Vampire-Das RPG II

Matthews Augenbrauen wanderten nach oben, doch er drehte sich trotzdem zur Tür. "Wir werden sehen!", sagte er nüchtern, grinste jedoch insgeheim breit.

Jael verkniff sich jeglichen Kommentar. Das fing ja gut an.. Hoffentlich war Matt guter Laune, sonst würde er die beiden wohl hochkant wieder rausschmeißen.
"Matt, entschuldigen Sie bitte, ich konnte die beiden nicht alleine draußen lassen. Thomas hatte ein leichtes Ernährungsproblem..", fing er an, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.

Matthew stand der Sinn nach etwas Schabernack und er setzte eine ernste Miene auf. "Ernährungsproblem, ja?"
Er drehte sich um, und die verspiegelten Gläser seiner Brille schienen Thomas und Amanda eindringlich zu mustern. "Wie alt seid ihr beide?"

"Tut mir leid!", platzte es sofort aus Thomas heraus, während er sowohl Jael als auch Matthew entschuldigend anblickte. Ihm war die Sache furchtbar peinlich. Er war sonst nie der Mensch für Kontrollverluste gewesen und hatte sich immer alleine zu helfen gewusst.
"Ich bin 24 und Amanda ist 18.", erklärte er wie aus der Pistole geschossen, als Matthew das Wort an ihn richtete. Amanda stellte sich währenddessen, ein wenig eingeschüchtert durch Matthews Authorität, hinter Jael, schob jedoch trotzig das Kinn hervor.
"Ich wollte den Krankenwagen doch gar nicht klauen, ich habe nur nach Konserven gesucht!", erklärte sie sofort.

"Sie haben einen Krankenwagen überfallen?!", fragte Matthew, in der Rolle des wütenden Alt-Vampirs völlig aufgehend, "ich hoffe sehr für Sie, dass dabei niemand zu Schaden gekommen ist! Haben Sie überhaupt IRGENDEINE Ahnung, was das für Konsequenzen hätte?!"
Er stellte sich vor Jael, sodass seine wutverzerrte Fratze nur Millimeter von Jaels entfernt war. Für den Bruchteil einer Sekunde zuckte seine Mundwinkel schnell nach oben, das Zeichen für Jael, doch bitte bei seiner Schmierenkomödie mitzuspielen.
"Und was bilden Sie sich eigentlich an, diese beiden...Kleinkinder anzuschleppen?! haben Sie völlig den Verstand verloren???"

Thomas' Augen wurden groß. Starr vor Schreck sah er sich das Schauspiel an, während ihm das Herz in die Hose rutschte.
"Also das- eigentlich... er kann doch nicht..."

Amanda, immer schon eher offensiv von Natur aus, ließ ein verächtliches Schnauben hören und drängte sich zwischen Matt und Jael. Mit einem bitterbösen Blick fokussierte sie Matt, der in ihren Augen plötzlich zum Urbösen geworden war.
"Jael kann da gar nichts für! Er hat gar nichts getan, es ist ungerecht ihn zu bestrafen!", rief sie aufgebracht, während sie versuchte Jael so gut wie möglich mit ihrem zierlichen Körper zu bedecken.
"Wir gehen auch sofort wieder!", beteuerte auch Thomas sofort.

Jael bemerkte das Lächeln, was ihn davon abhielt auf der Stelle vor Schreck zu sterben. Demütig ließ er den Kopf hängen, aber noch bevor er etwas sagen konnte stand Amanda auch schon vor ihm, zum Glück bekam sie dadurch das Lachen nicht mit, dass er einfach nicht mehr unterdrücken konnte.

"Und wer sind Sie, dass sie MICH zurechtweisen wollen?!", fauchte Matthew und entblößte seine Reißzähne.
"Einen Krankenwagen überfallen!", murmelte er, wandte sich von Amanda ab und tigerte im Zimmer auf und ab, während er sich durch die Haare fuhr. "Ich hoffe für Sie, dass das niemand melden wird. Einen Krankenwagen überfallen um nach Blutkonserven zu suchen, das ist ja wohl...", er drehte sich zu Amanda und Thomas um und seine Mundwinkel zuckten bereits gefährlich, "die mit Abstand amüsanteste Geschichte, die ich je gehört habe!"
Er brach in schallendes Gelächter aus.

Thomas starrte Matthew einige Momente an, als wäre dieser total durchgedreht, doch sobald er den Scherz verstanden hatte, fiel er in der Lachen ein.
"Das haben wir wohl verdient!", kicherte er leise und strahlte dabei sowohl Jael als auch Matt erleichtert an.

Amanda hingegen starrte erst fassungslos, dann säuerlich von Matt zu Jael und stampfte schließlich zornig mit dem Fuß auf.
"Das ist nicht lustig!", wütete sie ungehalten und ließ ein Fauchen hören. "Das ist doch krank!"
Und unter lauten Fluchen, die fast den Eindruck vermitteln konnten, dass sie keine Erziehung genossen hatte, fegte sie aus dem Raum richtig Ausgang.

Jael verkniff sich ein lachen und sah Amanda dann ein wenig aufgebend hinterher.
"Ich glaub, ich hol sie lieber wieder, bevor sie sich aus dem Staub macht, das kann sie nämlich gut, fürchte ich", sagte Jael nickte Matt kurz zu und sah Thomas an, als wollte er ihn auf der Stelle Festnageln, damit er auch ja nicht auf die selbe Idee kam.
"Amanda!", rief er, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und hinter ihr herlief. Nicht, dass er hoffnungen hatte, dass sie stehen bleiben würde, aber man konnte es ja mal versuchen.

Matthew schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich dann Thomas zu. "Schön, dass die Jugend von heute eine gute Schmierenkomödie noch zu schätzen weiss!", sagte er grinsend und hielt Thomas die Hand hin, "mit wem habe ich die Ehre?"

"Lass mich in Ruhe, du kranker alter Knacker!", fauchte Amanda nur zurück und beschleunigte ihre Schritte ein wenig. Sie waren mittlerweile draußen angekommen und da um diese Zeit keine anständigen Menschen auf der Straße waren, konnte sie ungehindert so schnell laufen, wie sie wollte, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Innerlich kochte sie immer noch vor Wut.

"Tut mir leid, sie ist ein bisschen hitzig manchmal. Und wild. Und... tja. Sie ist noch ein Kind.", erklärte Thomas, der sich mittlerweile sichtlich sicherer in seiner Haut fühlte. "Ich bin Thomas und ich muss sagen, dass ich nicht dachte, dass es Vampire mit Humor gibt!"
Grinsend ergriff er Matthews Hand, die er fest schüttelte.

"Wir sind selten geworden, aber noch gibt es uns!", erwiderte Matthew grinsend, "freut mich, Sie kennen zu lernen, Thomas. Darf ich so frei sein und fragen, wie lange Sie und ihr...Begleiterin schon Vampire sind?"

"Alter Knacker?", lachte Jael leise und ein wenig erstaunt. So hatte ihn noch keiner genannt. So alt war er doch auch noch gar nicht, vampirisch gerechnet.
"Jetzt bleib endlich stehen!", rief er und setzte ihr hinterher, als sie nicht stehen blieb. Mit einem Ruck zog er sie am Arm herum, dass sie ihn ansehen musste.
"So, komm, genug Kind gespielt. Sei ein wenig vernünftig, Matthew wollte euch nur einen kleinen Schrecken einjagen."

"Das war nicht witzig, ich dachte er tut dir was! Sowas macht man nicht zum Spaß! Und ich bin KEIN KIND! Ich bin erwachsen und mache was ICH will!", patzte Amanda zornig und stampfte kurz mit dem Fuß auf. Sie riss sich ungehalten aus Jaels Griff und schubste ihn zu Seite, um weiter zu laufen.

Thomas lachte noch einmal und sah Matthew freundlich an. Er war ihm sympathisch. Und trotzdem konnte er nicht umhin einen riesen Respekt vor ihm zu haben.
"Natürlich. Es müsste ungefähr ein Jahr her sein. Wir wurden in einer dunklen Ecke überfallen oder gebissen... wie auch immer. Und seitdem schlagen wir uns so durch."
Er grinste etwas verschämt, als ihm einfiel wie sie gelebt hatten. Und wovon. Er hätte wirklich nicht die Konserven aus dem Krankenhaus stehlen sollen.

"Will sagen, Sie hatten niemanden, der Sie in die Gepflogenheiten der Vampiregemeinde eingeweiht hat?" Matthew runzelte nachdenklich die Stirn. So etwas durfte nicht sein, ein Erschaffer hatte sich immer um seine Schützlinge zu kümmern!

"Nein", gab Thomas leise zu. Er fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. "Aber wir haben uns verdeckt gehalten! Ich habe in einem Krankenhaus gearbeitet bis vor ein paar Wochen, dort habe ich Konserven bekommen, bis sie mich erwischt haben. Wir haben keine Menschen getötet oder so, bis auf... bis auf den ersten Abend. Aber es war ein Obdachloser und er war schon halb tot. Außerdem haben wir ihn begraben!"
Er sah Matthew ein wenig geknickt an und es war ihm anzumerken, dass er nicht besonders stolz auf sein neues Leben war.

"Halt, so nicht!", rief Jael überrascht über Amandas Reaktion und packte sie kurzerhand an der Hüfte und hob sie ohne Mühe hoch.
"Ganz so schnell passiert mir nun auch wieder nichts, aber danke für die Sorge", sagte er und Schmunzelte.

"Lass mich los!" Zornig versuchte Amanda sich aus Jaels Griff zu wenden, musste jedoch ziemlich schnell feststellen, dass es nicht möglich war.
"Das ist ungerecht!", fauchte sie wütend, während sie ihn anstarrte, als würde sie ihn am liebsten beißen.

"Ungerecht ist, dass du dich andauernd selbsständig machst und Thomas alles alleine regeln muss. Er ist noch bei Matthew, während du hier draußen bist. Ich hoffe ja, dass er Thomas nicht den Kopf abgerissen hat", gab Jael belustigt zu bedenken und hoffte sie damit wenigstens wieder zurück ins Haus zu kriegen.

Matthew rieb sich mit der Hand nachdenklich über das Kinn, während er Thomas' Worten lauschte. "Nun ja, ich muss sagen, für zwei Neulinge ohne jegliche Erfahrung haben Sie beide sich wirklich gut geschlagen!", sagte er schließlich, "Sie haben sehr verantwortungsbewusst gehandelt!"
Er legte Thomas eine Hand auf die Schulter. "Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen jemanden zur Seite stellen, der sie ein wenig mit den Abläufen vertraut macht, was halten Sie davon?"

"Das wäre nett, aber ich glaube, dass wir das auch alleine schaffen. Ich will keinen Ärger machen, ehrlich nicht.", beteuerte Thomas mit einem höflichen Lächeln. Man merkte ihm jedoch an, wie erleichtert er war. Er schien tatsächlich nicht sehr viel zu wissen.

"Was weißt du schon?!", keifte Amanda. Sie hatte sich mittlerweile so hochgeschaukelt, dass sich ihre Stimme überschlug. "Tommy kann gut auf sich alleine aufpassen!"
Ihr Blick flackerte jedoch unruhig zum Haus.

"Ich bitte Sie!", erwiderte Matthew, "glauben Sie mir, Sie würden mir mehr Ärger machen, wenn sie weiterhin nichtsahnend durch Los Angeles streifen."
Er legte die Arme hinter den Rücken. "Verstehen Sie das bitte nicht falsch, aber ihre Freundin trägt ihr Herz wirklich auf der Zunge!"

"Ich weiß, dass weder du, noch Thomas irgendwas gegn 99% der Vampire in L.A. ausrichten könnt. Also, wenn du einigermaßen lange überleben willst, dann solltest du dich jetzt beruhigen und auf Matthew hören!", konterte Jael mit einem scharfen Unterton, schulterte Amanda und trug sie zurück zum Haus, ohne auf ihre Proteste zu hören. Wenn der Knochen nicht zum Hund kam, dann eben anders herum.

Thomas hüstelte ein wenig verhalten und nickte zustimmend, während er Matthew einen Blick sendete, der unmissverständlich sagte >Wenn du wüsstest<.
"Sie ist eigentlich ein nettes Mädchen.", erklärte er trotzdem sofort und fing an stolz zu lächeln, ganz der große Bruder. "Den Krankenwagen hat sie wegen mir überfallen, ich hatte ein kleines... Problem."
Er hielt kurz inne und überlegte, ob er wirklich alles sagen sollte, aber es tat so gut mit einem vernünftigen Menschen zu reden, der einen Plan zu haben schien, dass er schließlich aufgebend seufzte.
"Ich hab mich geweigert Katzen oder andere Haustiere zu trinken und die Ratten hatten wir in der Gegend schon aufgebraucht."
Er strich sich über den Nasenrücken.

"Ich hasse dich! Ich hasse dich wirklich! Ich hätte dich gestern doch gleich töten sollen, dann wäre das gar nicht passiert!", schmollte Amanda leise vor sich hin, während Jael sie ins Haus trug.