Mutant High II - Das RPG 4

"Werde ich ganz sicher machen", antwortete Yelinna mit einem warmen Lächeln und rückte etwas dichter an Rodrigo heran. Frisch war es, was für eine schöne Ausrede Winter doch sein konnte. Sie wollte gerade ihren Kopf an seine Schulter lehnen, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah und ihre Aufmerksamkeit in die Richtung wandte. Was sie sah, ließ sie stehen blieben und verwundert blinzeln. "Hast du das auch gerade gesehen? War das Sofia?", fragte sie und sah ziemlich verwirrt zu ihm hoch.

Kit nickte aufmunternd zurück. "Ich kann dir auch helfen", bot er Soraya an, weil die Liste ja doch recht lang geworden war. Und je schneller sie die Leute erreichten, desto besser. Ob sie Aidens Worten jetzt glauben schenken wollten oder nicht, irgendetwas war im Anmarsch und je schneller sie vorbereitet waren, desto besser.

Grinsend steckte Zach die Visitenkarte in die hintere Tasche seiner Jeans und winkte Daniel noch einmal zu, während er den Wagen drehte und zurück in die Stadt fuhr. Ja, doch, gelungener Abend, konnte man so sagen. Zufrieden seufzend gesellte er sich dann zu Nick und sah ihn schief von der Seite an. Dessen Gesichtsausdruck ließ sein Grinsen aber auch gleich wieder verschwinden. "Enttäuscht weil wir die Lückenbüßer waren?", fragte er. Klar hatte er hauptsächlich mit Daniel gesprochen während der Fahrt, aber Sofias Geschichte hatte er schon gehört. Nur hatte er nicht gedacht, dass es Nick so die Suppe verhageln würde.

"Der Kandidat hat 100 Punkte!", grinste Sofia und drehte sich in ihrem Kleid einfach um die eigene Achse, was nun, da sie diese Höllentreter nicht mehr trug, viel einfacher war. "Ich dachte nur, ich schnei mal vorbei und zeig dir, was aus dem kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern geworden ist", verkündete sie, "und mach dir klar, was du dir hast entgehen lassen als du mich durch Fräulein Blond und Perfekt ersetzt hast." Sie schnaubte abschätzig und der Blick, den sie auf Spike richtete, schien ihn zu durchbohren. "Sowas kann ich nicht leiden", verkündete sie und reckte das Kinn, "und bevor du jetzt was sagst: Nein, ich bin nicht in dich verknallt und nein, ich bin nicht eifersüchtig. Aber ich kanns nicht leiden, wenn man mich verarscht." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Vor mir den misanthropischen Einzelgänger markieren, für den menschliche Kontakte ein notwendiges Übel sind und dann zack! von einem Tag auf den anderen zum gefühlsduseligen Ritter in schimmernder Rüstung für unsere little Muss Perfect werden." Sie schnippte mit dem Finger und wünschte sich gerade nichts mehr, als ihren Kieselbeutel dabei zu haben. Mittlerweile hatte sie sich in Rage geredet und nicht übel Lust, Spike ein paar ihrer schönsten Bomben ins Zimmer zu werfen.

"Wenn es dir keine Umstände macht, wäre das wirklich nett." Soraya nickte Kit dankbar zu und warf einen Blick auf die Uhr. Noch war es nicht zu spät, um zumindest einen Teil der Liste abarbeiten zu können, nur bei den Überseetelefonaten würden sie schauen müssen, wie es mit der Zeitverschiebung war. Sie konnte sich einfach nicht merken, wann man Stunden abziehen und wann dazurechnen musste.

„Ich-“, fing Spike an, aber gegen Sofias Redeschwall hatte er kaum eine Chance. Sie plapperte und plapperte und was sie da sagte, verwirrte ihn ehrlich gesagt nur noch mehr. Und ihr mörderischer Blick dabei half nicht. Nicht einmal ansatzweise. Er kam sie vor wie in einer dieser Mädchenserien, wo die Darsteller auch so schnell redeten und meistens auch die verrücktesten Dinge. „Ich hab dich nicht verarscht. Und auch nicht ersetzt. Nicht auf diese Weise“, raunte er muffig, als sie mal Luftholen musste und zog dabei aus seiner Gesäßtasche eine Zigarette. Die hatte er jetzt nötig und er befürchtete, sie könnte hier noch länger stehen bleiben. In diesem Kleid...
„Und der Aufzug von Darth Vader ist nicht wirklich mit einer schimmernden Rüstung zu vergleichen. Dir macht es wohl nichts aus, wenn ich rauche, oder?“, fragte er, erwartete allerdings nicht wirklich eine Antwort, weswegen er auch schon sein Feuerzeug aufschnappen ließ.

„Ich... bin mir nicht ganz sicher... Als ich sie zuletzt gesehen habe, hatte sie zwar auch ein Kleid angehabt, aber das hat doch irgendwie... anders ausgesehen. Und die Jacke kam mir auch nicht bekannt vor... Nicht an ihr“, antwortete Rodrigo verwirrt, der ebenfalls Sofia nachgesehen hatte. Unsicher, ob sie es überhaupt wirklich war.
„Vielleicht sind das ja die Spätnachwirkungen der Bowle. Ich hab gehört, dass da jemand ordentlich Alkohol hinein gekippt hat“

„Hm? Achso... Hm“ Nick zuckte mit den Schultern und bemühte sich ein wenig lockerer und munterer zu wirken, was ihn wirklich an seine Gesichtsmuskeln-Grenzen brachte. Mehr ein das kurze Zucken eines Mundwinkels schaffte er nicht. „Ein bisschen. Normalerweise... bin ich kein Lückenbüßer. Vermutlich waren wir obendrein auch noch so etwas wie Trostpflaster“, raunte er und seufzte niedergeschlagen. „Ich fühl mich so... benutzt! Ich glaube, ich hol mir noch eine heiße Schokolade“ Mit Schuss. Schön wärs...
„Willst du die Tüte nehmen und schon mal vorgehen?“, fragte er und sah mit einem schiefen Lächeln zu Zach hinüber. Er nicht davon aus, dass Zach auch eine heiße Schokolade zum Trost brauchte. Er hatte ja die Nummer des Taxifahrers.

"Mich würds nicht mal stören, wenn du brennen würdest. Also los, mach was du willst, ist ja ein freies Land", erwiderte Sofia sarkastisch und wünschte sich, nicht zum ersten Mal, dass sie die Mutation ihres Vaters hätte. Dann hätte sie Spikes Feuerzeug in seiner Hand explodieren lassen können. "Lass mich raten", bemerkte sie nachdem er sich die Kippe angezündet und einen Zug genommen hatte, "jetzt kommt der Teil wo du mir erklärst, wie falsch ich liege und dass das alles nicht deine Absicht war, aber du die Liebe gefunden hast und zwar an einem Ort, wo du sie nie für möglich gehalten hättest." Ihre Worte trieften vor Sarkasmus und der Blick, mit dem sie Spike bedachte machte deutlich, dass sie diese Möglichkeit für absoluten Schwachsinn hielt.
Es war so ablaufen, wie es immer ablief: Sie freundete sich mit einem Jungen an, der das Potential zu einem wirklich besten Freund hatte, vielleicht sogar für mehr. Sie würden sich anfangs gut verstehen, doch dann lachte sich der Kerl früher oder später ein hübsches Vorzeigefrauchen an, dass als das war, was Sofia nicht war: Empfindlich, hilfsbedürftig, elegant, auf ihr Aussehen bedacht. Und schon war Sofia abgeschrieben, denn da man jetzt ja eine hübsche Freundin zum präsentieren hatte, brauchte man kein burschikoses Mädchen als besten Freund mehr.

Aufmunternd grinste Zach und knuffte Nick sogar gegen die Schulter. "Nimm's nicht so schwer. Dafür hatten wir doch spaß", versuchte er das Ganze für ihn von der positiven Seite zu beleuchten. Was gar nicht so einfach war, weil es ihm selbst absolut nichts ausmachte. Ob Lückenbüßer oder nicht, der Spaß blieb der gleiche. Und manchmal wurde er nur größer. Wenn Sofia nicht wegen Spike angepisst gewesen wäre, hätte sie sich schließlich nie auf den Dreier eingelassen. Von dem war es für Zach ziemlich unverständlich, dass Nick sich schlecht fühlte. Nickend nahm er ihm die Tüte aus der Hand. "Klar, mach ich das. Viel Erfolg mit Harold, wenn du so guckst, dann gibt er dir bestimmt auch noch Eis mit. Nimm mir welches mit." Mit einem Zwinkern drehte er sich dann der Schule zu und lief langsam zum Eingang.

Yelinnas Lippen zuckten verräterisch, aber sie behielt sich trotzdem unter Kontrolle. "Was? Nein, doch nicht schon wieder!", rief sie so erstaunt, dass Rodrigo schon taub hätte sein müssen um nicht mitzubekommen, dass sie mehr wusste, als sie sagte. Tatsächlich musste sie danach auch erst mal mit dem Lachen kämpfen, weswegen sie von ihm weg sah und sich fest auf die Innenseite ihrer Wangen biss.

Kit nickte und Lächelte kurz, bevor er auch einen Blick auf die Uhr warf. Da sonst niemand aussah, als wollte er noch etwas vorschlagen holte er kurz Luft und sagte dann: "Scheint, dass das geklärt ist. Sollen wir dann Anfangen?" Mit den Worten nickte er in Sorayas Richtung und sah die Liste in ihren Händen an.

"Einen Moment noch. Soraya, gib mir bitte die Liste mit den Namen, die Aiden genannt hat." Gentle streckte die Hand aus und Soraya runzelte kaum merklich die Stirn, ehe sie nickte und den Zettel abriss um ihn Gentle zu reichen. Dieser nahm ihn in Empfang und drehte sich zu Raven um. "Ich weiß, dass du zur Zeit viel Arbeit hast", begann er und reichte ihr den Zettel, "aber würdest du schauen ob du zu irgendeinem dieser Namen Polizeiakten oder einen Eintrag in euren Datenbanken findest? Wenn es für dich möglich sein sollte, überprüf bitte auch ob einer von ihnen von Interpol gesucht wird, ich möchte möglichst viel über diese Leute erfahren."
Während Gentle mit Raven sprach, wandte sich Soraya Kit zu. "Wie wäre es, wenn wir ins Lehrerzimmer gehen?", schlug sie vor, "da gibt es zumindest zwei Telefone, dann können wir gleichzeitig die Leute anrufen."

Spike nahm einen kräftigen Zug und bließ den Rauch dann über seine Schulter in sein Zimmer, ehe er wieder Sofia ansah. Ein bisschen konnte er ihren Redeschwall nun doch verstehen. Er hätte ja ahnen müssen, dass Sofia irgendwie angepisst sein würde, nachdem sie ihm gegenüber schon über Emma geschimpft hatte und er nun mir ihr zusammen war.
Er atmete tief ein und fuhr sich mit dem Daumen über die Lippen, wobei er seinen Blick erneut über sie wandern ließ, von oben nach unten.
„Willst du rein kommen und wir reden drinnen weiter? Oder willst du hier lieber stehen bleiben? Barfuß“, fügte er hinzu und nickte zu Boden, ehe er wieder zu ihr auf sah.
„Vorausgesetzt, du willst wirklich eine Antwort“

„Mach ich“, versicherte Nick noch und war schließlich froh, als Zach auf dem Weg zu ihrem Zimmer war und er alleine zur Mensa trottete. Es war ziemlich ruhig auf den Gängen und er traf niemanden auf dem Weg, den er kannte – oder zumindest nicht sonderlich gut kannte.
Mit einem müden Lächeln blieb er schließlich vor einem der Klone des Kochs stehen und bat diesen um die heiße Schokolade. Und Eis. Jetzt war ihm auch nach Eis.

„So wie du dich benimmst, könnte man fast annehmen, dass du die Schuldige bist“, bemerkte Rodrigo, der seine lachende Freundin eingehend von der Seite musterte. Da er noch ihre Hand hielt, zog er sie mühelos an sich, wobei er stehen blieb. „Du willst mir nicht zufällig etwas verraten, oder?“, fragte er und lächelte sie mit einem gewinnenden Lächeln an.
„Leugnen bringt nichts, man sieht es dir an der Nasenspitze an, dass du etwas weißt“

Im ersten Moment wollte Sofia schon trotzig ablehnen, besann sich dann aber doch eines Besseren und nickte. "Von mir aus", murmelte sie und ging dann an Spike vorbei ins Zimmer. Sie steuerte zielstrebig Spikes Sessel an und nahm dann darauf Platz, wobei sie ein Bein überschlug. "Ich höre", sagte sie und forderte Spike mit einer Geste auf, loszulegen. Darauf war sie jetzt wirklich gespannt. Auch wenn sie solche Gespräche schon öfter geführt hatte, als ihr lieb war, es war immer wieder faszinierend zu sehen, auf was für Ausreden die Jungs kamen.

Spike schloss die Tür und ging zu seinem Tisch hinüber, gegen den er sich lehnte, zwecks des Aschenbechers, der davor stand. Er lehnte sich kurz zum Fenster und kippte es, bevor er Sofia wieder an sah. Er zog mit ernster Miene noch einmal an seiner Zigarette und fragte sich, wo und womit er eigentlich anfangen sollte.
„Also...“, fing er an und kniff die Augen leicht zusammen. „Emma erpresst mich“
Nicht die Wahrheit, aber der Versuch, die Stimmung etwas zu lockern und ließ die Asche seiner Zigarette in den Aschenbecher rieseln.
„Nein, nein, tut sie eigentlich nicht. Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht... gegen den Kopf stoßen, oder so. Das mit Emma läuft auch noch nicht so lange. Wir sind seit gerade mal zwei Tagen zusammen“, setzte er hinzu und steckte seine freie Hand in die Hosentasche.
„Und was den 'misanthropischen Einzelgänger' angeht, der bin ich noch immer. Es hat sich nicht viel geändert, bis auf das Emma und ich... es miteinander versuchen“
Spike nahm einen weiteren Zug und stieß ihn kurz darauf aus.
„Und er Einzelgänger bin ich wohl zum Teil gezwungenermaßen geworden, weil ich nicht wollte, dass wieder jemand meinetwegen im Krankenhaus landet. So wie es mit meinem Vater passiert war“, sagte er, zuckte mit den Schultern und verzog leicht das Gesicht. Das erste Mal, dass er das laut ausgesprochen hatte...

Kit hatte seine Aufmerksamkeit auch erst von Gentle und seinem neuen Vorschlag fangen lassen. Erst als Soraya ihn direkt ansprach, wandte er sich ihr wieder zu. „Ja, dass ist eine gute Idee“, antwortete er, nickte kurz noch den anderen zu, und hielt ihr dann die Tür auf, damit sie das Zimmer verlassen konnte. „Gibt es bestimmte Personen, die du lieber oder lieber nicht anrufen willst?“, früer ganz unverbindlich, während sie zum Lehrerzimmer gingen.

Zach lief unterdessen munter Pfeifend zu seinem Zimmer. Die Party gestern und auch der Tag heute war doch ein voller Erfolg gewesen. Inklusive neuer Bekanntschaften. Und Nick würde sich auch schon wieder einkriegen. Sonst würde ihm schon ne Menge einfallen um ihn aufzumuntern. Fast vorfreudig lächelnd schloss er die Tür auf und warf dann die Tüte mit den Klamotten auf Nicks Bett.

Die Lippen fest aufeinander gepresst schüttelte Yelinna den Kopf. Sie wollte ihre Freundin schließlich nicht verraten. Nur, wie sollte sie denn diesem Blick widerstehen? Unmöglich, stellte sie fest. „Okay. Aber nur weil du schweigen kannst“, drohte sie ihm spielerisch, jetzt wirklich fast am Lachen. „Emma ist die Schuldige. Sie hat tatsächlich was in den Punsch getan. Aber beim nächsten Mal muss sie ihre Mischung ändern, dass war nicht stark genug.“ Sie zwinkerte Rodrigo fröhlich zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Spike hatte Sofia ein kurzes Schmunzeln entlocken können mit der Behauptung, Emma erpresse ihn, doch bei den nachfolgenden Worten waren ihre Mundwinkel wieder nach unten gerutscht. Zumindest hatte sie genug Anstand zusammen gekratzt um ein "Das mit deinem Vater tut mir leid", über die Lippen zu bringen, aber die Wut auf Spike war damit nicht komplett verschwunden. "War ich sowas wie der Testlauf?", sprach sie schließlich die Frage aus, die ihr durch den Kopf schwirrte, "als du festgestellt hast, dass du mit mir schlafen konntest ohne mich dabei in einen Schweizer Käse zu verwandeln, bist du dann losgezogen und hast dir ein "anständiges" Mädchen gesucht? Eines, das mehr Zeit mit Make-Up und weniger mit dem reparieren von Autos oder anderem Männerkram verbringt?" In dem Moment, in dem sie die Frage ausgesprochen hatte, bereute sie es schon. Das ließ sie so verletzlich und bedürftig aussehen, zwei Attribute, auf die Sofia gut und gerne verzichten konnte.

Im ersten Moment überlegte Soraya ob sie Kit darum bitten sollte, den Anruf bei Alexei zu übernehmen, doch schließlich schüttelte sie den Kopf. Immerhin war ihre Trennung damals einvernehmlich gewesen und mittlerweile ja auch einige Jahre her. Sie waren keine Teenager mehr.
"Wie wäre es, wenn einer die graden und einer die ungraden Zahlen übernimmt?", schlug sie vor und sah Kit fragend an, "ich denke, so könnten wir die Liste am schnellsten abarbeiten?"

„Im ernst?“ Spike sah sie ärgerlich an und drückte dann seine Zigarette im Aschenbecher aus.
„Natürlich nicht. Als du hier herein geschneit bist, blieb mir ehrlich gesagt nicht so viel Zeit, als dass ich groß überlegen konnte. Es war eine spontane Sache. Spontaner guter Sex. Mit dem netten Nebeneffekt eine gute Freundin gefunden zu haben und zu merken, dass ich wohl doch nicht ganz so hoffnungslos unsozial bin“ Er hatte seine andere Hand wieder aus seiner Hosentasche gezogen und legte die Hände um die Schreibtischplatte. Ihm lag schon auf der Zunge, zu sagen, dass Emma nicht soo anständig war, ließ das aber doch lieber unerwähnt.
„Und ich bevorzuge weder die eine Sorte Mädchen, noch die andere. Oder anders gesagt, ich komme mit beidem aus. Zugegeben... als ein Freund... hätte ich dir von Emma erzählen sollen, als sich das entwickelt hat. Tut mir Leid. Aber... ehrlich gesagt, mir sind die Regeln nicht so vertraut“, sagte er, zuckte mit den Schultern und verschränkte dann die Arme vor der Brust.
„Muss ich jetzt auf dich als Freundin verzichten?“

Verblüfft blinzelte Rodrigo und reagierte gar nicht, als sie ihm den Kuss auf die Wange gab.
„Was? Im ernst jetzt? Emma?“, hakte er nach, sah sich kurz um und stellte beruhigt fest, dass niemand in der Nähe war. Noch immer reichlich verwundert setzte er sich mit Yelinna wieder in Bewegung und schüttelte knapp den Kopf.
„Damit hätte ich nicht gerechnet. Auch wenn... ihre Mutation ja schon hilfreich für sowas ist... Aber... Wow. Hätte ich ihr wirklich nicht zugetraut“, raunte er und warf Yelinna dann einen forschen Seitenblick zu.
„Du hast nicht zufällig auch noch dunkle Seiten, von denen ich nichts weiß?“, fragte er und lächelte schief.

„Gut. Machen wir es so. Du hast nicht zufällig die Zeitzonen im Kopf oder?“, fragte er dann und lächelte sie von der Seite an. In den Staaten konnte er sie sich so gerade noch denken, aber Europa? Keine Chance, dass er sich die merken konnte, nicht mal Leo hatte ihm das eintrichtern können.

Boshaft lächelte Yelinna und setzte dann ein ganz unschuldiges Gesicht auf. „Natürlich nicht. Ganz die Unschuld vom Lande. Wenn du verstehst was ich meine.“ Schmunzelnd sah sie ihn an.

Mit der Frage, ganz zu schweigen von der vorher ausgesprochenen Entschuldigung, hatte Sofia keinesfalls gerechnet und dementsprechend überrascht war sie auch. Spike ungläubig anstarrend, brachte sie anfangs nichts außer "ähm" hervor, ehe sie schließlich seufzte und den Kopf schüttelte. "Nein, musst du nicht", murrte sie, ein bisschen unzufrieden über den Verlauf, den das Gespräch genommen hatte, "aber lass solche Spiele in Zukunft, ja? Ich kanns nicht leiden wenn man mir die Hälfte verschweigt und ich mir dann alleine die Fakten zusammen kratzen darf." Sie sah Spike einen Moment lang böse an, ehe ihre Mundwinkel zu zucken begannen. "Verdammt, mein Plan ist nach hinten losgegangen", stellte sie fest und grinste tatsächlich kurz, "dabei wollte ich dir doch eigentlich unter die Nase reiben, dass ich viel zu gut und zu heiß für dich bin!"

"Nur die von Amerika", erwiderte Soraya mit einem entschuldigenden Lächeln und zuckte mit den Schultern, "zur Not würde ich vorschlagen, dass wir die Überseegespräche sonst auf morgen verschieben? Oder wir suchen und Informationen zu den Zeitzonen aus dem Internet und schauen, wenn wir anrufen können, ohne ihn mitten in der Nacht zu wecken?"
Inzwischen hatten sie das Lehrerzimmer erreicht und Soraya öffnete die Tür, wobei sie sich selbst stumm daran erinnerte, nachher das Abschließen bloss nicht zu vergessen.

„Oh, das bist du doch auch“, sagte Spike mit sachlichem Tonfall und schenkte ihr dann ein schiefes Lächeln. Er lehnte sich zu ihr hinüber und schlug ihr sanft gegen die Schulter.
„Und du siehst ziemlich heiß in dem Kleid aus. Wenn ich das so sagen darf“, raunte er und lehnte sich wieder zurück, die Augen auf ihr Gesicht gerichtet. Er hatte vorhin ja seinen Blick über ihren Körper wandern lassen.
„Oh. Soll ich noch ein bisschen jammern? Sagen, was ich für ein Arsch bin, damit du dich fühlst, als hättest du es mir so richtig gegeben? Oh und ja, ich verspreche hoch und heilig, das nächste Mal weihe ich dich gleich ein. Egal was es ist, du erfährst es als erste“, sagte er und hob seine Hand kurz, als wolle er darauf schwören.

„Ja.... Nein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das abnehme“, gab Rodrigo zurück, lehnte sich schmunzelnd zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Aber ich bin bereit, das selbst herauszufinden“, raunte er und lächelte sie charmant an, wobei er sanft ihre Hand drückte.

Mit der heißen Schokolade in der einen Hand und einer großen Packung voll Eis mit zwei Löffeln in der anderen, war Nick auf dem Weg zu seinem Zimmer und sah dabei grübelnd auf den Boden.
Sofia hatte recht. Er hatte gedacht, es wäre noch nicht so schlimm um ihn bestellt, aber die Wahrheit war, er hatte sich Kopf über in ihn verknallt. In seinen Mitbewohner. Der obendrein ein übler Schwerenöter war.
Langsam nickte er und beschloss, nicht noch einmal mit Zach in die Kiste zu steigen, oder sonst irgendetwas intimes mit ihm zu machen. Die Gefühle würden schon wieder verfliegen...

"Entschuldigung angenommen", schmunzelte Sofia und lehnte sich ein kleines Stück vor, "und es wäre toll, wenn du etwas jammern könntest." Sie hielt die Hand hoch und führte Zeigefinger und Daumen so nah zueinander, dass etwa ein Zentimeter Luft dazwischen blieb. "Nur ein kleines bisschen. Für mein armes geschundenes Ego." Sie krönte ihre Worte mit einer filmreifen Schnute und einem flehenden Blick.

Sprung um zwei Wochen, auf den Freitag, den 16. 11.


Nick wachte langsam auf und verließ den Dämmerschlaf, wobei er sich in seinem Bett herum drehte und ein Auge öffnete. Müde suchte er nach seinem Wecker und las von diesem schließlich die Uhrzeit ab. Es war noch relativ früh, wenn man bedachte, dass sie heute keinen Unterricht hatten. Gähnend fuhr er sich mit der Hand übers Gesicht und überlegte, ob er nicht einfach aufstehen sollte. Schauen, ob schon die Liste aushing. Er hoffte, er war nicht mit Zach in einem Team...

Es war wieder so weit gewesen uns Ausnahmsweise war Alessia ganz froh darüber, dass es heute passierte und nicht morgen. Denn ab Morgen würde sie für ein paar Tage nicht in ihrem Zimmer schlafen. Allein. Sie würde sich eine kleine Hütte mit ihrem 'Team' teilen müssen. Eine ätzende Vorstellung. Und bei ihrem Glück, würde sie die schrecklichsten Teammitglieder bekommen, die sie sich vorstellen konnte.
Alessia war seit fünf Uhr morgens wach, als die leichten Schmerzen sie geweckt hatten. Ihr Körper hatte die übliche Prozedur durchgemacht, den er jede Woche machte, wenn sie sich zur Hälfte in eine Spinne verwandelte. Mit Abscheu sah sie an sich herunter, betrachtete die schwarzen feingliedrigen Beine, von denen sie gleich acht hatte. Acht plus ein Paar Menschenarme.
Sie lag noch im Bett und egal wie sehr sie die Decke zurecht zupfte, irgendein Bein schaute immer heraus. Und so richtig bequem ließ es sich so auch nicht schlafen.

Während Rodrigo sich in seinem Bett noch einmal herum drehte, stand Emma im Pyjama vor ihrem Schrank, das noch immer rote Haar zottelig zurück gebunden, und suchte sich ihre Klamotten heraus Die wenigen, die noch nicht eingepackt hatte. Die Reste, die aus einer Jeans, mit einem Loch am Knie und einem blauen Schlabberpulli bestanden, sowie einem Top, Socken und eben Unterwäsche. Mit dem kleinen Stapel an Kleidung in den Händen drehte sie sich kurz um und blickte zu dem Rucksack und der kleinen Reisetasche hinüber, die sie gestern Abend bereits gepackt hatte. Nicht, dass sie sich freute, hier heraus zu kommen, aber so langsam wurde die Schule unheimlich. Erst wurden die Kleinen weggebracht, dann hörte nach einer Woche der normale Unterricht auf.

Es war gut durchdacht. Genau diesen Satz sagte sich Noemi auf ihrem Weg ein gutes dutzend Mal vor sich her, vermutlich noch öfters. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zurück gebunden, war frisch geduscht, trug ein Shirt und eine dunkle, figurbetonte Jeans und in den Händen ein Tablet. Ein mehr als gut ausgestattetes Tablett.
Unter der Alufolie war ein Teller mit einer üppigen Portion Rührei mit Speck und Würstchen. Dazu ein Glas Orangensaft und eine Tasse heißen Kaffees. Und es roch köstlich, so köstlich, dass ihr der Mund wässerte. Aber das Frühstück war nicht für sie.
Noemi blieb vor Felipes Zimmer stehen und klopfte an. Mit dem Fuß. Sie wollte ihre Hände lieber nicht von dem Tablett nehmen.
Und nun hieß es hoffe und beten, dass der Geruch zu verführerisch war, als dass er nicht aufmachen würde. Und sie anhören würde.
Zwei Wochen war nach der Sache nach Halloween her und sie und Felipe hatten sich noch immer nicht wirklich ausgesprochen, was unter anderem daran lag, dass er es ihr noch immer übel nahm, zumindest hatte sie das Gefühl und sie es deswegen teilweise nicht mehr versucht hatte.
Besonders nach der Sache mit Noah. Wenige Tage nach ihrem Treffen mit ihrem Ex, bekam sie einen Anruf, dass er verschwunden war. Scheinbar spurlos. Er hatte nie eingecheckt, ging weder an sein Handy noch schien er Mails abzurufen. Sie hatte sogar eine Aussage bei der Polizei deswegen machen müssen. Ätzende zwei Wochen lagen hinter ihr – und wohl auch allen anderen Schülern, nachdem sie von den Neuigkeiten erfahren hatten. Seit ein paar Tagen hatten sie keinen Unterricht mehr und morgen früh würde es für sie und die anderen älteren Schülern zu diesem Trainingscamp gehen.
Heute morgen sollten die Listen mit den Teams ausgehängt werden.

Während Zach noch selig schief, auf dem Rücken, alle Viere von sich gebreitet. Hüpfte Yelinna schon aufgeregt aus der Dusche. Klar war die Situation unangenehm und es war schon befremdlich so alleine in der Schule zu sein. Aber Himmelherrgott! Sie würden mal wieder in ein Trainingslager fahren und richtige Praxis machen. Da konnte sie einfach nicht anders als vor Aufregung und Vorfreude nervös zu sein. Die Haare hatte sie sich kaum abgetrocknet, als sie wieder ins Zimmer ging. "Morgen", rief sie Emma zu und sah dann ihre Tasche an, die seit zwei Tagen schon fertig gepackt war. "Ob ich auch wirklich alles habe?", überlegte sie laut, während sie abwesend mit dem Handtuch über ihr Haar fuhr und sich überlegte, ob sie nochmal alles kontrollieren sollte.

Hillary war indessen gar nicht begeistert fahren zu müssen. In irgendeine entlegene Gegend. Wahrscheinlich gab es nicht einmal fließend Wasser. Und wenn dann höchstens die Wände hinunter. Mürrisch zog sie den Reißverschluss ihrer schlecht gepackten Tasche zu und beschloss dann sich tatsächlich einmal Pancakes zum Frühstück zu holen. Mit sehr viel Zucker!

Nachdem Ty und Mizuki ihre morgendliche Joggingrunde beendet hatten kehrten sie zum Haupthaus zurück, wobei Tys Blick im Vorbeigehen die Anschlagtafel streifte. "Hey, die Liste hängt aus", stellte er lächelnd fest und hatte mit wenigen Schritten die Eingangshalle durchquert. Einen Moment lang sah Mizuki ihm fragend nach, ehe sie zu ihm aufschloss. "Ich weiß immer noch nicht ganz, was man sich unter der Übung vorstellen soll", sagte sie während Ty aufmerksam die Liste studierte, "warum machen wir diesen ganzen Ausflug?"
"Ich denke mal, sie wollen uns von der Schule weg bringen, uns aber beschäftigt halten", bemerkte Ty achselzuckend, ehe er zufrieden nickte. "Ich bin mit Yelinna und Paige in einem Team", verkündete er und las dann weiter, "du bist in Team...6, ah, da! Deine Partner sind Dorian und Hillary." Er runzelte kaum merklich die Stirn, doch Mizuki fiel es auf. "Was ist?", fragte sie, "ist das ein schlechtes Team?"
"Schlecht würde ich nicht direkt sagen...", wich Ty aus und seufzte, "ich hab nur gehört, dass Hillary kein...einfacher Mensch ist."
"Ich werde schon mit ihr klar kommen", schmunzelte Mizuki und stieß Ty leicht mit dem Ellbogen an, "was kann sie schon schlimmstenfalls tun? Versuchen, mich umzubringen?"

"Jeg skal nok passe på" (ich werde schon aufpassen), versprach Sofia zum gefühlt 100. Mal und hauchte ihrem Vater noch einen schnellen Kuss auf die Wange, ehe sie samt Reisetasche aus dem Pick-Up sprang. Einerseits hatte sie nicht die geringste Lust, auf diesen Ausflug zu gehen und Gott weiß wie viel Tage mit ihren Mitschülern zu verbringen, andererseits würde es bestimmt Spaß machen, mal ihre Mutation so richtig auszukosten, ohne immer darauf achten zu müssen, dass nichts Teures zu Bruch ging. Gespannt, ob die Liste wohl schon aus hing, schulterte sie ihre Tasche und steuerte dann zielstrebig das Haupthaus an.

Auch Felipe war bereits wach, hatte aber noch nicht wirklich die Energie gehabt, das Bett zu verlassen. Gestern war eine Vollmondnacht gewesen und da Felipe noch immer Schwierigkeiten hatte, den Wolf zu kontrollieren, hatte er die Nacht im Käfig verbracht. Erst vor knapp 3 Stunden war er raus gekommen und wie ein Stein in sein Bett gefallen. Er war es zwar gewohnt, mit wenig Schlaf aus zu kommen, hoffte aber, dass den Anreiseweg zu diesem ominösen "Ausflugsziel" lang genug war, dass er noch ein wenig pennen konnte. Als es klopfte, dachte er, es wäre Luke und rief seinem vermeintlichen Kumpel also zu "Es ist auf!" Doch Luke kam nicht rein, stattdessen wurde nochmal geklopft. Und ein drittes Mal. Also wuchtete Felipe schließlich seinen schmerzenden Körper aus dem Bett und öffnete dir Tür. Nur um Noemi davor stehen zu sehen. "Oh", war alles, was er über die Lippen brachte, während sein Blick zu dem Tablett in ihren Händen wanderte.

Während Ava wach war und gerade duschte, lag Jamila noch immer in ihrem Bett und schlief tief und fest. Sie hatte nicht die geringste Luft auf diesen dämlichen Ausflug und ihre Schwester regelrecht bekniet, an der Schule bleiben zu dürfen. Doch Soraya hatte, wie so oft, nicht mit sich reden lassen und darauf bestanden, dass Jamila mit den anderen mit fuhr. Also hatte sie letztendlich nachgegeben und gestern Abend ein paar Sachen zusammen geräumt, die sie wahrscheinlich würde brauchen müssen. Ätzend.

„Hey ihr zwei!“ Casper sprang, erstaunlich munter, die Treppenstufen hinunter und sah lächelnd zu Mizuki und Ty hinüber. „Und? Hängen sie schon?“, fragte er neugierig und konnte sich diese Frage gleich selbst beantworten. Sie hingen. „Ohh, da bin ich aber gespannt!“
Seine Augen huschten über die Blätter, wobei er gar nicht lange suchen musste. Er war in dem zweiten Team untergebracht, mit Felipe und Zach. Ein reines Männerteam.
„Sehhhr geil“, raunte er grinsend und fuhr dann zu seinen Mitschülern herum.
„Und? In mit wem seid ihr so in einer Gruppe“

Das war nicht gerade die Begrüßung, die sie sich erhofft hatte, aber es war auch nicht das schlimmste, was hätte passieren können. „Rührei“, sagte Noemi und lächelte schief. „Mit Speck und Würstchen. Noch alles heiß. Und Kaffee. Auch heiß“ Sie atmete tief ein, um Luft zu holen und roch Wolf. Nur Wolf, kein Essen mehr. Das musste wohl oder übel an der vergangenen Vollmondnacht liegen, dass das bei ihm so intensiv war.
„Du frühstückst und hörst zu und ich rede? Und entschuldige mich?“, setzte sie hinzu und sah ihn fragend und mit einem zerknirrschten Blick an.
Sie wollte das unbedingt endlich hinter sich bringen. Immerhin fehlte ihr Felipe, er war das bisschen Rudel, das sie an dieser Schule hatte.

Müde und gähnend schälte sich Luke aus der Decke, stützte sich mit der einen Hand auf und sah sich suchend um. Das Ava nicht mehr neben ihm lag, merkte er ziemlich schnell, weswegen er durchs Zimmer suchte, aber auch da war sie nirgends.
Noch einmal gähnte er, sah auf die Uhr und schob dann seine Beine aus dem Bett, leise genug, damit er Paige nicht weckte und ging zum Bad hinüber.
Dort klopfte er leise an. „Ava?“

Emma hob eine Braue und sah zu Yelinna auf. „Läuft das jetzt wie gestern? Ich sag Ja und du setzt dich hin und wühlst dich nochmal durch deine Sachen, um nochmal auf Nummer sicher zu gehen, ob alles drin ist?“, fragte sie grinsend und ging auf sie zu.
„Ich bin mir sicher, du hast alles. Aber wenn es dir in den Fingern juckt, kannst du ja sicher gehen, ob ich alles habe“, schlug sie grinsend vor und schob sich an ihr vorbei ins Bad.
„Hast du denn Kondome? Wer weiß, vielleicht landest du in einem Team mit deinem Freund“

Neugierig und so leise wie möglich drehte Nick seinen Kopf und spinkste zu Zach hinüber, der allerdings noch seelenruhig zu schlafen schien. Und genau diese Tatsache bewegte ihn dann doch dazu, aus dem Bett zu klettern.
Auf leisen Sohlen schlich er zu seinem Schrank, stolperte dabei fast über seine Reisetasche, die er gestern heraus gesucht hatte und verschwand dann letztendlich mit ein paar Klamotten im Bad, wo er sich auch prompt unter die Dusche stellte.
Leider ließen sich Gefühle nicht wegwaschen. Mit denen schlug er sich noch immer herum... Elende Schmetterlinge, sie wollten einfach nicht sterben!

Yelinna hatte immerhin den Anstand ertappt zu grinsen. Jedenfalls so lange, bis Emma im Bad verschwunden war. Sie zupfte noch ein paar Mal mit dem Handtuch an ihren Haare. Als sie es über die Lehne ihres Stuhles warf, fiel ihr Blick auf Emmas Tasche. Sie hatte sie ja quasi dazu eingeladen... in letzter Blick auf die Tür zum Bad und schon war sie dabei zu gucken ob Emma auch wirklich alles dabei hatte.

Erschrocken zuckte Riley zusammen, als sein Wecker lospiepte. Wie jeden Morgen suchte er hektisch und knallte schließlich den Wecker auf den Boden. "Verdammt..", nuschelte er und setzte sich wohl oder übel auf. Wo war das verdammte Ding bloß hin? Er hörte es Piepen, aber sah ihn nicht. Doch nicht etwa unter dem Bett?

"Morgen Casper!", begrüßte Ty seinen Mitbewohner und Freund grinsend, "ich hab Glück, bin mit Yelinna und Paige in einem Team. Der Hahn ihm Korb, sozusagen." Er zuckte mit den Schultern. "Leider beides vergebene Mädels", fügte er scherzend hinzu und gab sich enttäuscht. Ty begann zu lachen und Mizuki stimmte ein. "Ich bin mit Hillary und Dorian in einem Team", erklärte sie kurze Zeit später als Casper sie fragend ansah, "ich bin gespannt, wie das wird, bis jetzt hatte ich mit beiden noch nicht viel zu tun."
In dem Moment ging die Eingangstür auf und Sofia kam herein. "Morgen!", rief sie der kleinen Gruppe zu und joggte dann zu ihnen rüber, "hängt die Liste schon aus?"

Felipes erster Impuls war es, Noemi die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Er war müde und zerschlagen und hatte nicht die geringste Lust, sich mit irgendwelchen emotionalen Dingen auseinander zu setzen, aber Noemi hatte Frühstück mitgebracht und so musste er sich nicht runter in die Mensa schleppen. Er gab also einen Laut von sich, der als zustimmend interpretiert werden konnte, nahm Noemi das Tablett aus der Hand und kehrte damit zu seinem Bett zurück. Er setzte sich hin, stellte das Tablett auf seinem Schoß ab und begann dann, schweigend zu essen.

"Bin gleich fertig" Man hörte noch einen kurzen Moment die Dusche rauschen, doch schon im nächsten Moment verstummte das Geräusch. Einen Moment später hörte man, wie die Tür aufgeschlossen wurde und sie schwang wie von Geisterhand auf. "Hey, ich dachte, ich dusche nochmal schnell", lächelte Ava, die in ein Handtuch gehüllt vor der Dusche stand, "wer weiß, wann wir die nächsten Tage dazu kommen?" Sie schlang ein zweites Handtuch um ihre Haare und durchquerte dann das Bad um Luke einen Kuss zu geben. "Guten Morgen übrigens", fügte sie schmunzelnd hinzu, "gut geschlafen?"

Nach ungefähr einer Viertelstunde kam Emma wieder aus dem Bad, frisch geduscht, angezogen und ihre Haare waren sogar halbwegs wieder trocken. Mit einem Grinsen blieb sie erstmal im Türrahmen stehen und sah zu ihrer Freundin hinüber. „Und? Wie ist die Lage? Habe ich irgendetwas vergessen? Bis auf meinen Kulturbeutel, der ist noch im Bad. Den brauch ich allerdings noch, bevor wir morgen früh losfahren“

Alessia knabberte auf ihrer Lippe herum und überlegte, wie sie es am geschicktesten anstellte. Normalerweise aß sie nicht an den Tagen, an denen sie sich verwandelte. Bis auf ein paar trockene Knäckebrote, die sie immer hier auf Vorrat hatte. Und Wasser. Wasser hatte sie eh hier. Aber sonst nichts. Sie ging nicht raus, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall.
Das Problem war, dass sie und Riley heute eigentlich Nachhilfe hätten.
Mit einem Spinnenbein schlug sie die Decke beiseite und stand dann vom Bett auf. Ihre Menschenhand umfasste ihr Hand, das auf ihrem Schreibtisch lag.
'Mir geht’s nicht gut. Muss für heute absagen. Tut mir Leid!!! XO Alessia'

„Uh, sehhr gut. Im ernst, Yelinna ist tough und Paige hat den nötigen Biss, da bist du wirklich gut dran“, raunte Casper, als Ty ihm aufzählte, mit wem er im Team war. Es könnte höchstens anstrengend werden, sollten beide ihre Tage haben. Haha. Zum Glück war er in einem Jungsteam, yiha!
„Hillary und Dorian? Hm... Die Kombi ist vermutlich gar nicht übel. Dorian kann genug Kerle produzieren, um sie auf Trapp zu halten? Dann geht sie dir auch auf jeden Fall nicht auf die Nerven. Und davon abgesehen ist ihre Mutation ziemlich nützlich. Und sie beherrscht sie gut. Plus deine Kampftechniken habe ich einen Grund zu hoffen, dass wir nicht auf euch treffen“
Lachend wandte er sich um, als Sofia dazu kam und begrüßte sie.
„Morgen! Japp, sie hängen aus. Bisher hab ich das Gefühl, dass es kein Team gibt, das durch und durch grausig ist. Du hast es sogar ziemlich gut“, raunte er und knuffte Sofia in die Seite.

„Guten Morgen“, erwiderte Luke nach dem Kuss und grinste. Die Tür hatte er hinter sich wieder zugemacht und legte seine Hände auf ihre Hüften. „Jaa, gar nicht so schlecht. Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich hätte auch eine Dusche gebrauchen können. Und zu zweit spart man schließlich Wasser“, sagte er mit einem Schmunzeln. „Wie hast du denn geschlafen?“

„Gut“, murmelte Noemi. Die Tür bleib offen. Das lief doch bisher gar nicht so schlecht.
Mit einem flauem Gefühl im Magen folgte sie ihm nach drinnen und gab der Tür dann einen Schubs sodass sie zu fiel. So wie sich Felipe hinsetzte und zu essen begann, hatte sie zwar nicht gerade das Gefühl, dass er ihr wirklich zu hören würde, aber es war wohl die einzige Chance, die sie kriegen konnte.
Sie ließ sich auf dem Stuhl vor Lukes Schreibtisch sinken und klemmte dabei ein Bein unter sich ein. „Okay... Also“ Sie atmete noch einmal tief ein, was sie nicht wirklich entspannte und schluckte dann.
„Es tut mir Leid. Es war scheiße von mir, zu sagen, mein Flieger würde gehen. Ich wollte das noch auflösen, wirklich. Sofort, eigentlich. Aber dann... keine Ahnung, bei deiner Reaktion hatte ich das Gefühl, dass es dir egal war, ob ich bleibe oder nicht und dann habe ich es für mich behalten“

"Kondome", antwortete Yelinna schlagfertig und legte Emmas Hemd wieder zurück in die Tasche und schloss diese. "Aber ansonsten. Hut ab. Ich hab mich schon gewundert wo du deinen Schokoladenvorrat versteckst." Grinsen wandte sie sich ihrer Freundin zu.

Unter dem Bett hatte Riley tatsächlich seinen Wecker gefunden und ihn zum Schweigen gebracht. Nur bevor er wieder herauskrabbeln konnte, klingelte sein Telefon. In der Hektik schlug er sich gleich noch den Kopf. Leise fluchend rieb er sich den Hinterkopf, stellte den Wecker auf den Tisch und nahm sein Handy. Ein kurzer Blick zu Rodrigo sagte ihm, das der noch schlief. Mein Gott, hatte der einen gesunden Schlaf. Noch verwirrter war er nachdem er die SMS gelesen hatte. "Was soll dass denn jetzt wieder bedeuten?", wunder er sich leise und ging erst mal duschen. Nicht gut konnte so viel bedeuten. Ob er nach ihr sehen sollte?

"Ja, lass mal sehen!" Sofia stellte sich auf die Zehenspitzen um über Mizukis Kopf hinweg einen Blick auf die Liste werfen zu können. Lange suchen musste sie nicht, denn ihr Name stand bereits bei der ersten Gruppe. Ein reines Mädchenteam. Semigeil. Aber immerhin war sie mit Mai zusammen, das war schon mal klasse. Und Noemi war auch ganz okay, Sofia hatte bisher nicht viel mit ihr zu tun gehabt, aber sie schien cool zu sein. "Wow, das einzige reine Mädchenteam", stellte sie fest, nachdem sie die Liste weiter überflogen hatte, "da haben wir ja wohl einen Ruf zu verlieren, hm?" Wobei sie sich sicher war, dass sie mindestens der Hälfte der übrigen Teams locker in den Arsch treten konnten.

"Wie ein Stein", erwiderte Ava grinsend und kniff Luke kurz in den Bauch, "und ich hab dich mit Absicht nicht geweckt. Du siehst so niedlich aus wenn du schläfst, da hab ich es einfach nicht übers Herz gebracht." Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. "Aber wenn ich du wäre, würde ich jetzt schnell duschen", raunte sie ihm gut gelaunt zu und nickte in Richtung des Schlafzimmers, "wenn Paige erst einmal aufwacht, wird sie das Bad mit Beschlag belegen, da kannst du dir sicher sein!"

Felipe hielt inne und sah Noemi einen Moment lang mit unergründlicher Miene an, während er zu Ende kaute. "Sowas hasse ich", sagte er schließlich, nachdem er das Essen geschluckt hatte, "solche Spielchen. Ich bin vielleicht nicht der netteste Mensch auf dieser Welt, wahrscheinlich bin ich sogar weit davon entfernt, aber ich spiele mit offenen Karten." Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, ehe er fortfuhr: "Was für eine Reaktion hattest du erwartet? Dass ich auf die Knie falle und dich anflehe, nicht zu gehen? So ein Mensch bin ich nicht, Noemi, und ich denke, das ist dir klar. Hätte es mich traurig gemacht, wenn du gefahren wärst? Scheiße, klar! Natürlich! Aber ich bin doch nicht so naiv zu glauben, dass du all deine Pläne über den Haufen werfen würdest nur weil ich dich bitte, nicht zu gehen. Genauso wenig wie ich glaube, dass es alleine an mir liegt, dass du bleibst. Ich bin nicht dumm, auch wenn das genug Leute von mir denken." Er knurrte etwas Unverständliches auf Spanisch und aß dann weiter, wobei er sich nicht die Mühe machte, das Besteck zu benutzen.