Vampire-Das RPG

"Ich bin bis an die Zähne bewaffnet und bereit", gab Jael breit grinsend zurück und entblößte damit die scharfen Eckzähne.
Es ging doch nichts über eine anständige Jagd!

"Sehr schön!", sagte Matthew grinsend und lief pfeilschnell die Treppe hinab um Jael wenige Sekunden später die Hauttür aufzuhalten, "wollen Sie fahren, oder laufen wir die paar Kilometer bis zu den Jagdgründen?"

Jael folgte Matt nur Sekundenbruchteile später und war auch nicht wesentlich langsamer.
"Ich persönlich hätte auch nichts gegen das Laufen, wenn Ihnen das recht ist. Viel hab ich von der Stadt ja noch nicht gesehen", meinte er und trat durch die Tür nach draußen.

"Natürlich, ich werde Ihnen einen exklusiven Blick auf meine Heimatstadt werfen lassen!", sagte Matthew lachend und lief so schnell über die mit Kies bedeckte Auffahrt, dass die kleinen Steinchen kaum Gelegenheit hatten, sich zu bewegen. Das nächste, mehrstöckige Gebäude wurde am Gerüst der Feuertreppen erklommen, und schließlich balancierte er auf der Dachkante den Flachdaches entlang. "Ich sage Ihnen, wenn ich noch Augen hätte, würde ich diesen Ausblick öfter genießen!"

Kaum hatte Emlyn die Tür hinter dich zugeworfen, wobei das Holz arg geächzt hatte, liefen ihr auch schon die Tränen über die Wangen. Andere Leute brauchten einen Gesprächspartner, um fertig gemacht zu werden, sie hatte ihren Feind praktischerweise schon im Kopf! Leise schluchzend legte sie sich aufs Bett und zog die Decke über den Kopf. Das schlimmste war, dass die Stimme recht hatte, sie würde nie eine Familie haben....

"Er ist wirklich beeindruckend", sagte Jael, während er hinter Matthew herbalancierte und sich die Flut an Lichtern, die sich unter ihnen ausbreitete, betrachtete. Die Stadt schien sich endlos hinzuziehen, wohin man auch Blickte, überalle leuchteten Fenster und Laternen und ließen die Stadt niemals dunkel werden. Selbst jetzt herrschte noch ein reges Treiben auf den Straßen, dieses Stadt schlief wirklich niemals.
"Was hat Sie eigentlich hierher verschlagen?", fragte Jael spontan.

Matthew runzelte nachdenklich die Stirn. "Das ist eigentlich eine wirklich gute Frage", sagte er schließlich langsam und nahm einen tiefen Atemzug von der würzigen Stadtluft.
"Ich glaube, ich bin vor knapp 180 Jahren hierher gekommen. Die goldenen Zwanziger. Los Angeles war vor wenigen Jahren als Filmstadt entdeckt worden, aber wo Glanz und Reichtum sind, gibt es auch immer Kehrseiten. Ein damaliger Geschäftspartner wollte in die Filmindustrie investieren und überredete mich, mitzukommen. Wie Sie sich denken können, habe ich nie so ganz verstanden, was an Spielfilmen so spannend sein soll..." Er rückte grinsend seine Sonnenbrille zurecht.
"Jedenfalls hat mich diese unruhige Energie fasziniert. Man kann sie beinahe fühlen." Er ging in die Hocke und legte eine Hand auf die Dachkante. "Dieses leichte Vibrieren, als würde sich jeden Moment die Erde auftun. Das reizt mich."

Hätte Jael geatmet hätte er für einen Moment den Atem angehalten, während er Matt zuhörte. Matts Worte hatte eine Intensitet, die Jael fast spüren ließ, was er meinte. Für wenige Sekunden verstand er, was Matt in L.A. hielt, dann verging der Moment und das Gefühl verschwand. Zurück blieb eine lärmende Stadt. London galt zwar auch als Großstadt, aber diese Hektik wie sie hier herrschte gab es in der Form nicht. Jedenfalls nur selten und Nachts legte sich eine ganz eigene Ruhe immernoch wie ein Teppich über die Stadt. Jael liebte diese Zeit, diese wenigen Stunden zwischen Mitternach und Sonnenaufgang, in denen es fast wirkte, als würde die Stadt schlafen. L.A. war ihm zu voll, zu hektisch, zu wach.
Aber er verstand Matthews Gründe.
"Jede Stadt hat ihren ganz eigenen Reiz, nicht wahr?", sagte er nur leise und ließ den Blick weiter über die Lichter schweifen.

"Wahrere Worte wurden nie gesprochen, mein Freund!", sagte Matthew, und seine Eckzähne blitzten hervor, "und jetzt lassen Sie uns ein paar Drogendealer jagen!"
Er nahm Anlauf und sprang, elegant wie eine Wildkatze, zum danebenliegenden Dach und von da aus weiter, immer tiefer ins Herz der Stadt.

Jael folgte Matthew wie ein Schatten durch die Straßen, bis sie schließlich in einer ziemlich dunklen, heruntergekommenen Gegend halt machten. Auf den ersten Blick war kein Mensch zu sehen, aber für Jael, und garantiert auch für Matthew, war es kein Problem die zwielichtigen Gestallten, die sich an den Häuserecken im Schatten herumdrückten, auszumachen. Selber standen die beiden unsichtbar im Schatten.
"Haben Sie jemand bestimmten im Sinn oder gewinnt hier der Schnellste?", fragte er leise und sah sich um.

"Bedienen Sie sich einfach!", sagte Matthew grinsend, während er auf eine schummrige Bar deutete, "ich empfehle das "Last Round". Dort finden Sie alles, was der Abschaum L.A.s zu bieten hat: Tumbe Schlägertypen, Drogendealer, Zuhälter." Er tat, als würde er sich die Finger lecken. "Köstlich, sage ich Ihnen!"

"Solange sie sauber sind ist es mir recht egal", schmunzelte Jael, während er einen Schritt in Richtung Bar machte und sich dann wieder umdrehte.
"Nach Ihnen", meinte er und deutete grinsend eine Verbeugung an.

"Zu höflich!", erwiderte Matthew grinsend und betrat die schlecht beleuchtete Bar. In den Sitzecken hockte allerlei Gesocks, Drogendealer, die gerade ihre Junkies mit mehr oder weniger gestrecktem Stoff versorgten, Kredithaie, die von ihren Schuldnern angefleht wurden, ihnen noch eine Galgenfrist zu gewähren. Ach ja, das "Last Round" war eine fabelhafte Anlaufstelle.
Nach einer kurzen Bestandaufnahme steuerte Matthew schließlich eine großen, fleischigen Skinhead an, der schon so betrunken war, dass er sich gegen die Bar lehnen musste.
Er tat so, als wäre er ebenfalls betrunken, wankte an dem Skinhead vorbei und prallte wie zufällig gegen ihn. Der Plan ging auf, der Skinhead sah ihn aus rot geränderten Augen wütend an. "Pass auf wo du hinlatschst!"
Matthew verzog missmutig den Mund. "Pass tsu auf, wo tsu hinlatschst!", entgegnete er flapsig und wandte sich an den Barkeeper. "Baaarkiepr, tswei Schnabs bidde!"
Wie erwartet machte das den Skinhead wütend. "Jetss pass mal auf, tsu kleinr Pissr! Entwedr, tsu gibs mir dejne Schnäbse, oder isch polier dir deine Fressä!"
"Ach jaaa?!", erwiderte Matthew und tippte dem Skinhead gegen sein dreckiges T-Shirt, während er so wirkte, als könne er sich grade so mit Müh und Not aufrechthalten. "Tsann gehn wir nach draussn und klärn das jets, du Pännä!"
Er drehte den Kopf kurz un Jaels Richtung und grinste triumphierend, während er sich vom Skinhead nach draussen schubsen liess.

Jael schüttelte leise lachend den Kopf. Das mochte spaßig sein, aber dezent war das garantiert nicht. Während Matthew sich weiter aus der Bar schubsen ließ, ließ Jael seinen Blick schweifen. Hier versammelte sich wirklich der Abschaum der schlechten Geselschaft. Fast war er zu angewidert von der ganzen Gruppe um sie sich auch nur näher anzusehen. Aber nur fast.
Ein besonders zwielichtiger Dealer, der seine Kundschaft nach Strich und Faden betrog, fiel ihm ins Auge. Er war für kurze Zeit durch den Hinterausgang verschwunden und war dann wieder hinein gekommen. Jael hielt den Ausgang im Auge und keine 2 Minuten später betrat ein gehetzt aussehendes Individuum den Laden um schleunigst in der Toilette zu verschwinden.
Jael ließ sich grinsend auf den Stuhl gegenüber von dem Drogendealer gleiten, der ihn erstaunt und feindseelig ansah.
"Das selbe", sagte er leise und nickte in Richtung der Toiletten. Eine gieriges Grinsen erschien auf dem Gesicht des Dealers.
"Das kostet aber was!", raunte der zurück und tat als würde er es sich sehr genau überlegen ob Jael genug Geld dafür hätte.
"Willst du das etwa gleich hier haben oder regeln wir das.. dezenter?", grinste Jael verschlagen.
Der Dealer sah sich misstrauisch um und nickte dann in Richtung der Hintertür.
"In zwei Minuten", raunte er und strebte nach draußen. Jael grinste und zählte langsam die zwei Minuten runter.

Mittlerweile hatte Matthew sich in eine schmale Seitengasse schubsen lassen und tat so, als würde ihn der letzte Schubser zu Boden gehen lassen. Ungeschickt strampelte er und schimpfte wie ein Rohrspatz. Während der Skin jedoch den Fuß zu einem Tritt ins Genick anhob und dabei gefährlich wankte, nutze Matthew seine Chance, wirbelte blitzschnell herum und riss dem Fleischbrocken das Bein weg. Dieser fiel schimpfend nach hinten.
"Wie hasse das gemacht?", wunderte er sich, während er wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag und mit den muskelbepackten Armen ruderte.
"Tja!", sagte Matthew, der blitzschnell aufstand um sich dann neben dem Skin wieder hinzuhocken und ihm fast tröstend über die schwitzige Glatze zu streichen, "ist leider ein Berufsgeheimnis!"
Er entblößte seine Reißzähne und vergrub sie im fleischigen Hals, während der Skin nur ein überraschten Quieken von sich gab und schließlich verstummte.

120! Jael stand unauffällig auf und folgte dem Dealer. Als er die Tür öffnete schlugen ihm, zusammen mit der kühlen Luft, eine Menge unangenehmer Gerüche entgegen, aber vor allem der Duft von Leben.
Pfeilschnell stand Jael hinter dem armen Wurm von Mensch, der nicht einmal mehr die Chance hatte sich umzudrehen um zu sehen was da durch die Tür kam.
Mit einem seufzen fuhr Jael sich mit der Zunge über die Lippen und sah auf den Dealer hinunter. Er hatte keine Ahnung, was er mit der Leiche anstellen sollte. Zuhause wurden Leichen entweder tief verscharrt oder verbrannt, aber jemanden in dieser Betonwüste verschwinden zu lassen grenzte schon an Zauberei. Er würde Matthew fragen müssen, immerhin war das hier sein Revier.

"Jael!", sagte Matthew grinsend und trat an ihr heran, über seine Schulter hatte er den toten Skinhead geworfen. "Ich gehe wohl Recht in der Annahme, dass ihre Jagd erfolgreich war?"
Er warf den leblosen Körper des Skinhead achtlos neben den des Dealers, der Jael getötet hatte und kramte aus seiner Tasche ein Handy, drückte auf eine der Kurzwahltaste und wartete das Freizeichen.
"Ja, hallo Guami! Ich bin hier Zeuge eines Kampfes zwischen einem Skinhead und seinem Dealer geworden. Jaja, tragische Geschichte, ja, haben sich gegenseitig umgebracht, wohl eine Messerstecherei...ja, würden Sie bitte einen Wagen hierherschicken?"
Grinsend legte er auf und wandte sich Jael an. "In ein paar Minuten fährt der Coroner vor, und vor dem Morgen landen unsere Leichen im Ofen!"

"Praktisch", grinste Jael. "Sowas könnten wir in London auch gebrauchen, ich werde es bei Gelegenheit vorschlagen."
"Es wird bestimmt eine hektische Nacht für Sie, wenn es ihnen besser passt... Ich finde bestimmt auch alleine zurück", meinte Jael nach einer Weile. Matthew hatte bestimmt noch viel zu tun und sie mussten ja nicht beide in dieser Seitenstraße stehen und warten.

"Danke, das ist wirklich sehr nett von Ihnen!", sagte Matthew lächelnd, "sie werden den Coroner nicht übersehen können. Vielleicht kann Guami Sie ja auch in die Techniken der Gerichtmedizin einweisen?"
Er hob die Hand zum Abschied und verschwand dann in den dunklen Gassen.

Jilian war ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich dort gerade auf einem Sofa nieder gelassen, als sie in dem Fensterglas Michael spiegeln sah. Er betrat gerade den Raum und zupfte sich sein Hemd zurecht.
"Hey, Mc! Schön dich zu sehen", sagte sie und drehte ihr Gesicht zu ihm.
"Auch schön dich zu sehen... meine Herren. Ich glaube echt, dass dein Bauch stündlich größer wird, ich bin schon gespannt" Michael ließ sich grinsend neben ihr nieder.
"Ähm... weswegen eigentlich da bin... ist... weißt du was von Matthew... bezüglich Inka und Ethan?"

"Zum Glück hast du heute auf Makeup verzichtet!", höhnte ihre innere Stimme, während Emlyn sich selbst im Spiegel betrachtete. Unter ihren Augen waren große, violette Augenringe, und sie wirkte insgesamt wie der wandelnde Tod. "Das bist du ja auch!", erwiderte die Stimme und Emlyn war einen Moment lang versucht, einfach mit dem Kopf zuerst durch diesen dämlichen Spiegel zu krachen. Doch schließlich entschloss sie sich dazu, sich ein wenig von ihrer absurden Existenz abzulenken, indem sie sich mit etwas beschäftigte, was ihr immer Trost verschaffte: Die Biologie.
Sie wühlte in ihren Kisten nach ihren alten Studienunterlagen und breitete sie vor sich auf dem Bett auf. Stammtafel, Karyogramme, als das hatte etwas Tröstliches, etwas Bekanntes.

"Nein... tut mir Leid. Ich habe ihn noch nicht auf die beiden angesprochen, aber stimmt... ich habe sie bis jetzt nicht gesehen" Jilian blickte Michael mitfühlend an, nahm seine Hand und drückte sie sanft.
"Sie werden sich bestimmt bald melden, Mc..." Jilian schaute auf ihre Hände, ließ ihre Auge zu seinem Handgelenk weiter wandern und schnappt dann nach Luft. "Oh mein Gott!" Sie seutete auf die Armbanduhr an Michaels Handgelenk und stand gleichzeitig auf. "Schon so spät? Herrje"
"Was ist denn?", fragte Mc ein wenig verdutzt.
"Ich muss zu meinem Termin, also wegen dem Kleid, ich muss es anprobieren und so", sagte sie rasch und strich sich ihre Haare zurecht.
"Soll ich dich begleiten?", fragte er, da schnappte Jilian auch schon seinen Arm und verließ das Wohnzimmer erstaunlich schnell für ihren Zustand.

Doch bevor Jilian und Michael das Haupthaus verlassen konnte, kam eine zierlieche Frau hektisch auf Jilian zugelaufen. "Miss McAvoy, Miss McAvoy, wo wollen Sie hin?! Ich habe doch ihre Kleider hier, ich muss Maß nehmen, damit ich notfalls noch etwas ändern kann!" Sie blieb vor Jilian stehen, welche sie um mindestens einen Kopf überragte und atmete angesichts ihrer großen Bauches erst einmal tief durch. "Gut, da werde ich einiges ändern müssen", nuschelte sie, packte Jilian am Handgelenk und zog sie hinter sich her.

Mit einem Blick in Richtung Michael der wahrlich nach Hilfe und Beistand schrie, ließ sich von der Frau mitziehen. Immerhinmusste sie nirgendwo hin, also zumindest nicht nach draußen. Michael blieb derweil stehen, hob seinen Daumen und grinste ihr zu. Sie würde das schon schaffen. Und er konnte ja jemanden besuchen gehen...

Die kleine Frau schleifte Jilian regelrecht in eines der Zimmer, das komplett mit absolut bezaubernden Brautkleidern ausgelegt war. Ein Querschnitt durch die Brautmode der Jahrhunderte, den immerhin beschäftigte sich die Frau schon eine Weile mit dem Schneidern. "Mein Name ist Josselin, Maryam hat mir gesagt, dass ich meine feinsten Brautkleider mitbringen soll, aber sie hat nicht erwähnt, dass die geneigte Braut in anderen Umständen ist." Wie aus dem nichts zauberte sie ein Maßband hervor und maß resolut Jilians Bauchumfang, bevor diese auch nur den Mund öffnen konnte.
"Suchen Sie sich nur aus, was Sie wollen!", sagte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung, "ich werde das Kleid dann anpassen!"
Sie wuselte los um sich durch einen haufen Papiere zu wühlen, die sie auf dem Couchtisch ausgebreitet hatte.

Staunend ging Jilian langsam auf die Brautkleider zu, wobei sie sich immer wieder mal scheu nach hinten umschaute. Nie hätte sie sich erträumen lassen eines Tages so etwas zu tragen. Die Brautkleider waren allesamt wunderschön. Damals, als sie noch ein Mensch gewesen war, da hätte sich ihre Familie nie so etwas leisten können. Auch ihre Mitgift hätte nicht so groß ausfallen können, das sie ein solches Kleid hätte erwarten können.
Andächtig fuhr sie über die einzelnen Stoffe, musterte jeden Schnitt mit Argusaugen und blieb schließlich vor einem der Kleider stehen.
"Ich denke, ich nehme dieses hier"