Vampire-Das RPG II

"Jaaa, kenn ich!", lachte Emlyn, "ich bin manchmal in der Schule während des Diktats eingeschlafen. Einmal auf dem Papier, dann hatte ich den halben Text als Tintenabdruck im Gesicht." Sie deutete auf ihre Wange und grinste. "Aber ich war eh nie so der "Aufsätze und Diktat-Mensch". Aber dafür hab ich in der vierten Klasse mit Begeisterung meinen Regenwurm seziert!" Sie spielte verlegen mit einer zerwuschelten Haarsträhne. "Ich war eben schon immer ein bisschen komisch..."

"Das ist doch noch gar nichts!", lachte Thomas und fuhr sich kurz durch die kurzen Haare. "Ich habe aus purer Neugierde mit 11 ein Rinderherz geklaut, das meine Oma für unseren Besuch zum Essen zubereiten wollte, und als alle mit Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer saßen, bin ich mit der Aorta in der Hand und total blutverschmierten Klamotten reingerannt. >Ich hab sie gefunden, Oma! Guck mal! Das ist die Aorta!<. Irgendwie war der Besuch nicht ganz so begeistert wie ich."
Grinsend fuhr er sich über die Nase und blinzelte vergnügt.

Amanda sah Thomas entgeistert an. Die Geschichte hatte er ihr gar nicht erzählt, obwohl er wusste dass sie solche Erzählungen liebte! Mit gesenktem Blick schlich zu hinter Jael her.
"Das ist wirklich ungerecht", wiederholte sie, während sie Jael einen verletzten Blick aus großen Augen zuwarf. "Ich bin doch kein kleines Kind mehr."

"Okay, das kann ich nicht toppen!", erwiderte Emlyn lachend, "aber ich glaube, dass der "Schlachterkurs" bei uns was für dich gewesen wäre!" Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um ein albernes Kichern zu unterdrücken. "Der Dozent hatte Kontakte zum Los Angeles Zoo und wir bekamen ab und an auch mal einen exotischen Tierkadaver auf der Seziertisch. Das Extrembeispielt war ein Nilpferd! Wie wir geguckt haben!"

"Genau deswegen kannst du bestimmt auch mal fünf Minuten ohne Thomas, nicht wahr?", meinte Jael und legte Amanda beruhigend die Hand auf die Schulter.
"Ich wette mit dir, dass du nachher mehr zu erzählen hast als er."

"Ein Nilpferd? Ehrlich? Ein ganzes? Wow! Jetzt... bin ich tatsächlich neidisch! Verdammt, warum musste ich auch sterben, bevor wir zum Aufschneiden gekommen sind?!"
Er lachte ausgelassen und erwischte sich dabei den Gedanken an sein neues Leben nicht mehr ganz so bitter zu finden, wie im vergangenem Jahr. Wie es aussah, musste er nicht ganz so viel aufgeben, wie er vorerst gedacht hatte.

Amandas Gesicht hellte sich etwas auf, als sie zu Jael hochsah.
"Ehrlich? Versprochen?", murmelte sie leise, doch schon schlich sich ein erwartungsvolles Grinsen auf ihr Gesicht.

"Ich hoffe, dass ich mein Studium bald fortsetzen kann, aber ich muss wohl noch etwas warten...", seufzte Emlyn, "Michael meinte, dass ich mit einer neuen Identität vielleicht an einer anderen Uni jetzt schon weitermachen könnte. Das wäre ja nicht schlecht...nur rumsitzen ist aus Dauer auch keine Lösung." Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie damit die nachdenkliche Stimmung abschütteln.
"Sag mal, wie lange bist du schon Vampir....Thomas? War das richtig?" Sie sah ihn vorsorglich entschuldigend an und verfluchte innerlich ihr schlechtes Namensgedächtnis.

"Garantiert", meinte er gespielt ernst, versprach ihr aber lieber nichts, sie würde ihn nur beim Wort nehmen. "Was für ein durchtriebenes Mädchen", dachte er belustigt und öffnete dann die Tür zu dem Raum, in dem Casey immernoch bei seinem Bruder saß und Damion sich mittlerweile angeschlossen hatte.

Thomas zuckte beim Wort Vampir unmerklich zusammen, es erschreckte ihn immernoch und war selbst nach dem Jahr nicht weniger befremdlich.
"Ungefähr ein Jahr.", gab er offen zu. "Habe ich richtig verstanden, dass du noch nicht sehr lange Va...mpir bist? Übrigens hört sich das mit der geheimen Identität echt spannend an... geht das denn so einfach?"

Als Amanda die Fremden entdeckte, strahlte sie ein für alle Mal wieder auf.
"Hallo!", rief sie munter in die Runde. "Ich bin Amanda! Ich darf Jael heute helfen!"

Emlyn errötete, dank der frischen Blutzufuhr, und sah betreten zu Boden. "Ich bin vielleicht eine knappe Woche Vampir...", murmelte sie schließlich, "und ich weiss auch nicht genau, wie das mit der Geheimidentität geht. Michael hat das nur mal erwähnt, ich weiss eigentlich nichtmal, ob er das ernst gemeint hat, oder ob das ein Scherz war...." Sie lachte nervös.

Damion blinzelte, sah Jael an, dann wieder Amanda und runzelte schlussendlich die Stirn.
"Seit wann gabelst du Kinder auf der Straße auf?", fragte er sarkastisch und wusste gar nicht, wie dicht er getroffen hatte.
Casey grinste ein wenig, schaute aber ähnlich erstaunt aus der Wäsche.
"Ich wusste gar nicht, dass du einen so spannenden Tagesablauf hast, dass du auch noch Hilfe brauchst."

Amanda plusterte sich empört auf und reckte trotzig das Kinn nach vorne, während sie Damion fixierte.
"Ich bin kein Kind mehr! Ich bin schon 18 und ich kann ja auch nichts dafür, dass ihr alle schon so alt seid!", erklärte sie schließlich mit einem frechen Grinsen.
Nach Caseys Kommentar drehte sie sich misstrauisch zu Jael um.
"Was arbeitest du eigentlich?", hakte sie vorsichtig nach.

Thomas lief gleich mit rot an. Mist! Jetzt war er mal wieder ins Fettnäpfchen getreten!
"Tut mir leid!", stammelte er verlegen, sah Emlyn jedoch nicht direkt in die Augen. "Ich wollte nicht... also ich... ich wollte dich in keine unangenehme Situation bringen. Oder dich an etwas unangenehmes erinnern."
Er hustete ein wenig verlegen und sah sich hilfesuchend nach Jael und Amanda um, doch die beiden schienen verschwunden zu sein. Na toll. Nie war Amanda da, wenn man sie brauchen konnte!

"Schon gut, du hast mich in keine unangenehme Situation gebracht!", sagte Emlyn schnell und verhaspelte sich beim Wort "Situation" mehrere Male. "Das kann ich auch ganz alleine...", murmelte sie verlegen und deutete auf die halbleere Blutkonserve neben Thomas. "Ähm...trinkst du das noch?"

Casey lachte, als er Amandas Einspruch hörte, während Damion mit hochgezogenen Augenbrauen das Persönchen musterte.
"Ich korrigiere mich, seit wann gabelst du vorlaute Kinder auf der Straße auf", meinte er dann trocken und sah Jael ein wenig herausfordernd an.
"Seitdem ich keine Lust habe noch mehr von deiner Sorte in meiner Nähe zu haben", gab Jael genauso trocken zurück und antwortete dann Amanda.
"Genaugenommen arbeite ich gar nicht."
Wie er allerdings erklären sollte, was er sonst den ganzen Tag tat, dass wusste er selbst noch nicht so genau.

Amanda zuckte gleichgültig mit den Schultern und schielte schließlich abwägend zwischen Casey und Damion her.
Grinsend sprang sie schließlich au Damions Schoß und blinzelte Jael aus unschuldigen Augen an. Ihr Grinsen war jedoch kokett.
"Dann kann ich ja die ganze Nacht mit euch spielen! Das wird lustig!"

Thomas lachte etwas verhalten und schüttelte den Kopf. Schnell reichte er den Rest der Konserve zu Emlyn herüber.
"Nein, du darfst gerne..."
Er nickte ihr auffordernd zu und sah schließlich höflich weg, damit sie in Ruhe trinken konnte.

Nachdem Emlyn die Konserve geleert hatte, mehr aus Verlegenheit als aus Hunger, lächelte sie Thomas dankbar an. Das ihre Zähne hier und da immernoch von einem dünnen, roten Film überzogen waren, bemerkte sie natürlich nicht.

Jael versteifte sich unmerklich, als er Damions Blick bemerkte, der eindeutig Beute sagte.
"Amanda und ihr guter Freund, Thomas, sind vorübergehend meine Protegés", sagte er leise, sodass es fast wie eine Herausforderung klang. Damion verstand den Wink und grinste breit.
"Schade. Solltest du mehr von denen finden", sagte er und nickte Amanda zu, während er die Hände hob um zu zeigen, dass er sie nicht anfasste. "Dann sag bescheid. Die machen bestimmt spaß."

"Pro.Te.Ges. Hört sich an wie ein Pokemon!", fachsimpelte Amanda laut, rutschte jedoch leicht schmollend von Damions Schoß. Wie enttäuschend!
"Was machen wir denn jetzt? Sitzen wir nur hier rum? Macht ihr das immer so? Habt ihr auch Wärmekissen? Können wir nicht was Lustiges machen?"
Sie sah die anderen mit leuchtenden Augen an und lächelte ihr entwaffnendstes Lächeln.

Als Thomas den leicht roten Film auf Emlyns Zähnen entdeckte, konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Automatisch wurde er ein wenig lockerer. Sie schien genauso unsicher wie er zu sein.
"Du hast da was!", kicherte er leise, während er sich mit der Zunge über die eigenen Zähne fuhr. "Es sei denn es war ein Vorrat für später, das mache ich natürlich auch immer so."

Emlyn schlug erschrocken die Hände vor den Mund und lief puterrot an. "Oh Gott, ist das peinlich...", murmelte sie leise, vergaß aber, dass sie wahrscheinlich trotzdem jeder im Raum ohne Probleme verstehen konnte.

Matthew lächelte unterdessen Jilian an, und nahm dann Natashas Tragekorb vom Tisch. "Wollen wir vielleicht ins Wohnzimmer gehen?", fragte er und wandte den Kopf zu William, "ich befürchte fast, wir stören hier ein wenig..." Er nickte kurz in Richtung von Emlyn und Thomas, die sich gegenseitig mit angeblichen Fettnäpfchen übertrumpften.

"Natürlich" Jilian nickte, wobei sie ihren Blick lächelnd senkte und die Küche verließ, gefolgt von Matthew, der sich nicht die Mühe gab sein amüsiertes Grinsen zu verbergen. War ja im Grunde nichts dabei.

"Nein, das ist doch nicht peinlich. Mir passiert das auch dauernd.", erklärte Thomas sofort, während er abwehrend die Hände hochhob. Matthews Spruch half nicht umbedingt, um die Situtation leichter zu machen und so brach Thomas in nervöses Lachen aus, als die anderen die Küche verlassen haben.
"Wow, wir haben sie alle vertrieben! Ich glaube wir haben ein geheimnisvolles Talent!"

Amanda seufzte schwer und ließ die Schultern fallen, als niemand über ihren Scherz lachte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es doch nicht so spannend werden würde. Mit hängendem Kopf ließ sie sich auf einen freien Stuhl plumpsen.
"Okay, dann bleib ich ruhig hier sitzen während ihr euch anstarrt", murmelte sie schmollend, schlang die Arme um ihre Knie und stütze den Kopf darauf ab.

"Das geheimnisvolle Talent ist die Eigenschaft, zu jeder Zeit Fettnäpfchen ausfindig zu machen und dann mit beiden Beinen hinein zu hüpfen!", erwiderte Emlyn und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, wobei ihre Zähne diesmal komplett blutfrei waren.

Matthew stellte Natashas Tragekorb behutsam ab und nahm seine Tochter dann heraus, da sie leise quengelte. "Shh, schon gut!", sagte er und wiegte sie behutsam im Arm.

"Das hätte ich nicht besser ausdrücken können!", lachte Thomas munter. "Wir sollten uns einen Namen ausdenken und als Superhelden durch die Straßen ziehen. Wir würden die Welt von bösen Fettnäpfchen befreien, weil wir selbst in sie treten!"

"Äh... Matthew" William trat an ihn heran, während Jillian sich eben entschuldigte und den Raum verließ um etwas aus ihrem Zimmer zu holen.
"Ich... wollte mit dir noch über etwas reden. Bzw. über jemanden..."
Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich seufzend gegen eine Wand. "Es geht um Hailey..."

Matthew horchte auf und wandte sein Gesicht William zu. "Was ist mit Hailey?", fragte er, und auch, wenn er sich darum bemühte, neutral zu klingen, so war die dahinter liegende Neugier nicht zu verkennen.

"Sie... ich würde dir raten, vorsichtig bei ihr zu sein. Sie hat... einen... bestimmten Ruf... bei bestimmten Leuten, weißt du" William seufzte und überlegte, wo genau er anfangen sollte. "Wie lange kennst du sie schon?", fragte er, nachdem er sich entschieden hatte in welche Richtung er gehen wollte.