Vampire-Das RPG II

Jael lachte leise.
"Ich glaube deswegen schlägt er dir das nie vor", meinte er an Amanda gewandt und drehte sich dann wieder zu Thomas.
"184 und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich im Moment reichlich wenig mache, wenn man sich vor Augen führt, was ich eigentlich noch zu tun hätte. Deswegen, kommt ihr alleine klar, ohne wegzulaufen, oder muss ich euch mitnehmen?"

Amandas Hand flog sofort in die Höhe.
"Ich laufe weg!", drohte sie sofort kokett grinsend.

Thomas bedachte Amanda wieder mit einem strengen Blick, den sie nur mit einem Kussmund beantwortete, der ihn zum seufzen brachte.
"Wenn Sie wirklich keine Hilfe brauchen, dann bleibe ich hier und lese etwas. Außerdem sollte ich vielleicht etwas trinken."
Er räusperte sich verlegen. Es war ihm immernoch unangenehm, dass er Blut brauchte.

"Das hatte ich befürchtet", seufzte Jael und schüttelte den Kopf.
"Gut, ich kommt erstmal mit. Ich geh sowieso in die Küche", meinte er an Thomas gewandt, er hatte schließlich auch noch nichts gegessen. Thomas konnte hinterher immer noch etwas lesen gehen, Amanda behielt er lieber im Auge.

In der Zwischenzeit hatte Emlyn fast 10 Kapitel in ihrem Lehrbuch geschafft und brütete nun über den dazugehörigen Aufgaben, die sie sich schon vor ihrem "Unfall" aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt hatte.
Als sie über den Karyogramm zu Aufgabe 8b saß, hörte sie auf einmal ihren Magen laut knurren und sah sich instinktiv um, ob jemand es vielleicht gehört haben konnte. Keiner da und hinter den Wänden hörte sie auch niemanden kichern.
Also klappte sie das Buch gut gelaunt zu, krabbelte umständlich von der riesigen Bett runter und steuerte routiniert die Küche an.

Thomas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Jael tat ihm tatsächlich ein wenig Leid. Plötzlich hatte er zwei kleine Welpen, um die er sich kümmern musste, wobei einer von ihnen gemeingefährlich und hyperaktiv war.
"Du denkst schon wieder fiese Dinge über mich", schmollte Amanda, nachdem sie Thomas' Schmunzeln bemerkt hatte. Das hatte er in dem letzten Jahr nur getan, wenn er sich über sie lustig gemacht hatte.
"Sei nicht so eingebildet.", konterte Thomas sofort und gab ihr einen kleinen Klaps auf dem Hinterkopf.
"Ich könnte dich töten!" Es war eine trotzige Feststellung. Thomas lachte schallend.
"Natürlich!", entgegnete er so ernst wie möglich. "Jael, sie sollten sich vorsehen, Amanda stiftet Mordpläne! Vielleicht sollten sie sie an die Leine legen."
"Du weißt, dass das nicht hilft!", patzte Amanda triumphierend zurück und spielte darauf an, wie Thomas und Noah sie vor mehr als 12 Jahren an die Hundeleine gelegt hatten, aus der sie sich befreit hatte. Geschlagene 3 Stunden hatte sie sich versteckt, während die Jungs sie panisch gesucht hatten.

"Ich besorg mir lieber den Schlüssel für das Zimmer", murmelte Jael leise und verließ das Zimmer zusammen mit den beiden in Richtung Küche.
Dort angekommen nickte er Matt, Jillian und William kurz zu, warf Thomas eine Konserve zu und nahm sich eine eigene.

Als Emlyn die Küche betrat, fand sie diese bereits gut gefüllt vor. In einer Ecke standen die schwangere Vampirfrau, die anscheinend nicht mehr schwanger war, ihr Mann und ein Unbekannter, direkt am Tresen standen der gutaussehende Mann, dessen Namen sie auch nicht kannte mit zwei anderen Unbekannten. "Oh, störe ich?", fragte sie und sah die zweite Gruppe fragend an, "ich kann auch später nochmal wiederkommen?"

"Es gibt auch Fenster", flötete Amanda, die das optimale Gehör hatte, wenn man über sie sprach, leichthin und setzte sich wieder locker auf die Theke. Als eine fremde Frau reinkam, leuchteten ihre Augen kurz auf.
Fröhlich sprang sie auf sie zu und strahlte sie an.
"Du bist aber hübsch!"

Thomas sah von seiner Konserve auf, als er Amandas begeisterten Ausbruch hörte und verschluckte sich fast an dem Blut. Sofort setzte er die Konserve ab. Es war ihm immernoch nicht geheuer vor fremden zu trinken.
"Hallo", murmelte er etwas schüchtern.

"Öh...danke!", entgegnete Emlyn, völlig überrumpelt von dem Kompliment, und lächelte dem Mädchen schüchtern zu. "Du..bist auch sehr hübsch!", entgegnete sie schließlich in Ermangelung intelligenterer Einfälle.
Ihr Magen knurrte erneut laut, und Emlyn lächelte verlegen.

Amanda strahlte noch etwas breiter.
"Dankeschön.", antwortete sie ehrlich geschmeichelt. Das hatte noch nie jemand zu ihr gesagt! Kindisch ja. Ungezogen. Aber nicht hübsch. "Ich bin Amanda und du? Bist du auch ein Vampir? Bist du auch so uralt wie alle anderen hier?"

Thomas lachte leise, als Amanda die Fremde so belagerte.
"Amanda, ich glaube sie hat Hunger."
Damit kannte er sich immerhin aus.

"Ich heiße Emlyn!", erwiderte Emlyn lächelnd, "und ich bin seit...3 oder 4 Tagen Vampir." Sie wandte sich mit einem dankbaren Lächeln an Thomas. "Ich hab, ehrlich gesagt, wirklich Hunger", gab sie kleinlaut zu.

Jael, der dem Kühlschrank am nächsten stand, angelte eine weitere Konserve und reichte sie mit einem entschuldigeden Lächeln an Emlyn weiter. Amanda schien wirklich jeden zu belagern, dem sie über den Weg lief.
Nachdenklich lehnte er sich wieder gegen den Tresen und nahm selber einen Schluck, während er sich fragte, ob die Kinder lieber wieder aus dem Raum scheuchen sollte, damit Matthew, Jillian und William sich ungestört unterhalten konnten.

"Am, wenn du mit Jael gehen möchtest, solltest du vielleicht vorher duschen gehen. Du siehst aus wie eine Vogelscheuche.", erklärte Thomas ruhig und mit einem Grinsen, woraufhin Amanda sich durch die wilden Haare und ihr leicht dreckiges Gesicht fuhr. Tatsächlich wurde sie ein wenig rot um die Nase und senkte den Kopf.
"Soll ich dir zeigen wo das Badezimmer ist?", fragte Thomas höflich, doch Amanda schüttelte nur grinsend den Kopf.
"Ich weiß wo es ist! Als ihr noch alle geschlafen habt, hab ich mir das Haus angeguckt, aber dann wurde mir langweilig und ich hab weiter geschlafen.", erklärte sie freimütig. Thomas, der Jaels strengen Blick aufgefangen hatte, schob Amanda schnell aus der Küche. Als sie weg war hustete er kurz verlegen.
"Wenigstens wird es nie mehr langweilig."

Emlyn lächelte den Mann, der anscheinend Jael hieß, dankbar an und öffnete behutsam die Konserve. Dank Jilian wusste sie mittlerweile, wie man trank, ohne sich komplett einzusauen, wobei es um das ausgebeulte T-Shirt mit dem verblassten UCLA-Aufdruck nicht wirklich schade gewesen wäre.
Sie lächelte Thomas aufmunternd zu, als dieser verlegen hustete. "Ich finde sie sehr nett!", sagte sie, und meinte es auch. Das Mädchen steckte einfach nur voller Energie.

"Sie ist einfach ein wenig übermütig, für sie ist das alles ein großes Spiel.", erklärte Thomas lächelnd. Man sah seinem Gesichtsausdruck an, dass er es Amanda nicht verübeln konnte. Sein Blick fiel auf das große UCLA Logo und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"UCLA!", rief er fröhlich, während er auf das Logo deutete. "Da war ich auch! Was studierst du? Oder... hast...?"
Er strahlte Emlyn freundlich an, ehrlich froh darüber etwas normales zu sehen, dass ihn an sein früheres Leben erinnerte. MAnchmal kam es ihm vor, als würde es kein normales Leben mehr geben.

Emlyn sah kurz an sich herunter, und als sie verstand, worauf Thomas hinauswollte, grinste auch sie breit. "Ich hab Biologie studiert, mit Schwerpunkt Genetik. Und du?"
Dieser Ort war so ziemlich der letzte, an dem sie jemanden von ihrer Alma Mater erwartet hatte.

"Medizin mit dem Schwerpunkt kein Sozialleben zu brauchen!", antwortete Thomas lachend. "Genetik hatte ich kurz im 1. Semester. Ich finde es total spannend, aber leider scheine ich ein Legastheniker in diesen Kreuzungsteorien zu sein."

"Ach was, so kompliziert ist das gar nicht!", erwiderte Emlyn lächelnd und fing sofort mit den Erklärungen an. Für sie war es wirklich schön, mal wieder derjenige zu sein, der Etwas erklärte.
"..wie gesagt, wenn man ein paar Regeln beachtet, ist es im Grunde nicht so schlimm!", schloss sie etwas 10 Minuten später grinsend ab.

Thomas sah Emlyn erstaunt an, als sie ihren Vortrag beendet hatte.
"So leicht ist das also? Das... ich traue mich ja fast nicht, daran zu glauben! Wow! Ich hatte schon aufgegeben das noch in meinen Dickschädel reinzukriegen." Er lachte ausgelassen und deutete schließlich auf das Buch, dass er auf dem Tisch abgelegt hatte.
"Hast du das schon gelesen? Ich glaube, das könnte dich wirklich interessieren, es handelt um..."
Und schon erklärte er Emlyn die Handlungsstränge kurz, jedoch ohne zu viel zu verraten.

Frisch geduscht schwebte schließlich auch Amanda wieder in den Raum, wo sie Thomas erst überrascht und dann mit vorgeschobener Unterlippe beobachtete. Mit einem gezwungenen Lächeln fiel sie Thomas von hinten um den Hals.
"Tommy, so viel hast du im ganzen Jahr nicht-"
"Am, ich unterhalte mich, da kannst du mich doch nicht unterbrechen!", unterbrach Thomas sie sofort und schickte Emlyn ein entschuldigendes Lächeln. "Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also die Hauptfigur..."
Amanda ließ Thomas schmollend los, jedoch nicht ohne ihm und Emlyn bitterböse Blicke zuzuwerfen. Hilfesuchend sah sie schließlich Jael an. >Tu was dagegen!<, war deutlich in ihrem Gesicht zu lesen.
Sie war es nun gar nicht gewohnt Thomas zu teilen!

Jael versteckte sein Grinsen hinter der Konserve, als Amanda ihn fordernd ansah und zuckte nur mit den Schultern.
Den Kommentar, dass sie sich wohl ein neues Spielzeug suchen musste, behielt er lieber für sich, sie würde das nur Wortwörtlich nehmen und wer wusste schon, was sie dann anschleppte?

Emlyn, die Amandas bitterbösen Blicke nicht mitbekommen hatte, hörte Thomas gespannt zu und nahm schließlich das Buch in die Hand. "Könnte ich mir das vielleicht mal ausleihen?", fragte sie und lächelte Thomas schüchtern an.

Amandas Schmollen wurde ein Stück größer. Beleigt verschränkte sie die Arme und beobachtete Thomas unzufrieden.
"Wollten wir nicht los? Thomas? Wir müssen los!"
"Mhm? Geht doch ohne mich, ich wollte eh ein bisschen weiter lesen.", erklärte Thomas lächelnd. Es tat so gut endlich wieder mit jemanden fachsimpeln zu können. Jemand, der in seinem Alter war und nicht dauernd beobachtet werden musste.
Amandas Gesichtszüge entglitten.
"Er kann nicht hierbleiben!", raunte sie Jael zu, ihr Blick war flehend. "Das ist ungerecht! Dann will ich auch hier bleiben!"

Thomas drehte sich währenddessen wieder zu Emlyn.
"Natürlich! Es ist wirklich gut, es lohnt sich. Ich finde bestimmt eins, dass ich noch nicht kenne. Hier gibt es so viele Bücher... das habe ich wirklich vermisst. Ich liebe gute Bücher."
Er lächelte selig.

"Jaaa, ich bin auch eine ziemliche Leseratte!", gestand Emlyn lachend, "ich hab schon als Kind immer heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gesessen, damit mein Dad nicht meckert, dass das Licht die ganze Nacht brennt!"

Thomas fiel in das Lachen ein und nickte wissend.
"Ich musste immer warten bis meine Großeltern geschlafen haben, die haben mir sämtliche Taschenlampen weggenommen, weil ich morgens immer über meinem Frühstück eingeschlafen bin! Zum Glück schnarcht Opa immer so laut, dass man sofort merkt, wann die Luft rein ist!", gestand er lachend. Seine Augen strahlten bei der Erinnerung fröhlich auf. Seine Großeltern waren fantastische Menschen.

"Um was zu tun? Ihnen beim Reden zuzuhören? Wohl kaum", lachte Jael.
"Du wirst dich zu tode langweilen und nur auf dumme Gedanken kommen. Und wenn du", er stubste ihr mit dem Finger auf die Brust. "Das Haus abreißt, dann bekomm ich den Kopf abgerissen. Na komm, sonst muss ich mir wirklich noch eine Leine für dich besorgen."
Als er an ihr vorbei ging, klopfte er ihr leicht auf den Kopf und hielt ihr dann die Tür auf.