Vampire-Das RPG II

Thomas räusperte sich und fuhr sich fahrig durch die Haare. Er hatte Probleme sich auf etwas zu konzentrieren und mittlerweile zitterten seine Hände wie unter Entzug. Er ballte sie zu Fäusten, damit es nicht auffiel.
"Danke, dass SIe sie nach Hause gebracht haben. Sie müssen ja denken, ich... also... tut mir Leid. Ich würde mich gern erkenntlich zeigen, also falls Ihnen etwas einfällt..." Er lächelte aufrichtig. Mittlerweile war er sich ziemlich sicher, dass Jael auch ein Vampir war.

Amanda lachte ausgelassen und boxte sowohl Thomas als auch Jael locker gegen die Schulter.
"Mann ey, ihr beide seid echt wie alte Opas! Als ob ihr einen Stock im Arsch habt. Außerdem hat er mich nicht nach Hause gebracht, ich bin kein Kind mehr, ich hätte den Weg auch ganz alleine gefunden!"
Sie streckte Thomas die Zunge heraus.

Jael sah Amanda mit hochgezogenen Augenbrauen an und entschloss sich dazu ihren Kommentar zu übergehen, der den eh schon nervösen Thomas sichtlich noch nervöser machte.
"Es gäbe da wirklich etwas, dass Sie", er stockte einen Moment und korrigierte sich. "Ihr machen könntet. Diesen Keller verlassen und vor allem, etwas essen", sagte er und sah Thomas eindringlich an. Der Junge musste doch merken, dass er so nicht mehr lange aushielt.

"Nein, kommt nicht in Frage. Es wird bald hell, außerdem..." Thomas hatte Schwierigkeiten seine Stimme nicht vor Zorn beben zu lassen, die Worte waren mehr ein durch die Lippen herausgepresstes Knurren. "... außerdem ernähren wir uns nicht wie ihr."
Er ließ das letzte Wort so abfällig klingen, als würde ihm alleine die Aussprache wehtun.
"Tommy!", fiel Amanda ihm vorwurfsvoll ins Wort, während sie ihn mit der ganzen Strenge einer 18-jährigen ansah.

Jael konnte sich nur mit mühe ein Lachen verkneifen, da stand doch tatsächlich ein Kind vor ihm um ihm zu drohen. Wenn er nicht gewusst hätte, das Thomas in seinem gegenwärtigen Zustand kaum zurechnungsfähig zu nennen war, wäre er wohl wütend geworden. So empfand er die Szene nur als ein wenig Surreal und belustigend.
"Glaub mir, ich bräuchte euch nicht zu bitten", meinte er mit einem kleinen Schmunzeln. "Und ich weiß nicht wofür du uns hällst, aber ich bezweifle, dass wir auch nur halb so unzivilisiert sind, wie du dir vorstellst", fügte er dann ruhiger hinzu.

Thomas fühlte eine neue Welle der Wut in sich aufsteigen, als er das Schmunzeln auf Jaels Gesicht entdeckte.
"Ach ja? Unzivilisiert genug um ein 17-jähriges Mädchen in einer dunklen Gosse zu überfallen und zu verwandeln!", schnaupte er sauer, versuchte allerdings sofort sich zusammen zu reißen.
Amanda dränte sich vor Thomas und sah Jael höflich an.
"Egal was es ist, wir nehmen es danken an.", sagte sie strahlend. In ihren Augen leuchtete Anerkennung. Sie selbst traute sich nicht oft gegen Thomas anzugehen.

Der Junge lief wirklich auf dem Zahnfleisch, dachte Jael und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Wenn Thomas nicht unmissverständlich klar gemacht hätte, wie sehr es ihm zuwider war, dass Vampire Menschen angriffen, dann hätte er ihn sofort mit auf eine Jagd geschleppt. Was der Junge brauchte war endlich wieder was ordentliches und, da das selber Jagen flach fiel, blieb wirklich nur das Versammlungshaus und die Konserven, die da lagen.
Jael blinzelte Amanda freundlich zu und fasste die beiden dann an jeweils einem Arm, um sie aus dem Keller zu bugsieren. Dabei hielt er Thomas wesentlich härter fest, als es nötig gewesen wäre, aber er wollte kein Risiko eingehen. Das wirklich letzte, dass sie jetzt gebrauchen konnten, war ein durchgeknallter Vampir in den Straßen von L.A.
"Ich kenne da einen netten Ort", meinte er und schob sie vor sich her.

Als sie vor einem großen Stadthaus hielten, schnaubte Thomas verächtlich auf und warf Jael einen süffisanten Blick zu.
"Und das soll was sein? Die Tafel für mittellose Vampire?", fragte er sarkastisch, während er sich in der Gegend umsah. Es wirkte wirklich einladend und freundlich, was ihn überraschte.
Amanda war schon längst fröhlich die paar Stufen heraufgesprungen und wartete ungeduldig vor der Tür.
"Na kommt schon! Nicht so langsam!! Na los!", rief sie ungeduldig.

"Das", sagte Jael und legte sehr viel Betonung auf dieses Wort. "Ist das Versamlungshaus der Superiors, der so ziemlich größten Vampirgruppe in L.A. Also reiß dich zusammen, wenn du dort drinne bist."
Eine leise Rüge schwang in den Worten mit, als er Thomas die Treppe hoch schubste, hinter Amanda her, die atemlos an der Tür wartete. Ohne viel umschweife brachte er die beiden in die Küche und ließ Thomas erst los, als er aus dem Kühlschrank ein paar Konserven holte und auf den Tisch legte.
"Guten Apetit", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.

Thomas ließ ein gehässiges Lachen hören, als er das Wort >Superior< hörte.
"Ach, seid ihr sowas wie die Power Ranger? Habt ihr auch Kostüme?", murmelte er verächtlich, allerdings so leise, dass es kaum hörbar war. Trotzdem summte Amanda sogleich das Titellied.
Als Jael die Konserven auspackte, quietschte Amanda vergnügt und schnappte sich eine davon. Als sie sie leer getrunken hatte, hatten ihre Wangen ein leichtes Rosa angenommen und ihre Augen glänzten freudestrahlend.
"So viel besser als..." Sie hielt inne und taxierte Thomas, der sich wie ein Tier auf die Konserven gestürzt hatte und daran saugte, bis kein einziger Tropfen Blut mehr in ihnen war. Gierig schnappte er sich die zweite und leerte auch diese. Noch während er die dritte Konserve trank, wurden seine Gesichtszüge weicher. Die riesigen Schatten um seine Augen verschwanden und er sah um einiges gesünder aus. Nachdem er die leere Plastikhülle von sich gelegt hatte, musterte er den Boden mit größtem Interesse.
".... Danke", murmelte er leise und es war mehr als deutlich wie sehr er sich schämte so durchgedreht zu sein.

"Schon gut", meinte Jael beruhigend und legte Thomas kurz die Hand auf die Schulter.
"Wir hatten alle mal so eine Phase." Und immerhin musste man ihm zugestehen, dass er sich ziemlich gut unter Kontrolle gehabt hatte.
"Es ist noch mehr im Kühlschrank", bot er Thomas an und nickte in die Richtung, während er sich ein wenig in Gedanken an den Tresen lehnte. Jetzt hatte er die Streuner im Haus, aber was machte er jetzt mit ihnen? Einfach hier sitzen lassen ging schlecht, für den Tag würden sie eine Unterkunft brauchen. Und was würde er Matthew sagen? Entschuldigung, ich hab schon wieder Probleme auf der Straße aufgelesen?

"Nein danke, noch mehr und ich verhalte mich wie auf Heroin.", murmelte Thomas abwehrend, lächelte Jael jedoch ehrlich dankbar an. Amanda lachte laut los und sah Jael verschwörerisch an.
"Das stimmt wirklich, einmal hat er..."
"AM!", fuhr Thomas ihr dazwischen und starrte sie wütend an. Am kicherte leise und versteckte sich ein wenig hinter Jael.
"Tut mir wirklich Leid, dass ich so ausfallen geworden bin. Wenn Sie wollen, können wir sofort gehen, dann schaffen wir es bestimmt noch rechtzeitig zum Keller zurück.", bot Thomas höflich an. Er wollte wirklich niemanden zur Last fallen.

Jael sah ein wenig amüsiert zwischen den beiden hin und her. Sie erinnerten ihn immer mehr an zwei sich balgende Katzen, wobei Amanda eindeutig diejenige war, die es drauf anlegte.
"Nein, ihr bleibt. Jedenfalls heute, was nachher ist.. Ich kann hier nichts entscheiden, aber ich glaube nicht, dass man euch rausschmeißt. Jetzt müssen wir aber erstmal einen Platz für euch finden, wo ihr den Tag verbringen könnt."

"Juhu! Endlich wieder ein normales Haus! Nicht mehr diese muffigen Keller!", jubelte Amanda fröhlich, während sie Jael kurzerhand strahlend um den Hals fiel. "Ich bin so froh, dass ich dich nicht getötet habe!"
Thomas verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke und schickte Jael ein entschuldigendes Lächeln.
"Mir reicht ne Decke und ein kühler Fußboden.", sagte er schließlich schulterzuckend.

"Ich glaube das wäre dir auch äußerst schwer gefallen", meinte Jael lachend, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hatte und Amanda ohne größere Mühe wieder von sich wegschob.
Auf Thomas Kommentar hin schüttelte der lachend den Kopf.
"Das Amerikaner auch immer unbequem liegen müssen. Dadurch werdet ihr auch nicht zu Märtyrern. Ich bevorzuge wenigstens eine Decke zwischen mir und dem Untergrund auf dem ich schlafe. Kommt, sehen wir mal, was wir finden können."

"Mir macht das nichts aus. Wir haben im letzten Jahr nur in Kellern oder Garagen geschlafen.", gestand Thomas etwas verlegen. Er fuhr sich durch die Haare und musterte das große Haus. Plötzlich kam er sich ziemlich dumm vor. Er musste seine Sicht auf Vampire wohl ziemlich verändern.
"Ich würde sterben für ein weiches Bett!", seufzte Amanda derweil und sah Thomas strafend an, weil er immer darauf bestanden hatte sich irgendwo zu verstecken.
"Am, sei nicht so fordernd. Wir können froh sein, dass Mr. O’Coil....een uns hilft!", raunte Thomas ihr sofort belehrend zu. Dass er den Namen falsch aussprach, bemerkte er dabei nicht.

Jael verzog ein wenig den Mund, als Thomas seinen Namen verunstaltete.
"Nennt mich einfach Jael, das geht schneller", meinte er trocken und führte die beiden zu dem Zimmer, dass er bekommen hatte. Dort würden sie doch wohl bleiben können?
"Wenn es euch nicht stört, dass ihr zusammen den Tag verbringen müsst", meinte er, als er die Tür öffnete und die beiden in den Raum winkte. "Dann könnt ihr erstmal hier bleiben. Morgen sehen wir dann weiter."

Amanda quietsche laut los und sprang sofort auf das große Bett, dass sich im Zimmer befand.
"Kissen!! Echte Kissen! Wow!", rief sie fröhlich und warf sich in die weiche Decke. Thomas musterte zu gleichen Zeit eine große Kühltruhe, die mitten im Zimmer stand. Seine Hände ballten sich kurz zu Fäusten, als er überlegte, was darin sein könnte, doch dann versuchte er sich zu beruhigen. Wozu sollten sie Leichen hier aufbewahren?
"Wozu... wozu ist die?", fragte er also ruhig, während er Jael neugierig ansah.

"Zum schlafen natürlich", antwortete Jael verwundert, bis ihm aufing, das Thomas und Amanda davon wohl auch nichts wussten.
"Ah.. Nun ja. Vampire fühlen sich eben an kühlen Orten wohl und da es wirklich sehr unpraktisch ist ständig in irgendwelche Keller einzubrechen haben wir irgendwann angefangen Kühltruhen zu verweden", erklärte er mit einem Lächeln und zuckte mit den Schultern.

"Kühltruhen? Zum... schlafen?", wiederholte Thomas entgeistert, während er zwischen der Kühltruhe und Jael hin und her sah, als hätte man ihm gerade eröffnet dass die Erde doch eine Scheibe war. Särge, okay. Damit hätte er vielleicht gerechnet. Aber Kühltruhen?
"Darf ich?", fragte er neugierig und deute auf das weiße Gerät. Als Jael lächelnd nickte, trat Thomas darauf zu und öffnete es. Als er tatsächlich Kissen und Decke darin entdeckte, entuhr ihm ein Lachen.
"Kühltruhen!"

Amanda war mittlerweile schon in die Decken eingekuschelt und schlief geräuschvoll. Sie hatte nicht einmal daran gedacht sich die Schuhe auszuziehen. Es war wirklich mehr als deutlich, dass sie aus Sorge um Thomas seit Tagen nicht geschlafen hatte.

Jael schüttelte schnaubend den Kopf. "Amerikaner", dachte er und ging wieder zur Tür.
"Einen geruhsamen Tag, und, pass auf, dass sie nicht abhaut, wenn sie wach ist. Um Gottes Willen, bitte keine Erkundungsversuche auf eigene Faust, ja?", sagte Jael eindringlich, während er schon in der Tür stand.

Während Amanda bereits laut schnarchte, sah Thomas noch eine Momente Jael hinterher. Was für eine merkwürdige Wendung...
Kopfschüttelnd ging er auf Amanda zu, zog ihr die Schuhe von den Füßen und deckte sie ordentlich zu. Ob ihr nicht zu warm war? Nachdenklich sah er zu der Kühltruhe... ob er wirklich...?
Knappe fünf Minuten später lag er in der geschlossenen Kühltruhe, ein kindliches Lächeln auf dem Gesicht. Ja doch, diese Dinger hatten was für sich... und dann holte ihn die Erschöpfung der letzten Tage ein.

Jael kvatierte sich kurzerhand bei Casey ein, der zu seinem erstaunen schon wieder schlief, und bemerkte zum ersten Mal an diesem Tag, dass er Damion schon länger nicht gesehen hatte. Nun, das würde warten müssen. Für einen Tag war genug passiert und Damion war groß genug um auf sich selbst aufzupassen.

NEUE NACHT

Kaum war es dunkel, war Jael auch schon wieder auf den Beinen und verließ den Raum. Um Casey musste er sich später kümmern, erstmal musste er Matthew finden. Als er aus der Tür trat währe er beinahe gegen Damion gerannt.
"Hoh, wo bist du denn in Gedanken?", fauchte der erschrocken und machte einen Satz rückwärts.
"Nicht hier", meinte Jael zerstreut und entschuldigte sich bei Damion.
"Wo bist du eigentlich gewesen?", fiel ihm dann ein und er musterte Damion mistrauisch.
"Nicht da wo du denkst", fauchte Damion ungehalten zurück. Jael seufzte, dafür hatte er jetzt keine Zeit.
"Schön. Wenn das alles war, ich hab da noch was zu erledigen", meinte er und schob sich an Damion vorbei den Gang hinunter.
Damion knirschte leise mit den Zähnen und sah ihm wütend nach.
"Dann nicht!"

Auch wenn Matthew nicht wirklich geschlafen hatte, war er nicht im Geringsten müde. Mit einem leichten Lächeln saß er neben Natashas Kinderbettchen, um bei jedem kleinsten Geräusch aufzuspringen und besorgt auf alles Verdächtige zu horchen. Doch bis auf leises Gebrabbeln beziehungsweise Kichern hatte Natasha nichts von sich gegeben. Als sie jedoch am Morgen aus Hunger zu weinen begann, war Matthew leicht überfordert. Trank sie nun Blut? oder doch Milch?

Thomas verließ auf Zehenspitzen sein Zimmer und schaute sich schuldbewusst um. Als keiner sah, schlich er den Gang entlang, auf der Suche nach einem Badezimmer. So ungepflegt wollte er nun wirklich keinen fremden Menschen unter die Augen treten.

Amanda seufzte leise und kuschelte sich in die Decke ein.
"Noch fünf Minuten, Noah... Es ist noch dunkel...", murmelte sie leise im Halbschlaf.

Auch Emlyn war mittlerweile aufgewacht und genoss gerade eine heiße Dusche. Zumindest fühlte es sich so noch halbwegs so an, als hätte sie warme Haut. Als sie mit einem Handtuch um den Körper geschlungen aus dem Bad kam, dampfte ihr Körper und sie schlüpfte mit zufriedenem Grinsen in einen ausgeblichenden Jogginganzug ihrer Alma Mater. Auf ihrem Bett hatte sie ihre Biologielehrbücher ausgebreitet, nun hatte sie drei Tage gehabt, sich an das untote Leben zu gewöhnen, Zeit, das untote Hirn ein bisschen zu fordern!

Matthew suchte unterdessen in seiner Küche nach irgendetwas, das er Natasha geben könnte. Da er jedoch seit etwa 283 Jahren keine Milch mehr getrunken hatte, befand sich natürlich auch keine in seiner Wohnung. Und so bemühte er sich schließlich, eine Blutkonserve in ein gläsernes Babyfläschen umzufüllen und dann, in Ermangelung besserer Ideen, in der Mikrowelle auf Körpertemperatur zu erwärmen.