Vampire-Das RPG II

Jael war natürlich nicht taub und schon gar nicht blind, weshalb er Thomas nach dem veranstalteten Krach ziemlich schnell fand.
"Was an: Keine Streifzüge!, hast du nicht verstanden?", fragte Jael gefährlich leise und zog Thomas am Kragen wieder auf die Füße.

Thomas zog schuldbewusst die Schultern hoch und musterte interessiert den Boden. Als er Jael in die Augen sah, war sein Blick ein bisschen trotzig, wie der eines kleinen Kindes, der mit der Hand in der Keksdose erwischt wurde.
"Ich war doch nur duschen. Ich wollte den anderen nicht so schmutzig und heruntergekommen unter die Augen treten! Ich hab auch alles gewischt und an den Platz gelegt!", erklärte er und obwohl er versuchte selbstsicher zu klingen, zitterte seine Stimme noch ein wenig ängstlich. Obwohl Jael nicht viel älter als er selbst aussah, weckte er in Thomas natürlichen Respekt.

Jael konnte nicht anders, als ein ganz klein bisschen zu Schmunzeln, als Thomas da vor ihm stand und verzweifelt versuchte sich zu rechtfertigen.
"Immerhin weiß er, dass das nicht ganz die richtige Entscheidung gewesen ist", dachte Jael und zuckte, für Thomas sichtbar, mit den Schultern.
"Warte nächstes Mal wenigstens, bis dir jemand den Weg zeigen kann. Deine Irrfahrt hier durchs Haus verwirrt die anderen sonst nur."

"Tut mir leid.", erwiderte Thomas, allerdings nicht mehr so eingeschüchtert. Er grinste Jael aufgeweckt an und konnte nicht verhindern sich neugierig umzusehen.
"Das Haus ist der Wahnsinn! Ich hab das Lesezimmer gesehen, ich glaube so viele Bücher habe ich sonst nur in der Bücherei gesehen... wie alt die waren! Wow! Und ich habe das mit der Kühltruhe versucht und ich muss sagen, dass es wirklich was anderes war. Irgendwie so schön... tja..."
Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, konnte allerdings nicht verhindern, dass seine Augen aufgeregt funkelten.

Amanda hatte sich zur Gleichen Zeit auch einfach über Thomas' Frühstück hergemacht - wieso schlief er auch so lange? Grinsend sprang sie aus dem Bett und trommelte auf der Kühltruhe herum.
"AUFSTEHEN!"
Als nichts passierte öffnete sie einfach den Deckel und riss die Augen schockiert auf. Er war weg! Er hatte sie hier zurückgelassen!

"Mach das ruhig!", erwiderte Matthew lächelnd und wartete mit Natasha in der Küche auf Jilians Rückkehr. Grinsend beugte er sich zu seiner kleinen Tochter hinab.
"Gott, noch keinen ganzen Tag auf der Welt und schon sorgst du nur für Trubel!" Er lachte leise.

Emlyn saß währenddessen mit einem zufriedenen Lächeln auf ihrem Bett und war völlig in ihre Biologiebücher vertieft. Im Gegensatz zu früher wurden ihre Augen jetzt nicht mehr müde beim lesen, und obwohl es im Zimmer kein Fenster gab und das Licht recht schwummerig war konnte die die kleine Schrift mühelos lesen.
Es war schön, endlich wieder etwas...Vertrautes zu haben, etwas dass sie daran erinnerte, dass sie irgendwo vielleicht doch nocht Emlyn Gregson war.

Nachdem Jillian mit einer ziemlich ausgebeulten Tasche hinunter kam, machte sie sich auf zum Superiorhaus. Die Fahrt dauerte nicht all zu lange, genügte jedoch für Jillian, um noch einmal einen prüfenden Blick in die Tasche zu werfen. Sie hatte gewiss alles notwendige dabei. Und evtl. auch das eine oder andere überflüssige.

Michael hatte es inzwischen geschafft sich fertig zu machen und anzuziehen. Seltsamerweise fiel es ihm heute schwerer als sonst, die Waffe mit den Silberpatronen aus der Schublade zu holen und sie an sich zu nehmen. Er hatte eindeutig viel zu viel mit den Vampiren abgehangen. Was Dawn wohl zur Zeit machte? Die Kleine war immer für einen interessanten Auftrag zu haben.

Als der Fahrer vor dem Superiorhaus hielt, stahl sich ein kleines Grinsen auf Matthews Gesicht. "Wir sind da, meine Kleine!", flüsterte er und strich Natahsa über die Stelle am Kopf, wo ihre spärlichen, weichen Haare einen Wirbel bildeten. "Jetzt werden wir dich ein paar Leuten vorstellen!"

"Ein paar ist gut... Ja, wohl eher eine ganze Meute" Jillian schob, nachdem sie ausgestiegen und zur Haustüre getreten waren, langsam die Türe auf. Ob sie neugierig waren? Und warteten? Oder lief alles so wie immer?

William war bereits drinnen, trat gerade aus der Küche, als er jemand vor der Türe bemerkte und blieb stehen.

Amanda polterte aufgeregt die Treppen herunter, die Haare so wild wie die einer Vogelscheuche und einem panischen, gehetzten Gesichtausdruck.
"Tommy! Wo bist du?! Tommy, das ist nicht lustig!!"
Sie war so aufgeregt, dass sich ihre Stimme überschlug. Er war weg! Er hatte sie hier gelassen, bei fremden und war einfach gegangen!

"Hallo..." William musterte mit charmantem Lächeln die Fremde und nickte ihr höflich zu. "Ich bin William... kann ich Ihnen irgendwie helfen? Euch einen Gefallen tun?"

Amanda blieb abrupt stehen. Den fremden hatte sie bis jetzt vor lauter AUfregung gar nicht bemerkt.
"Ich suche einen Vampir! So groß, blonde Haare und..." Während sie versuchte Thomas zu beschreiben fuchtelte sie wild mit den Armen und ihre Augen flackerten hin und her, als würde sie erwarten, dass Thomas sich hinter ihrem Rücken davonschlich. Er hatte seine Drohung wahr gemacht!
Du solltest bei anderen Vampiren leben. Ich bin gar nicht der richtige Umgang für dich! Das hatte er doch erst vor wenigen Tagen gesagt, oder?
Amanda verschränkte schmollend die Arme, als sie ihre Beschreibung beendet hatte.
"So ein Doofkopf!"

"Ah...ja... nun ja, ein 'Doofkopf' ist mir nicht unter die Augen gekommen. Auch kein Vampir, der auf deine Beschreibung passt. Um ehrlich zu sein, habe ich erst sehr wenige heute gesehen" William ging auf sie zu.
"Mit wem habe ich eigentlich die Ehre?"

Amanda sah William aufgeweckt an und kräuselte schließlich amüsiert die Nase.
"Du sprichst genauso geschwollen wie dieser Jael. Wie mein Opa!" Fröhlich lachend streckte sie ihrem Gegenüber die Hand hin. "Ich bin Amanda!"
Ihre Augen strahlten dabei so fröhlich, dass kein Zweifel bestand, dass das >alte Männer< nicht als Beleidigung gemeint war.

"Freut mich wirklich Sie kennen zu lernen, Amanda. Ich hoffe, es stört Sie nicht, wie ich mich ausdrücke... ich kann mich einfach nicht immer ganz der Morderne anpassen. In Wahrheit könnte ich sicherlich... der Ururgroßvater, Ihres Ururgroßvaters sein", meinte William schmunzelnd, der ihre Hand inzwischen sanft ergriffen hatte.

"Woooow...", platzte es aufgeregt aus Amanda raus, die Williams Hand vielleicht etwas zu übermotiviert schüttelte. "Dafür dass du schon so verwest bist, siehst du aber gut aus!"
Ihre Augen musterten den jungen Mann mit Anerkennung. Spätestens jetzt war bewiesen, dass Amanda es nicht so mit dem Respekt hatte.
"Hast du auch so einen schrecklichen alten Namen? F...er....diiii...nand oder so?"

William lachte und schüttelte den Kopf, amüsiert was für ein Temperament und Betragen diese scheinbar blutjunge Dame an den Tag legte. "Nein, Ferdinand heiße ich zum Glück nicht. Ich heiße William, und damit du besser einschätzen kannst, wiee alt ich bin. Ich reiste einst auf der Mayflower. Jenen Mayflower, die am 6. September 1620. Ich denke, ich habe mich für mein Alter durchaus gut gehalten. Die Verwesung sieht man mir glücklicherweise in keinerweise an"

Amanda runzelte nachdenklich die Stirn und versuchte nachzurechnen wie viele Jahre das wahren. Doch hohe Zahlen brachten ihren Kopf zum kreisen.
"1620, das sind ja... sind ja... viele Jahre!", bemerkte sie schließlich grinsend und ließ endlich Williams Hand los. "Dann bist du wirklich ein richtiger Opa!"
Sie lächelte aufgekratzt, zuckte dann jedoch urplötzlich zusammen. Thomas!
"Was mach ich denn jetzt?!", rief sie aufgeregt und schielte zum Eingang. Sie war schneller als Thomas, wenn sie sofort loslaufen würde, könnte sie vielleicht....

"Bist du dir denn sicher, dass er nicht noch hier ist? Das Haus ist groß, die Zimmer zahlreich. Vielleich schläft er noch, oder ist in der Küche, frühstücken, oder aber er sieht sich einfach nur um", sagte William, der ihrem Blick gefolgt war. "Er muss nicht unbedingt das Haus verlassen haben, weißt du"

Out: wow eine Engelsgeduld!! ^^

"Ich weiß nicht. Wir haben hier geschlafen. Da war ein richtiges Bett und das war so schön weich und kuschelig und... als ich aufgewacht bin, dachte ich er schläft noch, also hab ich seine Konserve gegessen und als ich geguckt hab, war er nicht mehr da und er hat doch gesagt, dass er nicht mehr auf mich aufpassen will. Er ist bestimmt böse, dabei wollte ich doch nur für ihn was holen, kann doch keiner wissen, dass Krankenwagen keine Blutkonserven haben!"
Amanda machte ein unglückliches Gesicht.

"Kankenwagen? Klingt abenteuerlich. Hm, Vorschlag, wir gehen ihn gemeinsam hier im Haus suchen, ja? Vielleicht hat ja jemand anderes ihn gesehen. Ich glaube nicht, dass er dich einfach hier allein gelassen hat. Oder... hm, bist du dir sicher, dass du wieder in das gleiche Zimme gegangen bist? Und nicht vielleicht in eines, das du nur für das richtige gehalten hast? Die meisten Türen hier sehen sich nämlich zum Verwechseln ähnlich...", meinte William, der sie nach wie vor charmant anlächelte.

"Natürlich war es das richtige Zimmer!", schnaubte Amanda beleidigt, lief allerdings puderrot an und musterte den Boden verlegen. Sie war es nicht gewohnt, so erwachsen behandelt zu werden.
"Das wäre... äh... außergewöhnlich... nett.", sagte sie schließlich, während sie sich darum bemühte möglichst erwachsen auszusehen.

"Nun gut, sollen wir erst einmal in diesem Stockwerk nach ihm suchen? In den Aufenthaltsräumen? In der Küche? Wo zu erst?", wandte er sich fragend an sie, wobei er eine weite Geste machte, um auf all die Türen zu zeigen.

"Hier lang!", entschloss Amanda nachdem sie eine ganze Weile gegrübelt hatte. Munter lächelnd hakte sie sich bei William ein und zog ihn mit. Es konnte gar nicht schnell genug gehen!

Erneut legte sich ein amüsiertes Lächeln über Williams Gesicht, als er sich willig von ihr mitziehen ließ. Schwungvoll wurde die Türe geöffnet, für die sich Amanda entschlossen hatte.

Jetzt lächelte Jael endgültig.
"Keine Bange, du hast noch genug Zeit jeden noch so kleinen Winkel dieses Hauses kennen zu lernen. Jetzt gehen wir besser zu Amanda, bevor sie sich auch noch auf eine Reise begibt", meinte er und seufzte ein wenig beim Gedanken an noch eine Suche in diesem Haus.
Schnell hatte Jael Thomas auf direktem Wege zum Zimmer geführt und öffnete die Tür. Von Amanda keine Spur.
Tief durchatmend ließ Jael den Kopf hängen.
"Du weißt nicht zufällig wo sie hin ist, oder?", fragte er dann resigniert Thomas.