Vampire-Das RPG II

"Setz mir nicht so verlockende Aussichten vor die Nase", sagte er leise, ließ Amanda aber los. Eine Weile stand er lauschend im Schatten und atmete dann erleichtert auf, als er niemanden hörte.
"Also, komm, sei still und sieh hin", sagte er grinsend und führte sie zwischen den alten, dunklen Gemäuern umher, während er ihr die Spukgeschichten und einige, von ihm selbst erlebten, Geschichten vom Tower erzählte.

"Nein, du verstehst nicht!"
Emlyn sah Michael mit großen Augen an und auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. "Es war...Wahnsinn!"
Sie starrte ihre Hände an, als könnten dir ihr verraten, nach welchen Worten sie suchte. "Dieses Gefühl, dieses....Rauschen! Als wäre ein Meer...hier drinne!" Sie deutete auf ihren Kopf. "Seine Augen waren tot, aber meine brannten vor...Leben!"
Sie stieß ein ungläubiges Lachen aus. War es soweit? War sie jetzt endgültig verrückt geworden?

Okay. Normalerweise jagte Michael eben jene Vampire, die sich an Menschen vergriffen. Vor allem die, die es als Freude und Spaß ansahen. Emlyns Worte trafen ihn. Ähnlich wie eine Ohrfeiege. Eine saftige. Michael schluckte.
"Rausch... ja... menschliches Blut hat für gewöhnlich diese Wirkung, wenn es frisch und... Körpertemperatur hat. Blut ist das, was uns am Leben hält. Es ist unsere Droge. Von ihr sind wie abhängig und sie ist es, die uns so berauschen kann...", murmelte er und unterdrückte es dabei angewidert zu klingen.

Amanda befolgte sogar ausnahmsweise Jaels Befehl, allerdings musste sie sich nur in den ersten Minuten anstrengen, danach war sie so von den Erzählungen gefesselt, dass sie sich an Jaels Arm klammerte. Natürlich nicht weil sie sich gruselte oder so. Natürlich nicht. Vampire hatten keine Angst in dunklen alten Schlössern. Und welcher Vampir glaubte schon an Geister?
Mitten in einer Erzählung blieb Amanda stocksteif stehen und sog geräuschvoll die Luft ein.
"Da hinten war was!"

"Rausch....", murmelte Emlyn und sah Michael diesmal direkt an. Ihre Pupillen waren so groß, dass das Blau der Iris fast verschwand. "Ja, genau das ist es!", sagte sie schließlich mit einem schiefen Lächeln und legte ihre Hände auf Michaels Wangen.
"Küss mich!"

"Vielleicht der Geist der Anne Boleyn", raunte Jael verschwörerisch und bemerkte, wie Amanda sich versteifte.
Mit einem leisen Lachen auf den Lippen tätschelte er ihr kurz den Kopf und sah in die angegebene RIchtung. Da war absolut nichts, nichmal eine Katze.

"Lass das!", zischte Amanda und schlug nach Jaels Oberarm. "Das ist nicht lustig! Über sowas macht man keine Scherze!"
Sie packte seinen Arm noch etwas fester und schnaufte schnippisch, als er sie schief angrinste.
"Ich hab keine Angst!", versicherte sie.

"Natürlich hast du keine Angst, wovor auch, du bist das einzig gefährliche Wesen in der Nacht", meinte Jael in vollkommen überzeugenden Tonfall und konnte es sich doch nicht verkneifen Amanda noch einmal durch die Haare zu wuscheln.

"Genau! Ich bin ein Monster und kein kleines Kind oder ein Haustier!", lachte Amanda und wischte Jaels Hand weg. Knurrend hockte sie sich hin, nur um auf seinen Rücken zu springen.
"Wollen wir dafür sorgen, dass die Wachen neue Geistergeschichten erzählen?"
Sie grinste verschlagen.

Hätte Michael nicht noch ein wenig Verstand in seinem Kopf, so wäre er ohne zu zögern der Aufforderung nach gekommen. Doch so blinzelte er ziemlich verblüfft, legte seine Hände seinerseits an ihr Gesicht und kniff ihr dann in die Backen, an denen er leicht zog. „Du bist nicht bei klarem Verstand, Emlyn. Nicht, dass ich dich nicht gerne küssen würde... im Gegenteil. Aber nicht unter dieser Bedingung...“

Emlyns Augen, in denen bis eben noch Verlangen geglüht hatte, verfärbten sich nun dunkel vor Wut. "Küss...mich!", wiederholte sie, diesmal mit unverholen drohendem Unterton, und grub ihre Nägel in seine Wangen.

„Au, hey!“ Michael ließ von ihrem Gesicht ab und schlug ihre Hände von dem seinen weg. Mit einem grimmigen Blick machte er einen Schritt zurück. „Nein. Tu ich nicht. Du solltest vielleicht kalt duschen und anschließend ein wenig trinken... Konservenblut wäre vielleicht nicht schlecht. Vielleicht bringt dich das wieder zu klarem Verstand“

"NEIN!", schrie Emlyn so schrill, dass der Spiegel im Badezimmer zu klirren begann, "ich habe keinen Hunger!"
Sie sprang auf. "Ich will raus! Ich will die Nacht auskosten! Lass uns tazen gehen!"

"Emlyn!" Michael hatte sich plötzlich an den Schultern gepackt und gegen die nächste liegenden Wand gedrückt. "Komm zu dir! Was ist denn nur mit dir los?" Er selbst konnte sich kaum noch an die ersten Tage als Vampir erinnern, so dass stark anzweifelte, dass ihr Benehmen noch normal war... oder doch? Benahmen sich junge Vampire nach ihrer ersten Jagd so?
Er selbst hat es schließlich immer verabscheut Menschenblut zu trinken.
"Bist du das überhaupt noch, Emlyn?", fragte er wesentlich leiser, während er daran dachte, weswegen er eigentlich hergekommen. Doch in diesem Zustand konnte er ihr sonstwas an den Kopf schmeißen, sie würde er am Ende gar nicht mitbekommen... oder es wäre ihr völlig gleichgültig.

Emlyn kämpfte gegen Michaels eisernen Griff an. "Lass...mich..los!", knurrte sie, "ich will raus!"
Im nächsten Moment hielt sie inne und starrte fasziniert in Michaels Augen. "Ich kann die Struktur deiner Iris sehen...", murmelte sie fasziniert und streckt den Kopf vor, "Ich sehe alles! Einfach alles!"

Okay... allmählich hatte Michael das Gefühl, als würde er hier einem trotzigem Mädchen gegenüber stehen. Was war ihm bloß lieber? Die jetzige Emlyn? Die von vorhin vor der Treppe? Hm.
„Toll. Du siehst alles, klasse. Nicht schlecht“, murmelte Michael wenig begeistert und seufzte.
Er konnte sie leider schlecht alleine lassen, wer weiß, was sie anstellen würde, wenn sie nach draußen käme. Anschläge auf diverse Menschen? Matthew würde sie bestrafen, definitiv. Die Frage war nur, wie hart.

Hailey betrat ein kleine Bar, die trotz ihrer misslichen Lage, recht gut besucht war. Die Bar selbst konnte man nämlich nur über drei Seitenstraßen erreichen, die von mal zu mal kleiner wurden. Aus diesem Grund kamen hier meist nur ganz bestimmte Sorte von Leuten herein: Vampire. Hauptsächlich. Hin und wieder verirrt sich auch ein ahnungsloser Mensch mit ein paar Freunden in die Bar... die sie nie verlassen konnten. In eben jene Bar war nun Hailey aufgrund eines Dates. Wobei sie das nicht so richtig Date nennen konnte. Angeblich war es ein geschäftliches Essen. Hailey schaute sich kurz um und entdecke ihn auch schon an einem der hinteren Tisch im Schatten.
„Schön, dass du kommen konntest“ William lächelte nicht, als er aufschaute und auch sonst sah er nicht erfreut aus, sie zu sehen. „Nicht wahr? Man tut eben was man kann... für jemanden, mit dem man bereits Geschäfte gemacht hat“ Hailey ließ sich auf dem Stuhl, ihm gegenüber, nieder und hängte ihre Tasche über die Stuhllehne. „Also? Was willst du von mir?“

Schwungvoll warf Jilian ihre Haare zurück und leckte sich das Blut von den Lippen. Sie lehnte an einer Backsteinwand, in einer kleinen Gasse, umgeben von diversen Mülleimern in denen Ratten umher wühlten. Eines musste man dieser Zeit lassen, es wurde immer schwieriger Stilvoll zu essen bei den Straßen. Doch immerhin war ihr 'Essen' ein wahrer Festschmauß gewesen.
Jilian ließ den Arm und den Hals des Mannes los, der leblos zu Boden sackte. Als nächstes musste sie ihn wohl irgendwie beseitigen... ein kleines Feuer wäre ganz nett. Oder vielleicht doch lieber etwas anderes? Immerhin war sie hier ungestört. Die Gasse lag recht außerhalb der Stadt und die Häuser um sie herum waren makiert und sollten schon bald abgerissen werden.

Trisha stolperte vorwärts. Ihre Füße mochten sie kaum noch tragen, so schwach war sie mittlerweile. Es war eine Woche her, dass sie dieser Wildgewordene Gebissen hatte und so langsam dämmerte ihr, was passierte. Nur ihr Verstand weigerte sich es zu akzeptieren. Das konnte doch nicht wirklich ein Vampir gewesen sein oder? Sie strich sich über ihren Hals, wo nur noch zwei Narben sichtbar und fühlbar waren.
Die Gegend in die sie nun geraten war, wirkte verlassen. Keine Menschenseele trieb sich hier herum und es war totenstill.
Die junge Vampirdame, kam an einer Seitengasse vorbei, in der sie einen Schatten wahrnahm. verwundert blieb sie stehen, kniff die Augen zusammen und spähte ins nichts. Doch merkwürdigerweise schien ihre Sehkraft bei Nacht besser geworden zu sein. denn anstatt gähnende Dunkelheit erkannte sie einen Menschen. nein sogar zwei.
"Hallo?", vorsichtig machte sie einen Schritt vorwärts.

"Ist es immer so?", fragte Emlyn, während sie wieder ihre Handflächen musterte. Die Rillen waren so deutlich, dass sie wie Schluchten aussahen. Ja, sie waren Schluchten und ihre Hände waren wie Felsen. Die Schluchten erzählten eine Geschichte, sie musste nur lange genug hinsehen...

„Ja, nein...Das machst das frische Menschenblut. Ist ziemlich geschickt zu vergleichen mit einer Droge. Mit einer Droge, die dafür sorgt, dass sich deine Sinne eine zeitlang aufs deutlichste schärfen... ich weiß nicht, wie weit du bist... mit deiner Entwicklung...“, murmelte Michael, der sich seufzend übers Gesicht fuhr. Er hatte davon nicht so viel Ahnung. Es wäre wirklich wesentlich einfacher, wenn sich jemand um solche Fragen kümmern sollte, der auch Ahnung hatte. Und gewiss, jeder zweite in diesem Haus hatte mehr Ahnung als er.
„Emlyn... weißt du, eigentlich bin ich hier her gekommen... um Aufwiedersehen zu sagen“

Verwundert schaute Jilian auf, unterdrückte ein Fauchen und spannte stattdessen ihre Muskeln an. Hatte man sie beobachtet? Sie erblickte eine junge Frau, die am Ende der kleinen Seitengasse stand. Ein Mensch? Nein... Jilian roch kurz und kniff dann die Augen zusammen. Achtlos stieg sie über die Leiche des Mannes hinweg. „Hallo! Sucht ihr jemanden, oder weshalb treibt ihr euch in einer so gottverlassenen Gegend herum?“

Trisha spürte, wie ihr das Herz bis unter die Nase schlug. Schweiß bildete sich in ihren Handinnenflächen, als die Fremde auf sie reagierte und schließlich auf sie zukam. Ob es so schlau gewesen war sie anzusprechen? Immerhin war dies wirklich eine trostlose, ja auch unheimliche Gegend.
Auf ihre Frage hin lächelte Trisha verlegen. Doch ihre Lippen zuckten und trugen die Unsicherheit nach Außen. "Nein, ich habe nicht..." Sie brach abrupt ab. Der frische, metallene Duft von Blut stieg ihr in die Nase. Augenblicklich spannte sie sich an und ihr lief das wasser im Mund zusammen. Weshalb reagierte sie so? Verdammt. Die Theorie, dass ein Vampir sie gebissen hatte wurde immer realistischer.

"Du... bist jung", murmelte Jilian während sie näher auf die Fremde zu ging. Erstaunt und veblüfft zugleich musterte sie diese, als sie Notiz davon nahm, wie jung ihr gegenüber wirklich war. Sie hatte ihre Entwicklung noch nicht völlig vollzogen. Ihr Herz schlug noch...
Wer ihr das nur angetan hat? Einfach allein gelassen...
"Brauchst du Hilfe? Hast du... Durst?"

"Du gehst?" Emlyn sah von ihren Handflächen auf und blickte Michael an. Noch immer waren ihre Pupillen geweitet. "Wohin gehst du? Wann kommst du wieder?"

"Ich verlasse Amerika. Ein Freund in Europa bat mich um Hilfe... bezüglich einer... Plage. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Vermutlich... eine ganze Weile", antwortete Michael, der inzwischen seine Hände herunter genommen hatte und zwei Schritte rückwärts gegangen war.
"Morgen fliege ich"

In Trisha drängte plötzlich alles danach Blut zu trinken und sie erklärte sich spontan selbst für verrückt. Wie konnte sie nur solche wiederwärtigen Gelüste haben?
Doch dann sprach sie die Fremde auch noch genau auf dieses problem an. "Nein, danke ich brauche keine Hilfe." sie hob schnell zur Abwehr die Hände, doch als die Fremde auch noch ihren Durst ansprach, da schluckte sie schwer. Aus irgendeinem Grund wusste Trisha, dass sie nicht eine Limo oder ähnliches meinte. "Äh, nein ich habe keinen Durst." ihr wurde augenblicklich bewusst, wen oder besser gesagt was sie dort vor sich hatte. Einen Vampir! Die Angst packte sie sofort, mit ihren kalten, grausigen Fingern, sodass sie panisch einen Schritt zurückstolperte.

@ Rialla: Wir schreiben für gewöhnlich in der 3. Person

"Du...lässt mich allein?"
Die Erkenntnis sickerte unendlich langsam durch, doch als Emlyn schließlich verstand, wovon Michael da sprach, schienen ihre Pupillen zu schrumpfen. Langsam taumelte sie nach hinten und setzte sich dann auf die Bettkante, die Handflächen noch immer hochhaltend.