Mutant High II - Das RPG 7

„Hm“, machte Alessia und nickte langsam. Ja, so etwas hatte sie sich schon gedacht. Von Rodrigo sah und hörte man eigentlich nichts, da er einfach nicht aus seinem Zimmer herauskam. Dasselbe galt allerdings auch für Emma. Die beiden knabberten am schwersten an Yelinnas Tod, verständlich. Alessia war heilfroh, dass Noemi über dem Berg und auf dem Weg zur Besserung war! Sie hatte gestern bei ihr vorbeigesehen und sich verabschiedet. Fürs erste. Immerhin war sie nun ganz sicher ein, zwei Wochen weg. Eher zwei. Hoffentlich keine drei.
„Ich denke, ein Versuch ist es wert, oder nicht? Schlimmer als dass er es nicht isst oder annimmt, kann es ja nicht kommen“, antwortete Alessia mit einem matten Lächeln und zuckte mit den Schultern.

Kein Wunder, dass er das holprigste ‚Hey‘ aller Zeiten über seine Lippen gebracht hatte – so, wie Zachery ihn gerade ansah. Und das schlimme dabei war, er konnte es ihm nicht einmal verübeln. Dass Paige und er sich quasi vor Zachery geküsst hatten, das war nicht so geplant gewesen. Nicht von ihm heraus. Er war ja nur dort gewesen, um Zachery viel Erfolg zu wünschen. Und dann war Paige aufgetaucht und es war irgendwie zu dem Kuss gekommen. Und nun waren sie zusammen.
Und gegenüber Zachery hatte er ein schreckliches, schlechtes Gewissen. Dabei war er der Kerl, der ihn geradewegs in einen Überfall hatte laufen lassen, der ihn ins Krankenhaus gebracht hatte.
„Natürlich interessiert es mich, wie es dir geht!“, widersprach Nick ihm ernst. „Können wir…können wir bitte darüber reden? Nicht jetzt, wenn du nicht willst, aber… wir sollen darüber reden. Bald.“

Manchmal wurde Kaya aus ihrer Freundin einfach nicht schlau. Irgendetwas beschäftigte Kara, das konnte sie sehen. Etwas, das mit Matt zu tun hatte. Vermutlich ging es irgendwie darum, dass sie bald gehen würde und sie wahrscheinlich noch etwas zu ihm sagen wollte. Nur warum tat sie es dann nicht? Kaya war im nächsten Augenblick aber auch schon von dem anderen Thema wieder abgelenkt. Mit einem dankbaren Lächeln sah sie zu ihrer Freundin auf und erwiderte den Händedruck. „Ja. Darüber mache ich mir auch keine Sorgen… Es ist nur… einfach seltsam“ Sie hatte ihren Großvater in ihrer Zeit nie kennengelernt und auch in dieser Zeit hatte es nicht sein sollen… „Aber wem sage ich das. Dein Dad hat was mit meiner Tante…“ Kaya rümpfte die Nase.
„Bestimmt hält das nicht lange“

Rileys Gesicht hellte ein Lächeln auf, als er zustimmend nickte. "Ja, wir sollten es versuchen. Bestimmt hat Harold etwas wirklich Gutes, mit dem wir ihn vielleicht ein bisschen rauslocken können", stimmte er schon fröhlicher zu. Es half ihm selbst, dass sie einen Plan hatten um Rodrigo zu helfen, die Situation wurde für ihn nämlich auch zunehmend eine Belastung. So sehr er seinem Freund auch helfen wollte, nichts schien diesem die Situation erträglicher zu machen. Was Riley im Grunde nicht überraschte, aber die Sorge um Rodrigo wuchs eben auch. Nicht einmal sein Vater hatte ihm einen Rat geben können, außer dass er Rodrigo Zeit geben musste.

"Über was?", fragte Zach und machte einen Schritt zurück. Nicht weil Nick reden wollte, sondern einfach weil er da war, und es so furchtbar schwer war in seiner Nähe zu sein und nicht irgendwas zu tun. Wobei er sich nicht so ganz sicher war, was er tun wollte: Nick schlagen oder küssen. "Über meine Schulter? Dass ich mit auf den Einsatz gegangen bin? Dein rumgeknutsche mit Paige? Oder vielleicht darüber, wie du mit mir geschlafen hast und mir dann vorgelogen hast, dass du nur Zeit brauchst?", fragte er bissig, wobei er nach jeder Frage eine kurze Pause machte, die gerade eben nicht lang genug war, damit Nick etwas erwidern konnte. Zach war schon immer gut darin gewesen Leute denken zu lassen ihn würde nichts berühren, weswegen sein herablassendes Lächeln jetzt auch überzeugend ausfiel. Gleichzeitig schnaubte er und schüttelte den Kopf: "Vergiss es. Du könntest nichts sagen was ich nicht schon den Frauen dieser Welt gesagt habe. Und vermutlich hab ich es ernster gemeint als du."

Karas Seufzen erschütterte die Grundfesten der Erde. Blakes Dad, Kayas Tante und ihr Vater, der scheinbar alles daran legte seine Beziehung zu Nick endgültig zu beenden. Mit einem kleinen Jaulen ließ sie den Kopf auf den Tisch fallen. "Ich will Nachhause und hab gleichzeitig Angst. Wer sagt denn, dass wir ein Zuhause haben? Vielleicht haben wir ja doch nur alles schlimmer gemacht mit unserem Versuch alles zu richten", jammerte sie und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

Die Art, wie er ihm eine Frage nach der anderen um die Nase pfefferte, ihm dabei aber nie genug Zeit ließ, etwas dazuzusagen und anschließend ihn dann noch mit so einem herablassenden Lächeln zu kommen, machte Nick wütend. Wieso war er hier? Bemühte sich um ein Gespräch, hatte sogar ein schlechtes Gewissen und dann kam Zachery ihm so!?
„Ich habe es ernst gemeint. Ich habe alles ernst gemeint!“, grollte Nick, packte sein Gegenüber am Hemd und drückte ihn unsanft gegen die Wand. Dabei hielt er ihn so mit seinem Unterarm gegen die Wand gedrückt, dass er nicht seinen angeschlagenen Arm berührte. Da hatte er sich doch genug im Griff, dass er Zachery nicht wirklich weh tun wollte. Wollte er nie.
„Ich habe dir nichts vorgelogen! Ich habe das ernst gemeint, dass ich Zeit brauche… und du mir noch immer wichtig bist. Gott verdammt, ich hatte eine scheiß Angst, dass dir etwas zustoßen könnte! Aber was du hier abziehst… Das mit Paige war nicht geplant. Ich war damals in dem Gang gewesen, weil ich auf dich gewartet habe. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Paige auftauchen und mir ihre Gefühle gestehen würde. Das… war unerwartet. Und sicher nicht das beste Timing. Es tut mir auch leid, dass du uns beim Küssen erwischt hast, aber…Zachery, Gefühle ändern sich. Außerdem, was spielst du dich so auf!? Du warst derjenige, der mich ins offene Messer hat rennen lassen! Und seien wir mal ehrlich, wahrscheinlich war es ganz gut, dass ich nicht mit bei dem Kampf war, denn nachdem du mich mit Paige gesehen hast, hätten mich deine Gedanken sicherlich das Leben gekostet. Du… du hast dich einfach nicht im Griff! Wie soll ich mich da bei dir überhaupt jemals wieder sicher fühlen!?“, stieß Nick wütend aus und klang dabei auch ein klein wenig verzweifelt. Er machte einen Schritt zurück und ließ Zachery dabei los.

Kaya biss sich auf die Lippe und sah ihre Freundin an. Sie fühlte mit Kara und konnte sich vorstellen, wie es ihr dabei ging. Es musste schlimm sein, seine eigenen Eltern so…zerrissen zu sehen. Selbst wenn es ihr da mit ihren eigenen Eltern wesentlich besser ging. Immerhin waren Alessia und Riley zusammen – und nicht so… zerstritten und zerrissen wie Nick und Zach es waren. Doch obwohl es so schlimm um sie stand, aktuell, war sich Kaya sicher, dass die beiden schon noch wieder zueinander finden würden. Sie hatten immerhin ein paar Jahre Zeit dafür. Das, was allerdings zuletzt Karas Mund verließ, traf bei Kaya einen wunden Punkt.
„Sag das nicht…“, murmelte sie und tätschelte erst etwas verspätet den Rücken ihrer Freundin. „Es… es wird sicherlich besser sein… Es muss einfach“ Immerhin hatte es Yelinnas und Kostjas Leben gekostet…

Nicks Handgreiflichkeit überraschte Zach kalt. Er ließ sich gegen die Wand drücken und brachte nur den Gesunden Arm zwischen sie. Nick sehr dicht vor sich würde er nicht ertragen. Deine Brust unter seiner Hand war allerdings auch nicht wirklich besser. Zum Glück verscheuchten Nicks Worte alle Gefühle bis auf die Schuld. Je mehr Nick sagte, desto tiefer wanderten Zachs Augen, bis er am Ende seine Zehenspitzen ansah. Er hasste sich für das, was er Nick angetan hatte und konnte leider nicht bestreiten, dass er Recht mit seiner Vermutung hatte. Er war verdammt sauer und enttäuscht gewesen, was im Endeffekt darin gemündet hatte, dass er sich selbst in Gefahr gebracht hätte. Wenn Nick da gewesen wäre um es auszubaden, wer konnte da schon sagen wie es ausgegangen wäre. Nick machte das extra, ihm genau das sagen, damit er sich schuldig fühlte, was Zach wütend machte. Jedenfalls ein kleines Bisschen. "Gar nicht. Du hast dich umentschieden, fühl dich sicher bei Paige", antwortete er kalt und hob den Blick gerade weit genug um Nick halbwegs in die Augen zu sehen, wenn auch nur kurz. "Mit ihr wäre dein Vater sicher auch zufrieden und du wieder der kleine Mustersohn. Alle Seiten gewinnen", fügte er hinzu und ging ohne Nick noch einmal anzusehen.

Abrupt setzte Kara sich wieder auf und sah ihre Freundin entschuldigend an. "Sorry, ich wollte nicht jammern. Wir haben alle Sorgen und einige sind dringender als.. Meine Familie. Ich reiß mich zusammen", versprach sie und schlug die Hände zusammen, als könnte sie damit die Dinge auf sich beruhen lassen. "Okay. Gibt es Dinge die wir klären müssen? Wie sieht es mit der Rückreise aus?" Sie war sich nicht mehr sicher, weswegen Kaya in die Mensa gekommen war, sicher wollte sie etwas wichtiges besprechen, weil sie sich immer noch darum kümmerte, auch wenn Kara nichts anderes tat als in Selbstmitleid zu versinken.

Die letzte Anschuldigung traf Nick wie eine Ohrfeige. Dementsprechend schockiert sah er Zachery an und wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. „Denkst du wirklich so?“, fragte er ruhig, wobei ihm doch anzusehen war, dass ihn die Anschuldigung traf und verletzte. Nick schüttelte den Kopf. Die Meinung seines Vaters war ihm schon lange egal. Er wäre niemals ein Trennungsgrund gewesen. Und eigentlich sollte Zachery das auch wissen.
„Obwohl mein Vater es nicht gutheißt, dass ich was für Männer übrig habe, habe ich ihm trotzdem von dir erzählt. Und mir war es egal, was er dazu zu sagen hatte. Er sollte einfach wissen, dass es dich gibt und dass du mir wichtig bist… Und was ist mit dir? Obwohl deine Eltern wahrscheinlich weitaus mehr Verständnis für unsere Beziehung gehabt hätten, hast du ihnen kein Wort von uns erzählt“ Nick sah ihn vorwurfsvoll an und hob dann eine Hand, um eine mögliche Erwiderung im Keim zu ersticken. „Was solls. War ja vermutlich besser so… Und ja. Ich fühle mich sicher mit Paige. Willst du mir das auch übelnehmen? Dass ich Sicherheit dem Risiko vorziehe?“, fragte Nick ruhig.

„Schon okay“, antwortete Kaya und zuckte mit den Schultern. Sie wusste ja, dass Kara es nicht so gemeint hatte. „Ich denke, jeder von uns hat im Grunde jedes Recht zu jammern“, setzte sie mit einem matten Lächeln hinzu und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Hm… Ich weiß nicht. Nicht viel. Mitnehmen können wir von hier aus nichts“ Nachdem Marisol mit Blake gesprochen hatte, hatte dieser sogar davon Abstand genommen, Mina mitnehmen zu wollen. Gestern hatten sie gemeinsam darüber gesprochen. Sie hatte ihm dabei angesehen, dass ihm dieser Schritt nicht leicht gefallen war. Mina war ihm wichtig… Aber es war vermutlich besser so. Kaya wusste nicht einmal, ob sie es lebend zurückschaffte… Hauptsache, die anderen würden sicher ankommen.
„Marisol kümmert sich um das meiste. Um alles, was noch irgendwie geklärt werden muss. Und ich konzentriere mich auf das ‚Fit-Sein‘“

Zach hatte gehofft, dass Nick einfach schweigen würde, egal aus welchem Grund. Leider tat er das nicht und was er sagte hielt ihn sogar davon ab einfach weiter zu gehen. Natürlich glaubte er nicht, dass Nicks Vater irgendwas mit der Entscheidung zu tun gehabt hatte, das hatte er nur gesagt, weil er wusste, dass es Nick treffen würde. Er sagte ja schließlich auch Dinge, die ihn trafen. Nein, er hatte seinen Eltern nichts gesagt, weil er keine Ahnung gehabt hatte wie er irgendwas von seinem Leben erzählen sollte. Das hieß aber noch lange nicht, dass ihm Nicks Vorwürfe nichts ausmachten. Er hatte sogar Mühe ruhig zu bleiben, als würde ihn das alles nicht berühren. "Nein", sagte er kühl über seine Schulter, drehte sich aber nicht weit genug um Nick wieder anzusehen. "Genieß deine Sicherheit, sie steht dir gut."

Als Kaya davon sprach, dass sie nichts mit zurück nehmen konnten, zuckte Kara zusammen. In den letzten Tagen hatte sie viel darüber nachgedacht ob Matt mitkommen würde. Oder ob sie bleiben konnte. Dass Blake sich von Mina trennte war da schon prophetisch: Wenn er seine Liebe nicht behalten durfte, wieso sollte es bei ihr anders sein? Und dann war da der hartnäckige Zweifel, dass Matt nicht mitkommen wollen würde. Oder noch schlimmer, sie nicht hier haben wollte. "Darauf solltest du dich aber auch echt konzentrieren. Egal wie es in der Zukunft jetzt aussieht, ohne Freundin steh ich das echt nicht durch", rief Kara und griff nach Kayas Hand um sie fest zu drücken. Während des Kampfes hatten sie alle mehr oder weniger ihre Grenzen erreicht, was gerade für Kaya schlecht war, wo sie doch für die Rückreise zuständig war.

Nick ballte seine Hände zu Fäusten. Das war nicht der Zachery, in den er sich verliebt hatte. Dieser Typ war einfach nur ein Arsch! So machte er es ihm geradezu einfach, sein schlechtes Gewissen im Keim zu ersticken und seine Beziehung mit Paige zu genießen – ohne, dass ihn da im Hinterstübchen etwas zwickte. Und trotzdem… es machte ihn wütend, wie sich Zachery verhielt. Nur musste Nick auch einsehen, dass dieses Gespräch hier keinen Sinn mehr machte. Es würde nirgendwohin führen. Das zwischen ihnen beiden… war nicht mehr zu retten. Und es würde wohl auch unmöglich werden, einfach nur Freunde zu sein…
Nick drehte den Kopf leicht zur Seite, die Zähne fest aufeinander gebissen und nickte knapp.
„Ich weiß. Ich bin da ganz deiner Meinung und genieße es in ganz und gar“, antwortete er. „Damit hätten wir so ziemlich alles geklärt… Genieße den Tag noch, Zach“ Er ging an seinem Exfreund vorbei, ohne ihn dabei anzusehen.

Kaya lächelte gerührt, hatte aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Sie hatte weder Kara, noch den anderen davon erzählt, welche Konsequenzen der letzte Sprung für sie gehabt hatte. Damals, als sie mit Mr. Mendoza in die Vergangenheit gesprungen war, um Mr. Haynes zu retten. Sie war zusammengebrochen und hatte ziemlich stark aus der Nase geblutet. Wenn sie nun zurück in die Zukunft springen würde – mit gleich vier Personen – wer wusste, was sie das kosten würde.
Nur konnte sie aus genau diesem Grund den anderen auch nichts erzählen. Sie war sich ja sicher, dass sie die anderen sicher in die Zukunft zurückbrachte und nur das zählte für sie. Die anderen sollten sich keine Sorgen um sie machen.
„Das mache ich. Ich schlage mir den Bauch mit Harolds Essen voll, lege die Beine hoch und sammle fleißig all meine Kräfte, damit wir dann bald aufbrechen können“, antwortete Kaya lächelnd und enthusiastisch klopfte sie Kara auf die Schulter. „Hast du deinen Bruder heute eigentlich schon gesehen?“

Zach schniefte kurz und leise, als Nick um die Ecke des Ganges verschwunden war. Sollte er doch mit Paige langweilig und glücklich werden. Das wäre zwischen ihnen eh nichts geworden, Nick klammerte viel zu sehr. Resolut wischte er sich über die Augen und nahm die Schultern zurück, was er gleich wieder bereuhte. Auch mit Schmerzmitteln tat es weh sie zu bewegen. "Scheiße", fluchte er gepresst und drehte sich dann in die entgegengesetzte Richtung von Nick und lief los. Dabei war es ihm egal, dass er eigentlich in die selbe Richtung gemusst hätte.

Kara verzog das Gesicht und nickte. "Kurz. Er wollte zu Mina um mit ihr zu reden. Ich tippe mal drauf, dass er ihr sagen will sie kann nicht mit", antwortete sie. In der Haut ihres Bruders wollte sie gerade auch nicht stecken.

„Scheiße“, fluchte Nick, als er schon beinahe Paiges Zimmer erreicht hatte. Das Gespräch war beschissen gelaufen. Aber so wie Zachery drauf war, war er sich nicht sicher, ob es überhaupt besser hätte verlaufen können. Egal wann. Nur wie hatte er sich denn so sehr in ihm täuschen können? So war er doch nicht gewesen, als er mit ihm zusammen gewesen war. Oder? Zweifelnd wiegte er den Kopf hin und her und blieb schließlich vor Paiges Zimmer stehen.
Andererseits… hatte er noch nie ein sonderlich gutes Händchen bei seinen Partnern bewiesen… Sein erstes Date hier an der Schule hatte er schließlich mit Hillary…Gott bewahre, es war wenigstens nur bei diesem einen Date geblieben. Und trotzdem, es bewies, dass er keinen guten Geschmack hatte. Nur das mit Paige war anders. Sie war anders. Normaler.
Nick atmete tief ein, hob den Arm und klopfte gegen die Tür. „Ja?“, tönte Paiges Stimme von Innen. Mit einem kleinen Lächeln öffnete er die Tür und trat ein.

„Ou…Oh“, machte Kaya. Unter anderen Umständen wäre sie froh, dass Mina nicht mitkam. Insgeheim hoffte sie ja immer noch, dass das zwischen ihr und Blake irgendwann doch noch ernster werden würde. Aber er hatte wirklich Gefühle für Mina. Und dass sie nicht mitkommen konnte, war ihre, Kayas, Schuld. Sie war Schuld daran, dass es Blake scheiße gehen würde. Mit Liebeskummer.
Zum Glück betraten in diesem Augenblick Riley und Alessia die Mensa, was sie auf andere Gedanken brachte – nämlich der, dass sie noch mit ihnen reden wollte. Besonders mit ihrer Mom, bevor sie nach Italien flog. Nur was sollte sie sagen? Oder besser gesagt: was durfte sie sagen? Denn es gab vieles, dass sie den beiden gerne erzählen würde. Unter anderem, dass sie deren Tochter war. „Oh Kara“, seufzte sie und sah ihre Freundin an. „Meinst du… denkst du, es ist in Ordnung, wenn ich ihnen sage, wer ich bin? Ich meine…Rodrigo weiß, wer Milo ist, dein Dad weiß von dir und Blake Bescheid… und sogar Marisols Dad weiß Bescheid. Nur meine beiden Elternteile sind noch ahnungslos“, sagte sie leiste.

Verwirrt blinzelte Kara und folgte dem Blick ihrer Freundin. Ah. Darum ging es. Ehrlichwerweise wusste Kara nicht ob es in Ordnung war, allerdings hatten sie damals ja auch nichts gefragt, als Blake und sie es Zach erzählt hatten. Besser sie hätten es Nick erzählt, den hätte es vielleicht sogar gekümmert. Schon wieder niedergeschlagen zuckte sie die Schultern und grinste ihre Freundin schmal an. "Was soll es jetzt noch ändern? Wenn alle anderen auch bescheid wissen, kann es bei denen Eltern auch nichts mehr schaden. Die sind auch so ziemlich das einzige verbliebene intakte Pärchen. Besser du sagst es ihnen, sonst bist du im schlimmsten Fall die einzige mit einer Familie, wenn wir wieder zurück sind", versuchte sie es mit einem Scherz, der wohl gründlich daneben ging. Witzig fand sie es nämlich selbst auch nicht.

„Ich kann ihnen ja sagen, dass sie ein Auge auf eure Eltern haben sollen. Vielleicht könnten sie ja dabei helfen, dass sie wieder zusammenkommen. Und was Milos Eltern angeht… Die können ja noch immer zusammenkommen. Ich hoffe es…“ Kaya wollte nicht auf noch einen Cousin in der Zukunft verzichten. Schon gar nicht auf Milo. Kurz verharrte sie in ihrer Haltung und nagte etwas angespannt auf der Innenseite ihrer Unterlippe herum. Dieses Ungewisse… Anfangs waren sie einfach mit dem Ziel hierher gekommen, die Zukunft zu verbessern. Was streng genommen nicht sonderlich schwer fallen sollte, da ihre Zeit echt beschissen war. So viel schlimmer konnte es nicht werden… Hm.
„Wer weiß… Ich finde, nach allem was wir durchgemacht haben, dürfen wir ruhig mal optimistisch denken. Eure Eltern werden sicher alle zueinander finden und ich muss auf keinen von euch verzichten“ Kaya lächelte ihre Freundin an und stand schließlich langsam auf.
„Ich gehe dann mal rüber…und lasse die Bombe platzen. Tu mir den Gefallen… entweder, du denkst an etwas anderes als Matt – oder du rufst ihn an“ Sie zwinkerte, schob den Stuhl an den Tisch und ging auf den Tisch zu, an dem sich ihre (zukünftigen) Eltern niedergelassen hatten.
„Hey“, grüßte Kaya sie. „Willkommen zurück. Ich hoffe, du hast keine Schmerzen“, wandte sie sich an Alessia, wobei sie sich kurz an den Hals tippte, damit sie verstanden, was sie meinte.
„Danke dir. Es zwickt nur hin und wieder, aber das ist schon okay – Davon abgesehen muss ich dir danken. Riley hat erzählt, dass du ihnen ermöglicht hast, durch ein Portal direkt das Krankenhaus zu erreichen.“
„Uhm…Ja. Weißt du…“ Kaya schluckte, zog einen Stuhl zurück und setzte sich zu ihnen. „Ich konnte nicht zulassen, dass dir etwas passiert… Ohne dich… würde es mich nicht geben. Um ehrlich zu sein, ohne euch beide, würde es mich nicht geben“, sagte sie und sah die beiden mit einem bedeutungsschweren Blick an, wobei sie ihre Stimme gesenkt hatte. Niemand anderes als die beiden sollte das hören. „Ihr seid meine Eltern. Ich meine, ihr werdet es…in einigen Jahren“

"Viel Glück", wünschte Kara ihrer Freundin ehe diese den Weg zu ihren Eltern einschlug. Das wünschte sie ihr auch wirklich, wenigstens eine von ihnen sollte mal Glück haben. Seufzend sah sie zurück auf ihr Handy. Konnte sie Kaya das Versprechen machen? Nicht an Matt denken war unmöglich. Ihn anrufen? Traute sie sich das? Andererseits war es vielleicht ihre letzte Chance. Und mit ein wenig vollkommen irrsinnigem Glück hatte Matt eingesehen, dass er ohne sie nicht mehr leben konnte und würde mitkommen. Okay, das war wohl ausgeschlossen, Mina durfte ja auch nicht mit. Aber vielleicht konnte sie dann ja hier bleiben, das würde doch nichts ändern. Kinder hatte Matt doch keine gehabt in ihrer Zukunft. Sie sah zu ihrer Freundin und deren Eltern rüber und wünschte sich einfach auch dieses Glück in der Familie. Kurzentschlossen packte sie ihr Handy und lauschte schon dem Freizeichen, ehe sie aus der Mensa raus war. Bitte nimm ab. Bitte sei nicht erreichbar. Bitte, bitte nimm ab!

Riley hatte Alessia gebeten sich zu setzen und hatte ihnen dann Frühstück besorgt. Vielleicht war er etwas zu umsorgend, aber er hatte nur noch Stunden, ehe Alessia verschwinden würde, nur knapp nachdem sie aus dem Krankenhaus raus war. Mit einem Lächeln setzte er sich wieder und verteilte die Dinge, die er geholt hatte. Wobei er extra bei Serge nachgefragt hatte um Alessias Lieblingsfrühstück dabei zu haben. "Guten Appetit", wünschte er und trank erstmal selbst von seinem O-Saft, ehe er zu essen anfing. Wozu er gar nicht mehr kam, weil da schon Kaya zu ihnen kam und sich setzte. Ein bisschen, verwundert sah er das Mädchen an. Seine Verwunderung wich Verwirrung, während er versuchte einen Sinn in die Worte zu legen. Ohne sie würde es Kaya nicht geben? Was wollte sie damit sagen? Und dann tat sie es auch schon. In klaren Worten, die sogar Riley nicht missverstehen konnte. Baff saß er da, seinen Unglauben in Blockbuchstaben ins Gesicht geschrieben. Kaya ihre Tochter. Alessias und seine. Irgendwann mal. Alessia und er würden irgendwann mal.. woraufhin sie beide.. Sie würden eine Familie sein. Mit Kindern. Zumindest einem. Riley Phantasie zeichnete einige Bilder, bei denen er ein verdammt warmes Gefühl im Magen bekam und es kaum erwarten konnte, dass es soweit war. Und dann fiel ihm ein, was sie tun mussten um eine Tochter zu bekommen. Hustend rutschte er auf seinem Stuhl herum und warf Alessia einen verlegenen Blick zu. Gott, nicht, dass er nicht wollte, aber... Er war schon wieder knall rot, ehe er die Gedanken auch nur ansatzweise zuende führen konnte.

„Matt“ Kyleigh stand im Türrahmen und sah zu ihrem Bruder hinüber. Ihre Augen waren noch immer ziemlich gerötet, dafür hatte sie ihre Augenringe nach besten Kräften wenigstens überschminkt. Bei ihm sah das anders aus, ihm sah man an, dass er sich die meiste Zeit nur hin und hergewälzt hatte. „Hm? Was ist?“, fragte er und fuhr sich fahrig durch das blonde Haar. Er rechnete damit, dass sein Dad Hilfe benötigte und war bereits dabei, auf die Tür zuzugehen. Morgen war die Beerdigung und es gab genug, was selbst jetzt noch irgendwie geregelt werden musste. Freunde und Familie mussten vom Bahnhof oder vom Flughafen abgeholt werden.
„Dein Handy“ Kyleigh hielt es ihm hin und erst da bemerkte Matt, dass es klingelte. Er musste es wohl irgendwo liegen gelassen haben und seine Schwester hatte das Klingeln mitbekommen. Kurz zögerte er, nahm das Handy dann allerdings ab und ging ran. „Matt hier. Hallo?“, sagte er, ohne auf die Nummer geschaut zu haben. Kyleigh wartete kurz, dann machte sie kehrt und ging wieder aus dem Zimmer.

Also doch. Alessia hatte ja schon so eine Vermutung gehabt, aber sie hätte nicht gedacht, dass Kaya ihre und Rileys Tochter war. Das war… überwältigend! Sie und Riley würden in der Zukunft eine Tochter haben… Dann war es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass ihre Beziehung hielt, oder nicht? Das war schon beinahe zu schön um wahr zu sein! Insgeheim hatte sie ja die Angst, dass Riley irgendwann genug von ihr haben könnte und ein netteres, hübscheres Mädchen traf. Aber nun zu hören, dass sie ein gemeinsames Kind haben…Das gab ihr Hoffnung und Zuversicht. In ihrer Brust wurde es ganz wohlig warm und auch ihre Wangen färbten sich ein klein wenig rot. Alessia sah zu Riley hinüber, dem sie einen langen Blick zu warf und schließlich sah sie zurück zu Kaya.
„Eigentlich… hatte ich mir schon gedacht, dass wir irgendwie verwandt sein müssen…“, sagte sie und bemerkte den verwirrten Ausdruck der anderen. „Noemi hat mir gesagt, dass wir beide einen sehr ähnlichen Geruch haben. So, wie es bei Familienmitgliedern der Fall ist“
Kaya nickte langsam. „Oh…Ich verstehe, ja. An dem Geruch konnten wir nur schwer etwas ändern…“, sie lächelte matt und wirkte gleichzeitig etwas nervös. Bislang…nahmen sie es doch ganz gut auf.

Er hatte abgenommen. Himmelherrgott er hatte abgenommen! Und sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. "Oh.. Äh.. Matt! Ich bins. Kara", rief sie stammelnd und senkte erst dann ihre Stimme auf eine angenehmere Lautstärke. "Sorry. Ich hatte nur nicht so richtig erwartet, dass du dran gehst", entschuldigte sie sich, während sie die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich schloss. Hier war sie wenigtens ungestört, solange Kaya mit ihren Eltern sprach, und niemand würde es mitbekommen, wenn sie Unsinn sagte. "Wie.. Wie geht es dir?", fragte sie dann vorsichtig und ließ sich auf ihr Bett plumpsen.

"Du hast es gewusst?", fragte Riley überrascht und sah Alessia fassungslos an. Okay, ihm war Kaya ja auch immer irgendwie bekannt vorgekommen, aber daran hatte er nun wirklich nicht gedacht. "Wow.. Das. Hrm", machte er und kratzte sich verlegen den Hinterkopf. Ihm fiel aber auch wirklich nichts ein, was er dazu noch hätte sagen können, schon gar nichts intelligentes. Nicht wo die beiden Mädchen so gefasst bei ihm saßen, als würden sie über das Wetter reden. War er merkwürdig, weil ihn dieses Wissen so durcheinander brachte? "Wieso kommst du denn jetzt damit an?", fragte er unsicher, wobei er die Schultern leicht hochzog, weil ihm dir Frage doch etwas unangenehm war. "Gibt's nicht diese Regeln, dass man niemanden etwas sagen darf, damit sich die Zukunft nicht ändert? Oder so?"

Kara. Matt schloss die Augen und schlug sich stumm mit der Faust leicht gegen die Stirn. Er hatte sie vergessen bzw. er hatte vergessen, sich bei ihr zu melden, nachdem er ziemlich in Eile die Schule verlassen hatte, um nach Hause zu fahren. Normalerweise würde er sowas nicht, besonders weil sie beiden kurz vorher miteinander geschlafen hatten.
„Kara. Hey“, grüßte er sie, fuhr sich mit der freien Hand über den Nacken und ging auf sein Bett zu. „Es…es geht so“, antwortete er auf ihre Frage und schnaubte. „Hey, ich… es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Das ist sonst nicht meine Art, wirklich“ Matt setzte sich auf sein Bett.
„Wie geht es dir?“

„Ich habe nicht gewusst, dass sie meine Tochter ist. Wird. Nur… dass sie irgendwie zu meiner Familie wahrscheinlich gehören muss“, antwortete Alessia ihrem Freund und zuckte knapp mit den Schultern. Sie strich sich eine Strähne hinters Ohr und sah zu Kaya hinüber. Ihre gemeinsame Tochter. Das war verrückt. Was gut war: Sie war ein nettes Mädchen. Wirklich nett. Riley und sie mussten als Eltern also gar nicht so übel sein. Zumindest hoffte Alessia es. Sehr. Eigentlich konnte sie es sich nicht vorstellen, irgendwann selbst Mutter zu sein… Aus Angst, nicht besser zu sein als ihre eigenen, die ihren Job nicht sonderlich großartig gemacht hatten.
„Doch… Doch gibt es. Eigentlich dachte ich auch, dass wir uns alle daran halten. Zumindest den Teil mit unseren Eltern und ihnen nichts zu sagen… Davon abgesehen sind wir ja gerade mit dem Ziel hierher gekommen, einiges zu ändern… Aber das mit unseren Eltern sollte, wenn möglich, nicht herausgekommen. Nur… naja, ihr beiden ward die einzigen Eltern, die noch nicht eingeweiht wurdet. Milos Dad und Großvater, Marisols Eltern und der Dad von Kara und Blake wissen alle längst Bescheid… Da war es doch nur fair, es euch zu sagen“, antwortete Kaya und zuckte matt den Schultern.

"Das ist schon okay. Es sind .. besondere Umstände. Ehrlich. Mach dir da keinen Kopf", versuchte Kara Matt zu beruhigen und lief dabei nervös im Zimmer umher. Wie sollte sie ihm antworten?  Die Wahrheit wäre wohl etwas zu viel für Matt, er machte sich ja jetzt schon Vorwürfe. "Ich. Es ist nicht ganz einfach hier. Aber langsam kommen wir hier ganz gut klar", versuchte sie die gedrückte Stimmung an der Schule in etwas hellerem Licht darzustellen. Dass nicht alle dabei waren sich besser zu fühlen, das konnte Matt sich nicht nur denken sondern nachfühlen. "Was ich eigentlich wollte.. Wir werden bald abreisen", druckste sie leicht herum und verzog den Mund bei dem Wort. Das klang so harmlos, als könnten sie immer wieder kommen wenn sie es wollten. "Und. Ich weiß nicht. Ich wollte einfach vorher noch mal mit dir reden." Wissen was du fühlst.

Verwundert sah Riley sich um, aber die meisten von dendn Kaya gesprochen hatte waren gar nicht hier. Irgendwie fühlte er sich dumm, weil er vorher nicht auf den Gedanken gekommen war, dass die Zukunftskinder irgendwie mit ihnen in Verbindung standen. Immerhin riskierten auch sie eine Menge dabei hier zu sein. "Oh man. Wow", murmelte er, als ihm plötzlich klar wurde, wie viel ihnen in der Zukunft noch passieren würde. Und eines der besten Dinge saß da vor ihm. Wobei er hoffte, dass es nicht in naher Zukunft passieren würde. Er hatte ja nicht mal einen Schulabschluss.

Matt glaubte zwar nicht, dass in der Schule bereits alle gut klar kamen, nach allem was passiert war, aber er schätzte es, dass Kara ihn nicht auch noch damit belasten wollte. Dabei hatte er schon von ganz allein ein schlechtes Gewissen. Er war nicht der einzige, der mit einem Verlust zu kämpfen hatte… Bevor er jedoch am Ende weiter darüber nachdenken konnte, rissen Karas Worte ihn aus seinen Gedanken. „Schon? Oh“, raunte er und fiel daraufhin in kurzes Schweigen. Es kam tatsächlich überraschend für ihn, dass sie so bald schon gingen, selbst wenn er es besser hätte wissen müssen. Sie kamen aus einer anderen Zeit, aus der Zukunft, und waren nur hier her gekommen, um die Bruderschaft zu stoppen. Und das ist ihnen gelungen. Folglich…war es nun an der Zeit, dass sie wieder zurück in die Zukunft gingen.
„Ich… Morgen ist die Beerdigung. Aber… ich bleibe wohl noch zwei, drei Wochen daheim. Meine Schwester und mein Dad brauchen mich hier…“ Genauso wie er seine Familie brauchte. Es tat ihm allerdings furchtbar leid, dass er das nun so über Telefon mit Kara klären musste. Und sich wohl auch über Telefon von ihr verabschieden musste… nachdem, was passiert war.
Leise seufzte Matt und fuhr sich abermals fahrig durch das blonde Haar. „Tut mir leid, wie das gelaufen ist…Ich… Ich hoffe, du denkst nicht, dass mir das nichts bedeutet hat. Denn das hat es. Nur… ich habe keine Ahnung, wo mir der Kopf steht. Oder was ich fühlen soll… Alles ist gerade…schwer zu fassen“ Hörbar atmete Matt aus.

Alessia kniff die Augen leicht zusammen und überlegte. Die anderen Kids hatten hier also auch ihre Eltern? Bei Milo musste sie gar nicht groß überlegen, eigentlich sah man ihm die Ähnlichkeit schon an. Aber Kara und Blake? Hmm. Kaya schien zu merken, worüber ihre zukünftige Mutter nachgrübelte und lächelte schief. Ob sie vielleicht…? Warum eigentlich nicht. Die Lage sah jetzt schon so beschissen aus, sehr viel schlimmer konnte es da kaum noch werden.
„Kann ich euch etwas anvertrauen?“ Sie rutschte etwas näher und sprach leiser. „Es geht um die Eltern von Kara und Blake… Sie… Aktuell sind sie nicht zusammen. Könntet…ihr vielleicht ein Auge darauf werfen? Naja, dass sie…irgendwann wieder zusammenkommen? Spätestens… in zwei, drei Jahren?“ Neugierig rückte auch Alessia näher. „Zach und Nick sind ihre Eltern“
„Oh, was!?“ Alessia schnappte nach Luft und verzog das Gesicht, als hätte sie auf eine saure Zitrone gebissen. „Wirklich? Eigentlich finde ich es ganz gut, dass die zwei nicht mehr zusammen sind“, fügte sie murrend hinzu, was Kaya ihr nicht einmal verübeln konnte. Zu dieser Zeit waren Nick und Zach nicht gerade ein Traumpärchen.
„Ich weiß…aber…Kara und Blake gehören zu meinen besten Freunden und ich würde sie nur sehr, sehr ungerne in der Zukunft missen“, sagte Kaya leise und sah beide bittend an.

Ganz gegen ihren Willen fühlte Kara sich tief getroffen. Natürlich brauchte seine Familie ihn. Daran ließ sich nichts ändern und sie wollte es auch nicht. Und trotzem hätte sie sich gewünscht, dass Matt wegen ihr nach der Beerdigung zurück gekommen wäre. Auch was seine Gefühle anging hatte sie sich größre Klarheit versprochen. Wie doof du doch bist. Wie soll er denn da durchblicken. Er weiß ja nicht mal wer du bist!, schimpfte sie aufgebend mit sich selbst. "Das hätte ich dir auch nie unterstellt. Ich weiß doch das du einer der guten Jumgs bist. Wenn ich keine Gefühle für dich hätte, dann hätte ich auch nicht mit dir geschlafen. Ich wünscht wir hätten mehr Zeit", sagte sie und seufzte mindestens so schwer wie Matt.

Riley sah aus wie vor den Kopf gestoßen und wusste auch wirklich nicht wo ihm selbiger stand. Das waren viel zu viele Informationen, von denen er nicht wusste, wie er sie anwenden sollte. Und dann kam Kaya mit ihrer Bitte. Sehr überrascht sah er sie an und schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube nicht, dass die zusammen kommen werden. Wieder. Hast du denn nicht gehört was Zach mit Nick gemacht hat?", fragte er und sah ernst drein. Er konnte sich keinen Weg denken, wie Nick das vergeben würde. Und nebenbei hatte er auch keine sonderlich hohe Meinung von Zach.

Fuck. Matthew fühlte sich schlecht. So ein bescheuertes Gespräch hatte Kara nicht verdient. Es tat ihm leid, dass er ihr nichts anderes sagen konnte. Und dass es auch noch über Telefon sein musste.
Matt lächelte schwach bei Karas folgenden Worten und lehnte sich auf seinem Bett etwas zurück.
„Ja… aber… Was dann, Kara? Ihr müsst in eure Zeit zurück, oder nicht? Zu euren Familien und Freunden, denen es jetzt hoffentlich gut geht, nachdem die Bruderschaft gestoppt werden konnte. Und je länger ihr hier seid… umso mehr Folgen wird es haben, oder nicht? Kann das nicht gefährlich werden?“, fragte er vorsichtig und ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen. Dabei war es nicht so, dass er sie nicht gerne noch eine Weile bei sich an der Schule haben wollte… Nur war er momentan ja nicht mal an der Schule. Und er konnte ihr auch nicht versprechen, dass sich da tatsächlich etwas ernsthaftes zwischen ihnen beiden entwickeln würde. Matt wusste zurzeit überhaupt nicht, was er fühlen sollte, da war einfach… Nichts in ihm drinnen. Nichts außer Trauer um seine Mutter.

„Doch… Doch habe ich“, murmelte Kaya kleinlaut und ließ den Blick sinken. Das war wirklich… ziemlich krass gewesen. Aber trotzdem! Es ging hierbei schließlich um die Leben ihrer besten Freundin und ihrer ersten (unerwiderten) Liebe! Nick musste irgendwie Zach verzeihen…und letzterer musste deutlich an sich und seiner Mutation arbeiten. Seufzend ließ Kaya ihre Stirn kurz auf den Tisch sinken, ehe sie mit gequältem Gesichtsausdruck wieder zu Alessia und Riley aufsah.
„Ich weiß, es klingt nach einem Unding, aber…die beiden müssen einfach wieder zusammenkommen! Nichts gegen Tante P- ich meine, Paige, aber sie und Nick, das ist nicht richtig! Nicht auf lange Sicht. Habt…einfach ein Auge darauf, okay? Ich verlange ja gar nicht, dass ihr die beiden verkuppeln müsst oder irgendwelche Beziehungen der beiden zerstören…nur…vielleicht hin und wieder ein kleiner Schubser in die richtige Richtung? Unterstützung…oder so? Bitte?“

Natürlich hatte Matt recht. Sie wusste ja selbst, dass es nicht möglich war, was sie sich wünschte. Wieso nur tat es dann so weh, dass er es aussprach? Sie wollte so gerne andere Dinge von ihm hören, zum Beispiel, dass er sie darum bat zu bleiben. Nicht diese vollkommen zutreffenden Dinge, die nur eines bedeuteten: Sie hatten keine gemeinsame Zukunft. Es machte sie wütend und traurig zugleich. Es war nicht Matts Schuld. "Ich weiß", schniefte sie und ließ sich auf ihr Bett fallen. "Scheiß auf die Folgen. Die Zukunft ist doch sowieso schon geändert. Was soll denn jetzt noch passieren? Was könnte denn dadurch schlimmer werden, dass ich bleibe. Das ist doch einfach unfair!" So viel hatte sie nicht sagen wollen, vor allem nicht in dem Tonfall. Es war unfair von ihr Matt damit zu bedrängen nur war das ihre vermutlich letzte Chance. Und ein ganz kleiner Teil von ihr hoffte immer noch, dass er die gewünschten Worte aussprach, egal wie sehr sie wusste, dass er es nicht tun würde.

In dem Punkt musste Riley Kaya zustimmen. Paige und Nick zusammen war irgendwie merkwürdig. Allerdings kannte er Paige auch nur mit Matt zusammen. Und die Trennung war ungut gewesen. Auch etwas woran Zach schuld war. Seufzend ließ Riley den Kopf sinken. Den Kerl konnte man niemanden guten Gewissens jemanden antun. Und jetzt saß... Kaya vor ihm und bat ihn darauf zu achten, dass er am Ende die "richtige" Wahl traf. Super. Ganz davon abgesehen, dass er sich eh nicht richtig an den Gedanken gewöhnen konnte, dass das alles ihre Kinder waren, die hier angekommen waren. Und dann auch noch älter als sie.. Gut, er hatte auch erst fünf Minuten gehabt, aber es war komisch. Aber wenn sie ihn so ansah, dann erinnerte sie ihn tatsächlich an Alessia. Und der konnte er mit diesem Blick auch nichts abschlagen. Seufzend zuckte er die Schultern. "Okay. Wir schauen was wir tun können", versprach er ohne große Lust und warf Alessia einen kurzen Blick zu, ob sie damit einverstanden war.

War das eben ein Schniefen? Matt wurde das Herz bleischwer und schuldbewusst biss er sich auf die Lippe. Am liebsten hätte er Kara jetzt in die Arme genommen, unsicher, ob das ihr überhaupt helfen würde. Oder es nicht sogar alles schlimmer machen würde. Matt fuhr mit seiner freien Hand über die Decke und schloss seine Finger schließlich sehr fest um den Stoff.
„Kara…“, sagte er und schloss die Augen. „Ja. Ja, das ist unfair…“ Matt fiel kurz ins Schweigen und öffnete blinzelnd wieder seine Augen. „Es ist aber besser so. Ganz sicher. Das hier…ist nicht deine Zeit. Und was auch immer es für Folgen hätte, wenn du hier bleiben würdest… Denk nur, was mit deiner Familie und deinen Freunden wäre. Ich meine, was ist mit Blake? Kommt der überhaupt ohne dich klar?“, fragte er mit einem schwachen Lächeln auf dem Gesicht. „Sie brauchen dich, da bin ich mir sicher… Und ich… Ich verspreche dir, ich werde eigens dafür sorgen, dass die Schule ein besserer Ort sein wird, als jene, auf der ihr wart“

Alessia verkniff sich ein Schmunzeln und sah Riley stattdessen mit einem ganz warmen Blick an. Ihm war anzusehen, wie sehr es ihm eigentlich widerstrebte und trotzdem sagte er zu. Genau in diesem Augenblick war sich Alessia ganz, ganz sicher, dass er ein wundervoller Vater sein würde. Nicht wie ihrer. Sondern ein tatsächlich wunderbarer Vater. Blinzelnd sah sie von Riley zu Kaya, räusperte sich und nickte. „Ja. Wir geben unser Bestes. Solange du keine Wunder erwartest. Denn die werden wohl bald nötig sein, wenn das so zwischen den beiden weitergeht“
Kaya seufzte und nickte. „Ich weiß… aber danke. Wirklich… das bedeutet mir viel“ Sie sah sie beiden abwechselnd an und lächelte. „Ich bin echt froh, dass ich euch als Eltern habe. Oder besser gesagt, haben werde…“
„In ein paar Jahren… wenn Riley und ich einen Abschluss haben, hoffe ich doch?“, fragte Alessia subtil nach und Kaya lachte. Mit einem Schmunzeln zuckte sie mit den Schultern. „Ich glaube, ich sollte nicht noch mehr spoilern“

Danke, aber nein danke. Ein Teil von Karas Herz zerbrach, als Matt ihr so einfühlsam zu verstehen gab, dass er kein gesteigerte Interesse an ihr hatte. Und trotzdem lachte sie traurig, als Matt ihr ein Bild von ihrem völlig hilflosen Bruder malte. "Vermutlich hast du Recht", stimmte sie widerstrebend zu. Blake hatte sein eigenes Kreuz zu tragen, jetzt wo er Mina zurücklassen musste. Wenn sie dann auch nicht da war, wer kümmerte sich dann wirklich um ihn? Wo es doch auch noch so unsicher war, ob sie überhaupt eine Familie hatten wenn sie zurück waren. "Kann ich dich trotzdem um etwas bitten?", fragte sie niedergeschlagen. "Achtest du auf Zach? Dass er sich nicht benimmt als wäre er das größte Arschloch?" Die Worte waren aus ihr heraus ehe sie drüber nachgedacht hatte. Und dann war es zu spät sie zurückzunehmen. Verdammt. Am Ende wussten doch alle über die Familienzusammenhänge bescheid. Naja, vielleicht merkte Matt ja nichts. Oder sie fand eine passende Erklärung...

"Oh Gott, bitte nicht vorher! Mein Vater bringt mich um", platzte es aus Riley heraus und er sah Alessia mit großen, angstvollen Augen an. So sehr er Alessia auch liebte und es auch irgendwie furchtbar aufregend fand, dass sie eine Familie gründen würden, eilig hatte er es damit wirklich nicht. Kinder zu erziehen, dazu fühlte er sich definitiv noch nicht erwachsen genug. Er bekam es ja mal gerade so eben hin seine Mutation unter Kontrolle zu kriegen, wie sollte er da Verantwortung für ein Kind übernehmen? "Das ist ne gute Idee. Bitte keine weiteren Einsichten in die Zukunft. Ich fürchte ich bin eher der Typ, der sich überraschen lässt", stimmte Riley mit einem leicht verschämten Lächeln zu und kratzte sich den Hinterkopf.

„Oh, ich habe ganz bestimmt recht“, antwortete Matt mit einem schiefen Lächeln und setzte sich langsam wieder auf seinem Bett auf. Er rutschte gerade an den Rand, als Kara mit ihrer Bitte herausrückte. Im selben Moment fiel das letzte Puzzlestück an seinen Platz und ließ Matt wissend die Augen schließen. Also hatte er mit seinem Gefühl doch richtig gelesen. Nur mit Mühe konnte er ein Seufzen unterdrücken und diverse Vorstellungen vertreiben. Solche wie, dass sie tatsächlich Zachs Tochter war… Unglaublich, das etwas so wundervoll aus… naja… so etwas entspringen konnte. Matt fuhr sich mit der freien Hand durch das blonde Haar.
„Ich tu mein Bestes, das verspreche ich dir. Ich passe auf deinen Vater auf. Auch wenn er das nervige Talent hat, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Und ein Händchen für falsche Entscheidungen… Aber ja, wie gesagt, ich werde ein Auge auf ihn werfen und tun, was ich kann, dass er sich nicht wie ein Arschloch aufführt“, versprach er ihr.
„Ich hatte es mir schon gedacht. Das mit Zach“, sagte Matt nach einer kleinen Pause.

Kaya musste sich ein leises Lachen verkneifen, als es so aus Riley herausplatzte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie hatte selbst diverse Predigten zu hören bekommen, dass sie ja aufpassen sollte, um nicht am Ende vorzeitig schwanger zu werden. Was sie auch nicht wollte.
„Ich kann dir versichern, dass du ihm in der Zukunft keinen Grund zum Anlass gibst, dass er das tun könnte. Also dich umbringen“, versicherte Kaya ihm mit einem schiefen Lächeln. Anschließend wechselte sie einen Blick mit Alessia. Sie hatten, nachdem was Riley gesagt hatte, sicherlich denselben Gedanken, woraufhin sie beide kurz lachen mussten.
Die Situation fand Alessia zwar noch immer reichlich merkwürdig und unwirklich, aber Riley… er war einfach zum Fressen! Und sie liebte ihn überalles. Und Kaya verstand ganz offensichtlich, warum sie es tat. Wie auch nicht? Riley war einfach süß.
Alessia sah ihn noch ein paar Sekunden lang verliebt an, als ihr plötzlich etwas einfiel.
„Moment… Du hast vorhin gesagt, dass von den anderen Eltern…mindestens jeweils ein Elternteil Bescheid weiß. Dann müsste es entweder Nick oder Zach wissen, oder?“, fragte sie leise nach.
„Ah. Ja. Richtig“ Kaya nickte und strich sich das Haar zurück. „Zach weiß es… Ich bin mir nur nicht sicher, ob er es auch glaubt… Oder besser gesagt, ob er daran glaubt, dass es noch soweit kommt…“, fuhr sie fort und seufzte.

Schmerzhaft schloss Kara die Augen, als Matt Zach als ihren Vater bezeichnete. Sie hätte wissen müssen, dass er zu schlau war um ihren Fehler nicht zu bemerken. Er hätte es nicht wissen sollen. Das war sicherlich eine unmögliche Situation jetzt für ihn. "Ich.. Entschuldige", murmelte sie und war sich nicht ganz sicher, was ihr mehr Leid tat, dass Matt es jetzt wusste oder sie es ihm nicht früher gesagt hatte. "Wie bist du darauf gekommen?", fragte sie kleinlaut. Nach seinen Worten hatte er sich ja schon vorher Gedanken darüber gemacht, aber sie war sich sicher, dass sie ihm vorher keinen Grund gegeben hatte sowas zu denken. Himmel, nicht einmal Zach glaubte ihnen, wieso sollte Matt es denn wissen?

Irgendwie wusste Riley, dass die beiden Mädchen über ihn lachten. Er war sich nur nicht sicher über was genau. Unsicher grinste er, allerdings nicht lange. Alessias Frage interessierte ihn auch, selbst wenn er es nicht zugeben mochte. Stöhnend ließ er kurz den Kopf hängen und schüttelte selbigen. "Das war auch nicht wirklich die beste Wahl. Der Kerl kann doch eh nichts ernst nehmen. Wenn ihr Pech habt, dann wird das jetzt eh nichts mehr, weil er erstrecht keine Lust hat die Erwartungen zu erfüllen", seufzte er und fragte sich, wie er in dem Fall dann sein Versprechen halten sollte.

„Nein. Schon in Ordnung. Mach dir deswegen keinen Kopf. Ich werde es auch nicht weitererzählen“, versprach Matt ihr und stand langsam wieder von seinem Bett auf. „Hm. Es gibt bestimmte Gestiken, die du mit Zach gemein hast. Kleine Eigenarten. Wie du dann deine Hand bewegst oder mit den Schultern zuckst. Oder wenn du die Nase rümpfst… Naja, ich teile ja schon ne ganze Weile mein Zimmer mit Zach und kenne ihn sehr gut, daher ist es mir wohl aufgefallen.
Davon abgesehen kenne ich ein Bild von seiner Mom. Du siehst ihr ziemlich ähnlich“, antwortete er und trat hinüber an seinen Schreibtisch, der direkt am Fenster stand.

„Ja, meine Rede“ Kaya verdrehte die Augen und seufzte. „Das habe ich ihnen auch gesagt, aber da war es ja schon zu spät. Normalerweise sind Kara und Blake cleverer…“ Da hatten wohl beide irgendwie einen Aussetzer… Oder sie hatten vielleicht gehofft, dass Zach dann mehr um Nick kämpfen würde. Pustekuchen. Und nun ging letzterer auch noch mit Tante Paige. Kaya hatte Angst, dass das bereits eine erste Folge ihrer Anwesenheit hier war – dass sich nun aus den beiden etwas ergeben würde. Andererseits… sie waren jung! Es konnte noch alles passieren… Hoffentlich nur Gutes. „Es tut mir leid… Ich verlange vermutlich zu viel von euch… Ich habe einfach Angst um meine beste Freundin. Und Blake“ Meine erste Liebe…