Mutant High II - Das RPG 6

Avas Mundwinkel zuckten tatsächlich kurz nach oben als Rodrigo den Spruch mit den Schwimmringen brachte. "Als ob einer von euch jemals Speck ansetzen würde", bemerkte sie und bedachte ihren Kumpel mit einem kurzen Nicken als er ihr die Keksdose reichte, "die Haviv-Männer gehören zu dem Typ Jungs die eine komplette Kuh verschlingen könnten und trotzdem kein Gramm zunehmen würden." Sie öffnete die Dose und der Duft der Kekse überwältigte sie regelrecht. Bisher war sie nicht wirklich hungrig gewesen, doch jetzt lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie nahm sich einen der Kekse, bis hinein und seufzte im nächsten Moment hörbar. "Sag deiner Mom dass die Kekse fantastisch sind", nuschelte sie und nahm gleich noch einen zweiten Bissen, "wirklif gut!" Sie wusste es wirklich zu schätzen dass sich Rodrigo in den letzten Tage so um sie gekümmert und sich bemüht hatte, sie aufzumuntern, doch sie war einfach noch zu wütend und zu enttäuscht um sich von seiner guten Laune anstecken zu lassen.

Felipe hatte sich bereit eine dreifache Portion Speck gesichtert und damit am nächsten Tisch Platz genommen als er einen ungewöhnlichen Duft wahrnahm. Fast augenblicklich breitete sich ein Gefühl des tiefen Friedens in ihm aus und er drehte den Kopf um die Quelle dieses betörenden Geruchs auszumachen. Es war ein Mädchen, jung, mit blonden Haaren und einer Körpersprache die deutlich machte, dass sie hier fremd war. Sofort stand Felipe auf und ging auf das Mädchen zu, ähnlich wie eine Motte, die auf ein helles Licht zuflog. Er wollte ihr nahe sein, aber nicht in dem er sie anbaggerte. Nein, er wollte irgendwie einfach...in ihrer Nähe sein.
"Hey", begrüßte er sie mit einem freundlichen und unaufdringlichen Lächeln und nickte ihr zu, "kann ich dir vielleicht helfen?"

„Och. Ich denke, wenn mein Vater nicht so viel Sport machen würde, könnte er durchaus etwas ansetzen. Weißt du, mit dem Alter, wenn der Stoffwechsel einfach nicht mehr so mitmacht, setzt man einfach mehr als früher an“, bemerkte Rodrigo lachend und war ganz froh, dass sein Vater das nicht hörte. Nicht, dass er es ihm lange übel nehmen würde, aber geschmeichelt wäre er sicherlich nicht.
Als Ava von einem der Kekse kostete, lächelte er, besonders nach ihrem Urteil.
„Das werde ich meiner Mutter ausrichten, die freut sich bestimmt unheimlich! Du kannst auch gerne bei uns vorbei schauen und es ihr persönlich sagen. Sobald ich wieder daheim wäre“, schlug er vor und setzte sich auf ihr Bett.
Ab Morgen war er bei Yelinna für ein paar Tage und feierte mit ihr unter anderem Silvester, worauf er sich schon sehr freute.

Vor lauter überwältigender Eindrücke und Hunger hatte Gwendolyn kaum das leichte Kribbeln bemerkt, das ihr normalerweise sagte, dass ihre Mutation im Einsatz war. Sie spähte gerade in der Essensauslage, als ein Junge sie ansprach. Blinzelnd sah sie zu ihm auf und im selben Moment bemerkte sie auch das Kribbeln, da die Ursache dafür so direkt vor ihr stand.
Gwen sah ihm mit ihren blauen Augen ins Gesicht und lächelte ihn fröhlich an.
„Hey. Uhm, eigentlich nicht. Schätze ich. Ich habe Hunger und das Essen habe ich zum Glück schon mal gefunden“, antwortete sie lachend und nickte über ihre Schulter zu dem Essen.
„Es sei denn, es gibt hier ein paar Dinge zu beachten. Ode etwas zu empfehlen“, fuhr sie fort, um ihn auch nicht gleich wieder zu verscheuchen. Dabei ging sie kurz zu dem Stapel Tabletts hinüber und nahm sich davon eines. Zwei Teller würden da auf jeden Fall Platz darauf finden.

Nick sah entsetzt drein und griff mit einer Hand wieder nach seinem Trolli, nicht, dass noch wer auf den Gedanken kam, den mitzunehmen. Nachdem er den bereits so weit geschleppt hatte, da wollte er auch was von dem Essen haben!
„Na, hör mal, wenn, dann bin ich wohl eher eingerostet und aus der Übung, nach der Ewigkeit! Und ganz bestimmt nicht das Gegenteil – Mit wem sollte ich da auch schon üben?“, fragte er und seufzte. „Bestimmt nicht mit meiner Familie! Ich kann dir sagen, meine Wangen waren ganz wund, nach all den Küsschen, die ich gekriegt habe. Gut, dass du nicht mit dabei gewesen bist“, raunte er mit einem breiten Grinsen, die Hand dabei an seinem Gesicht und fuhr sich über die Wangen.
„Wo lang müssen wir eigentlich gehen? Ich bin schon gespannt, wie es bei dir daheim aussieht!“

Zach hoffte, dass ihm nicht anzusehen war, wie froh er über Nicks Worte war. Dabei hätte er das nicht mal sein dürfen. Er hatte sich schließlich selbst ins Gewühl gestürzt. Trotzdem, er strahlte wie eine kleine Sonne, während er den Arm um Nick legte. "Gott, du armer. Musstest du sehr leiden?", fragte er leicht ironisch und drückte seinem Freund dann einen eigenen Kuss auf die geschundene Wange. "Da, zur Heilung. Und dann ist es wohl am Besten, wenn wir erst einmal den Flughafen verlassen. Zu uns ist es dann nicht weit. 20 Minuten, dann sind wir da." Während er das erklärte nahm er Nick seinen Rucksack ab und führte ihn aus dem Sarasota-Bradenton International Airport. Unerlaubter Weise hatte er den Wagen (einer von seinem Vater und dementsprechend ein Sportwagen) nicht auf dem Parkplatz abgestellt, sondern dicht am Haupteingang im Halteverbot. Nicks empörten Blick tat er mit einem Schulterzucken und einem: "Erwischt mich doch eh keiner bei", ab. "Wir wohnen nicht direkt in der Stadt, sondern auf Lido Key, deswegen müssen wir ein bisschen außen rum fahren. Dafür haben wir den Blick auf den Golf von Mexico", sagte er mit einem Grinsen, während er den Rucksack auf dem Rücksitz verstaute und die Hand nach Nicks Trolly ausstreckte.

"Das wäre toll. Ich habe Ian und Jaja schon so lange nicht mehr gesehen." Ava hatte sich bei Rodrigos Familie immer wohl gefühlt, und das obwohl Mr. Haviv auch ihr Lehrer war. Vielleicht deswegen weil er nur in der Schule Mr. Haviv war, daheim war er Rodrigos Dad. "Freust du dich schon, Yelinnas Familie kennen zu lernen?", lenkte sie die Aufmerksamkeit subtil von sich weg, "ist sicherlich aufregend, oder?" Sie würde übermorgen zu Luke und seiner Familie fahren, das Einzige, auf das sie sich in nächster Zeit tatsächlich freute. Hoffentlich würde sie dann so abgelenkt sein dass sie keine Zeit hatte den Gedanken nachzuhängen, die in den letzten Tagen so an ihr genagt hatten.

"Oh, was das angeht, kann ich dir auf jeden Fall helfen!" Felipe grinste breit und begleitete das Mädchen dann zur Essensausgabe, wo er ihr die besten Teil des Frühstücksbuffets aufzählte. "Aber im Grunde kannst du hier nichts falsch machen, es schmeckt alles hammermäßig!"
Er schnappte sich einen kross gebratenen Speckstreifen und schob ihn sich im Vorbeigehen in den Mund. Sein neugieriger Blick glitt hinüber zu der Unbekannten während er kaute, doch er hatte den Anstand den Speck erst runter zu schlucken bevor er wieder sprach: "Wie heißt du?"

Den Kopf schüttelnd reichte Nick seinen Trolli an seinen Freund weiter, der das Gepäckstück neben dem Rucksack auf der Rückbank verstaute. Zacherys Mutation hatte wirklich so seine Vorteile, auch wenn ihn manchmal das Gefühl beschlich, dass ihm das nicht immer gut kam. Vermutlich würde er vieles anders sehen, wenn er nicht seine Mutation hätte.
„Unglaublich. Ich muss dich auf jeden Fall im Sommer noch mal besuchen. Da muss das hier ja der Hammer sein! Gerade mit der Aussicht!“, raunte er grinsend, ging nach vorne und öffnete die Tür des Beifahrersitzes.
„Ich habe übrigens ein paar Fotos auf dem Handy von daheim. Damit ich auch ein wenig mit unserem Zuhause angeben kann“, fuhr er fort und stieg lachend ein.

„Ja, ziemlich. Ihren Bruder habe ich ja streng genommen schon getroffen, als er bei der Camp-Sache mitgemacht hat“, antwortete Rodrigo und rief sich die Erinnerung an ihn ins Gedächtnis. Gesprochen hatten sie nicht wirklich miteinander. Er hoffte, dass sie gut miteinander auskämen.
„Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie ihre Eltern sind und wie es bei ihr daheim so ist... Was ist mit dir? Schon aufgeregt? Du wirst immerhin bei den Maywoods Silvester feiern. Ich sage dir, die Mansardwohnung ist wirklich der Hammer und die Aussicht ist perfekt für Silvester!“, raunte er und stützte sich hinter seinem Rücken mit den Armen auf.
„Grüße April bei Gelegenheit von mir, auch wenn ich glaube, dass sie noch immer sauer auf mich ist“

Meine Güte, wie sollte man sich denn hier entscheiden? Gwendoly stand recht ratlos vor all den leckeren Sache, selbst nach der Hilfe des Jungen. Es schien ja ganz offensichtlich alles unglaublich gut zu schmecken! Da hatte Noemi sie wohl nicht angelogen... Nur was sollte sie jetzt nehmen? Da ihr Bauch schon kurz davor war, los zu knurren, nahm sie fürs erste schon einmal Banane und begann diese zu schälen.
„Gwendolyn“, antwortete diese und sah kurz mit einem Lächeln zu dem Jungen auf. Das Tablett hatte sie vorübergehend abgestellt und musterte nun ihrerseits ihr Gegenüber. „Und du?“
Sie hatte zwar bereits eine Vermutung, aber lieber sie fragte nach.

Ruhig ging Yelinna vom Wohnzimmer in die Küche. Ihre Mutter machte sie noch wahnsinnig, vermutlich wurde sie selbst auch wahnsinnig, aber das machte es Yelinna nicht leichter. Als sie den Blick hob bemerkte sie ihren Bruder, der lässig an der Wand lehnte, die Arme locker vor der Brust verschränkt. "Macht sie wieder unsinn?", fragte er und klang dabei gemeinerweise amüsiert. Yelinna schnaubte, nahm sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es unter dem Wasserhahn. Erst nachdem sie einen Schluck genommen hatte ließ sie sich zu einer Antwort hinab: "Unsinn würde ich das weniger nennen. Du würdest dich auch zu Tode langweilen, wenn du den ganzen Tag nur rumliegen dürftest. Apropos, musst du nicht langsam mal wieder arbeiten?" Herausfordernd sah sie ihn an, dabei war sie wirklich froh, dass er da war, sie hätte nie im Leben dabei helfen können ihre Mutter Abends nach oben ins Zimmer zu tragen, trotzdem hatte sie Lust einen Streit vom Zaun zu brechen, einfach um etwas Frust los zu werden. Leider ging Alexei nicht darauf ein. Er zuckte nur leicht die Schultern und sagte: "Ne Weile wirst du mich wohl noch ertragen müssen. Urlaub hab ich noch ne ganze Menge über."

"Angeben hast du doch gar nicht nötig", erwiderte Zach mit einem Zwinkern, als er sich auf den Fahrersitz fallen ließ. Allerdings fand er den Gedanken den Sommer mit Nick hier zu verbringen auch sehr schön. Bis dahin würde er dann wohl auch seinen Vätern endlich was gesagt haben müssen. Bis dahin war ihm hoffentlich auch eingefallen, wie er das am Besten tat. "Also, erzähl. Wie war es bei deiner Familie?", fragte er, während er sich in den Verkehr einfädelte und den Weg zu sich nachhause einschlug.

"Ja, sie war schon immer nachtragend." Ava schüttelte den Kopf. Natürlich konnte sie verstehen dass April sauer auf Rodrigo war, aber er war nun der letzte der etwas dafür konnte dass sie drei Jahre in der Zukunft festgesteckt hatten. Von ihm zu erwarten so zu tun, als hätte es diesen Zeitsprung nie gegeben war nicht fair und wenn sie ehrlich sein sollte, war Ava langsam aber sicher wütend auf April. "Wenn du willst, wasche ich ihr den Kopf?", bot sie Rodrigo an und meinte es durchaus ernst, "also ich meine nicht, dass ich sie zusammenstauche. Aber sie kann ruhig mal aufhören, das beleidigte Püppchen zu spielen. Schließlich ist sie keine 12 mehr!"

"Ouh, völlig vergessen mich vorzustellen, Schande über mich." Felipe wischte sich rasch die fettigen Fingerspitzen mit einer gemopsten Serviette ab und hielt Gwendolyn dann die Hand hin. "Felipe Sandrelli", stellte er sich grinsend vor, "und bevor du es aus anderen Quellen hörst: Ich gelte als einer der schlimmsten Herzensbrecher an der Schule, nimm dich also bloss vor mir in Acht! Ich bin gefääährlich." Er zwinkerte seinem Gegenüber schelmisch zu, wobei seine Iris sich von einem Moment auf den anderen Goldgelb färbte.

Nick fuhr mit der Hand über das Armaturenbrett, nachdem er sich angeschnallt hatte und schnalzte mit der Zunge. Der Wagen war klasse, nicht nur von außen, auch von innen machte er optisch einiges her. „Gefällt mir“, kommentierte er daher kurz und sah grinsend zu Zachery hinüber.
„Och... Es waren ja nur ein paar Tage, aber die waren wirklich schön. Sehr getacktet, aber schön. Am ersten Tag waren wir unter uns, nur meine Eltern und ich. Am nächsten Tag haben wir uns mit dem Rest der Familie getroffen, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousinen... Ich zeig dir später ein, zwei Bilder. Und gestopft wurde ich! Ich fühle mich richtig gemästet“ Nick stöhnte und klopfte sich auf den Bauch. „Wir haben viel erzählt und ich wurde auch sehhr viel gefragt. Wie die Schule so ist, was die anderen für Kräfte haben und und und. Wie war es bei dir? Was haben dir deine Eltern geschenkt?“

„Hm, ich weiß nicht. Lieber nicht. Auch wenn du natürlich Recht hast. Aber wenn ich Luke richtig verstanden habe, dann ist April ja auch nur noch bis Neujahr hier. Danach geht sie zu Flynn, einem Freund von Lukes Mutter. In England. Ich glaube, das ist schon fast Strafe genug und obendrein wird Flynn sicher auch darauf angesetzt, der Kleinen ein wenig den Kopf zu waschen“, sagte Rodrigo und lächelte schwach. Er hatte ehrlich gesagt Mitleid mit ihr, sicher war das eine große Umstellung, auf einmal so weit weg zu müssen. Das ganze restliche Schuljahr soll sie dort verbringen.
„Wer weiß, vielleicht waren ja auch schon ihre Eltern erfolgreich“

Wusste sie es doch. Gwendolyn lächelte, nickte wissend und schüttelte kurz seine Hand. Danach sah sie fast amüsiert drein, schob sich die Banane in den Mund und biss ab. So kaute genüsslich und mit aller Ruhe, bevor sie schluckte, den Blick weiter südlich von Felipes Gesicht.
„Ich weiß. Ich habe schon so einiges von dir gehört. Von meiner Cousine“
Mit einem verschmitzten Lächeln sah sie ihm wieder in das Gesicht und schob sich die Banane in den Mund. Währenddessen legte sie zwei Teller auf ihr Tablett, bis von dem Obst ab und begann sich Essen zu nehmen.
„Ist aber sehr anständig von dir, anderer vor dir zu warnen. Ich werde es mir auf jeden Fall merken. Trotzdem freut es mich wirklich dich kennen zu lernen!“

"Falls sie es waren, schicke ich dir sofort eine Sms", versprach Ava mit einem schiefen Lächeln und nahm sich noch einen Keks, mittlerweile ihr fünfter. Es stimmte wohl was man sagte, manchmal kam der Appetit erst mit dem Essen. Und mittlerweile war der Appetit zu einem ausgewachsenen Hunger geworden. "Sag, würdest du vielleicht mit mir in die Mensa gehen?", fragte sie Rodrigo und sah sich zeitgleich suchend nach ihrer Strickjacke um, "ich glaube ich bin doch hungrig." Sie hatte die letzte Zeit die Gesellschaft ihrer Mitschüler (Rodrigo ausgenommen) größtenteils gemieden und sich meistens früh morgens oder später abends in die Mensa geschlichen um sich etwas zu essen zu holen. Da musste sie sich nicht die Mühe machen in Straßenkleidung zu schlüpfen, sondern konnte einfach im Pyjama hinhuschen.

Einige Sekunden lang sah Felipe einfach nur mit leicht geöffnetem Mund dabei zu wie Gwendolyn die Banane aß. Doch dann kehrte glücklicherweise genug Blut in sein Gehirn zurück dass er die eben gesagten Worte verarbeiten konnte. "Eine Cousine also", bemerkte er und nickte, "wir spielen das "Unbestimmen"-Spiel, oder? Du vermeidest es, den Namen deiner Cousine zu sagen damit ich nachhaken muss und im schlimmsten Fall dastehe wie in Idiot." Er klaute Gwendolyn eine Traube vom Teller und mit einem Haps verschwand das Ding in seinem Mund. "Gewonnen, ich bin dabei", schmunzelte er, "wer ist deine Cousine?"

Das Lob über den Wagen ging Zach runter wie Öl und dabei war es nicht mal seiner, was er aber nicht erwähnenswert fand. Sobald er 21 war würde er sich so einen oder wenigstens einen ähnlichen besorgen, dann konnte Thomas es ihm jedenfalls nicht mehr verbieten. Wenn er die Hände nicht am Lenkrad gehabt hätte, dann würde er sicherlich in Nicks Bauch gekniffen haben, einfach nur um festzustellen, ob er wirklich gemästet war. Er ließ es lieber bleiben, sein Vater wäre echt nicht begeistert, wenn er den Wagen gegen die nächste Ampel setzte. "Och, nichts großartiges. Wir feiern das nicht so großartig, meistens sind sie ja auch gar nicht da, deswegen haben wir es dieses Jahr auch wieder so gehalten, dass ich mir was aussuchen kann", antwortete er mit einem Grinsen, das sofort etwas milder wurde. "Dein Geschenk war klasse. Jedenfalls der Teil mit dem Film. Ich kann die Geschichte schon fast auswendig." Während er das sagte fuhren sie über die Brücke, die das Festland über Bird Key, Coon Key und St. Armands Key mit Lido Key verband. "Der beste Blick auf Sarasota Bay, wenn du mich fragst", fügte Zach als Einwurf hinzu.

„Klar! Ich hatte ohnehin vor, hier zu Mittag zu essen. Man muss es schließlich nutzen, dass die Mensa vergleichsweise so leer ist. Das wird sich schließlich in einer Woche wieder ändern“, antwortete Rodrigo und stand wieder von ihrem Bett auf. Er freute sich, dass die Plätzchen seiner Mom den Appetit seiner besten Freundin angeregt hatten. In den letzten Tagen hatte sie meistens ohnehin nur gegessen wie ein Spatz, da wurde es mal Zeit, dass sie kräftig zu langte.
Und danan würde er mal mit ihr über ihre Eltern sprechen und darüber, dass sie sich vielleicht doch langsam wieder bei ihm meldete.
Rodrigo ging zur Tür hinüber und wartete dort, bis Ava fertig war, um ihr anschließend die Tür aufzuhalten.

Auf ihrem Teller landeten die mit Abstand gesünderen Dinge, Obst, ein Sandwich und eine Schüssel mit Jogurt, in den sie das Obst schneiden konnte. Auf dem Teller für Noemi landete das, was einem das Cholesterin in die Höhe schießen ließ: Rührei, Bratwürste, Speck und Bohnen. Um ihrer Cousine wenigstens etwas Gutes zu tun, nahm sie noch einen kleinen Salat mit, den sie irgendwie noch auf dem Tablett unterbekam.
„Tja. Sag du es mir“, antwortete Gwendolyn schmunzelnd und nickte in die Richtung, in der sich die Getränke befanden. „Ich verrate dir etwas über sie, wenn du mir zwei Wasser holst. Und wenn du sie mir an einen Tisch bringst, verrate ich dir noch etwas“, schlug sie vor und um ihr Wort zu halten, setzte sie hinzu:„Du hattest sie schon im Bett. Und sie ist blond“

Als sie bereits die Brücke ansteuerten, wanderte Nicks Blick aus dem Fenster, auch wenn er am liebsten nur Zachery angesehen hätte. Nach all den Stunden, in denen er ihn nicht hatte sehen können. Aber die Aussicht war ein überwältigend, selbst im Winter.
„Wow... Wirklich nicht übel. Mann... Hunderte von Mädchen würde sich ein Bein abhacken, um mit dir zusammen zu kommen. In der Hoffnung, du stirbst vor ihnen, um dann die Kohle einsacken und hier wohnen zu können“, bemerkte Nick grinsend und lachte.
„Bei mir ist es ähnlich. Auch wenn unsere Gegend nicht ganz so atemberaubend ist. Aber bei unserem Zweithaus in Frankreich – das ist klasse, sage ich dir! Dahin muss ich dich mal mitnehmen. Wenn meine Eltern arbeiten müssen, könnten wir da zusammen mal alleine ein Wochenende oder so verbringen“

Alessia war eigentlich auf dem Weg in die Mensa gewesen, als sie den Brief entdeckt hatte. Der für sie war. Nach all den Feiertagen hatte man den wohl endlich zugestellt. Sofort hatte sie die Handschrift erkannte und war wieder in ihr Zimmer gegangen. Die Mensa konnte warten!
Dieser Brief war von ihrer Mutter! Zumindest war es ihre Handschrift.
Mit leicht nervös zitternden Händen öffnete Alessia den Umschlag und ließ sich gleichzeitig auf ihr Bett sinken. Mit großen Augen schnappte sie nach Luft als sie entdeckte, dass es dieses Mal ein Brief war – keine Karte mit ein paar Zeilen – sondern ein ganzer Brief!
Ihr Herz raste und haste faltete sie das Papier auseinander, nur um gleich noch einmal nach Luft zu ringen, als sie sah, dass er von ihrem Vater war. Ihr Vater hatte ihr noch nie einen Brief geschrieben! Er hatte sie vier, fünf Mal über das Telefon gesagt, wie sehr sie ihn enttäuschte – in so ziemlich allem – aber sonst bekam sie von ihm rein gar nichts zu hören, oder zu lesen.

"Oder so klingt besser", antwortete Zach vergnügt. Das eine oder andere Mal hatte er die Staaten schon verlassen, aber immer in Geselschaft seiner Väter, die keinen Babysitter gefunden hatten. Was in sich nicht schlimm war. Zach hatte es auch so genossen durch die fremden Städte zu laufen. Mit Nick zusammen würde es etwas ganz anderes werden, etwas schöneres. "Jetzt sind wir ja Gott sei Dank auch unter uns. Eltern stören doch auch nur", sagte er mit einem tiefsinnigen Grinsen. Er hatte so einiges vor mit Nick. Einiges, bei dem seine Väter nur im Weg gewesen wären.

Riley winkte noch ein letztes Mal, dann seufzte er so laut auf, als hätte er die ganze Last der Besucher der Feiertage tragen müssen. "Es ist ja auch irgendwie schön, wenn sie alle wieder weg sind", sagte er leise und grinste verschämt in die Runde seiner Familie. "Also Kleiner?", wandte er sich dann an seinen kleinen Bruder, den er in den Schwitzkasten nahm und die kurzen Haare durchwuschelte. "Aufräumen? Und dann eine Runde Fußball?" Das hatte er Jeremy versprochen und würde es wohl halten müssen, bevor er zu Alessia fahren konnte.

Ava hatte ihre Strickjacke inzwischen gefunden und zog sie über während sie zur Tür hinaus ging. "Ja, bald wirds wieder voll", murmelte sie und wartete bis Rodrigo die Tür hinter sich zuzog, damit sie abschließen konnte. Auch wenn sie die Ruhe genoss wäre es schön, die Schule wieder richtig...belebt zu sehen. Zwar würde Rodrigo dann wieder die meiste Zeit mit Yelinna verbringen, doch im Gegenzug wäre auch Luke wieder da. Sie wäre nicht allein, aber wenn sie ehrlich war, sie würde Rodrigos Gegenwart vermissen. "Kannst du mir etwas versprechen?", bat sie ihren besten Freund also leise, vermied aber, ihn dabei anzusehen. Es war ihr irgendwie peinlich, eine alberne kleine Bitte. "Du hast Yelinna und ich habe Luke. Aber bitte lass es nicht so werden dass wir uns nicht mehr sehen, ja?"

Das half Felipe nicht wirklich weiter und er war sich sicher dass Gwendolyn das auch wusste. "Setz dich doch zu mir", forderte er sie also mit seinem charmanten Lächeln auf und deutete auf den Tisch, "ich bring dir deine Wassergläser in zwei Minuten." Sein Blick streifte den zweiten Teller auf Gwendolyns Tablett als er sich von ihr abwandte und zu den Getränken ging. Während er die Wassergläser befüllte arbeitete sein Verstand auf Hochtouren und überschlug als blonden Mädchen die in Frage kamen. Recht schnell kam er zu der Erkenntnis dass nur Eine in Frage kam und hatte dementsprechend ein breites Grinsen auf den Lippen als er die Gläser einen Moment später auf dem Tisch abstellte. "Ich möchte lösen", verkündete er und nickte, "du bist die Cousine von Noemi, meiner lieben Mitwölfin."

„Eltern haben auch ihre guten Seiten. Selbst wenn man die nicht immer zu schätzen weiß...“
Nick hatte seinen Arm neben dem Fenster aufgestützt und sah hinaus.
„Aber ja, sie stören auch. Bei so manchem. Umso besser, dass wir euer Haus für uns haben, hm?“ Mit einem Grinsen sah er wieder zu Zachery und lehnte sich mit seinem Kopf gegen die gepolsterte Stütze.
„Im übrigen warne ich dich lieber vor, heute werde ich vermutlich früh einpennen...Jetlag. Ich hoffe, ihr habt daheim eine gute Kaffeemaschine. Ein oder zwei Espressi könnte ich sehr gut gebrauchen“

Verwundert sah Rodrigo Ava von der Seite an, blinzelte und dachte offensichtlich über ihre Worte nach. Wie kam sie auf einmal auf so etwas? Da sie das jetzt allerdings so sagte, ihm selbst war es aufgefallen, dass sie, seit dem sie beide vergeben waren, weniger miteinander machten. Wenn man das mit der Zeit verglich, als sie noch in der Zukunft gewesen war...
„Ich gebe dir mein Wort, dass das nicht passieren wird. Das kann uns doch gar nicht passieren. Frag Jacinta, sie sieht das genau so. Du bist doch quasi bereits adoptiert worden“, raunte er, lächelte sie warm an und umarmte sie. „Wenn... wenn wieder so etwas sein sollte... Bitte, sag mir sofort Bescheid, ja? Ich will das wissen“

„Gwendolyn Yvetta Wilcox, sehr angenehm“ Mit ihren Nachnamen löste Gwen ihrerseits das Rätsel auf und begann ihr Obst in die Jogurtschüssel zu schneiden, wobei sie sich ein oder zwei Trauben in den Mund schob. Ihre Augen wanderten an Felipe vorbei und kurz darauf hob sie eine Hand.
„Das war ja sowas von klar“, ertönte es da von hinten und wenig später stand Noemi an dem Tisch. „Schlimm, oder? Sie zieht uns an, wie Motten das Licht!“, raunte sie, wuschelte durch die blonden Locken ihrer Cousine und umarmte dann Felipe. „Wie geht es dir? Alles fit?“, fragte sie munter und ließ sich gegenüber von Gwen auf dem freien Stuhl sinken. Dabei huschten ihre Augen zu ihr hinüber.
„Solltest du dich nicht langsam aus deinem Mantel schälen?“, fragte sie und angelte sich ihren Teller von dem Tablett, ehe sie wieder zu Felipe auf sah.
„Oh! Ja! Hatte ich ganz vergessen!“ Gwen legte alles beiseite und zog ihren Mantel aus.
Für ihre Verhältnisse hatte sie sogar mal etwas relativ normales an: Schwarze Jeans und oben ein Oberteil in orange, blau grün, einen dicken blauen Wollschal und eine Kette.

"Mach ich", nuschelte Ava in Rodrigos Pullover und erwiderte die Umarmung. Sie wusste dass sie sich im Zweifelsfall immer auf ihn verlassen konnte und das war ein wirklich gutes Gefühl. "Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe", gestand sie und zwang sich, zu ihm aufzusehen, "aber ich wollte dir nicht...die Weihnachtsstimmung ruinieren. Nur weil bei mir alles im Eimer ist muss ich dich ja nicht auf mit runter ziehen. Mal ganz abgesehen davon dass du ja auch noch Yelinna das erste Mal daheim zu Besuch hattest. Da muss man keine Bombe platzen lassen."

"Motten das Licht?" Felipe sah erst Noemi fragend an, ehe sein Blick zu Gwendolyn glitt. "Du bist eine Mutantin?", sprach er das Offensichtliche aus und sofort flammte Neugier in seinem Blick auf, "was kannst du? Irgendwas mit Hypnose? Telepathie?"
Er hatte sich inzwischen auch gesetzt und griff nun nach dem Besteck um das Rührei auf seinem Teller in mundgerechte Happen zu schneiden.

Er konnte sie verstehen. Und er wusste es auch zu schätzen, dass sie es nicht getan hatte, um ihm nicht die Stimmung zu ruinieren. Aber dennoch... im Nachhinein hatte Rodrigo ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er sich so vergnügt hatte, während seine beste Freundin das mit Abstand schlimmste Weihnachtsfest gehabt hatte.
„Hm, mh. Schon... Aber ist geteiltes Leid nicht halbes Leid, oder wie das heißt? Du hättest einfach mitkommen können! Ich glaube nicht, dass irgendwer ein Problem damit gehabt hätte... Also, jetzt weißt du es auf jeden Fall, sollte sowas...naja...hoffentlich nicht noch einmal vorkommen“, schloss er ab und entließ sie langsam aus der Umarmung, nachdem er sie noch einmal sanft an sich gedrückt hatte.
„Und jetzt machen wir etwas gegen deinen Hunger? So sehr ich die Plätzchen meiner Mom auch schätze, sie ersetzen einem nicht eine warme Mahlzeit“

Gwendolyn hatte den Mund voll, kaute und nickte auf Felipes Frage hin. Ja, sie war eine Mutantin. In ihrer Familie lag das wirklich in den Genen, auch wenn sie, anders als die meisten ihrer Cousinen und Cousins, kein Wolf war. Mit anderen Worten so etwas wie das schwarze Schaf. Oder Wolf.
Als sie ihren Bissen hinunter geschluckt und den Jogurt aus dem Mundwinkel gewischt hatte, überlegte sie, wie es ihm erklärte. Dabei rutschte Gwen dichter an den Tisch heran und legte den Löffel kurz beiseite. „Nein, weder noch. Es ist...so eine biochemische Sache. Mit Pheromonen und Allomone. Tierische Pheromone und Allomone“, antwortete sie und hoffte, dass Felipe mit der Antwort überhaupt etwas anfangen kann.
„Mit anderen Worten, sie kriegt jedes Tier rum. Und auch Mutanten, die sich in Tiere verwandeln können. Wenn sie ihren Spiegel an Pheromone hochschraubt und dich um etwas bittet, liest du es ihr von den Lippen ab“, bemerkte Noemi und ließ einen krossen Speckstreifen genüsslich in ihrem Mund verschwinden. „Mhhh foo lecker! Waff hab ich daf vermifft!“

Wie erstarrt sah Alessia auf den Brief, den sie inzwischen zum dritten Mal durchgelesen hatte. Und einzelne Zeilen sogar noch öfter. Ihr Vater hatte ihr geschrieben, dass er in den nächsten Tagen in die Staaten kommen würde, aus geschäftlichen Gründen. Und dass er sie ganz gerne treffen würde. Um mit ihr zu reden. In Ruhe.
Für Alessia klangen diese Buchstaben und Wörter wie ein zweites Weihnachtsfest. Dass war, als ob mit einem Schlag alles gut wurde. Sie hatte den süßesten Kerl an der Schule als Freund und ihr Vater nahm wieder Kontakt auf. Seine Brief klang sogar danach, als ob er sich mit ihr...versöhnen wollte. Dass er endlich mit der Tatsache, dass sie ein Mutant war, klar kam.

"Ja, da hast du wohl recht." Als würde ihr Magen ihr Recht geben wollen knurrte er in diesem Moment laut und Ava legte instinktiv die Hand auf den Bauch, als ob diese Geste das Geräusch dämpfen könnte. "Immer wenn ich denke dass ich es jetzt verstehe, dass ich verstehe, warum sie es getan haben, kocht die Wut wieder in mir hoch", murmelte sie während sie Rodrigo zu den Treppen folgte, "wenn ich sie nicht durch Zufall belauscht hätte, hätte ich ja nicht einmal davon gewusst. All die Jahre sind sie nicht EINMAL auf die Idee gekommen dass es vielleicht wichtig ist dass wir wissen dass Dad wahrscheinlich nicht mehr leben wird wenn ich die 30 erreicht habe." Sie spürte wie sich ihr die Kehle zuschnürte und schluckte mehrmals, jedoch ohne dass es gegen das furchtbare Gefühl in ihrem Inneren ankam, das sich wie eine kalte Hand um ihr Herz legte.

Felipe stieß ein anerkennendes Pfeifen aus. "Wow, dann weiß ich ja dass ich mich vor dir in Acht nehmen muss, gut zu wissen", bemerkte er schmunzelnd und zwinkerte Gwendlolyn zu, "wobei ich ja gelernt habe mich vor Wilcox-Frauen generell in Acht zu nehme." Er warf Noemi einen vielsagenden Blick zu. "Ich werd mich hüten euch zu reizen", fuhr er amüsiert fort und saugte das Fett des Spiegeleis mit einem Stück Toast auf, das kurz darauf in seinem mund verschwand, "if bin lernfähif!"

Rodrigo sah seine Mitschülerin mitfühlend von der Seite an und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich kann mich nur wiederholen, aber... das ist wirklich krass. Wenn ich mir vorstellen, dass meine Eltern so ein Geheimnis hätten. Oder Geheimnisse...“, murmelte und ließ unbehaglich den Blick nach unten sinken. Das wollte er sich lieber gar nicht vorstellen.
„Vielleicht... wollte dein Vater nichts sagen, weil er... die Jahre, die er hat, mit euch genießen wollte. Ohne dass ihr davon wisst, weil es sonst... naja, es wäre wie ein Schatten gewesen, der über euch hängt. Aber ich verstehe natürlich auch deinen Einwand... Es ist nicht fair, gerade weil du kein Kind mehr bist“

„Aber ich mach das ja nicht!“, protestierte Gwendolyn und sah zu ihrer Cousine hinüber. Die hatte den Mund voll Spiegelei und zuckte mit der Schulter. „Na und? Du machf ef niff abfiflif, aber wir wollen trofdem allef für dif maffen“, wandte Noemi kauend ein und genierte sich nicht, weil sie mit Essen im Mund sprach. Immerhin saß Felipe am Tisch, der wohl nicht gerade bessere Manieren bewies und Gwen war ihre Cousine. Die war schon schlimmeres gewohnt.
Gwen sah kritisch zu Noemi hinüber und pustete sich eine blonde, lockige Strähne aus dem Gesicht. Es brachte nichts, dagegen etwas zu sagen, weil sie im Grunde recht hatte.
Vermutlich hätte Noemi auch das ganze Gepäck nie alleine nach oben geschleppt, wäre es nicht Gwen gewesen. Jeden anderen hätte sie miteingespannt, das Gepäck nach oben zu tragen, aber nicht Gwen. Dabei hatte sie nicht einmal etwas sagen müssen.
„Sie könnte übrigens heute Abend mit dabei sein. Meistens sind dadurch die Wölfe ruhiger, wenn sie da ist“, bemerkte Noemi an Felipe gewandt, nach dem sie ihren Bissen endlich hinunter geschluckt hatte.

"Die Beste", antwortete Zach lächelnd. Ihm würde auch schon sonst einiges einfallen, was er tun konnte, damit Nick nicht einschlief. Aber da er wusste wie eklig ein Jetlag sein konnte, würde er es nicht zu weit treiben. Immerhin war Nick in nicht mal einer Woche zwei mal über die Stundengrenzen gehüpft, ein Wunder, dass er überhaupt noch wach war. "Worauf hast du denn Lust? Wir haben schließlich noch den gesamten Nachmittag, bevor du ins Bett musst", fragte er, als er auf den Weg einbog, der an ihrem Haus mündeten. Von hier aus sah man die Sarasota Bay zwar nicht mehr, dafür würden sie gleich den besten Blick auf den Golf von Mexico haben, jedenfalls wenn man Zach fragte.

"Es ist für mich so wichtig das zu wissen, Rodrigo", versuchte Ava zu erklären und seufzte leise, "natürlich nimmt man als Kind an dass die Eltern ewig leben, aber das ist ja nun einmal nicht so. Dass Dad es Jared und Juno nicht sagen will verstehe ich, aber ich muss sowas doch wissen. Einfach auch um mich darauf vorbereiten zu können. Ich will dass mein Dad noch lebt wenn ich vor den Altar trete und irgendwann mal Enkelkinder habe. Dass ich mir mit beidem nicht ewig werde Zeit lassen können ist mir jetzt klar." Sie fuhr sich mit der Hand über das noch immer unordentliche Haar. Wenn sie ehrlich sein sollte, war die kurze Lebenserwartung ihres Vaters nicht das Einzige, das an ihr nagte. Was, wenn sie nach ihrem leiblichen Großvater schlug? Lag in ihr die Anlage zu einem Mutanten-Terroristen?

Felipe warf einen kurzen Seitenblick zu Gwendolyn hinüber und nahm einen Schluck O-saft, ehe er sprach: "Sie bleibt dann aber auf der anderen Seite der Gitterstäbe. Selbst wenn sie so viele Pheromone versprühen kann dass ich vor Liebe nicht mal mehr gradeaus gucken kann, ich will kein Risiko eingehen." Auch wenn er sich darum bemühte, locker zu klingen, konnte man die Anspannung deutlich heraushören. Auch wenn die erste Vollmondnacht mit Noemi deutlich entspannter gewesen war als so mache andere traute er dem Tier in sich nicht weit genug über den Weg, um Gwendolyn mit in den Käfig zu holen.

Sie hatten eine Kaffeemaschine! Gelassen lehnte Nick seinen Kopf gegen die Stütze und lächelte selig. Perfekt. Musste er sich nur noch so lange wach halten, bis er seinen ersten Espresso hinunter kippen konnte. Und den zweiten.
„Hmm..Du meinst außer auf den Espresso? Vielleicht eine Hausführung? Ich bin in den letzten Stunden sehr viel gesessen. Ehrlich gesagt, tut mir schon der Hintern weh. Ein bisschen Bewegung, dafür wäre ich mehr als dankbar. Und je nachdem, wie groß euer Haus ist, ist nach der Führung auch schon Nachmittag und für mich Schlafenszeit“, raunte er schmunzelnd.
„Wobei, ich könnte auch noch ganz gut vorher essen, vor meiner Siesta“

„Sicher. Das verstehe ich. Ich meine, jedem geht es so. Und wir alle...nehme das für“ Rodrigo zuckte mit der Schulter, „Für selbstverständlich. Wir gehen davon aus, dass unsere Eltern so lange leben, dass sie all das miterleben und mit uns teilen. Wer weiß... womöglich... lebt er lange genug, um dich an den Altar zu führen und deine Kinder in den Händen zu halten. Und das auch ohne dein Zutun, dass das ganze beschleunigen könnte. Ich würde es mir für dich wirklich wünschen. Und für deinen Vater“, raunte er und sah mitfühlend zu Ava hinüber.
„Hör mal... Vielleicht musst du einfach noch mal mit ihnen reden. In Ruhe. Wenn du willst, komme ich mit und setze mich dazu“

Noemi nickte knapp und sah zu Gwendoly hinüber. Die hatte den Mund wieder voll, zog es jedoch vor, anders als ihre Cousine, lieber nicht zu sprechen. Stattdessen nickte sie erst einmal nur, spülte ihren Bissen mit einem großen Schluck hinunter und antwortete dann.
„Klar! Das ist okay“, räumte sie ein und lächelte Felipe an. „Ich hoffe, dass ich helfen kann“
Sie sah ihn noch einen ganzen Moment lang an, während ihr Pheromonspiegel ein wenig anstieg und wandte sich dann munter wieder ihrem Essen zu.
Noemi sah kauend zu Gwen hinüber und fragte sich, wie sie es ihr heute Abend möglichst bequem machen konnte. So vor den Gitterstäben.

Ava schüttelte den Kopf. "Noch nicht", sagte sie mit ernster Miene. Sie wusste dass sie sich nicht ewig weigern konnte mit ihren Eltern zu sprechen und das wollte sie ja auch nicht, aber noch war sie nicht bereit dafür. "Wenn ich jetzt mit ihren spreche, werde ich sie sowieso nur anbrüllen", versuchte sie zu erklären und runzelte die Stirn, "dann fängt Mom an zu weinen und ich fühl mich noch mieser als sowieso schon. Das muss nicht sein." Schon wenn sie daran dachte fühlte sie sich schlecht, weswegen sie den Gedanken schnell beiseite schob. "Manchmal wünschte ich, ich hätte deine Eltern", gestand sie mit einem schiefen Lächeln, "sie sind so...cool und entspannt. Ich wünschte Mom und Dad wären so. Besonders Mom. Wenn ich mal nicht alles toll finde, ist das immer gleich eine Kritik an ihrer Person."

Es schien fast als ob Felipe Noemis Gedanken gelesen hatte. "Ich werd nachher Onkel Javier bitten, dir ein paar Kissen und eine Decke mitzubringen", bemerkte Felipe und nickte, "dann musst du nicht auf dem nackten Fußboden sitzen." Er bedachte das Mädchen mit seinem charmantesten Lächeln ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Teller zuwandte. Pheromone hin oder her, wenn der Magen knurrte, wurde gegessen.

Ja, auch das konnte Rodrigo gut nachvollziehen. Ava hatte gerade mit ihrer Mutter schon öfters ihre Probleme gehabt. Er dagegen kam mit seinen sehr gut aus. Selbst vor drei Jahren, als er noch in der...eher schwierigen Phase gewesen war. Pubertät und so. Und jetzt, nachdem er zurück gekommen war, hatte er ein noch besseres Verhältnis zu ihnen. Nicht zu letzt hatte er sich deswegen auch das Tattoo stechen lassen, in dem seine Mutter und sein Vater in Form der Schlange und des Adlers zu sehen sind.
„Und ich würde sie auch bereitwillig mit dir teilen“, raunte Rodrigo, legte einen Arm um Avas Schultern und lächelte sie an. „Sie würden dich auch aufnehmen. Wir erklären dich einfach absofort zu meiner Schwester. Jacinta wird sich freuen, weibliche Verstärkung zu bekommen, von meiner Mutter ganz zu schweigen. Ava Licinia Haviv. Ja, doch, klingt sehr gut! Ist gebongt, willkommen in der Familie!“

„Oh, das ist klasse! Danke dir! Ich hoffe ja, dass Noemi mich nachher noch hier herumführt“, raunte Gwen und sah mit Wimpergeklimper zu ihrer Cousine, die schon gar keine andere Wahl mehr hatte. Aber um ehrlich zu sein, hatte sie das ohnehin versprochen.
„Fiffer!“, antwortete sie, kaute und lächelte mit geschlossenem Mund. Sie schluckte den Speck und das Rührei hinunter und nippte anschließend noch an seinem Wasser.
„Machen wir, der Tag hat ja noch genug Stunden. Und dann kannst du es dir überlegen, ob die die hier nimmst, oder die in Ravenna. Auch wenn die Mutant High hier ganz klar den Rudel-Bonus hat!“

Schmunzelnd fuhr Zach den Wagen die lange Auffahrt hinauf. Das Tor schloss sich hinter ihnen genauso automatisch, wie es sich geöffnet hatte. Zu seiner Überraschung war er nicht mal enttäuscht, sondern freute sich, dass er vorgesorgt hatte. „Das kriegen wir hin“, antwortete er seinem Freund. „Ich habe Maria dazu überreden können, dass sie uns ein paar ihrer unvergleichlichen Tacos zu machen.“ Eigentlich hätte er den Wagen in die Garage fahren müssen, er ließ es aber bleiben, weil er Nick mit der Aussicht überraschen wollte. Vor der Haustür zog er den Zündschlüssel und sprang aus dem Wagen. Schnell war er auf der anderen Seite und zog Nick am Arm hinaus. „Bevor wir aber irgendwas machen, zeig ich dir noch was.“

Rodrigo schaffte es tatsächlich, Ava ein kurzes Lachen zu entlocken. Und wie gut es sich anfühlte! Einfach ein stückweit...befreiend. "Danke, ich werde mich anstrengen, Jaja die bestmögliche Schwester zu sein", schmunzelte sie und stellte sich dann auf die Zehenspitzen um Rodrigo einen Dankeskuss auf die Wange, "und dir zumindest eine ebenbürtige. Einen besseren Bruder könnte ich mir nicht wünschen!"
Inzwischen hatten sie sie Mensa erreicht und der köstliche Duft ließ Ava den Mund wässrig werden. Prompt meldete sich ihr Magen erneut mit einem lauten Knurren und verlangte, sofort mit mindestens der Hälfte der angebotenen Köstlichkeiten gefüllt zu werden.

"Definitiv. Außerdem ist das hier die erste Mutant High, praktisch das Original. Die Kopie kann dagegen nur abstinken!" Er hätte wirklich nichts dagegen, noch eine Wilcox an der Schule zu haben und so hielt er es für seine Pflicht, Noemi in ihrer Werbung zu unterstützen. Auch wenn zwei von Noemis Schlag ihn sicherlich an den Rand des Wahnsinns treiben würde, das war es Felipe wert.