Mutant High-Das RPG XIX

"Ich halte das für die übliche Panikmache", sagte Alexei und aß erstmal selber was. Da Soraya aber eine ausführlichere Antwort erwartete, lehnte er sich wieder zurück. "Jetzt schreien sie alle, wie schlimm das ganze ist, und dass jeder bloß die Medikamente nehmen soll, und in zwei Wochen zeigt sich dann, dass das alles nur halb so gefährlich war, wie gedacht. Ist doch jedes Jahr wieder so."

"Du erzählst doch jetzt schon Unsinn", lachte Notion und machte dann ein ernstes Gesicht. "Also gut. Wohin willst du mich denn jetzt entführen?"

"Wow, ernsthaft?" Natalie sah Mike erst überrascht, und dann argwöhnisch an. Verarschte er sie jetzt? Allerdings war dein Blick ernst, hmm...
"Also wenn das wirklich ein ernstgemeintes Angebot ist...", begann sie schließlich und musterte Mikes Mienenspiel aufmerksam, "würd ich sagen: Klar, gerne doch." Sie lächelte ihn an. "Was stellst du dir denn so vor?"

"Gerne doch, Madam!" Eron ging vor Reshmas Stuhl in die Hocke und wartete, bis sie auf seinen Rücken geklettert war. "Einmal zu ihrem Zimmer, wenn ich richtig verstanden habe?", fragte er schmunzelnd, schnappte sich noch Reshmas Krücken und steuerte den Ausgang an. Mittlerweile kannte er den Weg zu ihrem Zimmer ziemlich gut und so stand er bereits wenige Minuten später vor ihrer Zimmertür. "Wenn die Lady bitte aufschließen würde?"

Dahlia brachte ein kleines Lachen zustande und ließ sich dann auf den freien Platz neben Nate fallen, die Knie zog sie an und kuschelte sich dann in die Decke. "Hey, sag mal...haben sie deine Medikamentendosis auch erhöht?", fragte sie leise und sah ziemlich unglücklich aus. Eigentlich hatte sie gehofft, bald wieder hier raus sein zu können.

"Hmm, ja, da könntest du Recht haben." Soraya fuhr mit dem Finger nachdenklich über den Becherrand, bevor sie die Hände um den Becher legte. "Mein Vater sagte immer, dass pro Jahr mehr Menschen an der normalen Grippe sterben als an all den angeblichen Epidimien zusammen." Sie schwieg einen Moment während sie an ihren Vater dachte und an seine unnachahmliche Art, Dinge zu erklären. Doch sie schob die Gedanken beiseite und hob wieder den Blick. "Ich weiß dass viele unserer Mitschüler die Tabletten nehmen", fuhr sie fort, "angeblich sollen die Leute, die sich die Spritze geben lassen, morgen früh sogar vom Unterricht befreit sein." Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge.

Caleb hatte sich geduscht, umgezogen und betrat nun die fast leere Mensa. Sein Magen hing ihm gefühlt zwischen den Kniekehlen und so verschwendete er keine Zeit, sondern lud sich einen Teller randvoll und steuerte damit den nächstbesten Tisch an.

„Tu ich nicht!“, entgegnete Jared lächelnd, aber aufrichtig und stützte sich dann mit einem Arm auf seinem Bett ab. „Ich dachte, wir könnten in die Stadt gehen. Ein bisschen frische Luft... durch die Passagen schlendern und dort später zu Mittagessen? Wir könnten auch im Stadtpark spazieren... was dir lieber ist“

„Hm, ich dachte, wir könnten zusammen in die Stadt. Ins Kino und danach etwas trinken gehen?“, antwortete Mike, der nachdenklich an seinem Glas nippte und dieses schließlich relativ gelassen wieder beiseite stellte. Rachel beäugte ihn argwöhnisch. Sollte er sich bei dem Date irgendwie dämlich anstellen oder Natalie dumm kommen, würde sie ihm die Augen auskratzen. Notfalls mit Löffeln!
Mike ignorierte Rachels finstere Blicke und sah Nat weiterhin gut gelaunt an. „Also, wenn es dir passt, sonst überlege ich mir auch gerne etwas anderes“
Rachel wandte sich derweil Ben zu, sollten die beiden das ruhig bequatschen.
„Wie ist es eigentlich, wir hatten ja gestern gemeint, das wir beide heute noch einmal auf dem Rasentraktor herum kurven. Oder besser gesagt, du kurvst herum und ich halte mich fest und später sehen wir, was bei herauskam“

Reshma hatte es für sich behalten, dass sie eigentlich nur seine Krücken haben wollte – wobei es so wirklich einfacher und bequemer gewesen war. Ihre Hände hätten ihr bestimmt weh getan, nach dem Sturz heute Morgen. Dankend sah sie lächelnd zu ihm auf, nachdem sie ihren Schlüssel gezückt hatte und schloss mit diesem ihr Zimmer auf.
„Wie wäre es, du gibst mir die Krücken, ich hüpfe zum Bett, soweit schaffe ich es nämlich und du holst deinen Rasierapparat?“

„Ja, leider. Damit werde ich es mir wohl abschminken können, bald wieder in der Schule zu sein. Zumindest nicht in den nächsten Tagen“ Nate verzog das Gesicht und nippte an seinem Tee, der doch ziemlich bitter schmeckte. „Ich werde wohl nachher meine Eltern mal anrufen... und sie darüber informieren. Meine Ma macht sich Sorgen um mich... weil... naja, ich war ja erst letztens im Krankenhaus und jetzt sitze ich schon wieder in einem“ Er drehte die Tasse in seinen Händen und sah dann wieder zu Dahlia auf. „Und bei dir?“

"Das klingt an sich ganz gut, solange das "trinken gehen" keinen Alk beinhaltet." Natalie lächelte Mike entschuldigend an. "Ich werd erst Anfang nächsten Monat 18, das heißt, im Moment darf ich nichtmal in Kanada trinken. von den USA ganz zu schweigen. Aber ansonsten klingt das echt gut."
Sie strich sich eine blonde Strähne hinter das Ohr und zwinkerte Mike zu. Um nichts in der Welt wollte sie sich anmerken lassen, dass das hier ihr erstes Date seit Ewigkeiten war.

"Gut, machen wir es so." Eron ließ Reshma von seinem Rücken gleiten, reichte ihr die Krücken und richtete sich dann wieder auf. "Wir sehen uns in 5 Minuten!"
Er joggte los, zielstrebig zu seinem Zimmer und fand nach kurzem Suchen den Rasierapparat in der untersten Schublade des Badezimmerschrank. Noch einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen, einmal wehmütig festgestellt, dass er mit den Dreadlocks wirklich unendlich cool aussah, und schon verließ Eron das Zimmer wieder, um zu Reshma zurück zu kehren.

"Ich vermisse meine Familie schrecklich", gestand Dahlia leise und vergrub das Gesicht bis zur Nasenspitze im Quilt, "Mom und Dad arbeiten beide, mein Bruder Davis arbeitet und Dom und Dee gehen zur Schule. Ist nicht einfach, da drei Tage zu finden um mal eben durchs halbe Land zu reisen." Sie bemühte sich um ein Lächeln, das jedoch sehr aufgesetzt wirkte.

„Nein, kein Alkohol, die haben da auch ganz gute alkoholfreie Cocktails und natürlich auch die Klassiker, wie Fanta, Pepsi und unser Freund... Cola. Coca Cola“, raunte Mike mit einem breiten Grinsen. „Aber cool, freut mich. Sagen wir... ich hole dich so gegen 18 Uhr am Samstag Abend ab? Auf deinem Zimmer?“, fragte er und lehnte sich entspannt zurück.
Das war doch besser und schneller gelaufen, als gedacht. Ja, gut, eigentlich hatte er auch recht viel Übung gehabt und da bisher eigentlich meistens immer die Mädchen zugesagt hatten, war er auch selbstbewusster, wenn es ums Fragen ging.

Die Tür hatte Reshma nur angelehnt, so würde sie zumindest nachher nicht extra aufstehen, wenn Eron wieder käme. Inzwischen saß sie auf ihrem Bett, neben ihr die Krücken, nachdem sie den Weg hierher gehüpft war. Nun ja, weit war es ja nicht gewesen.
Erleichtert stellte sie jedoch fest, dass es nicht so unordentlich war, wie erst befürchtet. Andererseits war Eron auch schon ein paar Mal hier gewesen... und sicher würde ihn ein wenig Unordnung auch nicht stören.

„Hmm, das verstehe ich... alle beschäftigt...“, sagte Nate mitfühlend, der allerdings in Gedanken noch bei den genannten Namen war. „Wow... deine Eltern haben eine Vorliebe für Vornamen mit 'D', oder? Davis, Dom, Dee und Dahlia... Nicht schlecht. Eine richtige, amerikanische Großfamilie, hm? Da könnte ich glatt ein wenig neidisch werden. Ich habe nur einen kleinen Bruder... der aber manchmal für drei nervt, also bin ich schon fast wieder bedient“, raunte er schmunzelnd und nippte noch einmal an dem Tee, nur um wieder festzustellen, wie bitter dieser war.
„Die ist bestimmt von deiner Familie, oder?“ Nate zupfte behutsam an der Dahlias Decke und lächelte sie dann an. „Sie sieht gemütlich aus“

"Klingt gut." Natalie nickte mit einem strahlenden Lächeln. "Dann Samstag 18 Uhr. Ich freu mich." Sie nahm schnell einen Schluck Kaffee um ihr Honigkuchenpferd-Grinsen zu überspielen. Gott, ihr erstes richtiges Date seit...seit Ewigkeiten!
Sie warf Rachel einen Blick zu, der ihre Vorfreude kaum zu verbergen wusste. Okay, wahrscheinlich durfte sie sich jetzt den albernen Singsang anhöhren, Karma, aber das hier war einfach nur toll!

"Da bin ich schon wieder." Eron klopfte leicht gegen die Tür, die prompt aufschwang und kam dann ins Zimmer. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging er zu Reshma hinüber und legte den Rasierapparat neben sie aufs Bett. "Der Akku ist voll, keine Sorge!", verkündete er mit einem schiefen Grinsen und setzte sich dann im Schneidersitz vor das Bett, mit dem Rücken zu Reshma. "Okay", murmelte er leise und nahm einen tiefen Atemzug, "bringen wirs hinter uns..."

"Ja, ist er auch." Dahlia sah lächelnd am Quilt herab und strich sich dann eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Und wir sind alle adoptiert. Meine Eltern...können keine eigenen Kinder bekommen, deswegen haben sie sich dazu entschlossen, den Kindern fremder Leute ein Zuhause zu geben." Das Lächeln wurde ein wenig strahlender. "Meine Mom hat für jeden von uns Kindern einen Quilt gemacht", erzählte sie und sah gedankenverloren in die Ferne, "der von Deena und mir ist in hellen Farbe, die von Domenic und Davis in dunklen. Hier." Sie hob den Arm samt Decke an und lächelte Nate zu. "Da ist noch genug Platz für dich."

"Wäre ja schon fast ein Grund hinzugehen. Einen freien Tag für eine Spritze?", grinste Alexei und räusperte sich dann. "Wobei wir uns einen weiteren freien Tag ja nun wirklich nicht leisten können."

"Ich finde den Stadtpark gut. Das hört sich wundervoll an", sagte Notion und gab Jared einen Kuss. Dass das quasi der perfekte Abschluss für das Wochenende werden würde, daran dachte sie lieber nicht. Bis dahin würden noch Stunden vergehen!

"Nein, eher nicht." Soraya wurde ein wenig rot, während sie mit einem wissenden Grinsen den Blick senkte. "Ich glaube, wenn wir weiterhin so konsequent...dem Unterricht fernbleiben, könnte es Probleme geben." Zwar hatte sie versucht, den verpassten Stoff nachzuholen, aber die Ablenkung war einfach zu...allgegenwärtig.

Irgendwie war Natalie ja schon verdammt knuffig. Rachel lächelte ihre Freundin an und hätte sie am liebsten umarmt. Sie freute sich für sie, immerhin war ein Date ja nichts schlechtes und Mike war bisher eigentlich ganz in Ordnung gewesen... auch wenn er ein Kerl war. Hatte sie ihn nicht auch am Dienstag abends in der Bar gesehen? Umgeben von ein, zwei Mädchen? Hm.
Sie würde definitiv ein Auge auf ihn werfen, wehe ihm, er benahm sich nicht, dann gnade ihm Gott!, grollte Rachel in Gedanken, ließ davon allerdings nichts anmerken.
Sie war ja eigentlich ganz dankbar für die Ablenkung, so musste sie nicht an das Treffen denken, das nachher noch bevorstand.

„Okay...“ Reschma hatte noch ein Handtuch hingelegt, damit hier nicht nachher alles voller Haare war und begann schließlich mit der Arbeit. Es war ein gutes Stück Arbeit und dauerte doch länger, als anfangs gedacht, doch letztendlich waren die Dreadlocks ab und Erons Kopf war erstaunlich...kahl. Haarlos. Ungewohnt.
Reshma sah auf die Dreads vor ihr und spürte, wie die Tränen ihr in die Augen stiegen.
„Fertig...alle ab...“, murmelte sie, nachdem sie das Gerät ausgestellt und beiseite gelegt hatte.

Nate brauchte ein wenig, bis er lächelnd das Angebot annahm und sich zu Natalie unter die Decke setzte. „Das... also deine Eltern... das bewundere ich sehr. Klingt, als wären sie wirklich nett. Besonders das mit den Decken, das gefällt mir. Ich werde fast ein wenig neidisch, meine Mutter hat sowas nicht für uns gemacht. Nur unsere Großmutter macht zu Weihnachten die obligatorischen Wollsocken und Schals für mich und meinen kleinen Bruder Mick“, erzählte Nate lächelnd, strich über den Quilt und sah dann zu Dahlia auf.
„Ich kann verstehen, dass sie dir fehlen. Wenn man mit so vielen Menschen um einen herum aufgewachsen ist... da ist es bestimmt seltsam, auf einmal so weit weg von ihnen zu sein“

„In Ordnung“ Jared lächelte, stand dann auf und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. Er zog eine der Schubladen auf, wühlte darin kurz herum und zog schließlich ein kleines Heft heraus, in dem die Verbindungen und Fahrtzeiten der U-Bahnen und Bussen stand.
„Okay... in zehn Minuten fährt eine U-Bahn. Ich befürchte nämlich fast, dass das Auto heute nicht mehr da ist. Hatte es nur gestern reserviert... daher... sollen wir deine Sachen schon mal mitnehmen? Dann müssten wir nachher nicht extra hier her zurück kommen“

"Wie gut, dass ich eine kleine Tasche gepackt habe", sagte Notion und klopfte stolz auf den besagten Gegenstand. "Schaffen wir es denn überhaupt noch zur Station, wenn sie in 10 Minuten fährt?", fragte sie dann und überlegte, ob es nicht einfacher wäre auf die nächste Bahn zu warten. Dabei fiel ihr Blick auf das AGG, dass sie einfach auf Jared Tisch gelegt hatte. Fast ein wenig hektisch griff sie danach und setzte sie wieder ein, auch wenn sich dadurch gerade nichts änderte.

"Dann läuft die Panikmache ohne uns", sagte Alexei, für den das Thema damit abgeschlossen war. Ihm war es zwar ziemlich egal, ob er zum Unterricht erschien oder nicht, aber für Soraya war das doch ein wichtigeres Thema. Jedenfalls, wnn sie weiterhin daran festhielt Medizin zu studieren. Er griff zum nächsten Brot und fing an zu Essen. Merkwürdig, wie hungrig man werden konnte, ohne es direkt zu merken.

"Okay." Eron atmete ein paar Mal tief ein und aus, ehe er die Hand hob und sich zögerlich über die Glatze fuhr. "Jaaa, das ist krass", murmelte er und besah ein wenig traurig seine Dreadlocks, die auf einem kleinen Haufen lagen und ein wenig an verkohlte Maiskolben erinnerten. "Ich glaube, mein Kopf friert." Er sah mit einem scheifen Grinsen zu Reshma hoch.

"Ja, es ist seltsam." Dahlia seufzte leise und knetete ihre Hände, die ein wenig kalt waren. "Ich meine, oft genug beschwer ich mich, dass sie mich nerven und dass ich lieber Einzelkind wäre, aber ohne sie ist es..." Sie zuckte mit den Schultern, da ihr nicht die passenden Worte einfielen. "Du kennst das bestimmt von deinem Bruder." Sie blieb einen Moment lang schwiegend sitzen, ehe sie sich zögerlich gegen Nates Schulter lehnte.

"Okay, aber können wir bitte keine Zombiefilm gucken?", sagte Natalie an Mike gewandt und grinste ihn schief an. Schon als kleines Kind hatte sie, im Gegensatz zu anderen Kindern, nicht Angst vor Monstern unterm Bett sondern vor Zombies vor dem Fenster gehabt. Noch heute bekam sie beim Gedanken an die humpelnden Monster eine Gänsehaut.

Soraya nickte nachdenklich und nahm einen Bissen von ihrem Brot. War vielleicht ganz gut, sich nicht so sehr auf diese ganze Grippe-Sache zu stürzen. Alexei hatte wahrscheinlich Recht, der Löwenanteil war reine Panikmache, so wie meistens. Und selbst wenn, hätten sie in Pam eine fähige Medizinerin, die sie bestimmt wieder aufpäppeln würde...
Völlig in Gedanken versunken saß sie da und starrte ihr Brot an und bemerkte nicht, wie die Gurkenscheibe auf selbigem immer weiter gen Teller rutschte.

„Hm, naja, wenn ich dich Huckepack nehme... Hab das schon ein paar Mal machen müssen, um die nächste Bahn zu bekommen. Und wegen den Leuten musst du dir keine Sorgen machen, bisher hat mich keiner bemerkt, dafür bin ich zu schnell und die anderen zu unaufmerksam und geschäftig unterwegs. Also... hast du die Tasche schon fertig gepackt?“, fragte er und hatte im nächsten Augenblick bereits ihre beiden Jacken in der Hand.
„Wobei...nehmen wir lieber die nächste... zwanzig Minuten sollten dann wirklich ausreichen, um hin zu kommen“

„Tut mir Leid“ Reshma hatte eine der Dreads in der Hand, die sie nun rasch zu den anderen legte, als Eron sich zu ihr herum drehte und versuchte ihr Gesicht mit einer Hand zu bedecken.
Sie schluchzte leise und wandte sich leicht ab. „T-Tut mir echt Leid“, brachte sie heraus und wischte sich mit den Fingern die Tränen weg.
„Ich... ich glaube meine Kontaktlinse ist verrutscht. Doofes Ding“

„Hm“ Nate ließ seinen Blick sinken, nippte ein letztes Mal an dem ekligen Tee, der zu allem Übel nun auch noch relativ kalt war und stellte ihn vorsichtig beiseite, ohne dass er Dahlias dabei seine Schulter entzog.
Er und sein kleiner Bruder verstanden sich zwar gut, aber in den Jahren, in denen er auf der Schule war, hatten sie sich deutlich seltener gesehen. Vermutlich waren sie sich ein wenig fremd geworden, besonders durch Nates Tod. Er war wirklich nicht gerade ein perfekter, großer Bruder gewesen... Dabei hatte Mick ihn wirklich vermisst. Er war an seiner Seite gewesen, glücklich, als Nate wieder aufgewacht war...
„Es ist nicht so leicht... Ich würde ihn jetzt gerne sehen“

„Uhm, klar. So viel ich weiß, ist die Auswahl dort an Filmen ganz gut, es wird sich also bestimmt ein Nicht-Zombiefilm für uns zwei finden lassen“, antwortete Mike zuversichtlich und ging in Gedanken die Filme durch, die zurzeit liefen. Gestern hatte er noch in der Zeitung danach geschaut, was in der Stadt so lief. „Gefallen sie dir nicht, oder warum willst du keinen schauen? Wäre ja nicht so, als hätten wir hier unseren ganz eigenen Zombie auf der Schule. Wobei Nate wirklich nett ist...“, raunte er und fragte sich, wo der eigentlich steckte. Er hatte ihn seit gestern im Unterricht nicht mehr gesehen und da schien er ein wenig angeschlagen. Hatte sich wohl irgendetwas eingefangen.

"Weinst du gerade um meine Haare?" Eron sah Reshma überrascht an, ehe er sich vom Fußboden erhob und neben sie auf die Bettkante setze. "Hey, kein Grund zu weinen, sind doch nur ein paar Haare!", versuchte er sie aufzumuntern und strich ihr tröstend über den Oberarm, bevor er sie schließlich sanft umarmte. "Ich hab dich doch drum gebeten, die Zotteln abzurasieren, also muss du nicht traurig sein."

"Das glaub ich dir gerne." Dahlia starrte nachdenklich die gegenüberliegende Wand an, ehe sie zu Nate hochsah. In den letzten Tagen hatte sie das Gefühl gehabt, ihn besser kennen zu lernen und mittlerweile konnte sie ihn ansehen, ohne vor Scham im Boden zu versinken.
"Könnte deine Familie dich denn nicht hier besuchen?", setzte sie hinzu und runzelte leicht die Stirn, "oder ist es eine zu weite Reise?"

"Nate ist ja auch kein richtiger Zombie", erwiderte Natalie lachend, "aber ich bin kein Fan von diesen klassischen "Schlurf-und-Knurr"-Zombies, ist quasi ein Kindheitstrauma, wenn man so sagen will." Sie zuckte grinsend mit den Schultern und trank dann den Rest ihres Kaffees.

"Du wirkst deprimiert."
"Ach, wie kommst du nur darauf?" Gabriels Stimme troff nur so vor Sarkasmus, während er von seiner Arbeit aufsah. Nereus trieb in seinem Tank herum und musterte Gabriel aufmerksam durch die dicke Panzerglasscheibe, während seine Haare sich scheinbar in Zeitlupe bewegten.
"Ich würde sagen, ich habe es in erster Linie an deiner finsteren Miene bemerkt", erwiderte Nereus ehrlich und ließ sich gen Tankboden sinken, um sich dort im Schneidersitz hinzusetzen, "zudem starrst du mein Atemgerät an, als würdest du es am liebsten voller Wut in den nächsten Kamin schleudern."
Mit einem lauten Seufzen betrachtete Gabriel das Atemgerät, das er mittlerweile in seine Einzelteile zerlegt hatte. Nereus hatte ihm berichtet, dass es nichtmehr vernünftig funktionierte und nun suchte Gabriel schon seit fast einer Dreiviertelstunde nach dem Fehler im Gerät.
"Tja, wenn du meine Probleme hättest, wärst du auch deprimiert", grummelte er und zog dann den Filter aus dem Wirrwarr hervor, nur um festzustellen, dass auch er noch voll funktionstüchtig war.
"Welche Probleme sind das denn, wenn ich mich erkundigen darf?"
"Ach, nur die üblichen: Mein leiblicher Vater, ein Typ der bei unserem ersten und einzigen Treffen mit einer Schrotflinte auf mich geschossen hat, ist vor ein paar Tagen gestorben und mein Halbbruder hat mir eingebläut, dass meine Mom nichts auf seinem Begräbnis zu suchen hat. Achja, und die Liebe meines Lebens ist übers Wochenende zu ihrem Geliebten gefahren, dem ich erzählt habe, wie er wieder mit ihr zusammenkommen kann. Kurzum: Mein Leben ist perfekt."
"Ouh..."

"Wenn es nicht schmeckt, dann kann ich auch was anderes holen", warf Alexei ein und beobachtete misstrauisch die Gurkenscheibe auf ihrem Weg nach Unten.

"Okay, kein Hetzen. Das find ich gut", lachte Notion, während sie sich dachte, wie niedlich Jared doch war, wenn er sich im Sekundentackt umentschied. "Danke schön", sagte sie und nahm ihm ihre Jacke ab.

"Hm?" Soraya sah Alexei, völlig aus den Gedanken gerissen, fragend an, ehe sie in letzter Sekunde die Gurkenscheibe zu fassen bekam und zurück aufs Brot schob. "Nein, schon gut, es schmeckt echt lecker", erwiderte sie lächelnd, "ich war nur irgendwie grade...weg. Hab mich gefragt, ob ich im College vielleicht auch mit solchen Sachen zu tun haben werde." Sie runzelte die Stirn und nippte an ihrem Tee. "Und wo Jamila bleiben soll, wenn ich studiere." Konnte sie überhaupt studieren, wenn sie weiterhin der Vormund ihrer kleinen Schwester blieb? "Sie soll nicht zu Radhjeb", murmelte sie leise und festigte den Griff um ihre Tasse.

"Meinst du nicht, dass sich das klärt, wenn es soweit ist?", fragte Alexei und schob seinen leeren Teller von sich. Da er sowieso nicht im Vorraus plante, kam ihm die Frage gerade etwas unnötig vor. "Die Kleine wird doch eh hier bleiben können. Der Professor setzt doch niemanden vor die Tür, der erstmal hier durch die Tür durch ist."

"Mhm." Soraya trank den restlichen Tee in einem Zug und stellte die Tasche dann wieder zurück auf den Tisch. "Irgendwie käm ich mir schäbig dabei vor, Jamila einfach hier "abzuladen" und irgendwo hin zu verschwinden", versuchte sie zu erklären, "ich hab ja keine Ahnung, auf welches College ich später komme. Wenn ich überhaut auf eines komme." Sie schob die Krümel auf ihrem Teller mit dem Zeigefinger zusammen und führte den Finger dann zum Mund. "Vielleicht arbeite ich auch erst einmal, mal sehen." Sie zuckte mit den Schultern und lächelte Alexei schief zu.

„Aber... aber es waren viele... sehr viele Haare. Und lang waren sie auch... und jetzt... jetzt hast du keine mehr“ Reshma schniefte leicht, der das alles unangenehm war, aber irgendwie war es furchtbar schwer die Tränen zurück zu halten. Vielleicht sollte sie ihre Augen reiben, damit ihre Kontaktlinsen wirklich verrutschen, dann hätte sie einen triftigen Grund zum Weinen.
Sie lehnte sich leicht gegen Eron und genoss die Umarmung. Vermutlich etwas zu sehr, mehr als sie sollte.
„Tut mir Leid... eigentlich ist das albern...“, murmelte sie, wischte sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht und lehnte sich dann mit einem entschuldigenden Lächeln zurück.

„Naja, meine Eltern arbeiten beide, besonders mein Vater... Und mein kleiner Bruder geht zur Schule. Daher sieht es wohl nicht so gut aus... ich könnte höchstens mit ihnen skypen, wenn ich hier einen Computer ausfindig machen kann, auf dem das läuft. Das wäre wohl die einzige Möglichkeit, um die zur Zeit zu sehen... Außerdem... falls mein Bruder auch das X-Gen haben sollte, wäre es besser, wenn er nicht hier her kommt. Ich will nicht, dass er sich am Ende ansteckt“

„Oh...“ Mike nickte verständnisvoll, er kannte das eigentlich schon von seiner jüngsten Schwester, die vor vielem Angst hat – vor dem Monster unterm Bett, den Geistern, die um 0 Uhr umher spuken und auch vor schlurfenden Zombies auf Friedhöfen – die hin und wieder Mal ein wenig Auslauf brauchen. „Ja, ich schau mal, was um die Zeit alles läuft und sag dir dann einfach Bescheid, okay? Ich will ja keine Kindheitsträume wecken“

„Bitte“ Jared überreichte ihr jedoch nur bedingt die Jacke, da er ihr noch hinein half, ehe er sich seine überstreifte. „Jaa... naja, ich dachte mir, wir können eben auch gemütlich hin schlendern. Ich sollte das auskosten, Hand in Hand, über den Campus... es sollen ruhig alle sehen, was ich für eine tolle Freundin habe...“, verriet er ihr kleinlaut mit einem charmanten Lächeln.
„Manche glauben nämlich, ich hätte dich nur erfunden, um die Mädchen auf Abstand zu halten“

"Ich bezweifle, dass du sie irgendwo abladen würdest. Und selbst wenn, willst du sie lieber durch die Staaten schleppen und mit in die Vorlesungen schleppen? Oder irgendwo parken während du arbeitest? Wenn ich du wäre, würde ich sie hier lassen, wenns möglich ist", sagte Alexei, den Ellenboge auf den Tisch gestützt und mit dem Finger der Hand auf sie zeigend. "Ehrlich", fuhr er vor, lehnte sich wieder zurück und breitete dabei die Arme leicht aus. "Wieso sie von hier weg bringen?" Laut sagen würde er es zwar nicht, aber eigentlich hatte man es hier doch ganz gut.

"Gibt es da nicht einfachere Geschichten?", fragte Notion mit einem Lachen, dass über sie kam, weil sie von seinen Worten mehr als angenehm überrascht war. "Wollen wir die Leute Lügen strafen?", schmunzelte sie und hielt ihm ihre Hand hin. Sonst würden sie die 20 Minuten auch nicht mehr schaffen.

Kit pfefferte seine Tasche in die Ecke seines Zimmers. Leo hatte sich nicht gemeldet. Er noch zwei Mal versucht sie anzurufen und hatte ihr noch eine SMS geschrieben, in der er sagte, dass sie sich melden sollte. So langsam war er nicht nur wütend und enttäuscht, sondern auch beunruhigt. War ihr was passiert? Sie war so schnell verschwunden, wer wusste, wo sie gelandet oder was ihr da passiert war. Es passte natürlich auch zu ihr schmollend auf ihrem Zimmer zu sitzen und nicht zu antworten um ihm eins auszuwischen. Genau aus diesem Grund schnappte er sich nur eine neue Jacke und lief rüber zum Stall. Ein, zwei Ausgemistete Boxen und ein ordentlicher Ritt würden ihn schon wieder beruhigen.

Nächster Morgen, Montag =)


Vallery legte ihre Finger an die warme Tasse und atmete den Geruch von frisch gebrühtem Kaffee genießerisch ein. Sie war heute Morgen erstaunlich früh wach geworden und hatte dann nicht mehr einschlafen können. Klammheimlich und so leise wie möglich hatte sie sich daraufhin im Bad fertig gemacht, hatte sich ihre Sachen geschnappt und hatte dann ihr Zimmer verlassen.
Jetzt saß sie hier, zusammen mit Mia, der es ähnlich ergangen war, und ließ sich von ihr ein paar Aufgaben erklären.

Zur selben Zeit machte sie Nate im Krankenhaus langsam fertig und zog sich an. Der gestrige Abend war eigentlich noch ganz schön und angenehm gewesen, wenn man von den schlechten Nachrichten des Tages absah. Es ärgerte ihn noch immer, dass die Dosis erhöht werden musste und er vermutlich doch noch länger hier festsaß, aber wenigstens fand sich hier leicht gute Gesellschaft. Gestern waren er und Dahlia schließlich auf dem Sofa im Aufenthaltsraum nebeneinander eingeschlafen. Eine Schwester hatte sie beiden abends geweckt und auf ihre Zimmer geschickt.

Putzmunter stand Rachel bereits im Bad und kämmte sich ihre Haare, während sie selig in den Spiegel starrte. In Gedanken war sie noch bei dem gestrigen Treffen mit Amber, an das sie seit dem immer wieder denken musste.
Sie haben fast den ganzen Abend miteinander verbracht, erst in der Bibliothek, wo sie sich in Ruhe unterhalten hatten und später sind sie dann mit zwei heißen Schokoladen auf Ambers Zimmer gegangen.
Rachel war hin und weg von ihr gewesen, je länger sie sich unterhalten und gemeinsam gelacht hatten. Beim Abschied hatten sie sich dann geküsst und seit dem schwebte Rachel auf Wolke 7.
Vergessen war ihr Ärger über Leonie und ihren neuen Kerl, als auch das Date mit Ben und dem Ausrutscher.
Lächelnd zupfte sie ihr Oberteil zurecht, trat ein paar Schritte zurück und drehte sich einmal vor dem Spiegel, bevor sie das Bad verließ.

Leonie war speiübel und ihr Kopf fühlte sich an, als hätten sämtliche Lkw's der Staaten eine Abkürzung über ihren Schädel genommen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie zaghaft ein Auge öffnete. Blinzelnd fasste sie sich an den Kopf und stöhnte leise, während sie versuchte, auszumachen, wo sie eigentlich war. Ihre verschwommene Sicht nahm nur langsam Konturen an, es beschlich sie jedoch ziemlich schnell die Vermutung, dass das hier nicht ihr Zimmer war.
Und diese Vermutung bestätigte sich zu ihrem Grauen, als weder ihre Sachen, noch Molly entdecken konnte.
Dafür befand sich Seth neben ihr im Bett.
Was war passiert? Sie versuchte sich zu erinnern, wodurch ihre Kopfschmerzen jedoch nur schlimmer wurden. Vorsichtig wagte sie einen Blick unter die Bettdecke – womöglich war es ja einfach so gewesen, dass sie wieder eingeschlafen war – neben ihm. Nackt.
Ihr Herz machte für einen Moment einen Aussetzer, dann rebellierte ihr Magen deutlich und sie sprang aus dem Bett.
Im Nu war sie im Bad verschwunden und erbrach sich über der Toilette.

Müde rieb sich Jasper die Augen und sah vom Tisch aus hinaus aus dem Küchenfenster. Es hatte bereits zu Dämmern begonnen, worüber er sich mehr als freute. Das Wochenende bei William hatte ihn wirklich geschafft und war daher ganz froh, wieder in England bei Kea zu sein.
Davon abgesehen würde er morgen auch wieder arbeiten gehen und dafür früh aufstehen müssen.
Seufzend hob er seine Tasse und nippte an dem Tee, den er sich vorhin gemacht hatte.
Seine Klamotten, die doch ziemlich nach Rauch gerochen hatte, sind als allererstes in der Waschmaschine gelandet, die inzwischen schleuderte.

Gähnend blätterte Jared in dem Textauszug, den er sich bis heute hätte ansehen sollen und nippte nebenbei immer mal wieder an seinem Kaffee. Nachdem er Notion zum Bahnhof gebracht und sich von ihr verabschiedet hatte, hatte zu Hause ein kleiner Stapel an Hausaufgaben auf ihn gewartet, den er jedoch nur zur Hälfte gepackt hatte. Später am Abend hatte er noch eine Schicht in einer der Bars gehabt, weswegen er heute Morgen nur schwer aus den Federn gekommen war.
Seine Jacke und seine Tasche lagen auf einem Stuhl neben ihm, weswegen es Jared nicht weit hatte, als er sein Handy klingeln hört.
„Ja?“, raunte er in den Hörer und versuchte ein weiteres Gähnen zu unterdrücken.
„Morgen Jared, ich bins“
„Ah, hey Chace. Wie geht es dir? Hab schon ne Weile nichts mehr von dir gehört“
„Ja, hatte einiges zu tun... hör mal, hättest du Lust, dich heute Abend mit mir zu treffen? Ein wenig reden...?“
„Heute Abend? Hm... ja, doch... ich hab zwar eine Schicht in einer Bar, aber wir können uns ja einfach dort treffen, dann leg ich mir meine Pause zurecht“, antwortete Jared und sagte Chace noch die Adresse der Bar durch, ehe sie wieder auflegten.
Notgedrungen ging er weiter den Text durch, trank seinen Kaffee leer und grüßte Nicole, die sich zu ihm an den Tisch gesellte.

Seth kletterte eher zäh aus seinem Schlaf. Er bekam schon mit, dass sich etwas oder jemand neben ihm regte und schließlich auch ziemlich hastig das Bett verließ, aber es dauerte noch ein paar Minuten, bevor er träge die Augen aufbekam. Während er sich träge streckte, drängten sich die Geräusche aus dem Bad in sein Bewusstsein und plötzlich war er doch wach. Stolpernd kam er aus dem Bett und lief ins Bad.
"Gehts dir gut?", fragte er wenig schlau und grinste zu Leo runter. Nachträglich kam ihm dann nicht in den Sinn, dass er ihr ja auch die Haare aus dem Gesicht halten konnte. Er tappste die letzten zwei Schritte zu ihr rüber und sammelte ihre Haare mit den Händen zu einem Zopf, wobei er mit den Fingerspitzen sanft über ihre Schultern strich.

Als ihr Wecker klingelte drehte Notion sich auf die andere Seite und überlegte nochmal fünf Minuten liegen zu bleiben. Als ihr dann auffiel, dass Vallery gar nicht in ihrem Bett lag, bekam sie einen Schreck und griff hastig nach ihrer Uhr. Hatte sie verschlafen? Erleichtert stellte sie fest, dass dem nicht so war, aber jetzt hatte sie zu viel Adrenalin im Blut um sich gemütlich wieder hinzulegen.
20 Minuten später band sie sich einen Zopf und schnappte sich ihre Tasche um in die Mensa zu gehen.

Kit stand vor dem Spiegel, während er sich selbst ermahnte, dass er nicht mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter aus diesem Zimmer rausgehen durfte. Jedenfalls nicht ohne plausible Erklärung, die er nicht hatte. Ihm graute vor der Begegung mit Eron, was er ihm sagen sollte, wusste er noch gar nicht. Sich im Zimmer zu verkriechen war allerdings die schlechteste Wahlmöglichkeit, also atmete er tief durch, setzte ein neutrales Gesicht auf und ging in die Mensa.

Molly fragte sich langsam, ob ihre Zimmergenossin nicht eher ein Scherz war. Gut, sie hatte schon mal in dem Bett geschlafen. Eine Nacht. Nicht alleine. Ob sie mit einem Lehrer reden sollte? Vielleicht hatte sie ja was falsch gemacht. Mit einem leisen seufzen verschob sie das auf später und suchte sich mit ihrem Frühstück erstmal einen Platz in der Mensa.

Hazel stürmte Harolds Mensa wesentlich früher, als sie es normalerweise tat. Aber gestern war sie über ihren Hausaufgaben ziemlich früh eingeschlafen, weswegen sie auch früher aufgewacht war. Harold jagte sie damit so einen Schreck ein, dass er ihr ohne Widerrede ihre heiße Schokolade gab. Der Tag konnte nur gut werden, dachte sie, während sie summend an ihrer Tasse nippte.

Leonies Hals brannte, als schließlich nichts mehr nachkam, das noch hätte rauswollen, und lehnte sich gegen die kühlen Fließen an der Wand. Mit Klopapier wischte sie sich den Mund ab, blinzelte erschöpft und atmete ein paar Mal tief ein und aus, ohne sich sonderlich zu rühren.
Als sie dann halbwegs wieder bei Kräften war, zog sie ihre Tasche zu sich, die sich noch von gestern hier befand und streifte sich ein paar Sachen über.
Allmählich waren ein paar Erinnerungen zurück, sie konnte sich an den Streit erinnern, dass sie mit dem Taxi nach Hause fahren wollte und dann in der Stadt rausgeworfen wurde.
Danach war sie in dieser Bar und ab da konnte sie sich nur noch löchrig an den Rest erinnern. Seth hat sie abgeholt, das wusste sie noch. Sie sind...mit dem Bus gefahren und dann war sie irgendwie bei ihm im Zimmer. Duschen und danach...
Noch immer ignorierte sie Seth, während sie inzwischen vor dem Waschbecken stand und sich nun langsam etwas von dem kühlen Wasser ins Gesicht spritzte.
Sie hatte mit Seth geschlafen.
Leonie wischte ihre Hände an ihrem Shirt ab, das sie angezogen hatte und drehte sich zu Seth um. „Das...das hätte nicht passieren sollen...alles“, brachte sie mühsam heraus und hielt sich am Waschbecken fest.
„Gestern Nacht...“

Eileen sprintete auf die Tür zu, die gerade wieder zu fiel, huschte durch den Spalt und stolperte geradewegs in jemanden hinein. Ihre Tasche rutschte ihr von der Schulter und fiel zu Boden, während sie selbst zwei Schritte zurück stolperte.
„Oh, 'tschuldigung!“

"Schon gut", sagte Kit und musste selbst einen Ausfallschritt machen um nicht zu stolpern. Das Mädchen hatte Schwung gehabt. Mit einem Lächeln hob er ihre Tasche auf und reichte sie zurück. "Harold hat genug zu Essen um nichts so hetzten zu müssen."

Seths Lächeln fror etwas ein, als sie sich dann doch dazu bequemte ihn zu beachten. "Wie meinst du das?", fragte er und lächelte sie dann an, während er auf sie zuging und nach ihrer Hand griff. "Es war doch schön."

„Jaa... ich weiß, ich dachte einfach nur, wenn ich mich beeile, schaff ich es noch durch die Tür, bevor sie zu geht und... naja, das habe ich ja geschafft“, erklärte Eileen lachend und strich sich das Haar zurück. „Danke, Mr Tesgal“, raunte sie und nahm ihm ihre Tasche ab.
„Ich sehe Sie ja dann nachher in Englisch“ Lächeln verabschiedete sie sich und ging dann summend zur Essensausgabe.
Als sie sich schließlich mit ihrem Tablett umsah, winkte ihr Vallery zu.
„Hey, Eileen!“, raunte diese und schob ihre Aufgaben weg. Mia schaute kurz von ihrem Frühstück auf und biss dann wieder in ihr Brötchen.
„Hast du deine Schwester gesehen?“
Eileen stellte ihr Tablett an dem Tisch ab und schüttelte den Kopf.
„Nope, seit Samstag nicht mehr. Ich wollte eigentlich gestern Abend noch zu ihr, aber sie war nicht da... und auf meine SMS hat sie auch nicht reagiert“
Seufzend ließ sie sich auf den Stuhl fallen und betrachtete Vallerys unzufriedenes Gesicht.
„Mann... man kriegt sie aber auch kaum noch zu sehen... Meinst du, Seth weiß vielleicht, wo sie ist?“
„Hm... ich weiß nicht“ Eileen nippte an ihrem Tee und dachte an Seths schlechte Laune am Filmeabend.

„Ich war betrunken!“ Leonie schlug ärgerlich seine Hand weg und wich vor ihm zurück. „Verdammt, Seth, ich... liebe Kit. Ich... ich war sauer gestern und war betrunken... ich kann mich kaum an den ganzen Abend erinnern... ich weiß ja nicht einmal, wie ich auf dein Zimmer kam, zum Teufel!“ Fluchend hob sie ihre Tasche auf und hielt sich den Kopf, der ihr noch immer dröhnte. „Ich... hätte dich nicht fragen sollen, ob du... meinen Freund spielst. Das...das hört jetzt auf. Sofort...“ Sie drückte ihre Tasche an sich.
„Es tut mir leid, Seth...“

Als Kit sein Tablett auf einen Tisch nicht unweit von Vallery und Eileen kam er nicht umhin das Ende des Gesprächs mitzubekommen. eine Moment blieb er stehen und starrte auf sein Tablett runter. Ob er sich doch sorgen um sie machen sollte? Wenn ihr jetzt wirklich was passiert war, dann war er Schuld. Andererseits war sie eine Person, die gut auf sich selbst aufpassen konnte. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte nachdenklich die Wand an, das Frühstück hatte er vergessen.

Das war jetzt nicht ihr Ernst.
"Leo, ich hab dich gestern betrunken aus einer Bar abgeholt, weil dein Lover dich sitzen lassen hat", rief Seth aufgebracht. "Ohne Geld! Wie sehr kann der Kerl dich lieben, wenn er dir sowas antut?"
Es war ihm egal, ob sie es nicht wollte, er ging trotzdem zu ihr rüber und hielt sie an den Schultern fest. So würde er sie nicht gehen lassen, sie hatte garantiert die unangenehmen Sachen verdrängt, dann war es seine Aufgabe ihr die wieder vor Augen zu führen. So einfach würde er nicht aufgeben!
"Ich hab dich da rausgeholt wo er dich reingeritten hat. Leo, der Kerl ist es nicht wert. Du hast besseres als den verdient!"