Vampire-Das RPG II

Emlyn sah verlegen zu Boden. Waffen einer Frau. Ein Satz, den man mit ihr nie verbunden hätte, ausser: "Jeder Frau ausser Emlyn hat diese Waffen..."
Doch schließlich nickte sie. Wenn man ein Vampir war, musste man doch auch jagen können, oder?
"In Ordnung...", sagte sie leise und riskierte sogar ein klitzekleines Lächeln.

"Ja?" Matthews Kopf, der eben noch auf seinen verschränkten Armen geruht hatte, schnellte hoch, "kommen Sie herein."

"Natasha!", mit einer sanften Singsang-Stimme trat Jilian in das Zimmer, in dem ihre kleine Tochter schlief, in der einen Hand bereits das nächste Fläschchen. Doch noch im Türrahmen fiel ihr diese beinahe herunter.
Hätte sie noch ein Herz gehabt, so wäre es in diesem Moment stehen geblieben. Direkt vor dem Kinderbett stand Hailey, leicht hinunter gebeugt.
"Hailey", kam es kehlig aus ihrem Mund, auch wenn sie nicht recht wusste wieso.
"Jilian!" Hailey richtete sich auf und wandte sich mit einem freundlichen Lächeln zu ihr herum. Aus dem Augenwinkel heraus sah Jilian, dass das Fenster ein wenig offen stand. Hatte sie es offen gelassen?

"Braves Mädchen", lobte Damion mit einem breiten Grinsen. In seinen Augen blitzte es vorfreudig, gab es eine bessere Ausrede um ungestört Jagen zu gehen, als einen Frischling einzuweisen?

Jael öffnete leise die Tür und betrat den Raum.
"Ich hoffe ich störe Sie nicht", sagte er und blieb vorsichtshalber in der Nähe der Tür stehen um wider gehen zu können, fals der Zeitpunkt ungünstig war.

Emlyn mied Damions Blick wieder. Ob das so eine gute Idee gewesen war, zuzusagen? Nun ja, jetzt war es zu spät, sie hatte gesagt, sie würde mitkommen, und sie würde jetzt nicht kneifen!
"Ich bin bereit!", sagte sie also mit so viel Entschlossenheit, die sie aufbringen konnte.

"Nein, natürlich nicht!", Matt lächelte Jael müde, aber aufrichtig zu, "kommen Sie nur rein!" Er deutete auf einen freien Sessel vor dem wuchtigen Schreibtisch aus Mahagoniholz. "Ich bin gerade dabei, mit meinen Verbündeten die Verluste auszugleichen." Er seufzte leise und rieb sich erneut die Nasenwurzel, wobei seine Sonnenbrille gefährlich wackelte, "Ihren Leuten steht übrigens auch eine zu. Haben Sie große Verluste erlitten?"

"Vorhin warst du noch nicht da gewesen... bist du überhaupt durch die Türe gekommen?", fragte Jilian etwas nervös und ging auf das Bett zu. Ihr riesen Brocken fiel ihr vom Herzen, als sie Natasha friedlich im Bett schlafen sah.
Behutsam strich sie der Kleinen übers Gesicht und sah dann Hailey an.
"Nein. Ich mag gerne Fenster, weißt du? Außerdem war ich so neugierig, wie es der Kleinen geht... entschuldige, das nächste mal frage ich dich vorher"

"Dann: Nach Ihnen", sagte er und verbeugte sich formvollendet, während er Emlyn die Tür aufhielt.

"Soweit ich weiß sind unsere... Leute alle mehr oder weniger Heile schon wieder auf den Weg nach London. Und selbst wenn, ich würde keinen Ausgleicht für eine Sache verlangen, die ich selber mit in Gang gestoßen habe", meinte er und Lächelte Matt entschuldigend zu. Eigentlich hatte er mit Matt über Thomas und Amanda reden wollen, immerhin musste jemand ein Auge auf die beiden haben, für die Zeit, in der er in London war. Mitnehmen konnte er sie schlecht und er wusste nicht genau wie lange er brauchen würde, 2 Tage, 2 Wochen? Matt hatte allerdings wichtigere Probleme, Thomas und Amanda konnten warten oder er könnte selber eine Lösung finden.

"Ja... oder Matthew...", sagte Jilian, die wieder zu Natasha blickte. Als sie zuerst nur diesen Schatten an dem Bett ihres Kidnes gesehen hatte, da wäre sie beinahe aus reinem Instinkt auf Hailey los gegangen.
Noch immer kribbelte es leicht in ihren Fingern.
"Wo ist der eigentlich?", fragte Hailey die vom Bett zurück trat und ihre Haare nach hinten strich.
"Arbeiten", antwortete Jilian knapp und zupfte an der Bettdecke.

Emlyn sah Damion mit hochgezogener Augenbraue an, drehte sich im Türrahmen nochmal um, um sicher zu gehen, dass hier doch nicht irgendein seltsames Schauspiel von statten ging. Nachdem sie zu dem Schluß gekommen war, dass Damion einfach ein wenig...merkwürdig war, ging sie mit unsicheren Schritten auf die Haupttür zu.

Matthew schenkte Jael ein dankbares Lächeln. "Leute wie Sie sind in diesen Tagen selten zu finden", sagte er leise, "Männer, die ihr Wort geben, ohne im Hinterkopf an den möglichen Profit zu denken!"
Noch bevor Jael reagieren konnte, war Matthew um den Tisch herum gekommen und hatte ihn umarmt. "Sie sind ein wahrer Freund!"
Nach einigen Sekunden ließ er Jael los und lächelte leicht verlegen. "Verzeihen Sie, ich glaube, Natashas Geburt hat mich ein wenig...gefühlduselig werden lassen."

Michael kam gerade die Treppe herunter, als er Emlyn entdeckte und streckte bereits seinen Arm hoch und winkte. "Emlyn! Hey!" Er sprang die letzten Stufen hinunter und kam dann auf sie zu.
"Ich habe dich schon gesucht..." Er verstummte einen Moment als er Damion sah. "Oh... hey. Ihr seid auf dem Weg nach draußen, richtig? Dann störe ich wohl..."

"Keine Angst, ich beiße keine Mitvampire", lachte Damion leise, während er Emlyn folgte. Wunderbar, dass sie sich auch foppen ließ, wenn er es ernst meinte.

Jael war ein wenig zu überrumpelt um etwas geistreiches erwidern zu können und krazte sich erstmal verlegen.
"Das kann ich... nachvollziehen", antwortete er langsam und fragte sie, wie zum Teufel er auf diese Antwort kam. Er war immerhin nie Vater geworden.

"Hi Michael!", Emlyn lächelte Michael zu und folgte verwundert seinem Blick, als sein Lächeln auf einmal verblasste, "oh, achso, Damion will mir das Jagen beibringen. Naja, ich dachte mir, ein Vampir muss doch jagen können, oder?"
Sie lächelte halbherzig. "Willst du vielleicht mitkommen?"

"Oh, Verzeihung!", Matthew klopfte Jael kurz auf die Schulter und grinste schief, "nun habe ich uns beide in eine peinliche Situation gebracht!" Er nahm innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch Platz. "Was wollten Sie mich fragen?"

Damion seufzte leise, damit war der Spaß wohl vorbei. Wenn der Anstandswauwau mitkam, konnte er Emlyn schlecht verdrehte Tatsachen auftischen und sie damit in verwirrung stürzen.

"Schon gut", meinte Jael lachend und setzte sich wieder aufrechter hin.
Matts Frage überfiel ihn ein wenig hinterrücks und einen Moment schwieg er.
"War das so offensichtlich?", fragte er dann mit einem verlegenem Lächeln und fragte sich, ob ihm nicht noch was anderes einfiel, als Matt mal wieder mit seinen Angelegenheiten zu belästigen.

"Nein, danke...", gab Michael mit einem mattem Lächeln zurück und winkte ab. "Mir ist nicht nach Jagen... aber... viel Erfolg dabei... vielleicht können wir uns ja später noch sehen..." Okay, reiß dich zusammen und versuch nicht all zu enttäusch aussehen, dachte Michael, der seine Hände in seinen Hosentaschen vergrub. In einer von beiden verbarg sich eine kleine Schachtel, die er ihr eigentlich geben wollte... aber das konnte auch warten.

Matthew grinste, und seine Eckzähne blitzten kurz hervor. "Ich weiß, dass Sie meine Gesellschaft schätzen", sagte er schließlich mit einem langsamen Nicken, "aber ich weiß auch, dass Sie viel zu tun haben. Wie lautet also Ihre Frage? Ich werde Ihnen helfen, soweit es in meiner Macht steht."

"Oh..okay, klar!", sagte Emlyn und kämpfte einen Moment lang mit sich selbst. Sollte sie vielleicht doch lieber hier bleiben? Sie sah Damion fragend an.

Jael lachte verlegen und beschloss dann einfach mit der Sache herauszurücken.
"Es geht um Thomas und Amanda. Ich muss für einige Zeit nach London um Angelegenheiten zu regeln. Dabei kann ich sie schlecht mitnehmen, Damion wird nicht mehr lange hier bleiben und nebenbei würde ich die beiden auch ungerne seiner Aufsicht überlassen. Wie lange Casey sich noch blicken lässt weiß ich auch nicht. Wenn Sie also einen Ort oder jemanden wüssten, der eine Weile ein Auge auf die Beiden haben kann, dann wäre mir sehr geholfen", sagte er und klang zum Schluss reichlich müde.

Matthew lauschte schweigend Jaels Worten und nickte, als dieser geendet hatte. "Natürlich", sagte er mit einem höflichen Lächeln, "ich werde jemanden darum bitten, ein Auge auf die beiden zu werfen." Das Lächeln verwandelte sich langsam in ein schiefes Grinsen. "Wobei es wahrscheinlich ratsam wäre, zwei Augen auf Miss Amanda zu werfen..."
Er fuhr sich durch die Haare und nickte Jael dann erneut zu. "Aber seien sie versichert, dass ich, sooft es mir möglich ist, persönlich auf die beiden achten werde."
"Ansonsten könnte ich anbieten, auf die beiden zu achten", erklang es plötzlich aus Maryams Richtung, die bis eben wie ein Schatten schweigend dagesessen hatte, "sofern Sie beide keine Einwände hätten?"

"Oh, so viele Umstände wollte ich gar nicht bereiten", sagte Jael schnell und hob abwehrend beide Hände. Es war beruhigend zu wissen, dass Matt und auch Maryam nach den beiden sehen würden, aber die beiden hatten bestimmt selber genug zu tun.
"Sie haben garantiert selber genug zu erledigen, dann fehlt es gerade noch, dass Sie die beiden zur Reson bringen müssen", meinte er und lächelte Maryam dankbar zu. "Gut, Amanda zur Reson bringen, ich glaube Thomas schafft es auch alleine nichts anzustellen", fügte er hinzu und verzog das Gesicht ein wenig leidend.

Ein klitzekleines amüsiertes Grinsen war für den Bruchteil einer Sekunde auf Maryams Lippen zu sehen, bevor sie wieder die professionell ernste Miene aufsetzte. "Es wäre mir eine Ehre, Ihnen zu helfen, Mr. O’Coileáin. Ich werde mich verantwortungsvoll um ihre Protegés kümmern!"
Sie hielt Jael die Hand hin, um ihre mündliche Absprache zu besiegeln.

Emlyn stand währenddessen immernoch wie vom Donner gerührt in der Eingangshalle und sah abwechselnd zu Michael und zu Damion. Einerseits war es doch irgendwie wichtig, dass sie als Vampir zumindest schon einmal gesehen hatte, wie man jagt, andererseits versetzte ihr Michaels enttäuschter Gesichtsausdruck einen Stich ins Herz. "Ich", stotterte sie, "i-ich...ääääh...."

Jael zögerte einen Moment und ergriff dann doch Maryams Hand.
"Danke, Sie nehmen mir damit eine Last von den Schulter", sagte er ernst und meinte das wirklich ernst.

Damion ließ Emlyn eine Weile zappeln, während er innerlich breit Grinste.
Einfach wunderbar, wie sie sich innerlich wandt und versuchte keinem von beiden auf die Zehen zu treten. Noch schöner wurde es natürlich durch das Wissen, dass Michael und Emlyn praktisch zusammengehörten und er sich vorwitziger Weise dazwischen drängte. Männern die Frauen buchstäblich vor der Nase wegzuklaue gehörte mit zu seiner Lieblingsbeschäftigung.
"Also? Hierbleiben oder die Stadt kennen lernen?", fragte er Emlyn mit einem überaus höflichen Lächeln.

"Ist mir eine Freude!", erwiderte Maryam höflich, während sich in ihrem Gesichts nicht die kleinste Regung zu erkennen geben wollte, "Ich versichere Ihnen, dass Sie bei Ihrer Rückkehr beide vorfinden werden. In einwandfreiem Zustand." Dass sie sich gerade einen kleinen Scherz erlaubt hatte, liess weder ihre Körpersprache noch ihre Mimik erkennen, doch Matthew kannte sie lange genug, um mit einem amüsierten Schnauben zu reagieren.
"Maryam, verunsichern Sie den armen Jael nicht so!"
"Verzeihung, Mr. Murdoch!"
Matt wandte sich grinsend an Jael. "Entschuldigen Sie, ihr Humor ist etwas...gewöhnungsbedürftig!"

"I-i-ich...", stotterte Emlyn und zupfte an einigen Haarsträhnen, die ihr über die Schulter fielen, "äähm...i-i-i-ich...."
Verdammt, wo blieb ein Ohnmachtsanfall, wenn man ihn brauchte?!

Jael sah Maryam nach der Aussage ein wenig verunsichert an. Bevor auch ihm dämmerte, dass sie scherzte, wies Matthew sie auch schon leise lachend zurecht.
"Ja, das habe ich bemerkt", antwortete er Matthew und warf Maryam ein entschuldigendes Schmunzeln zu.
"Wenn ich Ihnen in irgendeiner Art und Weise helfen kann, dann lassen Sie es mich wissen", fügte er hinzu und wurde wieder ernst.

Matthew nickte grinsend. "Das werde ich." Einen Moment lang schwieg er nachdenklich, um im nächsten Moment den Kopf in Richtung des Telefones und dann wieder zu Jael zu drehen.
"Ich hatte da tatsächlich eine Bitte!", sagte er, "Kathrine Leporos, Oberhaupt in Anaheim, stammt ursprünglich aus London. Aus ihrem Gebiet sind ingesamt 4 Vampire veschwunden und es wurden bestimmt auch einige beim Angriff getötet."
Er hielt kurz inne, um zu überlegen, sie er seine Bitte am geschicktesten formulieren könnte. "Wären Sie eventuell bereit, bei ihr ein gutes Wort einzulegen? Ansonsten, befürchte ich, kann ich mich auf recht umfangreiche Entschädigungsforderungen gefasst machen..."

Jael schmunzelte und überlegte kurz.
"Ich kenne sie nicht persönlich, wir sind uns nur ein oder zwei Mal über den Weg gelaufen, aber ich denke, ich kann ein wenig Einfluss geltend machen", sagte er zuversichtlich.
"Wollen Sie erst mit ihr in Kontackt treten oder soll erst mit ihr reden?", fragte er, schon ganz in praktischen Details versunken.

"Am besten wäre es wohl, wenn Sie direkt mit ihr sprechen, sonst kommen meine Hintergrundgedanken einfach zu gut zur Geltung!", erwiderte Matthew mit einem leichten Grinsen und griff dan zielsicher nach dem Telefon, um es zu Jael hinüber zu schieben. "Katherine ist im Kurzwahlspeicher unter 9 zu finden. Sie wird sich bestimmt freuen, zur Abwechslung einen britischen Akzent zu hören."

"Die Frage ist, wie lange sie sich freuen wird", schmunzelte Jael und griff nach dem Hörer.
Keine 5 Minuten später war er schon in ein angeregte Gespräch mit Kathrin vertieft, in dem es an erster Stelle nicht um Ausgleichsvorderungen ging. Man wollte ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Nachdem alle Höflich- und Neuigkeiten ausgetauscht waren, wechselte Jael gekonnt dezent zu den ernsteren Themen.
Nach einer halben Stunde hatte er sie so weit, dass sie ganz froh war, dass Matthew keinen Ausgleich forderte und so legte er, nachdem er sich verabschiedet hatte, mit einem leichten Lächeln auf.
"Sie wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich trotzdem Ausgleich fordern, aber ich glaube sie wird sich innerhalb akzeptabler Grenzen halten."