Fantasy RPG - Der Anfang

Damit war es also um ihr Abendessen vor dem Abendessen geschehen. Seuftzend strich sich Fayra über den Bauch. "Ohne Begleitung wurdet ihr hergeschickt?" fragte sie in Anbetracht der Tatsache, dass Vater Scindus eigens für solche Fälle ein Audienzzimmer hatte. "Das ist nicht sehr umsichtig von Schwester Mara. Ihr könntet euch verlaufen..." fügte sie hinzu, um ihren Argwohn zu überdecken. Die Frau kaum ihr suspekt vor. Dennoch wollte sie nichts davon durchscheinen lassen. Sekundenlang starrte sie den Eindringling an, bevor sie schließlich auf ihre anfängliche Frage antwortete "Mein Name ist Fayra. Ich bin ein Kind des Klosters. Darf ich fragen, was ihr an einem abgeschiedenen Ort wie diesem zu tun habt?"

"Danke - ich... habe eigentlich schon zu viel Zeit...", Verodor konnte nicht aussprechen, da Fiona sich einmischte und ihm das Wort aus dem Mund nahm...

"Natürlich hat er Hunger...", mischte sich Fiona ein.
Sie zwinkerte ihm kurz lächelnd zu und hoffte das er nicht wieder so viel Gegenwehr leistete. Sie half ihrer blinden, kranken Großmutter auf den Stuhl und streichte ihr kurz durch das vollständig weiße Haar. Es war eine sehr zierliche Frau, mit schneeweißen Haaren und man sah ihr in den Augen an, das sie nichts mehr sah, denn ihre Augen waren tot und leer. Fiona warf ihr einen sehr besorgten Blick zu und aufeinmal verschwand die fröhliche junge Frau die sie eben noch war und aus ihr wurde eine besorgte, traurige Persönlichkeit. Nur in einem Blick konnte man erkennen wie nah ihr der Zustand der alten Dame ging.

(hab den Namen Alexis in Sophie geändert^^)

"Es war Ordensschwester Melia, nicht Mara!", korrigierte Alienor das Mädchen, "und ich wurde von meiner Reisegruppe getrennt. Wir waren auf dem Weg zum großen Meer, als ich eines Tages im Wald einem Vogel folgte, hier gibt es so viele exotische Vogelarten, und eh ich mich versah, ward ich von meiner Gruppe getrennt. Ich bin tagelang herumgeirrt, und habe schlußendlich dieses Kloster gefunden, gelobt sei Humos!"
Sie lächelte das Mädchen an und reichte ihr schließlich den noch großzügen Rest des Brotlaibs und des Käses. "Entschuldige, hier, natürlich ist das Euer Essen!"

"Was wolltet ihr denn am großen Meer? Ich meine, da gibt es doch nur Wasser! Sowas Langweiliges. Ich will auch weg und die Welt sehen. Aber Wasser kann man überall sehen. Ich will die Hauptstadt sehen. Indurakei soll sehr aufregend sein mit den ganzen Tagedieben und Schaustellern. Hach, nur zu gern würde ich dieses Kloster verlassen. Oh, entschuldigt bitte. Ich sollte euch nicht mit meinem Geschwätz langweilen. Ich werde nach Vater Scindus sehen und ihn vorbeischicken."
Mit diesen Worten machte sich Fayra bereit, den Raum zu verlassen. Ihr war, als fiele ihr eine Last von der Schulter, nur dieses Gedankens wegen. Die Frau hatte etwas Unheimliches.

"Ich habe die Hauptstadt gesehen, aber mit der Schönheit des Meeres ist sie nicht zu vergleichen!", erwiderte Alienor ud lächelte die Magd an, "Ich danke Euch, dass Ihr nach dem Vater sucht. Ich wollte Euch keine Umstände bereiten."

Fayra drehte sich auf dem Absatz um, fasziniert und irritiert. "Ihr wart in der Hauptstadt? Sie ist so unglaublich weit weg. Erzählt mir von ihr. Bitte. Wenn ich schon nicht selbst Indurakei sehen und belaufen kann, so will ich doch wenigstens getragene Worte über sie hören. Ein Sinn ist wahrlich zu wenig, um die Impressionen einer Stadt einzufangen. Aber es ist mehr, als ich mir bisher überhaupt vorstellen konnte. Vater Scindus findet sicherlich selbst hierher" schmunzelte sie. Aller Argwohn schien wie verflogen. Die Neugier hatte gesiegt und die fremde Frau näher an sie rankommen lassen...
Mit großen Augen starrte sie die vormals unheimliche Gestalt an und setzte sich ohne ein weiteres Wort geschwind auf den mit Leder überzogenen Stuhl des Vaters.

"Nun ja, wo soll ich anfangen?", holte Alienor aus. Beim unteren Ring, der Abschaum aus Dieben, Verbrechen und allen anderen, die als Abschaum der Gesellschaft bezeichnet werden? Oder die oberen Ringe, in der derselbe Abschaum lebte, nur in feinere Kleider gehüllt?
"Nun ja, Indurakei ist eine unglaublich große Stadt. Es gibt mehrere Ringe, im obersten leben die Herrscher, und soweit ich weiss, haben sie diesen Ring bist jetzt auch noch nicht verlassen. Im zweitenund dritten Ringe leben die hohen Fürsten und Edelmänner, dort findet man auch einige der großen Theater und Museen.
Sämtliche Handwerker findet man in den darauffolgenden zwei Ringen, während der äusserste Ring das Armenviertel darstellt. Eine faszinierende Stadt, aber sie hat mindest genauso viele dunkle wie helle Seiten. Was möchte eine zuvorkommende Magd wie du in Indurakei?"

"Wie lange schon ist diese alte Dame blind? Ward ihr deswegen schon einmal in der Hauptstadt? Erst vor kurzem haben sie dort ein permanentes Heilmittel gegen Blindheit gefunden", fragte Verodor und zeigte sich dabei relativ unbeeindruckt von Fionas Emotionen.

"Ich bin keine Magd! Wie ich bereits sagte, bin ich ein Kind des Klosters. Meine Eltern starben als ich noch ein ein kleines Kind war und so wurde ich hier aufgenommen." meinte sie leicht erbost. Ihre Stimmung schwankte nun schon von Argwohn über überschäumendes Interesse hin zu leichter Rage. "Und in Indurakei will ich mich in der Universidad vorstellen. Ich habe nicht vor, mein Dasein in diesem Kloster zu fristen. Humos ist ein gnädiger Gott. So wird er mich auch nicht hier versauern lassen."

Als der Anflug von Ärger von ihrer Seele geredet war, sprach sie in einem normalem, wenngleich auch etwas von Trauer durchzogenen Tonfall weiter "Von den Ringen habe ich bereits gehört. Irgendwann werde ich sie mit eigenen Augen sehen. Sobald der Abt es mir endlich gestattet, dieses Kloster zu verlassen...." meinte sie mit leicht zitternder Stimme. Ihr Unglück war kaum zu überhören, obschon sie sich Mühe gab, es zu verbergen. Nun saß sie da und starrte die Bücher an der Wand an...reglos und in Gedanken bei Abenteuern und Magie.

"Du kannst also lesen?", fragte Alienor geradeheraus und musterte sie, "nicht viele im Südbezirk können lesen. Hier steht die Zeit still." Sie sah auf, als sie Schritte auf dem Gang vernahm, und kurze Zeit später kam ein Mann, bestimmt der Abt, durch die Tür. "Nun ja, Fayra, ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Plänen. Möge Humos seine schützende Hand über dich halten."
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Vater Scubius zu, dem sie ihre Geschichte ein weiteres mal erzählte, und schließlich geleitete er sie zu einer kleinen, aber sauberen Kammern.

Fiona wendete den traurigen Blick von der alten, kranken Frau ab und sah zu Verondor. "Sie...sie möchte kein Heilmittel...", sagte sie kurz angebunden und klang traurig dabei. "Sie möchte schon ewig keine Medikamente mehr nehmen...", sprach die Mutter des Hauses. "Sie ist viel zu stur um irgendwelche Hilfe anzunehmen...". Fiona strich der alten Dame das Haar aus dem Gesicht. "Großmutter möchtest du etwas essen...?". Die alte, zerbrechliche Dame schüttelte mit dem Kopf, sagte aber kein Wort. Sie schien ganz Geistesabwesend zu sein und bemerkte garnicht Verondor's Anwesenheit. Sophie trat dann erneut aus der Küche und schaute zu Verondor. "Setz dich doch...", sagte sie und wendete den Blick wieder ab.

Tatsächlich kam Verodor Sophies Bitte zögerlich nach und setzte sich. Der duft vom köstlich zubereiteten Essen stieg ihm bereits in die Nase und ließ ihn für einen Moment vergessen, dass er hier unter Menschen war. Dann jedoch kehrte sein Geist in die Realität zurück und er zückte eine kleine Phiole mit etwas Flüssigkeit.

Noch während Jayla sich mit dem Abt unterhielt, verließ Fayra den Raum ohne ein weiteres Wort. Die Begegnung mit dieser unheimlichen Frau hatte etwas in ihr ausgelöst. Sie hatte einen Entschluß gefasst. Nimmermehr würde sie auf die Worte des Abtes warten und ihr Glück in die eigenen Hände legen. Indurakei wartete auf sie. In tiefen Gedanken lief sie die Gänge entlang, vorbei an den fürchterlichen Sitzbänken, die sie diesmal nicht wahrnahm, durch die Vorhalle mit den dicken Wandteppichen bis in die Quartiere. Es war noch 2 Stunden hin bis zum Abendessen. Genug Zeit, um Vorbereitungen zu treffen. Aber zuerst musste sie nachdenken. So saß sie einige Zeit sinnierend in ihrem Zimmer. Als etwas mehr als eine Stunde vergangen war, drehte sich ihr Kopf. Sie hatte einen Plan. Allerdings brauchte es Geduld.

Mit vollem Kopf und festen Vorsätzen machte sie sich auf zum gemeinschaftlichen Abendessen. Der Saal war bereits voll besetzt. Nur wenige Stühle waren noch unbesetzt. Fayra setzte sie sich an ihren angestammten Platz zur Rechten des Vaters. Nun warteten sie alle darauf, dass das Abendgebet gehalten wurde...

Alle setzten sich an den Tisch und behandelten den jungen Elfen wie als wäre er einer von ihnen. Nichts Besonders - ein ganz normaler Mensch. Isabelle war noch in der Küche und trat dann aus dieser und kam enebfalls zum Tisch. Sie lächelte Verodor liebevoll an und nahm seinen noch leeren Teller. Besonders ihm gab sie eine große Portion, weil er der Gast des Hauses war. Sie stellte ihm den Teller wieder hin und sagte: "Lass es dir schmecken!". Dann setzte auch sie sich an den Tisch und alle begannen zu Essen. Fiona die neben Verodor und gleichzeitig auch neben ihrer Großmutter saß fing auch an zu Essen und wendete kurz den Blick zu dem Elfen neben ihr. Sie lächelte ganz wie ihre Adoptivmutter es getan hatte und flüsterte ihm zu: "Lass es dir schmecken..".

Verodor, unbeeindruckt von den Wünschen, öffnete erst einmal das Flässchen und ließ einen Tropfen daraus auf seinen Teller hernieder. Kurz wartete er, dann konnte man auch schon eine Verfärbung der Stelle feststellen, wo der Tropfen gelandet war.
"Grün - also ist es schon mal nicht vergiftet", murmelte er und probierte daraufhin den ersten Bissen, der ihm, seinem wohlwollenden Nicken nach zu Urteilen, wohl mundete.

Fiona verdrehte die Augen als er erst sicher gehen wollte ob das Fleisch nicht vergiftet war, dann ließ sie sich das Essen weiter schmecken. Am Tisch wurde geschwiegen, keiner sagte auch nur ein Wort. Doch dann, als alle Teller leer waren, erhob sich Sophie, die älteste Tochter und räumte die leeren Teller weg. Isabelle sah den Elfen genau an. "Du bist also ein Elfe?, lächelte sie ihm fragend zu. "Mein Mann hatte damals viel von euch erzählt.", doch dann wurde ihr Blick traurig, der Tot ihres Mannes machte der Frau sehr zu schaffen. Sie stand auf und half ihrer Tochter alles wegzuräumen.

"Ja, ein Elf", entgegnete Verodor kurz und knapp, prüfte auch sein Getränk auf Giftigkeit und trank dann aus.
"Ihr Mann hat mit Elfen zu tun?"

Alienor saß in ihrer Kammer und schärfte mit einem Schleifstein Schwert und Dolche, die Ohren immer gespitzt, falls sich jemand nähern sollte. Die Leute hier waren freundlich und entgegenkommend ihr gegenüber gewesen, vielleicht würde sie wirklich einen Anteil des Wapitifleisches hierlassen...

Isabelle sah ihn an, schwieg aber. Sophie antwortete ihm jedoch mit etwas strenger und monotoner Stimme: "Vater ist von uns gegangen, er war öfter mal in die Stadt gereist und kannte einige Elfen..".

"Oh - das...", Verodor stockte.
"bedauerlich", fügte er dann hinzu. Dann machte er Anstalten, aufzustehen.
"Ihr Essen war gut. Von Menschen gemacht, aber gut. Ich bedanke mich dafür und entschuldige mich für den Aufwand, den ich Ihnen bereitet habe."

Fiona schaute ihn an und wollte dann langsam auch aufbrechen. Sie stand auf und sah zu ihrer Mutter. Sie erklärte ihr das sie wohl längere Zeit nicht mehr kommen würde, da sie viel zu tun hätte, aber sie sagte nicht den wahren Grund. Sie sagte nicht dass sie in den Norden aufbrechen möchte um dort nach einem Mann suchen möchte von dem sie nicht mal wusste ob es ihn überhaupt wirklich gab. Dann verabschiedete sie sich von ihrer Familie, sogar Sophie zeigte ein wenig Herz und umarmte ihre "Schwester" zum Abschied. Es war ein trauriger und sehr sehr langer Abschied, aber sie hatte sich ein Ziel gesetzt und wollte dieses um jeden Preis erreichen. "Mach es gut mein Schatz", sagte ihre Mutter und drückte sie auch einmal fest in dem glauben sie ginge wieder nach Hause, in IHR zu Hause. "Es hat uns sehr gefreut Verodor", sagte Isabelle liebevoll und verabschiedete sich von ihm. Sie begleitete die beiden zur Tür und Emily, Sophie, Isabelle und sogar ihre alte Großmutter winkten ihr zum Abschied.

"Auf Wiedersehen", erwiederte Verodor und folge Fiona dann weiter.

Die kleine Familie ging dann wieder zurück ins Haus und hofften das Fiona wohlbehütet zu Hause ankommen würde. Fiona ging weiter und verließ langsam das kleine Dorf, zusammen mit Verodor. Sie ging den Weg entlang den sie zuvor gekommen war und sah, dass die Sonne langsam unterging. Der Himmel färbte sich in wunderschön gelb, roten Farben und man merkte das die Nacht anbrechen wollte.

"Du - ich werde bald zurück nach Hause müssen", meinte Verodor und blickte ihr dabei tief in die Augen.