erinnern versuchen. „Diese Frau in eurem Haus. Wie hieß sie doch gleich?“, fragte sie, wartete dann aber doch keine Antwort ab. „Ich könnte darauf wetten, dass
sie weiß, wo man solche Masken auftreibt. Sie kommt zumindest so rüber... als wäre sie alt... und weise“, sagte Ruby direkt heraus und zuckte locker mit ihren Schultern. „Ansonsten weiß das Internet inzwischen auch alles“

Emlyn antwortete nicht gleich auf Michaels Frage, sondern starrte mit nachdenklicher Miene auf die Stadt hinab, die sich vor ihren Füßen ausbreitete. Früher hatte sie die Stadt als Metropole gesehen, die vor Leben vibrierte, ein spannender Ort, wo an jeder Ecke ein Abenteuer wartete. Jetzt hatte sie eher das Gefühl, am Rande eines Abgrunds zu stehen und hinab zu blicken in einen Moloch aus Sex und Gewalt.
"Gibt es hier eigentlich einen Ort, der wirklich ruhig ist?", fragte sie schließlich leise und schlang die Arme etwas enger um sich, "ich hab das Gefühl, man könnte hundert Kilometer in die Wüste fahren und würde trotzdem noch die Stadt hören..."

"Maryam", half Jael ihr höflich aus und nickte, auch wenn er ein wenig bezweifelte, dass sie sich für Masken und Orte an denen sie zu kaufen waren großartig interessierte. Andererseits gab es sehr wenig was Maryam nicht wusste, weswegen sie es genauso gut versuchen konnten. Das Internet fand er da ein bisschen zu unübersichtlich. Es gab zwar alles, aber auch alles im Überfluss oder überflüssigerweise Versteckt. "Ich hoffe du sagst das Maryam nicht in dem Tonfall, das mit dem Alt und Weise", antwortete er mit einem kleinen Schmunzeln.

„Wow, was?“ Rubina zog die Brauen hoch, die Finger auf ihrem Dekoltee und mit einem überraschten Ausdruck in den Augen. „Ich? Ohoho, nein, ich sage ihr das bestimmt nicht. Ich bezweifle auch, dass ich auch nur einen weiteren Fuß in dieses Haus setzen werde“, raunte sie, strich sich das Haar zurück und lächelte schief. „Ich sehe es Leuten an, wenn ich unwillkommen bin und glaube mir, Maryam sah nicht so aus, als würde sie mich beim letzten Mal mit ausgebreiteten Armen und freudestrahlend empfangen wollen. Nein, das war mehr ein... 'Schön Sie kennenzulernen, aber tauchen sie lieber nicht noch einmal hier auf, dafür sind sie zu laut und zu trampelig'-Blick. Und Tonfall. Zwischen den Zeilen“, fügte Rubina hinzu.

Michael presste die Lippen stumm aufeinander, hasste sich dafür, dass Emlyn so bedrückt aussah, woran er allein Schuld war. Am frühen Abend hatte sie noch wesentlich fröhlicher ausgesehen- und nun!? Er fuhr sich angespannt mit der Zunge über die Lippen, blinzelte und überlegte.
„Ich glaube, ich kenne da einen Platz. Nicht allzu weit von hier entfernt...“ Michael schob seinen Ärmel zurück und sah auf seine Armbanduhr. Es war ein Ort, an dem er bisher immer nur alleine war und von dem er Emlyn bisher auch noch nie etwas erzählt hatte.
„Ja... vielleicht gefällt er dir...“ Er lächelte sie an, nahm ihre Hand und zog sie dann sanft bis zur nächsten Ecke, um an der Straße nach einem Taxi Ausschau zu halten.

Rubina sah bei ihrer Ausführung über Maryam so ernst aus, dass Jael einfach lachen musste. Obwohl das sehr unhöflich war. Aber dagegen kam er einfach nicht an. "Entschuldigung", japste er, während er versuchte das Lachen zu unterdrücken. "Es ist nur. Maryam sieht meistens so aus, als würde sie dich beißen. Und tut es nicht. Man lernt damit unzugehen." Freundlich nickte er, was bedeuten sollte, dass sie sich um Maryam keine Gedanken machen sollte.

„Wie? Jetzt im ernst?“, fragte Rubina, die erstaunt blinzelte und schließlich den Kopf schief legte. „Die schaut jeden so an? Ja, dann frage ich mich aber, wie das bei euch so voll werden konnte. Wenn mich jemand so anschaut, habe ich nämlich wie gesagt nicht das Gefühl, als wäre ich Willkommen. Sondern das Gegenteil. Oder ist das sowas wie eine Taktik? Dass nur die mutigsten dort wohnen, die diesem Blick Konter gegeben haben?“, gab sie mit einem schiefen Lächeln zurück.
„Trotzdem... Ich bin mir sicher, wenn du fragst, antwortet sie lieber, als wenn ich fragen würde, also überlasse ich das dir und deiner höflichen, korrekten Art“

Dem konnte Jael schwerlich widersprechen, also nickte er ehrerbietig, sah Rubina allerdings mit einem sehr verschmitzen Lächeln wieder an. "Da beuge ich mich doch so klugen Worten. Ich werde sie fragen und dir dann die Antwort mitteilen", sagte er und wurde unterbrochen, bevor er noch mehr hinzufügen konnte. Die Bedienung, die schon die ganze Zeit versucht hatte Jaels Aufmerksamkeit zu erlangen, tauchte aus dem Nichts wieder neben ihm auf und Lächelte ihn breit an, was wohl charmant sein sollte. "Möchten Sie noch etwas trinken?", fragte sie und zeigte auf sein wieder leeres Glas.

„Oh, gut dass Sie fragen!“, raunte Rubina, die doch insgeheim angepisst von dem Verhalten dieser Frau war. Ob die so etwas öfters machte? An der Stelle des Chefs, hätte sie das Mädchen bereits gefeuert... „Ich glaube, ich nehme das gleiche nochmal“, sagte sie und schob ihr Glas demonstrativ in ihre Richtung. „Und am liebsten hätte ich den Cocktail dann von ihrem Freund gebracht, der da hinter der Bar steht und 100mal kompetenter wirkt, als sie“, raunte sie mit einem arschfreundlichen Ton und dem dazu passenden Lächeln. Gut, das war nicht die feine englische Art, aber sie war auch noch nie in England gewesen. Sie konnte es im Grunde gar nicht besser wissen.

Erschrocken warf Jael seiner Begleitung einen Blick zu. Das Mädchen hatte eine scharfe Zunge. Was die Bedienung auch entdeckte. Das Lächeln versteinerte, bevor sie in gekränkter Eitelkeit den Kopf in den Nacken warf und Rubina ein: "Sehr wohl", zuzischte, das Glas schnappte und von dannen stapfte. Nach einer verblüften Pause fand auch Jael seine Sprache wieder. "Ich fürchte das arme Mädchen hast du gründlich zur Schnecke gemacht", sagte er mit einem ganz Teil Anerkennung in der Stimme. Woraufhin er die Stirn nachdenklich in Falten legte und: "Das sagt man doch so, oder?", hinzufügte.