Vampire-Das RPG II

Wie vom Blitz getroffen blieb Jael stehen, als ihm ein viel zu bekannter Geruch entgegen wehte. Das konnte nicht sein! Er machte zwei weitere Schritte und sah zwischen den Ästen hinauf.
"Amanda!", sagte er sehr leise und ziemlich fassungslos. Edmond schaute neugierig zwischen den beiden hin und her.
"Du kennst sie?", flüsterte er zurück und huschte die Zweige hinauf, als Jael nickte, aber bevor er ihn aufhalten konnte.
"Edmond!", rief er etwas lauter, als dieser Amanda schon am Knöchel gepackt hatte und vom Baum zog. Mit einem erschrockenen Aufschrei rutschte Amanda vom Ast ab und wurde von Edmon aufgefangen, bevor sie auf dem Boden landete.
"Schau mal einer an. Ich habs doch noch nicht verlernt mir junge Mädchen zu angeln!", meinte er mit einem erfreuten Grinsen an Amanda, die erschrocken in seinen Armen hing.

Amanda war einige Schrecksekunden lang wie gelähmt, dann aber fing sie an um panisch um sich zu treten.
"Lass mich runter, ich lass mich nicht angeln!", pampte sie ungehalten und versuchte sich aus den Armen des fremden Mannes zu winden. Doch vergebens. Er war stärker und lachte nur über ihre Versuche. In ihrem Leben hatte sie noch nie solche Angst gehabt.
"Jael!", keuchte sie schließlich mit erstickter Stimme und klang, als würde sie gleich losweinen. "Hilf mir!"

Thomas wanderte durchs Haus, auf der Suche nach Amanda. Er wusste nicht genau, wo Emlyns Zimmer war, hoffte allerdings auf dem Weg jemanden zu finden.

Jael hatte Fluchen wollen wie ein Rohrspatz, so wütend war er Amanda zu sehen, als sie allerdings halb weinend um Hilfe bat, musste er sich fürchterlich zusammenreißen.
"Edmond, hör auf zu Lächeln, du machst dem Kind angst", sagte er so gelassen wie möglich und trat auf die Beiden zu.
"Och, sie schlägt sich doch tapfer", beschwerte der sich, hörte aber gehorsam auf zu Lächeln und setzte Amanda sogar auf die eigenen Füße zurück.

Amanda schickte Edmond einen vernichtenden Blick und fiel Jael in die Arme, wo sie schutzsuchend ihren Kopf vergrub.
"Ich bin kein Kind! Und Angst hab ich auch nicht!", maulte sie leise, auch wenn es ihr selbst leicht lächerlich vorkam. Zum ersten Mal war sie froh schon tot zu sein, sonst wäre sie wohl auf der Stelle gestorben.

Ein wenig verwundert strich Jael Amanda beruhigend über den Kopf und legte den freien Arm um sie. Als er den Blick allerdings wieder hob und Edmond Grinsen sah riss er sich, unter aufbringung aller Kräfte, zusammen und schob Amanda ein Stück von sich weg, um sie ernst anzusehen.
"Wie, in Herr Gotts Namen, bist du hierher gekommen?!"

"Mit dem Flugzeug!", erklärte Amanda stolz und ließ ihre Zähne kurz aufblitzen. "Ich hab mich im Gepäckraum versteckt und bin euch gefolgt!"
Es war leicht zu erkennen, wie stolz Amanda darüber war, Jael ohne viel Chaos gefolgt zu sein. In ihren Augen war das ziemlich beeindruckend.
"Ich hab in einer Garage geschlafen!"

"DU bIST WAS?!", rief Jael jetzt doch aufgebracht und sah Amanda ein wenig wütend an.
"Wie war das mit: Ihr bleibt in L.A.? Was an: Ich bin bald wieder da hast du nicht verstanden?! Was hast du dir dabei gedacht? Was hast du mit Maryam gemacht?!", rief er aufgebracht und schüttelte Amanda bei jeder frage ein bisschen. Die letzte Frage kam ein wenig Panisch, als ihm Bilder von einer, in ziemlich unbequemer Position gefesselt und geknebelten, Maryam kamen.
"Jungchen, du machst es aber auch nicht gerade besser", mischte Edmond sich schließlich ein und legte Jael eine Hand auf den Arm, während er in Amandas RIchtung nickte.

Maryam ging zu selben Zeit den gang des ersten Obergeschosses entlang. Die Absätze ihrer flachen Schuhe klapperten über den Boden, auch wenn der dicke Teppich einen großen Teil der Töne schluckte.
Als sie vor der Tür des Zimmer stand, in dem Thomas und Amanda untergebracht waren, klopfte sie dreimal und wartete dann auf eine Reaktion von drinnen.

Amanda ließ geknickt den Kopf hängen und sah Jael enttäuscht an.
"Das ist fies, ich hab gar nichts mit ihr gemacht. Ich hab mich rausgeschlichen!", schmollte sie mit hervorgestrecktem Kinn. "Und ich wollte bei dir sein und aufpassen, dass du zurück kommst!"
Sie schnaubte verärgert und starrte enttäuscht den Boden an.
"Außerdem habe ich nichts gegessen seit dem Flug!", murmelte sie leise.

"Außer den Tauben", warf Edmond lachend ein und stubste eine der Tauben, die herum lagen, mit dem Fuß an.
Das gab Jael allerdings die Zeit, die er brauchte um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als Amanda zu geknickt vor ihm stand und aufrichtig enttäusch war, war er drauf und dran sie in die Arme zu nehmen und zu trösten, ihr zu sagen, dass es ja alles nicht so schlimm war. Seine Vernunft musste da sehr laut Einspruch einlegen. Es war absolut nicht Okay, dass sie einfach abgehauen war und nicht auf das gehört hatte, was er gesagt hatte. Auch, wenn Maryam dabei nichts passiert war.
"Amanda..", seufzte er und ließ sie, sich plötzlich ziemlich müde fühlend, los.
Aufgebend rieb er sich mit den Fingern über die Nasenwurzel und fragte sich, was er jetzt am Besten machte.
"Ich hätt da noch ne Konserve", meinte Edmond und zeigte mit dem Daumen auf seine Unterkunft.

Amanda betrachtete Edmond ein wenig kritisch und ging unterbewusst ein wenig näher auf Jael zu. Ihr Magen allerdings ließ ihr keine Wahl, also drehte sie sich mit einem einnehmenden Lächeln zu Jael um.
"Entschuldigung?" Sie blinzelte unschuldig und strahlte Jael verschmitzt an. "Ich tu's nicht wieder, versprochen! Können wir bitte was essen? Bitte?"

Seufzend legte Jael eine Hand über die Augen und verweilte einen Augenblick in der Position.
"Bevor du dich noch auf größere Beute schmeißt", meinte er dann aufgebend und legte einen Arm um Amanda, mehr um sie festzuhalten, als um sie zu beruhigen und warf Edmond einen entschuldigenden Blick zu.
"Ich glaub ich schulde dir eine Erklärung", sagte er, währed sie zurück zum Haus gingen.
"Jopp. Ich liebe gute Geschichten, vor allem, wenn so hübsche Hauptpersonen drin vorkommen", meinte der unbeschwert und zwinkerte Amanda lustig zu.

Amanda grinste geschmeichelt und zwinkerte munter zurück.
"Ja, er ist knuffig oder?", konterte sie schließlich und schmachtete Jael gespielt an, duckte sich allerdings lachend, falls er wütend werden sollte.

Maryam klopfte ein zweites Mal und wartete ein zweites Mal. Aber erneut kam keine Reaktion von drinnen. Und so war sie so frei, auch wenn es eigentlich unhöflich war, und nahm einen tiefen Atemzug. Sog sämtliche Gerüche ein und filterte sie dann. Fand eine frische, die sie eindeutig dem Jungen, Thomas, zuordnen konnte und folgte dieser unverzüglich.

"Amanda!", rief Jael und war bemüht seine Fassung zu wahren. Gegen seinen Willen war er verlegen und wurde leicht rot, weshalb er es vorzog stur geradeaus zu gucken.
"Da magst du recht haben, aber mir dir kann er nicht konkurieren", stimmte Edmond in ernstem Tonfall zu und kniff Amanda Klischeehaft in die Wange.
"Stachel sie noch mehr an", murmelte Jael und fragte sich ob er nicht auch anderswo etwas zu Essen für Amanda besorgen könnte.

Amanda lachte und strahlte Edmond an.
"Lass ihn doch, Jael. Er ist doch nur nett! Sei nicht so ein Opa!", bemerkte sie munter und knuffte Jael in die Seite. "Aber wenn ich dir peinlich bin, dann sag ich nichts mehr!"
Sie lächelte ihn treu an. Immerhin wollte sie es sich nicht gleich wieder mit ihm verscherzen.

Thomas zuckte zusammen, als er das Geräusch von Stöckelschuhen auf dem Boden hörte und blieb stehen. Ob Amanda Stöckelschuhe trug?
"Am?", rief er also.

Maryam horchte auf und beschleunigte die Schritte. Als sie Thomas schließlich sah, war für den Bruchteil einer Sekunde Erleichterung in ihrem gesicht zu sehen, wenn auch nur für Leute mit wirklich fantastischen Augen.
"Gut, dass ich Sie treffe, Mr. Danes!", sagte sie und nickte ihm knapp zu, "würden Sie bitte Ms. Cromwell darüber informieren, dass Sie ihre erste Lektion erwartet? Es ist wichtig, dass sie die ethischen Grundregeln des Superioslebens begreifen und verinnerlichen!"

"Opa?", wiederholte Edmond grinsend und sah von Amanda zu Jael.
"Ich hab ja schon allerlei Spitznamen von dir gehört, aber so hat dich noch keiner genannt", lachte er laut und holte die Konserven aus dem Kühlschrank um Amanda eine zu reichen. Er bot Jael auch eine an, der lehnte aber dankend ab, weshalb Edmond sie selber nahm und sich neben Amanda setzte.
"Erzähl mal womit er sich das Opa verdient hat, wo er doch selber noch ein Grünschnabel ist."
"Im Moment bist du peinlich Edmond! Amanda.. Trink, ich hab heute noch mehr zu erledigen", fuhr Jael hastig dazwischen und überlegte, wie schnell er für Amanda einen Flug kriegen konnte.

Thomas schluckte und versuchte nicht allzu ängstlich zu wirken, obwohl er plötzlich überzeugt war, dass Maryam Angst riechen konnte.
"Jaaa... Am... Amanda... ich suche sie grade. Sie hat wohl bei Emlyn übernachtet, weil sie Kleidung brauchte.", gestand er kleinlaut und sah Maryam geknickt an.

Amanda grinste und trank ihre Konserve hastig leer. Wer wusste schon, ob Jael es sich nicht sonst überlegte. Als die Konserve bis auf dem letzten Tropfen leer war, wischte sich Amanda zufrieden seufzend über den Mund und beugte sich geheimnisvoll lächelnd zu Edmond herüber.
"Er ist mein eigener alter Opa, weil er so vorsichtig ist. Aber ich versuche es ihm abzugewöhnen.", raunte sie belustigt und klang als würde sie darüber reden ihren Hund stubenrein zu bekommen.

Jael tat als hätte er nichts gehört und zeigte nur stumm zur Tür. Als Amanda daraufhin tatsächlich widerspruchslos verschwand, seufzte er erleichtert auf.
"Du solltest wirklich aufpassen wer wen dessiert", lachte Edmond leise und stütze den Kopf in die Hand. "Die kleine hats Faustdick hinter den Ohren, aber sie ist ein Goldstück."
Ein wenig gequält Lächelte Jael ihm zu und verabschiedete sich mit einem Nicken, bevor er die Tür hinter sich schließen konnte, erklang jedoch Edmonds Stimme noch einmal: "Viel Glück beim erziehen, Amanda", rief er und sein Lachen war noch zu hören als Jael hastig die Tür zuzog.

"Sie ist also in Ms. Gregsons Zimmer?", fragte Maryam nüchtern und drehte sich dann um, "bitte folgen Sie mir!"
Mit Thomas im Schlepptau ging sie energischen Schrittes zu Emlyns Zimmer, wo sich das Klopfritual wiederholte. Noch einmal wiederholte. Noch einmal wiederholte und sich dann zu Thomas umdrehte.
Auf ihrer makellos glatten Stirn war eine klitzekleine Zornesfalte zu erkennen. "Scheinbar sind weder Ms. Gregson noch Ms. Cromwell in diesem Zimmer!", stellte sie nüchtern fest und sah Thomas direkt an, "wo könnte Ms. Cromwell sonst noch sein?"

Amanda hackte sich bei Jael ein und ging eine ganze Weile schweigend nehmen ihm her, bis sie ihn schließlich mit großen Augen ansah.
"Bist du jetzt böse?", fragte sie leise und versuchte Jael einschmeichelnd anzulächeln.

Thomas zuckte erschrocken zusammen.
"I-ich weiß nicht?", platzte es hastig aus ihm heraus und er kratzte sich nervös am Arm. "Ich hab in der Küche geguckt und... keine Ahnung..."

Maryam erlaubte sich etwas, was sie sonst nie tat: Sie schnaubte leise. Dann schloss sie die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Filterte die aufgenommenen Gerüche in Windeseile und fand schließlich was sie suchte: Eine Spur von Amanda. Leider war diese Spur schon ziemlich kalt. Kein gutes Zeichen.
Eine weitere winzige Zornesfalte bildete sich auf Maryams Stirn und wer genau hinsah, bemerkte den angespannten Kiefermuskel. "Wie es scheint, befindet sich Ms. Cromwell zur Zeit nicht in diesem Haus."
Sie sah Thomas direkt an. "Bitte ziehen Sie etwas Anderes an. Wir werden ihre..Partnerin jetzt suchen gehen."
Ihr Tonfall machte klar, dass sie keine Widerworte duldete.

Jael setzte eine undurchdringliche Mine auf und stählte sich gegen Amandas unschuldiges Gesicht.
"Natürlich bin ich böse. Was hast du erwartet, dass ich dich überschwänglich Empfange nachdem du dich gegen meinen Willen weggeschlichen und als Blinderpassagier ein Flugzeug bestiegen hast? Ich hoffe nur, dass du nicht angestellt hast", setzte er seufzend hinzu und schüttelte leicht den Kopf.
Er würde Maryam anrufen müssen und sagen, dass alles in Ordnung war. Nun ja, so in ordnung, wie es unter den Umständen sein konnte.

Amanda biss sich reuhevoll auf die Unterlippe, als Jael nicht nachgab, schob dann allerdings das Kinn schmollend vor, damit er nicht merkte, dass sie sich ein wenig schämte.
"Ich hab gar nichts angestellt, ich hab nichtmal den Gepäckjungen getötet!", bemerkte sie beleidigt und verschränkte die Arme. "Du tust ja so, als wäre ich ein Monster, dabei hab ich sogar in einer Garage geschlafen und niemand hat mich gesehen!"
Sie beschleunigte ihre Schritte und ging vor, ohne Jael weiter zu beachten.

Thomas zuckte zusammen und war schon auf halben Weg auf seinem Zimmer, da blieb er zögernd stehen und sah Maryam unschlüssig an. Als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf, räusperte er sich und zupfte an der alten, dreckigen Jeans und dem verbeulten T-Shirt.
"Ich habe nur das. Niemand hat mir... ich hab noch nicht..."
Er zuckte aufgebend mit den Schultern.