Vampire-Das RPG IV

Casey trat seine Schuhe von den Füßen und warf seinen Rucksack daneben, nachdem er das Zeugnis herausgenommen hatte. Erst dann hob er den Kopf und blieb etwas angewurzelt stehen. Hatte Jack geplaudert? Aber warum sollte er? Jess Frage ließ ihn das auch gleich wieder vergessen, nein, sie hatte einfach nur gehofft, wie es schien. Das war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, zu merken wie viel Vertrauen sie in ihn hatte. Das war mit einem Mal ein bisschen viel, weswegen er im Übersprung den Kopf hängen ließ. "Ich glaub ich muss dir da etwas beichten", sagte er leise und etwas traurig, während er auf sie zuging und dann nur das Heftchen entgegen hielt, ohne sie anzusehen. Dafür wurde der Boden mit einem sehr breiten Grinsen bedacht.

Jack stieg in die letzte Subway, bevor er zuhause ankam und lehnte sich mit einem Grinsen gegen die Scheibe. Abschluss geschafft. Seine Eltern würden sich wirklich freuen. Hieß allerdings auch, dass er wirklich nicht mit nach Italien konnte. Schade, dabei waren sie schon so lange nicht mehr da gewesen. Hoffentlich vergab seine Nonna ihm das. In seiner Tasche vibrierte sein Handy. Das Grinsen wurde ein bisschen weicher, als er die Nachricht las und gleich beantwortete: Betrinkt man sich beim Feiern nicht? Dann bin ich für letzteres. Wir haben es alle geschafft. Das muss wirklich gefeiert werden. J
Nachdem er die Nachricht geschickt hatte, sah er auf und auf die vorbeiziehende Dunkelheit auf der anderen Seite der Scheibe. Doch eigentlich doof auf nächste Woche zu warten, bis sie offiziell verabschiedet wurden. Das sie es geschafft hatten musste doch gleich gefeiert werden. Ob er vielleicht für morgen Leute zusammentrommeln konnte? Aber was wollten sie machen? Oder wohin gehen?

Oh nein! Oh nein…er ließ den Kopf hängen. Ohje… Jess sah schuldbewusst drein, ließ das Glas etwas sinken und sah aus, als würde sie ihn am liebsten drücken. Stattdessen nahm sie das Zeugnis entgegen und drückte Casey dafür das Champagnerglas in die Hand. „Egal wie es aussieht, Casey, wir haben trotzdem Grund zu feiern! Ich bin stolz auf dich, egal was…“ Jess hatte das Heftchen aufgeklappt und ihr Blick wanderte über die Seite. Sie las sich Zensur für Zensur durch, wobei ihre Brauen immer weiter nach oben wanderten. Am Ende überflog sie den Satz, der sich auf den erfolgreichen Abschluss bezog und sah quietschend auf. „CASEY!“, sie machte einen Sprung auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. „Du hast es geschafft! Du hast es geschafft!“, jubilierte sie, lehnte sich zurück und küsste ihn überschwänglich. Sie wusste doch, dass er es schaffen würde! Ohh, Sun Lee würde sich sicher auch unglaublich freuen!

Hector hatte sich erneut gestreckt, das Handy auf seiner Brust abgelegt und die Augen wieder geschlossen. Nach ein paar Minuten vibrierte es, weswegen er es wieder aufnahm und die Augen öffnete. Grinsend las er Jacks Nachricht und machte sich gleich an eine Antwort. Er mochte Jack. In den vergangenen Monaten hatten sie sich doch öfters gesehen und miteinander gesprochen und irgendwie… er konnte es nicht leugnen, er mochte den Jungen. Er sah nicht nur gut aus, sondern er war wirklich witzig und sympathisch.
‚Nein, betrinken tut man sich so oder so – entweder vor Freude oder vor Frust. Und Glückwunsch! Das ist stark, ich bin mir sicher, deine Familie wird verdammt stolz auf dich sein! Lass dich feiern! Sieht man sich bei den Youngs daheim? Hatte vor bei Casey nachher vorbeizuschauen. H‘

Lachend ließ Casey sich in die Umarmung schließen. Da hatte er sie wirklich ran bekommen. "Nicht ich alleine. Sun Lee hat das zu 90% geschafft", korrigierte er, ließ sich davon aber nicht seine Freude davon trüben. Schon gar nicht, wo er einen so tollen Kuss von der Frau seiner Träume bekam. "Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass du dich so in Schale wirfst, dann hätte ich Jack nicht gefragt ob er später noch vorbei kommen möchte", meinte er nach einer Weile, und zupfte leicht an dem Rock ihres Kleides. "Was bist du eigentlich schon auf den Beinen? Und dann angezogen als wolltest du bei jemandem... Eindruck schinden?", fragte er und ließ seinen Blick etwas tiefer sinken. Sehr kurz der Rock. Gefiel ihm. Jack vermutlich auch.

Lange musste Jack sich nicht gedulden, da kam auch schon eine Antwort. Hector war wirklich zuverlässig, zumindest wenn er erstmal antwortete. Erstmal musste Jack allerdings an seiner Haltestelle aussteigen. Als er oben an der Straße wieder ankam, zog er sein Handy wieder aus der Tasche. Danke. Ich muss erst mit meinen Eltern reden, aber wenn es für sie okay ist, dann komm ich später noch rum. Hoffe das klappt, freu mich. J

„Das stimmt! Wir sollten Sun Lee einen Orden dafür überreichen! In Kombination mit einer Prämie, einer Geldprämie. Das Mädchen kann es gut gebrauchen“, räumte Jesaiah ein, wiegte den Kopf hin und her, während ihre Hände auf seinen Schultern lagen. Sie trat einen Schritt zurück und ihre Hände rutschten an seinen Armen hinab zu seinen Händen, wobei sie in der einen Hand noch das Zeugnis hielt – dass sie jetzt kurz auf die Kommode im Gang legte – und Casey hielt noch das Glas. „Dass du mich einfach versuchst reinzulegen. Ganz schön link von dir. Ist das etwa Jacks Einfluss?“, fragte sie schmunzelnd und kniff die Augen kurz zusammen.
„Und was fragst du? Natürlich deinetwegen! Ich war so aufgeregt und angespannt, dass ich früh wach geworden bin und naja, dann bin ich eben aufgestanden! Habe mich fertig gemacht, war einkaufen und habe mich dann nochmal, nur für dich umgezogen. Und? Hatte ich Erfolg?“, fragte sie mit einem charmanten Lächeln, ließ ihn los und drehte sich für ihn einmal um die eigene Achse, damit er sie von allen Seiten gesehen hatte. „Konnte ich Eindruck bei dir schinden?“ Sie strich sich das blonde Haar zurück und sah Casey mit einem sehr intensiven Blick voller Zuneigung an. Sie war wirklich sehr, sehr stolz auf ihn. „Wann kommt Jack denn vorbei? Er wird sicher nicht gleich vor der Tür stehen, oder?“

Hector hatte das Handy beiseitegelegt, nachdem er geschrieben hatte. Danach war er aufgestanden und schlappte ins Bad. Er schlüpfte aus seiner Boxershorts und ging erst einmal duschen. Als er wieder in sein Schlafzimmer kam, hatte er eine neue Antwort von Jack. Freu mich. J. „Ich mich auch“, murmelte Hector, lächelte schief und tippte eine kurze Antwort. ‚Ich drücke die Daumen! Bis hoffentlich später, H‘ Kurz hielt er inne und überlegte, ob er schreiben sollte, dass er sich auch freute. Dann schüttelte er den Kopf und schickte die Nachricht ab, wie sie war. Er wollte nicht, dass Jack am Ende etwas falsches dachte… Oder zu viel dahin hineininterpretierte. Wobei, Jack hatte ja selbst geschrieben, dass er sich freute und er, Hector, interpretierte doch auch nicht etwas hinein. Hm. Also tippte Hector einen Zusatz und schickte auch den ab: ‚Freue mich ‘. Hector legte das Handy weg und legte sich die andere Hand aufs Gesicht. Peinlicher ging es vermutlich nicht…egal. Jetzt musste er sich erst einmal anziehen.

Ja, sie musste sehr Nervös gewesen sein, wenn sie sich so rausgeputzt hatte, während sie auf ihn wartete. Casey ließ einen anerkennenden und hingerissenne Blick über Jess gleiten. Eindruck machte sie in dem Kleid ganz sicher. Sein Blick wanderte von ihren Beinen wieder zu ihren Augen und ihm wurde ganz anders. Kurz schüttelte er den Kopf. "Nein, so schnell wird er wohl nicht hier sein", antwortete er und zog Jess Hand in seine. "Hast du einen Vorschlag für die Wartezeit?", fragte er mit einem verschmitzten Lächeln.

Jack las die Nachricht und grinste breit, als kurz darauf der Zusatz kam. Manchmal war Hector ein kleiner Schelm. Da musste Jack sich schon fast mit gewalt dran erinnern, dass er auf dem anderen Ufer fischte. Kein Wunder, dass der Kerl so anziehend war. Er musste schließlich auch wissen, wie er Männer um den Finger wickelte. Nicht, dass Jack sich da wickeln lassen wollte. Da er Zuhause angekommen war, schrieb er nicht zurück (was hätte er da auch erwidern sollen?). Seine Eltern freuten sich sichtlich über seinen Abschluss, auch wenn sie niedergeschlagen waren, dass er jetzt nicht mit nach Italien fliegen würde. Aber die Ausbildung ging vor, dass fanden sie auch. Enttäuschter waren sie darüber, dass er nochmal los wollte, sahen aber ein, dass es für die Jugend wohl nicht ganz anging nur mit ihren Eltern zu feiern. Vor dem Abendessen ließen sie ihn allerdings dann doch nicht gehen.
"Und denk dran, dass du dich nicht aufdrängst. Komm nachhause, bevor du deine Gastgeber verärgerst", riet seine Mutter und zupfte seine Jacke zurecht. Lachend nahm Jack die Hände seiner Mutter und zogen sie von seinem Kragen weg. "Mum, ich bin keine 10 mehr. Und keine Sorge, ich werde niemanden nerven. Casey sagt mir schon wenn ich ihn nerve und er ins Bett will. Also mach dir keine Sorgen. In nicht mal mehr zwei Wochen darf ich sowieso tun was ich will", sagte er und zwinkerte seiner Mutter zu, die daraufhin grimmig die Fäuste in die Hüften stemmte. "Sei nicht so vorlaut! Dein Alter hat damit gar nichts zu tun. Und jetzt sieh zu, dass du raus kommst, sonst kommst du zu spät!", schimpfte sie und schob ihren Sohn zur Tür hinaus.
Immer noch leise lachend lief Jack zur Underground Station um den Zug zu erwischen. Bin unterwegs, tippte er an Casey und zögerte dann nur einen kleinen Moment, ehe er auch Hector schrieb: Bin im Zug, treffen wir uns an der Station?

„Ich habe das Gefühl, mein Vorschlag hat dir gefallen“ Jesaiah lächelte, drehte sich auf die Seite und stützte ihren Kopf in ihre Hand. Ihr Blick lag dabei auf Casey, auf dessen Oberkörper sie kleine Kreise mit ihrer anderen Hand zeichnete. Dann legte sie ihre Hand flach auf seine Haut und spürte seinen Herzschlag darunter. Sie wusste, dass vieles einfacher wäre, wenn er wieder ein Vampir wäre, aber… ein klein wenig würde sie es auch vermissen, wenn er kein Mensch mehr wäre. Sie hatte sich so an das Geräusch seines Herzschlags gewöhnt… an den unvergleichlichen Geruch seines Blutes…den Geschmack… Jess wollte ihre Hand gerade wegziehen, als Casey die ihre ergriff. Lächelnd sah sie zu seinem Gesicht auf. „Ich werde mich umziehen, bevor Jack oder Hector hier aufkreuzen. Charles wollte sich auch noch melden. Sun Lee müssen wir auch noch Bescheid geben! Sie wird zwar vermutlich nicht kommen, weil sie heute einen Arzttermin hat… aber die Neuigkeit wird sie sicher freuen“, sagte sie, drückte seine Hand und stand schließlich auf. Sie ließ ihre Kleidung, die sie zur Begrüßung vorhin getragen hatte, links liegen und suchte sich etwas weniger festliches heraus. Weiße Spitzenunterwäsche, darüber ein gestreiftes Shirt, ein Rock und einen blauen Cardigan. Sie schloss gerade den Verschluss einer Kette, als es an der Tür klingelte. „Ich gehe – du solltest dir besser wieder etwas anziehen“, sagte sie, warf einen letzten lüsternen Blick zu Casey hinüber und verließ anschließend das Schlafzimmer.

‚Ich bin schon so gut wie dort! Bis gleich, H‘ Hector sah auf sein Handy und las seine Nachricht, die er vor ein paar Minuten abgeschickt hatte. Er hatte seine Sachen geschnappt und war gleich aufgebrochen. Bei der Station wartete er und ertappte sich dabei, immer wieder in Richtung der Sub zu schauen, in Erwartung Jack jeden Augenblick zu entdecken. Ob es in Ordnung wäre, wenn er ihn drückte? Immerhin hatte er seinen Schulabschluss in der Tasche – das war schon etwas! Naja, notfalls ließ er die Umarmung weg, immerhin hatte er ja ein kleines Geschenk. Hector konnte er sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt etwas so…günstiges verschenkt hatte. Aber auf der anderen Seite war es trotzdem… das passendste Geschenk.
Hector war so in Gedanken, dass er Jack erst bemerkte, als er schon fast bei ihm war. Sein Kopf ruckte nach oben und sein Blick traf den des Jüngeren, woraufhin seine Mundwinkel sich zu einem schiefen Lächeln verzogen. „Mann, Glückwunsch zu deinem Abschluss! Was haben deine Eltern gesagt?“, fragte er und schlug Jack leicht auf die Schulter.

"Sehr", stimmte Casey zu, wenn auch etwas müde. Es fühlte sich sehr gut an, wie Jess Finger über seine Haut glitten. Am Ende wäre er fast eingeschlafen, weswegen er sich bewegen musste. Also griff er nach Jess Hand und drehte sich ihr zu. "Vielleicht sollten wir den beiden einfach absagen und im Bett bleiben", schlug er mit einem schmunzeln vor, während Jess schon aufstand. Natürlich war er enttäuscht, aber er sah auch ein, dass sie recht hatte. Es wäre ziemlich peinlich, wenn sie hier nackt im Zimmer erwischt werden würden. Und Hector wäre so dreist hier reinzuplatzen. Trotzdem blieb er liegen und sah Jess dabei zu, wie sie sich anzog. Zumindest, bis es klingelte. "Ach verdammt", grummelte er, während Jess schon zur Tür ging. Ihr letzter Blick heizte ihm dann ordentlich ein. Mit einem Kopfschütteln und Schmunzeln stand er auf und verschwand noch kurz im Bad, ehe er sich eine Jeans und den üblichen Pulli überzog.

Jack schob sich durch die Menge der Rush Hour und wünschte sich, dass seine Mutter ihn doch gleich hätte gehen lassen. Verdammt, was musste er jetzt in diesem Gewühle unterwegs sein. An der Station angekommen vergaß er das aber recht schnell, als er Hector warten sah. Der Junge beeilte sich wirklich immer pünktlich zu sein. Sein Schmunzeln wurde größer, als Hector zu ihm sah und Lächelte. Okay, war irgendwie komisch, aber der andere hatte eben ein ansteckendes Lächeln. "Danke. Die waren sehr froh und auch etwas enttäuscht. Nicht wegen dem Abschluss, aber wegen unserer Ferienplanung. Lange Geschichte. Wie läuft es bei dir? Ihr müsstet doch auch bald Prüfungen haben?", fragte er, während sie sich auf den Weg zu Jess und Caseys Wohnung machten. Die war zum Glück nicht weit weg und so klingelten sie kurze Zeit später an der Tür.

Hector machte schon den Mund auf, um zu fragen, warum um alles in der Welt Jacks Familie denn enttäuscht gewesen war, doch da fuhr der Jüngere auch schon fort und versicherte, es wäre eine lange Geschichte. Gut, vielleicht erzählte er es ja später. „Oh, ja. Ich muss für zwei Prüfungen lernen… für zwei weitere habe ich mich ehrlich gesagt wieder abgemeldet“, gestand Hector und lächelte schon fast etwas schuldbewusst (oh ja, er war ein großartiger Schauspieler). „Was soll ich sagen…? Bevor ich eine schlechte Note schreibe, verschiebe ich die Prüfung lieber um ein Jahr. Dann habe ich mehr Zeit, um mich vorzubereiten. Nimm dir vielleicht nicht unbedingt ein Beispiel an mir“ Sagte er ein wenig ernst, aber gleichzeitig auch amüsiert und klingelte schließlich an der Tür zu den Youngs. Es dauerte nicht lange und Jess öffnete die Tür. Hector runzelte etwas die Stirn und sah an ihr hinab. Sie sah erstaunlich leger aus, beinahe jugendlich und…sie roch nach Sex. Himmel Herr Gott. Er konnte sich ausmalen, wie Casey und sie den bestandenen Abschluss gefeiert hatte. „Wie schön euch zu sehen! Gebt mir eine Minute im Bad, ich bin gleich für euch da! Geht doch schon mal ins Wohnzimmer“, raunte sie mit einem breiten Strahlen und eilte davon.
„Manche Dinge ändern sich nie“, murmelte Hector, schloss hinter ihm und Jack die Tür und ließ ihm den Vortritt ins Wohnzimmer. Derweil war Jess im Bad verschwunden und machte sich frisch, während sie gut gelaunt vor sich hin summte.

"Okay, kann ich verstehen. Schlechte Noten versauen auch nur den Schnitt", antwortete Jack mit einem Grinsen, völlig nichtsahnend, dass er angelogen wurde. "Warum also meinst du, du wärst ein schlechtes Vorbild?" Ihr Gespräch wurde von der sich öffnenden Tür unterbrochen. "Wow. Schickes Outfit, Jess", sagte er nach der Begrüßung und war schon in der Wohnung, ehe Hector hinterher kam. Er wartete auf den älteren und bekam noch mit, dass der etwas vor sich hinmurmelte. "Was?", fragte er, während er in das Wohnzimmer ging.

Als Casey aus dem Zimmer kam, kam Jess gerade aus dem Bad, weswegen er grinste. "Na, wer ist gekommen?", fragte er und war wenig überrascht, dass Hector Jack begleitete. In den letzten Wochen sah man die beiden immer häufiger beisammen. Der Gedanke ließ ihn inne halten und Jess nochmal anhalten. "Jess. Zwischen Hector und Jack. Läuft da was?", fragte er, in der Hoffnung, dass Hector vielleicht mit Jess gesprochen hatte.

„Hm? Ach, ich meinte nur, es ist schön, dass sich manche Dinge nicht ändern. Zum Beispiel, dass es im Hause Young immer etwas…chaotisch ist. Eine verlässliche Konstante“, antwortete Hector mit einem schiefen Grinsen und ließ sich auf das Sofa fallen. „Genauso, wie auf Jess Kleidung immer Verlass ist. Egal was sie trägt, es sieht gut an ihr aus“, setzte er hinzu, seufzte und sah amüsiert wieder zu Jack hinüber. Sein Blick wanderte an Jack hinunter und schließlich wieder auf, ehe er entschieden nickte. „Dein Kleidungsstil kann sich aber auch sehen lassen. Ich glaube, wenn Casey gut gekleidet ist, dann liegt das eher an Jess… Ansonsten würde er sicher jeden Tag einen Hoody anziehen. Und Jeans… Das ist wie in diesen Zeichentrickserien, in denen die Leute immer das gleiche Outfit anhaben, als würden sie nicht anderes besitzen – oder sie haben das gleiche Outfit in zwanzigfacher Ausführung.“

„Das nenne ich Timing“, schnurrte Jess leise, als sie aus dem Bad kam und Casey beinahe zeitgleich aus dem Zimmer gekommen war. Bevor sie die Frage des Älteren beantworten konnte, waren bereits Hector und Jacks Stimmen zu hören – laut genug, dass auch er als Mensch sie hären konnte. Jess nickte schon schmunzelnd in die Richtung des Wohnzimmers als stumme Aufforderung, ihr zu folgen, als Casey sie noch einmal anhielt. Überrascht fuhr sie herum und sah ihn erstaunt an. „Was?“, fragte sie und blinzelte. „Zwischen Hector und Jack?“, sie lachte leise. „Unsinn! Jack steht doch nicht auf Männer. Oder doch?“, fragte sie Casey und war sich auf einmal nicht mehr so sicher. Was wusste sie schon, ob Jack auf Männer stand, oder nicht? Nur weil er auf Frauen stand, ganz offensichtlich, musste das ja nicht bedeuten, dass er sich von Männern nicht angezogen fühlte. Aber dann würde es Casey doch sicher wissen…oder?
„Es läuft bestimmt nichts zwischen den beiden. Sie verstehen sich einfach gut. Außerdem, Hector hatte noch nie etwas mit einem Menschen, meine ich. Wieso sollte er jetzt damit anfangen?... Ich rede aber gerne nachher mit ihm, falls dich das beruhigt“ Ihn und sie selbst. Hoffentlich hatte sie recht…

"Chaos? Wo siehst du denn hier Chaos?", fragte Jack lachend und setzte sich neben Hector auf das Sofa. Verwundert zupfte er an seinem Hemd und fragte sich, was Hector meinte. Er war jetzt auch nicht unbedingt der Typ, der Stunden damit zubrachte das passende Outfit zu suchen. Allerdings lief er tatsächlich selten in Hoodies rum. Und soweit er sich erinnern konnte hatte er Casey kaum in etwas anderen gesehen. Außer wenn er T-Shirts trug, weil es zu warm für Pullis war. "Er mag seine Shirts einfach. Oder will auf sein Art ein Zeichen gegen gesellschaftlichen Zwang setzen?", schlug er vor. "Was ist mit dir? Wie viele Outfits hast du im Schrank? Vermutlich sind sie alle unterschiedlich." Jack zwinkerte und ließ sich bequemer in die Polster sinken.

"Jack vielleicht nicht, aber Hector ja wohl ganz sicher", murmelte Casey und atmete tief durch. Vielleicht hatte Jess ja recht und er sah Gespensert. Hector war kein Frischling mehr und wusste, dass es nicht schlau war eine Beziehung mit Menschen aufzubauen. Schon gar keinen Teenagern. "Ach, schon gut. Vermutlich irre ich mich. Ich fände es nur sehr schade, wenn Jack irgendwas falsch versteht und am Ende doof da steht", antwortete er mit einem Lächeln. "Trotzdem besser wir lassen die beiden nicht länger alleine im Wohnzimmer."

„Falsch versteht? Meinst du, er macht sich wegen so etwas wirklich Gedanken? Er sieht in Hector doch nur einen netten Jungen“, sagte Jess und hoffte wirklich, dass es auch so war. Sie sollte wirklich ein Wörtchen mit dem Älteren wechseln. Vielleicht könnte sie das ja gleich einfädeln…

„Wie, sag nicht, du siehst kein Chaos?“, gab Hector grinsend zurück und lachte. „Dann ist es vielleicht besser, wenn wir es dabei belassen“ Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und sah Jack von der Seite an, als dieser sich neben ihm niederließ. „Oh, ich glaube, Casey ist es schlichtweg egal, der macht das sicher nicht, um irgendein Zeichen zu setzen“, antwortete Hector schmunzelnd.
„Oh, mein Schrank“ Er zuckte mit den Schultern. „Ja, es sind definitiv alle unterschiedlich. Aber er ist jetzt auch nicht wirklich…riesig. Zwei, drei lange Hosen, ein paar Shirts, einen Pulli, eine Jeans- und eine Lederjacke…“, zählte er auf und zuckte erneut mit den Schultern, als schließlich Jess mit Casey hereinkam.
„Klingt wie Inventur deines Kleiderschranks“, kommentierte Jess mit einem amüsierten Lächeln. „Da schließe ich mich lieber nicht an, sonst sitzen wir morgen noch hier“. Sie ging zum Sofa hinüber, nahm neben Jack Platz und drückte den Jüngeren ohne Vorankündigung. „Alles, alles Gute, Jack! Glückwunsch zu deinem Abschluss, ich freue mich für dich!“, sagte sie und entließ ihn dann wieder auf der Umarmung. „Ich habe den besten Champagner gekauft, den ich finden konnte. Möchtest du ein Glas? Dann können wir anstoßen. Wobei ich leider passen muss – ich muss nachher noch weg und sollte nüchtern sein – aber ihr beiden“, sie sah von Jack zu Casey. „Habt euch ein Gläschen redlich verdient“

Casey lachte ein wenig und schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass Jack wirklich an sowas bei Hector denkt. Aber wenn der weiterhin flirtet, dann könnte selbst Jack anfangen sich über seine Absichten Fragen zu stellen. Und-", Casey zögerte und blieb sogar noch einmal stehen. "Ich denke ich will einfach nur nicht, dass Jack verletzt wird. Er ist deutlich im Hintertreffen, wenn es um uns geht. Er ist doch nur ein Kind..", beendete er den Gedanken und zuckte die Schultern. Jess lächelte verständnisvoll, wies aber daraufhin, dass Jack selbst nach menschlichen Standards kein Kind mehr war, zumindest nicht mehr lange. Dann ließen sie das Thema auch ruhen, weil es Zeit wurde zu den beiden Jungs zu stoßen.

"Du solltest mal mit zwei kleinen Mädchen zusammen wohnen, dann weißt du was Chaos ist", lachte Jack und hörte Hector dann beim Aufzählen seiner Kleider zu. "Ja, ganz kleiner, dezenter Kleiderschrank", antwortete er trocken, mit einem kaum zu erkennenden Schmunzeln. Das Thema wurde von Jess und Casey unterbrochen, die zu ihnen stießen. Zu seiner Überraschung bekam er eine warme Umarmung und die Überraschungen nahmen kein Ende. "Champanger?", fragte er etwas baff und sah Casey an, der mit einem Grinsen die Schultern zuckte. Der Beste Champagner? Wegen eines Schulabschlusses. "Du bist sicher, dass deine Familie nichts mit der Mafia zu tun hat?", fragte er ohne nachzudenken seinen Schulkamerade und erntete zumindest von Caseys Seite ein fröhliches Lachen. "Nicht die Mafia", sagte der zu Jack, was irgendwie noch geheimnisvoller war und Jacks Neugier erst recht weckte. Allerdings hatte er im letzten Jahr gelernt, dass er nicht viel beantwortete bekommen würde, wenn es um Casey ging. Besser er fragte Hector später danach. Außerdem gab es da noch ein anderes Thema: "Was, du musst weg? Wohin denn?"

Champagner? Ein Bier hätte es zwar vermutlich auch getan, aber so war Jesaiah nun mal. Hector verkniff sich ein Grinsen und überlegte sich schon einmal eine Ausrede, weswegen er ebenfalls auf den Champagner verzichten würde. Als Jack von Mafia redete, musste er lachen. Der Kerl kam wirklich auf witzige Ideen. Als ob sie mit der Maffia zu vergleichen waren! Sie brachten ja hoffentlich weit weniger Menschen um als die Maffia. Caseys Antwort war allerdings nicht sonderlich hilfreich. Wahrscheinlich schüttete er damit nur noch mehr Öl ins Feuer und später würde Jack ihn diesbezüglich fragen. Noch etwas, worum er sich Gedanken machen sollte…
„Was hat denn die Mafia mit Champagner zu tun?“, empörte sich Jess und war wieder aufgestanden. „Ein Schulabschluss ist eine große Sache! Da kann man also auch mal mit etwas wirklich Gutem anstoßen“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
„Keine Sorge, ich bin noch eine Weile da, aber nachher fahre ich noch zu meinem Freund. Und hinterm Steuer sollte ich besser nicht betrunken sein. Mein Fahrstil ist schon nüchtern turbulent“, sagte sie schmunzelnd und nickte in Richtung Casey. „Frag ihn, er kann sicher ein Lied darüber singen. – Du“ Sie zeigte auf Hector und bedeutete ihm mit dem Finger aufzustehen. „Mitkommen in die Küche. Die anderen zwei sollen es sich gemütlich machen“, sagte sie munter und ging voran. Hector stand auf und folgte ihr. „Ich kann mich gar nicht daran erinnern, ob es all das auch für mich zu meinem Abschied gab“, raunte er grinsend.

Im Prinzip hatte die Mafia natürlich nicht mit Champagner zu tun. Nach einem Blick in Jess Gesicht entschied er sich aber dagegen ihr zu sagen, dass er damit eher die finanziellen Mittel meinte, die sie scheinbar auffahren konnte. Zumindest kannte er sonst keine Familie, die Champagner auspackte, weil ihr Kind die Schule abgeschlossen hatte. Schon gar nicht, wenn es eigentlich "nur" der Neffe war. Nein, besser er sagte das Jess nicht. Also Lächelte er nur freundlich und hob die Hände um vor ihrer nicht ausgesprochenen Drohung zu kapitulieren. "Ich nehme das so hin und rühre mich keinen Zentimeter", versprach er und grinste Casey an, der zurück schmunzelte. Als Hector und Jess das Zimmer verlassen hatten, lehnte er sich zu seinem Kumpel rüber und fragte: "Fährt sie wirklich so schlimm? Sollte man sie dann in den Straßenverkehr lassen?"

„Okay, was ist los?“, fragte Hector, nachdem er die Küchentür hinter ihnen geschlossen hatte und fuhr mit einem fragenden Blick zu Jess herum. Die stand bereits am Küchenschrank und holte zwei Gläser heraus. „Wieso, wie kommst du darauf?“, fragte sie und tat unschuldig. Hector schnaubte und lehnte sich neben sie gegen die Küchenzeile. „Ich weiß nicht? Vielleicht liegt es daran, dass ich dir in der Küche helfen soll. Bei zwei Gläsern Champagner. Die ganz bestimmt nicht ohne meine Hilfe befüllen und tragen kannst…“, raunte er und verschränkte schmunzelnd die Arme locker vor der Brust. Jess sah auf die beiden Gläser in ihren Händen, seufzte und stellte sie nickend hin.
„Ja, ist ja gut. Brauchst du was zu trinken? Oder hast du schon gegessen?“, fragte sie neugierig. „Ansonsten…schenke ich dir besser auch ein Glas ein. Sonst wundert sich Jack noch“
„Von dem guten Champagner? Wäre das nicht irgendwie… Perle vor die Säue, wenn du ihn mir gibst?“, fragte er und zog eine Braue hoch. „Ach, macht schon nichts. Wir wahren den Schein. Denk nur dran, das Zeug nicht zu schnell zu trinken“, sagte sie, zog noch ein Glas heraus.
„Alles klar. Aber… das war doch noch immer nicht der Grund, weswegen ich mitkommen sollte, oder?“, fragte er und beobachtete die Jüngere aus leicht zusammen gekniffenen Augen.
„Hrm“, machte sie und verdrehte die Augen, während sie ihm den Rücken zukehrte und den Champagner holte. „Nein. War es nicht. Casey und mir ist aufgefallen, dass du und Jack euch… gut versteht. Und ihr euch scheinbar in den letzten Monaten einige Male gesehen habt… Hector… was soll das? Es ist eine Sache, seine Rolle zu spielen, aber eine andere wenn du dich mit ihm triffst. Du hast dich doch früher auch immer von Menschen eher ferngehalten. Und vor hundert Jahren hast du dich noch über mich lustig gemacht, weil ich Zeit mit Menschen verbracht habe“, sagte sie mit gesenkter Stimme und warf dem Älteren einen längeren Blick zu, ehe sie den Champagner öffnete.
Aha. Also das war der Grund gewesen. Hector folgte ihren Bewegungen und zuckte locker mit den Schultern. „Ja, wir verstehen uns gut, aber das ist ja nichts bei. Er ist ein netter Kerl, das ist alles. Mach dir keine Sorgen, ich pass schon auf“, versicherte ihr leicht hin und lächelte sie charmant an.
„Es ist trotzdem nicht gut, wenn du so viel Zeit mit ihm verbringst… Du… Magst du ihn?“, fragte sie, hielt beim Einschenken inne und sah zu dem Älteren hinüber.
„Klar. So wie Casey und du vermutlich auch, oder nicht?“, gab er zurück. Natürlich war ihm klar, dass Jess auf etwas anderes anspielte. Nur wollte er darauf nicht eingehen. Da war schließlich nicht mehr zwischen ihm und Jack. Mal ganz davon zu schweigen, dass der Jüngere ohnehin hetero war.
Jess schnaufte, beließ es dann aber dabei und schenkte zu Ende ein. Zwei Gläser drückte sie Hector in die Hand, ein viertes befüllte sie rasch mit Wasser für sich, und nahm dann noch das letzte Champagnerglas. Mit diesen ausgestattet gingen sie daraufhin zurück ins Wohnzimmer.
Mit einem charmanten Lächeln reichte Hector das eine Glas an Jack weiter, während Jess eines an Casey weiterreichte.

Als Hector und Jess zurück kamen, waren Jack und Casey am lachen. Casey hatte seinem Mitschüler einige (etwas übertriebene) Geschichten von Jess Fahrkünsten erzählt. Casey zwinkerte Jess zu, als sie zu ihm kam und das Glas übergab. Jack bekam unterdessen ein Glas von Hector und am Ende standen sie alle um gemeinsam anzustoßen. Es war tatsächlich das erste Mal, dass Jack Champagner trank und ... Er war sich nicht sicher, ob er es mochte. Er kribbelte ziemlich in der Nase, aber vielleicht lag es auch daran, dass er zu schnell einen zu großen Schluck genommen hatte. Während er versuchte nicht zu niesen, kam bei den anderen wieder ein Gespräch in Gang. Jack schniefte und sah plötzlich in Caseys Fragende Augen. Die Frage hatte er irgendwie gehört, aber nicht richtig mitgeschnitten, dass sie an ihn gerichtet war. Was doof war, sonst gab es hier ja niemanden, zu der sie passte. "Oh, ich werde mich an der London School Economics bewerben und hoffen, dass sie mich nehmen. Deswegen bleib ich den Sommer auch hier und fliege nicht mit meinen Eltern in den Urlaub", antwortete er und zwinkerte Hector zu. "Ich bewerbe mich natürlich auch an anderen Unis, aber das wäre wirklich meine Wunsch-Uni. Also drückt mir die Daumen, dass sie der Meinung sind ich bin es Wert bei ihnen zu studieren. Was ist mit dir? Hast du Pläne?", fragte er zurück und brachte Casey damit in Verlegenheit.
"Ehrlich gesagt.. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet den Abschluss zu kriegen. Daher... Hänge ich jetzt etwas in der Luft was das weitermachen angeht. Vielleicht mach ich ein - keine Ahnung - Sabbatjahr? Um was zu finden?", antwortete Casey unsicher und verstummte unter dem etwas perplexen Blick von Jack. Der konnte sich einfach nicht vorstellen, dass man sich keine Gedanken über seine Zukunft machte. Schon gar nicht, wenn man im letzten Jahr der Schule steckte, ob man nun den Abschluss bekam oder nicht.

Hector hielt sich an Jess Rat und nippte nur vorsichtig an seinem Glas, dessen Inhalt für ihn nach Nichts schmeckte. Vermutlich eine Verschwendung, auch wenn er von Jack und Caseys Gesicht jetzt nicht unbedingt ablesen konnte, ob das Zeug etwas taugte oder nicht. Als er noch Mensch gewesen war, hatte es Champagner schon gewesen, aber er als Bauernjunge irgendwo in Spanien, war nie dazu gekommen, ihn zu probieren. Und selbst wenn, hätte er damals womöglich anders geschmeckt als heute.
Sie fingen an zu plaudern. Es ging natürlich um den Schulabschluss und die nächsten möglichen Schritte. Casey wandte das Wort an Jack, doch der schien wohl in Gedanken woanders gewesen zu sein. Sobald sein Kopf scheinbar wieder im Hier und Jetzt war, erzählte er von seinem Vorhaben. Aha, dachte Hector ist, als Jack ihm auch kurz zuzwinkerte. Da war wohl der Grund, warum seine Familie ein bisschen enttäuscht war – sie würde jetzt ohne ihren Sohn nach Italien fahren.
Dann war Jack wohl ein paar Tage oder Wochen allein… schlussfolgerte Hectors Kopf, der sich selbst nicht ganz sicher war, warum er das dachte. Es spielte für ihn ja keine Rolle…
Sie versicherten unisono, dem Jüngeren die Daumen zu drücken, wünschten ihm viel Erfolg und hofften sehr, dass er eine Zusage von der London School of Economics erhalten würde. Daraufhin war Casey an der Reihe. Neugierig sah Jack den Älteren an, der offensichtlich noch keinen fixen Plan wie sein Schulkammeraden hatte.
„Klingt doch nicht schlecht“, warf Hector ein, um die Stille ein wenig zu überbrücken. „Vielleicht dauert es ja nicht einmal lange, bis du was gefunden hast. Ihr geht doch bald in den Urlaub, oder? Vielleicht brauchst du einfach etwas Zeit und Entspannung, um darüber ins Klare zu kommen“, fuhr er fort.
„Was immer es wird, ich stehe hinter dir. Genauso wie der Rest der Familie“, sagte Jess, legte eine Hand auf Caseys Schulter und lächelte ihn warm an. Er musste schließlich nicht studieren und niemand würde ihn zwingen. Von nun an würde Galon nicht mehr hinter ihnen stehen und auf die Schulpflicht pochen, denn die war nun endlich vom Tisch.

"Ihr fahrt in den Urlaub?", fragte Jack etwas perplex und war fast schockiert als Casey nickte. "Ein paar Wochen einfach mal richtig raus", sagte er und wandte sich dann wieder Jess zu, die ihn liebevoll ansah. Da kostete es ihn einiges an Willenskraft nur zurück zu lächeln und danke zu sagen. Wo er doch eigentlich etwas ganz was anderes tun wollte. Aber eben nicht vor Jack. Weswegen er auch zurück zu seinem Mitschüler sah und feststellte, dass der mistrauisch aus der Wäsche sah.
Während Casey und Jess Blicke getauscht hatten, hatte Jack festgestellt, dass seine Cousinen ihn sicherlich nicht so ansehen würden. Die waren zwar auch alle jünger als er und fanden ihn eher peinlich. Aber selbst wenn sie älter wären, bezweifelte Jack, dass sie ihn jemals so ansehen würden. Nachdenklich sah er zu Hector rüber und fragte sich, ob da zwischen den beiden wohl doch mehr war, als bloß familiäre Bindung. Andererseits hatte Jess doch einen Freund. Er bildete sich das wohl doch nur ein. "Wohin geht denn der Urlaub? Und wann gehts los?", fragte Jack und verscheuchte die Gedanken an irgendwelche Beziehungen, die vielleicht nicht existierten.

Hector schaute sparsam drein. Fehlte nur noch, dass die beiden sich vor Jack anfingen zu küssen. Bei diesen Blicken… Da sollten sie sich langsam eine bessere Ausrede oder Lüge ausdenken, als nur zu behaupten, Jess hätte einen ominösen Freund. Vielleicht sollte sie mal überlegen, ob sie nicht tatsächlich mal mit ihrem „Freund“ aufkreuzen sollte, damit Jack ihn sah und das Ganze nicht anfing anzuzweifeln. Selbst wenn Casey davon sicherlich begeistert wäre. Schon allein um den
Älteren ein wenig zu triezen, würde er fast vorschlagen, dass er sich für die Rolle anbietet… Aber eben nur fast. Es würde keinen Sinn ergeben, wenn er sich nach all den Monaten als ihren Freund entpuppen würde. Also würde wohl wer anderes dafür herhalten müssen… Geschweige denn, sie hielten es für nötig. Wer wusste schon, ob Casey überhaupt noch Kontakt zu Jack haben würde, jetzt, nachdem sie ihren Abschluss hatten und nicht mehr gemeinsam auf eine Schule gingen. Vermutlich würden sie sich aus den Augen verlieren und Jack würde schon bald keine Rolle mehr in ihrem Leben spielen… und in seinem eigenen damit auch nicht… Hectors nachdenklicher Blick lag auf Jack, der ihm in diesem Moment doch ziemlich Leid tat. Als er Jacks Blick auf ihm bemerkte, blinzelte er und lächelte unbekümmert.
„Nach Island!“, verkündete Jess strahlend, woraufhin Hector prustete und sie ihn ärgerlich ansah. „Was?“ „Island? Im Sommer? Manche fliegen da auf Inseln oder andere sommerliche Ziele am Meer-“ „Island ist eine Insel und liegt auch am Meer“ „Ja…nur will dort keiner um diese Zeit…oder irgendeiner anderen Zeit, schwimmen“, gab Hector zurück.
„Wir gehen ja auch nicht dorthin, um zu schwimmen. Das Wetter auf Island im Sommer ist einfach am stabilsten. Außerdem soll Island unfassbar schön sein. Die Natur und, ganz wichtig, Juli und August sind ideal, um Wale zu beobachten!“, konterte Jess, was Hector ergebend nicken ließ.
„Wir haben ungefähr drei Wochen und machen eine kleine Rundreise über Island“, fuhr sie fort und überließ die Frage, wann sie losfuhren, lieber Casey.

"Oh", mischte Jack sich ein und grinste Hector an. "Da gehen sehr viele Leute schwimmen. Island ist eine Vulkaninsel, da gibt es jede Menge heiße Quellen, in denen man sich richtig schön aufwärmen kann", sagte er. Wobei er Island auch für ein recht komisches Ziel hielt. Zumindest war es mal was anderes. Und Wale sehen war doch auch mal was spannendes. "Drei Wochen? Das sind ja fast die ganzen Ferien. Wann fahrt ihr denn los?", fragte Jack zurück und wunderte sich, wann Casey denn seine Bewerbungen machen würde. Oder er meinte es wirklich ernst damit ein Jahr auszusetzen... "Ich denke der Flug geht Samstag, oder?", fragte Casey als antwort in Jess Richtung, die zustimmend nickte. Jack nickte einen kurzen Moment, während er überschlug, dass Casey es dann ja doch schaffen würde Fristen einzuhalten, wenn er dann eine Idee hatte, was er tun wollte. Und dann fiel ihm etwas ganz anderes auf. "Wow, hey! Halt! Diesen Samstag?", fragte er bestürzt und sah fassungslos, wie Casey nickt. "Aber dann bist du ja zur Verabschiedung gar nicht da!" Caseys nachsichtiges Lächeln brachte ihn fast noch mehr auf die Palme. "Das haben wir nur einmal im Leben! Ey, ihr stoßt sogar mit Champagner drauf an, aber zur offiziellen Zeugnissübergabe kommst du nicht?"

Hector war in Gedanken noch bei den heißen Quellen auf Island, als das Gespräch sich weiterentwickelte und Jack sich letztendlich empörte. Blinzelnd sah Hector auf, wechselte einen kurzen Blick mit Jess und schaute dann wieder zu Jack.
„Du hast natürlich recht, aber Jack, Casey hatte gar nicht mehr wirklich daran geglaubt, seinen Schulabschluss zu schaffen. Und in diesem Fall wäre er gar nicht zu dem Fest gegangen. Der Urlaub hätte ihn aufmuntern sollen… Dass es anders gekommen ist, ist fantastisch, aber der Flug ist gebucht, wir können es nicht einfach ablasen“, sagte Jesaiah und versuchte ihrem Freund zu Hilfe zu kommen. „Es tut mir wahnsinnig Leid, Jack, sei nicht sauer, okay? Casey kann nichts dafür, die Idee ist auf meinen Mist gewachsen“, fuhr sie fort und sah den Jüngeren verzeihungsheischend aus ihren großen blauen Augen an.
„Es wird doch sicherlich noch ein Fest geben, oder nicht? Von euch Schülern organisiert?“, fragte sie und hoffte sehr, dass dem so war. Sie kannte sich leider bei so etwas nicht wirklich aus.

Okay, wenn Jess einen so ansah, war es schwer enttäuscht zu bleiben. Vor allem, wenn die Erklärung so einleuchtend war. Immerhin war Casey echt auf der Kippe gewesen. "Ja, ist ja gut", grummelte er und nahm seufzend einen weitern Schluck vom Champagner. "Der ist echt gut. Champagner hab ich noch nie getrunken, aber ich könnte mich glatt dran gewöhnen", sagte er und grinste leicht. War jedenfalls das nettere Thema als die Feier der Klasse. "Ich weiß es wirklich noch nicht. Bisher haben wir darüber immer nur locker geredet. Ich würde gerne was auf die Beine stellen, aber das wäre dann auch eher in den nächsten Tagen gewesen. Vielleicht sind die anderen ja auch erstmal beschäftigt. Dann können wir vielleicht irgendwann zum Ende der Ferien einen Termin finden und nicht so sehr unseren Abschluss sondern unser Eintritt ins richtige Leben feiern. Irgendwas finden wir schon", sagte er und sah Casey dann mit einem schelmischen Grinsen an. "Glaub ja nicht, dass du mich jetzt so schnell los wirst. Wir kennen uns vielleicht gerade mal zwei Jahre, aber nur weil wir jetzt nicht mehr auf die selbe Schule gehen, heißt das ja nicht, dass man sich gar nicht mehr sehen muss." Aus dem Augenwinkel warf er einen Blick in Hectors Richtung. Es wäre ziemlich schade, wenn er die ganze (komische) Familie nicht mehr sehen würde, nur weil er nicht mehr Caseys Klassenkammerad war.

„Sehr gut! Das freut mich! Warte, ich hole eben die Flasche, dann bekommst du noch etwas!“, raunte Jess mit einem strahlenden Lächeln, stellte ihr Glas mit Wasser beiseite und verschwand in der Küche. Kurz darauf war sie wieder da, lauschte Jacks Erklärung, dass durchaus noch eine weitere Feier geplant war und füllte ihm großzügig das Glas wieder ein. Zugegeben, sie hatte keine Ahnung, wie stark Champagner war, weswegen sie sich da auch nicht wirklich Gedanken darum machte. So lange Jack heute nicht mehr Auto fuhr – und das würde er nicht tun, da er immer mit der U-Bahn unterwegs war, war alles in Ordnung.
Bei Jacks Nachsatz, dass Casey ihn so schnell nicht los werden würde, wurde Hector ziemlich schwer ums Herz. Wenn der arme Junge wüsste… Hoffentlich brach Casey nicht einfach den Kontakt zu dem Jüngeren ab. Und dann fragte sich Hector, ob das für ihn eigentlich auch galt… Und in diesem Augenblick sah Jack zu ihm hinüber. Zumindest sah es so aus. Hectors Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Er wollte etwas sagen, ließ es dann jedoch und nippte stattdessen an seinem Glas.
„Ach Jack“ Jess legte ihren Arm um den Jüngeren und lächelte ihn an. „Das ist wirklich süß von dir! Casey wird sich bei dir melden, dafür sorge ich!“, raunte sie und legte wie zum Schwur die Hand an ihr Herz. „Und du bist immer gerne hier willkommen“, versicherte sie ihm, drückte ihn leicht und trat dann wieder etwas zurück.

Casey sah etwas tadelnd zu Jess hinüber. Was hatte sie eigentlich vor mit ihrem Versprechen? Immerhin würde er diese Freundschaft nicht ewig aufrecht erhalten können. Eigentlich war er ja von Anfang an dagegen gewesen Jack weiter in sein Leben hinein zu lassen, der Junge lebte mittlerweile gefährlicher als er es selbst wusste. Es wäre besser gewesen den Kontakt so schnell wie möglich abzubrechen. Und trotzdem stellte Case fest, dass er merklich erleichtert war, dass Jack ihn nicht einfach hängen lassen wollte. Deswegen lächelte er seinen Kumpel auch leicht verschämt zu. "Ich hatte auch nicht erwartet, dass du dich so leicht abschütteln lässt. Schließlich warst du von Anfang an ziemlich hartnäckig", neckte er und hielt Jack sein Champagnerglas entgegen. Schuldlos grinsend stieß Jack mit ihm an. "Okay, schuldig. Aber wenn ich nicht hartnäckig wäre, würdest du heute noch alleine in der hintersten Ecke des Klassenzimmers sitzen, also sei dankbar, dass ich Herausforderungen mag", gab Jack zurück und ließ sich dann auf dem Sofa wieder zurück sinken. Da hatte er erst - war es schon ein Glas? - von dem Champagner getrunken und schon merkte er es im Kopf. Das Zeug hatte eben etwas mehr Umdrehungen als Bier. Vermutlich auch mehr Zucker. Jack war es recht egal. "Ich finde es toll hier sein zu dürfen. Danke", sagte er feierlich und hob sein Glas. Sie stießen tatsächlich darauf an (Jess mit Wasser) und dann unterhielten sie sich über dieses und jenes, während die Flasche sich allmählich leerte.